Hermannsdenkmal

Hermannsdenkmal
Das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald

Das Hermannsdenkmal befindet sich in der Nähe von Hiddesen südwestlich von Detmold in Nordrhein-Westfalen im südlichen Teutoburger Wald. Es wurde zwischen 1838 und 1875 nach Entwürfen von Ernst von Bandel erbaut.

Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius und die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter Führung von Arminius (Lateinisch, auf Deutsch: Hermann, Armin und auch Irmin [Alt-Niederdeutsch]) den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 eine entscheidende Niederlage beibrachten.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Das Standbild aus der Nähe, allein das Schwert ist 7 m lang

Der Bau ist vor dem Hintergrund der deutsch-politischen Situation des 19. Jahrhunderts zu sehen, in der der Begriff „Deutsch-französische Erbfeindschaft“ durch jahrhundertealte Konflikte geprägt war. Durch die Niederlagen gegen die Franzosen unter Napoleon Bonaparte und die politische Zersplitterung Deutschlands begann man zunehmend die nationale Identität in der germanischen Vergangenheit zu suchen. Mit der zeitgenössischen Wertung Arminius’ als eines ersten Einigers der „deutschen“ (eigentlich „germanischen“) Stämme bot sich diese Figur an, zumal die Arminius-Figur seit der Wiederentdeckung römischer Historiker durch den Humanismus im 16. Jahrhundert im deutschen Sprachraum bekannt war.

Nationaldenkmäler im 19. Jahrhundert

Die Errichtung nationaler Denkmäler wie der Walhalla (initiiert 1807, beginnend mit Hermann) in der Nähe von Regensburg oder ab 1877 des die Germania darstellenden Niederwalddenkmals bei Rüdesheim am Rhein, die zwar meist klassizistischen Stiles waren, jedoch germanische Themen aufgriffen, ist ebenfalls ein Resultat dieser Identitätssuche.

Andere Planungen und Entwürfe

Vor allem aufgrund des Erfolgs Friedrich Gottlieb Klopstocks Hermannsdramen gab es bereits im 18. Jahrhundert verschiedene Pläne, Denkmäler für Arminius zu schaffen. Nach dem Ende der Befreiungskriege gegen die napoleonische Herrschaft wurden diese wieder populärer. Bereits 1813 und 1814 trat beispielsweise Karl Friedrich Schinkel mit einem Denkmalsentwurf an die Öffentlichkeit. Kurz vor dem Baubeginn des Hermannsdenkmals reichte dieser 1839 gemeinsam mit Christian Daniel Rauch einen Konkurrenzentwurf ein, der allerdings von den meisten geldgebenden Hermannsdenkmalsvereinen abgelehnt wurde.

Standort

Das Hermannsdenkmal steht auf dem stark bewaldeten und 386 m hohen Teutberg in der darauf gelegenen Ringwallanlage, die Grotenburg genannt wird.

Der Erbauer Ernst von Bandel ging nach damaliger Forschungslage noch davon aus, dass die Varusschlacht im Teutoburger Wald stattgefunden habe. Die Wahl auf die Grotenburg fiel allerdings aus praktisch-ästhetischen Erwägungen. Der lippische Fürst wollte den Bauplatz nur unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass das Denkmal auf der Berghöhe errichtet würde, da es von hier aus weithin über Lippe sichtbar wäre. Mittlerweile ordnen die meisten archäologischen Fachwissenschaftler die Fundregion Kalkriese bei Bramsche in Niedersachsen als wahrscheinlichsten Ort der Schlacht ein.

Baugeschichte

Ernst von Bandel mit dem Kopf des Hermannsdenkmals in seiner Werkstatt in Hannover
Foto: Wilhelm August Degèle, vor 1872
Ernst von Bandels Wohnung am Hermannsdenkmal 1875

Mit dem Bau des insgesamt 53,46 m hohen Hermannsdenkmals wurde 1838 begonnen. Schon vor Baubeginn, aber auch in Folge des Baus entstanden überall in Deutschland Vereine, die erfolgreich Gelder für das Denkmal sammelten[1][2]. So berichtet etwa Heinrich Heine 1843 und 1844: „… zu Detmold ein Monument gesetzt; hab selber subskribieret.“ (Deutschland. Ein Wintermärchen, Caput XI).

