Herodianischer Tempel

Herodianischer Tempel
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Rekonstruktion im Modell des Israel Museums in Jerusalem
Rekonstruktion im Modell des Israel Museums in Jerusalem
Rekonstruktion des herodianischen Tempels – von Südosten gesehen

Der Herodianische Tempel in Jerusalem war das religiöse und Nationalheiligtum Israels um die Zeitenwende. Er lehnte sich an die biblischen Berichte (1 Chr 22-29) über den Salomonischen Tempel an, soll diesen aber an Pracht noch übertroffen haben. Im Verlauf des judäischen Aufstands der Jahre 66 bis 70 wurde er zerstört.

Im Gegensatz zu anderen Völkern und Religionen hatte das antike Judentum bzw. die Israeliten nur ein vollwertiges Heiligtum, wie es dem alttestamentlichem Verständnis des Eingottglaubens entsprach. Als eigener Tempelbau konnte es jedoch erst nach der israelitischen Landnahme im Heiligen Land der Verheißung (Kanaan, heutiges Palästina) errichtet werden. Sein erster großer Bau am Jerusalemer Berg Moria geht auf König Salomo zurück, seine Wiedererrichtung auf Herodes den Großen.

Vorher (im vorangehenden 2. Jahrtausend) war das Heiligtum nach dem Auszug aus Ägypten zunächst die transportable Bundeslade – untergebracht im „Zelt der Begegnung“, später auch als Tabernakel bezeichnet. Als „Stiftshütte“ (etwa 5 × 5 Meter) oder als Zelt-Tempel mit einem großen Vorhof und Brandopfer-Altar erhielt sie später im zentral gelegenen Schilo bzw. der südisraelitischen Stadt Hebron einen dauernden Standort. Nach der Eroberung Jerusalems (Hauptstadt der Jebusiter) unter Joshua und der Etablierung des Königtums wollte schon König David dem Herrn einen „festen Tempel“ errichten, doch nach einer Prophezeiung tat dies erst sein Nachfolger Salomon.

Inhaltsverzeichnis

Erster Tempel, Nebentempel und die Zerstörung um 600

Dieser Tempel, der Salomonische Tempel, wurde – laut 1 Kön 5,15-6,38 EU, und 2 Chr 1,18-5,1 EU; es gibt dafür kein einziges archäologisches Zeugnis – unter König Salomo zur Ehre und Anbetung des einen Gottes JHWH am Tempelberg Moria von Jerusalem errichtet und nahm fast dessen gesamte Kuppe ein. Wo sich in seiner Mitte gemäß einer Überlieferung das Grab Abrahams befindet, steht seit der moslemischen Eroberung 637 der Felsendom.

Der Zentralbau des Salomonischen Tempels maß 60 × 30 × 20 Ellen und war mit seinen umgebenden Gebäuden und Höfen als einziges legitimes Heiligtum Israels ein unübersehbares Sinnbild für die Anwesenheit Gottes im Zentrum des Volkes Israel. Er wurde von den besten damaligen Künstlern aus Phönizien in 7 Jahren errichtet und bestand von 957 v. Chr. bis zu seiner Zerstörung 586 v. Chr. durch Babylons Heer unter Nebukadnezar II. Er ist in seiner Größe und Kunstfertigkeit im 1. Buch der Chronik in den Kapiteln 22–29 detailliert beschrieben.

Neben diesem berühmten Tempel zu Jerusalem gab es noch die „Höhen“: Heiligtümer und Kultstätten der Kanaaniter und einiger israelitischer Stämme auf einigen Hügeln, welche in der Bibel als nicht legitim gelten und oft kritisiert wurden. Das Nordreich Israel hatte unter den Omriden weitere Stätten (sogar des Baal), und seine späteren Erben insbesondere den Tempel der Samaritaner auf dem Berg Garizim bei Sichem, nahe dem heutigen Nablus. Dieser De-facto-Polytheismus und seine Untreue gegenüber JHWH war nach dem Urteil einiger Propheten und Prophetinnen auch die Hauptursache für den Zusammenbruch der beiden Reiche Israel und Juda.

Tempel nach dem jüdischen Exil

Nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 586 v. Chr. durch Nebukadnezar II. und dem darauffolgenden babylonischen Exil – dem 100 Jahre zuvor der Untergang des Nordreiches durch die Assyrer vorangegangen war – war der Tempelberg Moria längere Zeit eine Ruinenstätte.

