Hermesvilla

Hermesvilla
Hermesvilla in der Vorderansicht
Die Hermesstatue
Hermesvilla in der Rückansicht
Brunnen im Hof der Villa

Die Hermesvilla ist ein Schlösschen im Lainzer Tiergarten, einem ehemals eingefriedeten Jagdgebiet in Wien. Der Name der Villa verweist auf eine Hermes-Statue aus weißem Marmor, die sich im Garten befindet. Kaiser Franz Joseph I. schenkte es der Kaiserin Elisabeth als „Schloss der Träume“. Heute wird die Hermesvilla für Ausstellungen des Wien Museums genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zum Bau der „Villa Waldruh“ – dem ursprünglichen Projektnamen – entschloss sich Kaiser Franz Joseph im Sommer 1881. Er ließ die Anlage 1882–1886 nach den Plänen des Architekten Karl Freiherr von Hasenauer für seine Frau Kaiserin Elisabeth errichten. Spätestens 1885 fiel die Entscheidung dem Schlösschen den Namen „Villa Hermes“ zu geben. Die Kaiserin selbst beauftragte den Berliner Bildhauer Ernst Herter mit der Gestaltung der Skulptur „Hermes der Wächter“, die im Garten aufgestellt werden sollte. 1886 war das Gebäude, inklusive aller Nebengebäude, wie zum Beispiel der Reitschule der Kaiserin, fertiggestellt. Zwischen 1887 und 1898 – dem Todesjahr Elisabeths – hielt sich das Kaiserpaar regelmäßig im späten Frühjahr zumindest einige Tage, meistens aber einige Wochen hier auf.

Im Zuge der weiteren Bauarbeiten befahl der Kaiser die Planierung sämtlicher Wiesen inner der Parforce-Planke und die Beseitigung der Maulwurfshügel, weil Ihre Majestät sonst hierorts nicht reiten könne. Am Ufer des nächstgelegenen Teiches im Lainzer Tiergarten wurde für die Kaiserin eine Badekabine errichtet, die heute nicht mehr erhalten ist. Die Straße zur Hermesvilla war eine der ersten Wiens, die eine elektrische Beleuchtung erhielt; im Jahre 1896 wurde die allerhöchste Villa mit der Central-Telephonstelle in Wien verbunden.

Nachdem die Hermesvilla während der russischen Besatzungszeit 1945–1955 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, erwachte 1963 – nach der Walt Disney-Filmproduktion Die Flucht der weißen Hengste – wieder das Interesse an dem Gebäude.

Durch die Privatinitiative namhafter Persönlichkeiten wurde die Villa ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende von 1968–1974 umfassend renoviert. Die erste Ausstellung im Jahre 1971 wurde als Österreichs Beitrag an der Weltjagdausstellung in Budapest eröffnet. Seither hat sich die Hermesvilla als Kleinod inmitten eines über 2500 Hektar großen Naturschutzgebietes bestens bewährt und stellt ein beliebtes Ausflugsziel in Verbindung mit Kultur, Geschichte und Sisi-Mythos dar

Inneres

Zur Innenausstattung gehören Gemälde von Hans Makart, Gustav Klimt und Viktor Tilgner.

Im ersten Stock der Villa befinden sich die Privatgemächer der Kaiserin. Ihre gymnastischen Übungen absolvierte die körperbewusste Sisi im Turnzimmer. Dieses war einst mit einem Schwebebalken, verschiedenen Strebestangen und Ringen ausgestattet. Die Wandmalerei im pompejanischen Stil zeigt diverse Sportarten und wurde von August Eisenmenger, Hugo Charlemont und Adolf Falkenstein ausgeführt.

Hinter dem Toilettezimmer liegt das Schlafzimmer. Im Gegensatz zu anderen Räumen sind im Schlafzimmer der Kaiserin zahlreiche Originalgegenstände erhalten geblieben. So stammte das riesige barocke Prunkbett noch aus der Zeit Maria Theresias und stand einst im Kaiserzimmer der Poststation Strengberg bei Amstetten. Die Wandmalereien nach Motiven aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ wurden nach Entwürfen von Hans Makart ausgeführt. Vom Schlafzimmer führt eine Wendeltreppe in das Erdgeschoss und in den Garten. Im Salon findet man das rekonstruierte Deckengemälde „Der Frühling“ von Franz Matsch, Gustav Klimt und Georg Klimt.

Im Stadterweiterungsfond sind zahlreiche Steinlieferungen dokumentiert, Sterzinger Marmor, Laaser Marmor und Wöllersdorfer Stein für Treppenanlagen im Hauptgebäude, härtester Mannersdorfer Stein, Almaser Stein, Lindabrunner Konglomerat, St. Margarethener Stein, sowie Kaiserstein aus Kaisersteinbruch wurden in Nebengebäuden verwendet.

Unmittelbar vor dem Schlösschen steht die Skulptur „Elisabeth“ von Ulrike Truger. Mit dieser Statue thematisiert die Künstlerin das Spannungsfeld von „Zwang – Flucht – Freiheit“, dem die Kaiserin ausgesetzt war. Die Skulptur aus Carrara-Marmor ist rund 2,5 Meter hoch und 6,5 Tonnen schwer. Mit ihrem Werk „Elisabeth: Zwang – Flucht – Freiheit“ wollte Truger ein Gegenbild zum gängigen Sisi-Klischee schaffen. Die drei Seiten der Skulptur stehen für die Ambivalenz ihrer Persönlichkeit, der Fächer für den Zwang, der Mantel für die Flucht und der Flügel für die Freiheit.

Stallungen

Die Stallungen der Pferde der Kaiserin sind im linke Flügel des Hoftraktes untergebracht. Die original Stalleinrichtung, wie die Trennwände der Boxen und (damals üblichen) Stände, sind heute noch zum Großteil vorhanden. Zwischen Boxen- und Anbindestall gibt es eine so genanntes „Rondeau“. Ein kreisrunder Bau im Durchmesser von 20 Metern in dem die Pferde bei schlechtem Wetter longiert werden konnten. Ab den 1950er Jahren bis im Jahr 2005 wurden diese Stallungen als Sommerstall für die Lipizzanerhengste der Spanischen Hofreitschule genutzt. Sieben Wochen wurden die Hengste im Sommer im herrlichen Tiergartengelände ausgeritten.

Literatur

  • Thomas Trenkler: Sisi in Wien. Auf den Spuren der Kaiserin Elisabeth. Verlag Ueberreuter, Wien 2005, ISBN 3-8000-7115-0.

Weblinks

 Commons: Hermesvilla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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