1846 wurde der Sockel des Denkmals fertiggestellt. In der Reaktionsphase nach der Revolution von 1848 ruhte der Bau bis 1863. Es fehlte in dieser Zeit sowohl das finanzielle als auch das politische Interesse, den Bau weiter zu führen. Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) wurde das Denkmalsprojekt wieder populär. Sowohl der neue deutsche Reichstag als auch der Kaiser Wilhelm I. ermöglichten schließlich mittels Großspenden 1875 die festliche Einweihung des Baus.

Die Entstehung des Denkmals ist nicht von seinem Erbauer, dem Bildhauer Ernst von Bandel zu trennen. Dieser widmete sich zeitlebens dem Denkmalprojekt und versuchte insbesondere in der Zeit der Bauunterbrechung weitere finanzielle Unterstützungen für die Vollendung zu finden. Während der Arbeiten lebte Bandel zeitweise in einem unterhalb des Denkmals errichten Blockhaus, der „Bandel-Hütte“, die man auch heute noch besichtigen kann. Bandel konnte die feierliche Einweihung im Jahr 1875 noch erleben. Er starb 1876.

Der Unterbau

Detailansicht der Figur: Gut erkennbar sind die vernieteten Kupferplatten

Es handelt sich bei dem Denkmal um eine Kombination aus Bau- und Figurendenkmal. Der Unterbau des Hermannsdenkmals hat einen runden Grundriss, ist 26,89 m hoch und besteht aus roh behauenem Sandstein. Auf dem 2,20 m hohen Sockel schließen zurückgesetzt zehn Pfeiler (genauer Pfeilervorlagen) und zehn Nischen an. Die Schafte der Pfeiler haben eine hexagonale Form. Die Dienste der Kapitelle bilden Spitzbögen zum jeweils nächsten Pfeiler und Rundbögen zum übernächsten Pfeiler (Stilmix Gotik und Romanik). Über den Kapitellen schließt der rippenwulstartige Besucherumlauf an. Darüber wiederum eine Rundkuppel (typisches Moment der Herrscherrepräsentation) und auf einem weiteren kleinen Sockel die Figur des Hermann. Für den Bau des Sockelbaus wurden auch Steine der Grotenburg verwendet, so dass die prähistorische Fliehburganlage durch den Denkmalsbau weitgehend zerstört worden ist.

Die Figur

Die Figur hat eine Höhe von 26,57 m, besteht aus einer Eisenrohrkonstruktion, die Oberfläche jedoch aus Kupferplatten. Sie wiegt mitsamt der Standplatte, auf der sie befestigt ist, 42,80 Tonnen. Zu sehen ist eine überlebensgroße Figur mit antikisierender Rüstung und Flügelhelm. Der rechte Arm ist emporgestreckt und hält ein Schwert, das 7 m misst und ca. 550 kg wiegt. Der Schwertarm ist in Richtung Westen gestreckt; dies wird je nach Standpunkt als ein offensives oder defensives Mahnen in Richtung Frankreich interpretiert. Der linke Arm ist auf einen bauchhohen Schild gelehnt. Unter dem linken, leicht angewinkelten Bein liegen ein Adler (Aquila) sowie ein Rutenbündel (Fasces) mit Beil. Die Informationen über die Kleidung des Hermann dürfte v. Bandel den Werken des Tacitus entnommen haben. Auffällig ist, dass keine Stammeszeichen o. ä. an der Statue angebracht wurden.

Inschriften

Die Inschrift
„DEUTSCHE:EINIGKEIT:MEINE:STAERKE“
auf der Vorderseite des Schwertes
Bismarckstein am Hermannsdenkmal 1920

Das Schwert trägt die Inschrift:

DEUTSCHE:EINIGKEIT:MEINE:STAERKE
MEINE:STAERKE:DEUTSCHLANDS:MACHT

Auf dem Schild steht:

Treufest.

