Hermann von Berg

Hermann von Berg

Hermann Günter von Berg (* 29. März 1933 in Mupperg) ist ein deutscher Publizist und war Geheimdiplomat der DDR in den 1960er-Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von Berg trat 1946 der FDJ und 1950 der SED bei und war erster Sekretär der FDJ-Kreisleitung und Mitglied der SED-Kreisleitung Eisenach. Ab 1954 studierte er Ökonomie, Geschichte und Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig und war stellvertretender Leiter des Gesamtdeutschen Studentenrates der Universität sowie Mitarbeiter der Abteilung Internationale Beziehungen des Zentralrates der FDJ. Seit 1959 war er Dozent an der Fachschule für Außenwirtschaft Potsdam.

Ab 1962 war er Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen im Presseamt des Vorsitzenden des Ministerrates. Er führte Geheimverhandlungen mit Vertretern der Bundesregierung, der SPD und des Senats von Westberlin u.a. zur Vorbereitung des Passierscheinabkommens 1963–64, der Treffen zwischen Willi Stoph und Willy Brandt in Erfurt und Kassel 1970 und des deutsch-deutschen Grundlagenvertrages 1972. 1971 wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Seit 1966 war er Aspirant bei der Akademie der Gesellschaftswissenschaften des ZK der SED, nach der Promotion ab 1970 Dozent und ab 1972 Professor an der Sektion Wirtschaftswissenschaften Humboldt-Universität Berlin. Nach der Übergabe eines kritischen Artikels zur Führung der SED und zur nationalen Frage an das Magazin Der Spiegel, der als „Manifest des Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands“ veröffentlicht wurde, war er 1978 in Untersuchungshaft beim MfS und wurde 3 Monate verhört. Weitere kritische Äußerungen führten zu zunehmenden Behinderungen seiner Arbeit und Publikationsmöglichkeiten in der DDR.

Nachdem er 1985 illegal zwei Buchmanuskripte mit radikaler Kritik am Marxismus und dem Wirtschaftssystem der DDR an einen Kölner Verlag übergeben und einen Ausreiseantrag gestellt hatte, wurde von Berg vom MfS verhört und mit Haft bedroht, von der Humboldt-Universität zunächst beurlaubt und dann entlassen und nach Intervention westdeutscher Politiker und Vermittlung des Rechtsanwalts Wolfgang Vogel 1986 in die Bundesrepublik ausgewiesen.

1987 bis 1990 unterrichtete er an der Universität Würzburg, danach bis 1992 wieder an der Humboldt-Universität Berlin.

Schriften

  • Die Analyse. Die Europäische Gemeinschaft; ein Zukunftsmodell für Ost und West?. Bund-Verlag, Köln 1985, ISBN 3-7663-0942-0
  • Die DDR auf dem Weg in das Jahr 2000. Politik, Ökonomie, Ideologie; Plädoyer für eine demokratische Erneuerung. Bund-Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7663-0954-4 (zusammen mit Franz Loeser und Wolfgang Seiffert)
  • Marxismus-Leninismus. Das Elend der halb deutschen, halb russischen Ideologie. Bund-Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7663-3015-2.
  • Vorbeugende Unterwerfung. Politik im realen Sozialismus. Universitas-Verlag, München 1988, ISBN 3-8004-1177-6.

Literatur

  • Wir sind gegen die Einparteien-Diktatur. Das Manifest der ersten organisierten Opposition in der DDR. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1978, S. 21–24 (online).
  • Korruption, wohin man blickt. In: Der Spiegel. Nr. 2, 1978, S. 26–30 (online).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hermann Große-Berg — (* 2. Juli 1966 in Lingen) ist ein deutscher Theaterschauspieler. Leben Große Berg absolvierte nach seinem Abitur von 1987 bis 1991 eine Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. Dort schloss er 1991 mit dem Schauspieldiplom als… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Neuenahr der Ältere — Hermann Graf von Neuenahr (Nuenar, a Nvenare, de Nova Aquila[1]) (* 1482[2]; † 2. Oktober 1530 in Augsburg) war ein deutscher humanistischer Theologe, Staatsmann, Naturwissenschaftler und erzbischöflicher Kanzler der alten Universität Köln …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Barth — Portrait, aus Gesammelte Schrifte …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Baden-Baden — Hermann Markgraf von Baden Baden (* 12. Oktober 1628 in Baden Baden; † 30. Oktober 1691 in Regensburg) war Militär und Diplomat in kaiserlichen Diensten. Er war Feldmarschall und Hofkriegsratspräsident. Zuletzt war er Prinzipalkommissar beim… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Goch — (* 14. Jahrhundert; † 7. Mai 1398 in Köln) war ein deutscher Kleriker und Geschäftsmann in Köln. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Meyer — (1801 1869) Christian Erich Hermann von Meyer (* 3. September 1801 in Frankfurt am Main; † 2. April 1869 ebendort) gilt als Begründer der Wirbeltierpaläontologie in Deutschland. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Horn — Hermann von Horn, auch Hoorn, († 31. Januar 1156) war Bischof von Utrecht von 1151 bis 1156. Leben Hermann von Horn wurde 1136 zum Archidiakon in Lüttich ernannt, 1149 zum Probst der Basilika St. Gereon in Köln. Als Hermann von Horn 1150 den …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann von Neuenahr der Jüngere — Graf Hermann von Neuenahr und Moers, Standbild in Krefeld neben dem Hauptportal der Alten Kirche Hermann Graf von Neuenahr (Nuenar, a Nvenar, de Nova Aquila1, van Nieuwenar) und Moers (Mörß), Herr von Bedburg (Bedbur) (* 28. Oktober 15202 …   Deutsch Wikipedia

  • Ruprecht von Berg — Rathausfassade Passau v.l. Kaiser Ludwig der Bayer, Fürstbischof Bernhard von Prambach, Albert von Sachsen Wittenberg und Ruprecht von Jülich Berg Ruprecht von Berg (* um 1365; † 29. Juli 1394 in Padberg/Marsberg) war als Ruprecht Elekt… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Berg — Die Grafen von Berg Altena prägten den Anfang der Grafschaft Berg. Zu den ersten urkundlichen Nachweisen zählt eine Urkunde von Kaiser Heinrich IV. aus dem Jahr 1101, die Adolf I. von Berg als Grafen von Berg bestätigte. Stammsitz war Burg Berge… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”