Erst als der hauptsächlich wirtschaftlich starke Teil des jüdischen Volkes unter dem Perserkönig Dareios I. aus Babylonien nach Kanaan zurückkehrte, errichteten die Rückkehrer einen vorläufigen „zweiten Tempel“, der nach Serubbabel benannt und um das Jahr 516 v. Chr. vollendet wurde. Er war zwar vermutlich an derselben Stelle, doch einfacher gebaut, und vor allem war das Allerheiligste leer und die Bundeslade verloren. In der Makkabäerzeit wurde der zweite Tempel durch Antiochos IV. (etwa 170 v. Chr.) geschändet, doch wiederhergestellt und zu einer Festung erweitert.

Herodes' Neubau des Tempels

Für Herodes den Großen war dieser Zustand unerträglich. Er ließ 21 v. Chr. den Tempel völlig umgestalten und in eine äußerst prächtige Form griechischen Stils bringen. Flavius Josephus berichtet, dass diese riesige Tempelanlage ein volles Stadion (meist etwa 180 bis 200 Meter) im Quadrat maß, also fast vier Hektar.

Wo die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – in den vier Büchern des Neuen Testaments – vom „Tempel“ berichten, ist dieser herodianische Bau gemeint. An einer Bibelstelle (Lk 19,41-48) weint Jesus bei der Prophezeiung, dass von diesem Heiligtum und der ganzen Stadt Jerusalem kein Stein auf dem anderen bleiben werde.

Zerstörung im Aufstand 70 n. Chr.

Im Jüdischen Aufstand gegen die römische Unterdrückung, der 66 n.Chr. begann, war der Tempelberg Moria im Jahr 70 die letzte Verteidigungsmöglichkeit der Juden und wurde schließlich völlig zerstört. Nach Ansicht mancher Historiker haben die Juden selbst die Hölzer des Tempels in Brand gesteckt, um seine Entweihung zu verhindern.

Von dem gesamten, mehrere Hektar großen Areal und dem herodianischen Tempel blieb nur die Westmauer erhalten, die heute die wichtigste Anbetungs-Stätte des Judentums ist. Wegen der beim Gebet üblichen Körperbewegungen und Gesängen erhielt sie im allgemeinen Sprachgebrauch den eigentlich falschen Namen „Klagemauer“.

Nachfolgebauten unter Rom und den Kalifen

Nach der Zerstörung des Tempels und der gewaltsamen Zerstreuung der Juden in die ganze damalige Welt errichtete Rom einen Jupiter-Tempel, um einer allfälligen Wiederkehr der als religiös sehr beharrlich bekannten Juden bzw. von Zeloten vorzubeugen.

Später wurde am Tempelberg eine christliche Kirche errichtet, die in der Regierungszeit von Kaiser Julian Apostata wieder abgerissen werden sollte: Jüdische Gruppen planten 363, den Tempel wieder zu errichten, doch musste Julian den Plan wegen eines erneuten Perserkriegs zurückstellen. Er wurde später nicht weiter verfolgt.

Nach der Eroberung durch die arabischen Moslems (um 680) entstand 691 auf dem Tempelberg der islamische Felsendom. Er sollte das Grab Abrahams umgeben und allen drei abrahamitischen Religionen zur Verfügung stehen, was jedoch so nicht verwirklicht wurde. Wenn man heute dort stehenbleibt, um zu beten, wird man von den Aufsehern zum Weitergehen aufgefordert. Für Muslime ist es traditionell jene Stätte, wo der Prophet Mohammed auf seinem Pferd zum Himmel aufgefahren sein soll.

Einige Jahre nach dem kunstvoll überkuppelten Felsendom – um 710 – wurde im angrenzenden Nordwestteil des Tempelberges die Al-Aqsa-Moschee errichtet, die als drittgrößtes Heiligtum des Islam gilt. Orthodoxe Juden vermeiden es, auf den Tempelberg zu gehen, einerseits, um die moslemischen Heiligtümer nicht anzuerkennen, andererseits, um nicht unabsichtlich die frühere Stelle der Bundeslade mit Schuhen zu betreten. Wo sich das damalige Allerheiligste genau befand ist heute unbekannt, und Grabungen sind am ganzen Areal durch die islamische Verwaltung untersagt.

Literatur


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