In den Nischen des Denkmals sind Sprüche, die erst nach der Reichsgründung von 1870/71 eingefügt wurden. Sie verbinden die Deutsch-französische Erbfeindschaft mit der germanisch-römischen Geschichte:

Der lang getrennte Stämme vereint mit starker Hand,
Der welsche Macht und Tücke siegreich überwandt,
Der längst verlorene Söhne heimführt zum Deutschen Reich,
Armin, dem Retter ist er gleich.
Wilhelm, Kaiser, 22. März 1797, König von Preußen, 2. Januar 1861. Erster Kaisertag, Versailles, 18. Januar 1871, Krieg 17. Juli 1870, Frieden 26. Februar 1871.
Am 17. Juli 1870 erklärte Frankreichs Kaiser, Louis Napoleon, Preußen den Krieg, da erstunden alle Volksstämme Deutschlands und züchtigten von August 1870 bis Januar 1871 immer siegreich französischen Übermut unter Führung König Wilhelms von Preußen, den das deutsche Volk am 18. Januar zu seinem Kaiser erkor.
Nur weil deutsches Volk verwelscht und durch Uneinigkeit machtlos geworden, konnte Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, mit Hilfe Deutscher Deutschland unterjochen; da endlich 1813 scharten sich um das von Preußen erhobene Schwert alle deutschen Stämme ihrem Vaterland aus Schmach die Freiheit erkämpfend. Leipzig, 18. Oktober 1813 – Paris, 31. März 1814 – Waterloo, 18. Juni 1815 – Paris, 3. Juli 1815.
Arminius liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum imperium lacessieret: proeliis ambiguus, bello non victus. (Tacitus, Annales: II, 88: Armin, ohne Zweifel Deutschlands (Germaniens) Befreier, der das römische Volk nicht in seinen Anfängen bedrängt hat wie andere Könige und Heerführer, sondern in der höchsten Blüte seiner Herrschaft: In Schlachten mit schwankendem Erfolge, im Kriege nicht besiegt.)

Denkmallandschaft auf der Grotenburg

In der Nähe des Hermannsdenkmals befindet sich auch ein 1895 errichteter Bismarckstein und eine Erinnerungstafel für die 1895 auf der Grotenburg erfolgte Gründung des CVJM. An der Stelle, wo bei der Einweihungsfeier von 1875 Kaiser Wilhelm I. saß, ist ebenfalls eine Erinnerungstafel angebracht. 1950 wurde vom Ostwestfälisch-Lippischen Friedensring eine Tafel mit der Inschrift „Deutsche Männer und Frauen bekennen sich anlässlich des 75jährigen Bestehens des Hermannsdenkmals einmütig zur Einigung der Völker durch den Frieden“ auf einem Findling direkt neben dem Denkmal angebracht.

Rezeptionsgeschichte

Die westliche Aussichtsplattform unterhalb des Denkmals

Die Ästhetik des Hermannsdenkmal ist im Licht der historischen Ereignisse während der von 1838 bis 1875 andauernden Bauzeit einzuordnen. In dem Denkmal spiegeln sich sowohl nationale und demokratische als auch nationalistische Ansätze wider. Noch bei der Feier zur Grundsteinlegung im Jahr 1841 sprachen beispielsweise die Festredner davon, dass Arminius „den Unterschied zwischen Herren und Sklaven, zwischen Bürger und Fremdling“ getilgt und auch die „übrigen Völker der Erde“ freigemacht habe. Hier ist das Denkmal somit nicht nur als Aufruf zur Einigung des deutschen Volkes (nicht der deutschen Fürsten!), sondern auch als Freiheitssymbol für alle Völker zu verstehen. Dieser national-liberale Rezeptionsstrang verlor allerdings im Laufe der Rezeptionsgeschichte seine Bedeutung gegenüber aggressiveren Tönen. Interessant ist auch die Verengung der ursprünglich großdeutschen Intention der Hermannsdenkmalbewegung zu einer explizit kleindeutschen, die sich vor allem in der Einweihungsfeier ausdrückte.

Hermann vs. Vercingetorix

Da die „Wiederentdeckung“ des Arminius Anfang des 19. Jahrhunderts als „Gründer der deutschen Nation“ in der deutschen Literatur im Kontext der Befreiungskriege gegen die napoleonische Herrschaft stand, hatte das Denkmal immer auch eine anti-französische Attitüde, die sich u.a. in den Nischensprüchen und der Wendung der Figur gen Westen (s.o.) ausdrückt. Deswegen kann man das Hermannsdenkmal auch im Zusammenhang mit den Vercingetorixdenkmälern in Frankreich sehen. Pläne zu einem Hermannsdenkmal wurden schon vor der Grundsteinlegung 1838 auch in der französischen Presse diskutiert. Es heißt, dass die etwa im selben Zeitraum erfolgte „Wiederentdeckung“ von Vercingetorix in Frankreich als Reaktion auf die Mythifizierung des Arminius in Deutschland nach 1813 und 1814 einsetzte. Napoleon III. stiftete 1865 das erste Vercingetorixdenkmal, das in Form und Inhalt dem Arminius ähnelt. Allerdings wurde Vercingetorix in Frankreich lange Zeit nicht wie Arminius als Nationalheld vereinnahmt.

Nach der deutschen Reichsgründung 1871 bekamen beide Figuren eine mehr und mehr aggressive Note. In ihnen vereinten sich die für jedes Land jeweils typischen Tugenden, während dem anderen diese gleichzeitig abgesprochen wurden (Held versus Krimineller).

Erst 1871, nach der französischen Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg, wurde die Gestalt des Vercingetorix ebenfalls zum „Gründer der Nation“ und in Abgrenzung zu Deutschland hochstilisiert. Während das Hermannsdenkmal jedoch den Sieg als dreifache Wiederholung der Deutschen über ihre Feinde verkörpert (9, 1813 und 1814, 1870 und 1871), verdeutlicht Vercingetorix die Niederlage gegen die Römer (52 v. Chr.); wesentliches Element der französischen Sinnstiftung ist aber ebenfalls der Kampf gegen einen Feind, der erstmalig als eine Nation geführt wurde. Mit der Niederlage jedoch hielt – aus Sicht vieler Franzosen – die Zivilisation in Frankreich Einzug, während Arminius und die Germanen im Barbarentum verblieben. Aus Sicht vieler Deutschen entstand jedoch mit der erfolgreichen Verteidigung der germanischen Kultur eine Kontinuität, die Deutschland im 19. Jahrhundert als Kulturnation, Frankreich aber als Staatsnation auftreten ließ.

19. Jahrhundert

Hermannsdenkmal um 1900
Wehrmachtssoldaten vor dem Denkmal, 1939

Im Kulturkampf war das Hermannsdenkmal ein beliebtes Symbol, um unter dem Motto „Gegen Rom!“ gegen den ultramontanen Katholizismus vorzugehen. Zur 1.900-Jahr-Feier der Hermannsschlacht überwogen SPD-feindliche Stimmen. War das Denkmal also ursprünglich als Mahnmal für die deutsche Einheit projektiert gewesen, entwickelte sich der Ort immer mehr zu einem Symbol der Ausgrenzung vermeintlicher „Reichsfeinde“. Im Laufe der Phase bis 1918 wurde das Denkmal zudem immer stärker in seiner Symbolik von der politischen Rechten besetzt. 1893 tagten am Denkmal Vertreter von Antisemitenparteien, auch völkische Gruppierungen entdeckten das „germanische“ Denkmal für sich.

20. Jahrhundert

Im Ersten Weltkrieg war das Denkmal ein beliebtes Motiv, um wieder gegen den „Erzfeind“ Frankreich bzw. nach dem italienischen Kriegseintritt gegen die „verräterischen Römer“ vorzugehen.

In der Zeit der Weimarer Republik versammelten sich fast monatlich Verbände aus dem rechtsextremistischen Spektrum auf der Grotenburg. Darunter waren Vertreter der Völkischen Bewegung, der DNVP, der frühen NSDAP und des Jungdeutschen Ordens. Allerdings versuchten die demokratischen Parteien wie SPD, DDP und Zentrum der rechtsradikalen Besetzung des Hermannsdenkmals entgegenzuarbeiten und mit der Entstehungsgeschichte des Denkmals an demokratische Werte wie Einheit und Freiheit zu appellieren. Obwohl das Denkmal im lippischen Landtagswahlkampf von 1933 als Wahlkampfmotiv der NSDAP eine große Rolle gespielt hatte, lehnte es der Propagandaminister Goebbels in der NS-Zeit ab, dem Denkmal den Status einer „nationalen Wallfahrtsstätte“ zu verleihen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg tat man sich im Umgang mit dem Denkmal schwer. Eine Entfernung der Nischensprüche wurde diskutiert aber schließlich abgelehnt. Bis Anfang der 1960er Jahre versammelte sich die FDP zum Gedenktag des Volksaufstands in der DDR zur Mahnung an Einheit und Freiheit am Denkmal. Selbst der DDR- bzw. KPD-nahe Bund der Deutschen warb in den 1950er Jahren mit dem Denkmalsmotiv, um für den Abzug der westlichen Besatzungsmächte und eine Einigung unter östlichem Vorbild zu plädieren. Seit den 1970er Jahren spielt das Denkmal zumeist nur noch für kleine rechtsradikale Splittergruppen eine gewisse propagandistische Rolle.

Heute soll das Denkmal im Sinne des Lippischen Landesverbands als „Mahnmal für den Frieden“ fungieren. Die 125-Jahrfeier im Jahr 2000 war von politischen Untertönen weitestgehend frei.

Fasst man die politische Symbolik des Denkmals zusammen, bot das Hermannsdenkmal in seiner Geschichte also ein breites Interpretationsspektrum: Vom aggressiv antifranzösischen, nationalistischen Symbol über die Ausgrenzung deutscher Katholiken, Juden und Sozialdemokraten bis zu einem Ort des friedlichen Appells an die Einheit Deutschlands und der Freiheit aller Nationen.

Tourismus

Blick vom Hermannsdenkmal in östliche Richtung
Rückansicht mit Denkmalseingang und Touristen auf dem Umlaufbereich des Sockels, 2007

Das vom Landesverband Lippe unterhaltene Hermannsdenkmal ist eine der bekanntesten deutschen Sehenswürdigkeiten. Es ist Ziel von jährlich mehreren hunderttausend Besuchern. Ebenso bekannt sind die benachbarten Externsteine, die häufig in Kombination am selben Tag besichtigt werden.

Der Umlaufbereich auf dem Sandstein-Sockel des Denkmals kann gegen Eintrittsgeld bestiegen werden. Von dort kann man eine 360°-Aussicht genießen. So blickt man über die Berglandschaft des Naturparks Teutoburger Wald / Eggegebirge, aber beispielsweise auch bis zum Habichtswald bei Kassel und zum Köterberg bei Höxter. Die Figur selbst kann zwar bestiegen werden, ist aber für die Öffentlichkeit geschlossen. Hierzu gibt es die Legende, dass einmal jemand aus dem Nasenloch gefallen sei und daraufhin die Figur für Besucher gesperrt wurde.

Wanderer erreichen das Hermannsdenkmal von Norden her kommend über den Hermannsweg und von Süden über den Eggeweg.

Mit dem Auto kann man bis zum Parkplatz am Denkmal fahren: Über die B 1 und die B 239 und zum Schluss über kleinere Nebenstraßen ist es durch gute Ausschilderung – Touristische Ziele und Hermannsdenkmal – einfach zu erreichen.

Das Hermannsdenkmal ist Startort des jährlich im April ausgetragenen Hermannslaufs, der über den Hermannsweg bis zur Sparrenburg nach Bielefeld führt und an dem etwa 7000 Läufer und Walker teilnehmen. Auch sonst ist das Hermannsdenkmal wichtiger Werbefaktor der Region. Um die Besucherzahlen zu verbessern, entstand im Frühjahr 1999 die Idee, den Hermann einzukleiden. Am 16. Juli 1999 legten die Initiatoren mit Hilfe eines Hubsteigekrans der Hermannsfigur ein riesiges, aus 130 m² Stoff gefertigtes blau-weißes Trikot des Fußballvereins Arminia Bielefeld an. Für diese Aktion erhielten sie 2001 den Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde.

Das Denkmal wurde spätestens mit dem Bahnanschluss Detmolds 1881 zu einem populären Ausflugsort. In den 1950er Jahren war es in Westdeutschland ein beliebtes Tagesausflugsziel, so dass die jährlichen Besucherzahlen teilweise die Millionengrenze überschritten. Nach einem kurzen Aufschwung direkt nach der Deutschen Wiedervereinigung 1989/90 gehen die Besucherzahlen seit Mitte der 1990er Jahre zurück.

Seit 2008 gehört das Hermannsdenkmal zur Straße der Monumente, ein auf Initiative des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig gegründetes Netzwerk deutscher Denkmale und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerks ist es „die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen.“[3]

Weitere Hermannsdenkmäler

Weniger bekannt ist der „kleine Bruder“ des Detmolder Hermannsdenkmals, das „Hermann Heights Monument“ in New-Ulm (Minnesota), das Ende des 19. Jahrhunderts auf Initiative deutscher Auswanderer errichtet wurde. Es handelt sich zwar nicht um eine exakte Kopie des Bandelschen Denkmals, aber um eine ähnliche Konzeption (runder Unterbau mit Figur). Das Denkmal ist erheblich kleiner als das Detmolder Denkmal und kann ebenfalls bis zur Galerie bestiegen werden. Im Jahr 1897 eingeweiht, konnte das Denkmal 1997 seinen hundertsten Geburtstag feiern; an dem großen Volksfest nahm auch eine Delegation aus Lippe teil.

Eine kleine Hermannsfigur steht seit 1909 nur rund 25 km vom großen Denkmal entfernt auf dem Dach eines Jugendstilhauses im katholisch geprägten Paderborn an der Detmolder Straße. Diese kleinere Figur blickt nicht nach Westen, sondern nach Nordosten in Richtung des Originals bei Detmold und stellt einen Kontrapunkt gegen dessen teilweise antikatholische Interpretation dar.[4]

Eine kleinere Version befindet sich in Hamburg. Im dortigen Miniatur-Wunderland steht im Örtchen Hermannsdorf das Hermannsdenkmal im Miniaturformat.[5]

Blick vom Hermannsdenkmal in Richtung Nordwesten über den Teutoburger Wald
Blick vom Bielstein auf das Hermannsdenkmal

Literatur

  • Andreas Dörner: Politischer Mythos und Symbolische Politik. Sinnstiftung durch Symbolische Formen. Opladen 1995, ISBN 3-531-12697-0.
  • Günter Engelbert (Hg.): Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal 1875–1975. Detmold 1975.
  • Roswitha Kaiser: Hermann: Denkmal, Pflege und Inszenierung. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe. 01/07. LWL, Ardey, Münster, 2007. ISSN 0947-8299, S. 13–18
  • Stephanie Lux-Althoff (Bearbeiterin): 125 Jahre Hermannsdenkmal: Nationaldenkmale im historischen und politischen Kontext. Lemgo 2001, ISBN 3-9807375-1-9.
  • Burkhard Meier: Das Hermannsdenkmal und Ernst von Bandel. Detmold 2000, ISBN 3-9806101-7-9.
  • Dirk Mellies: „Wir kämpfen unter Hermanns Zeichen bis alle unsere Feinde bleichen“. Die politische Rezeption des Hermannsdenkmals 1914–1933. in: Hermann Niebuhr und Andreas Ruppert (Bearbeiter): Krieg – Revolution – Republik. Detmold 1914–1933: Dokumentation eines stadtgeschichtlichen Projekts. Bielefeld 2006, S. 335–373, ISBN 3-89528-606-0.
  • Thomas Nipperdey: Nationalidee und Nationaldenkmal in Deutschland im 19. Jahrhundert. in: Historische Zeitschrift 206 (1968), S. 529–585.
  • Georg Nockemann: Hermannsdenkmal. (Lippische Sehenswürdigkeiten, Heft 3). 2. Auflage, Lemgo 1984, ISBN 3-921428-09-6 (formal falsche ISBN).
  • Imke Ritzmann: Ideengeschichtliche Aspekte des Hermannsdenkmals bei Detmold. in: Lippische Mitteilungen 75 (2006), S. 193–229.
  • Hans Schmidt: Das Hermannsdenkmal im Spiegel der Welt. Detmold 1975.
  • Charlotte Tacke: Denkmal im sozialen Raum. Nationale Symbole in Deutschland und Frankreich im 19. Jhdt.: Göttingen 1995, ISBN 3-525-35771-0, Digitalisat in der Google Buchsuche

Weblinks

 Commons: Hermannsdenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Hermannsdenkmal – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Das Hermanns-Denkmal - An die Bewohner des Fürstenthums Lippe, Detmold, 24. März 1838, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden
  2. Nachricht über das Hermanns-Denkmal, Detmold, 18. November 1838, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden
  3. http://www.lippisches-landesmuseum.de
  4. Weihestunde für den Hermann, Artikel über einen Vortrag anlässlich der 100-jährigen Geschichte der Paderborner Hermannsfigur in der Neuen Westfälischen vom 17. Dezember 2009.
  5. Artikel über den Miniatur-Hermann in Hamburg (abgerufen am 12. November 2009)
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  • Armin der Cherusker — Arminius (in einigen Quellen auch Armenius; * um 17 v. Chr.; † um 21 n. Chr.) war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann der Cherusker — Arminius (in einigen Quellen auch Armenius; * um 17 v. Chr.; † um 21 n. Chr.) war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen… …   Deutsch Wikipedia

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