Hermann Wallich

Hermann Wallich

Hermann Wallich (* 28. Dezember 1833 in Bonn; † 30. April 1928 in Berlin) war ein deutsch-jüdischer Bankier.

Wallich stammte aus einer im Rheinland ansässigen Familie. Nach dem Abschluss einer Banklehre in Köln arbeitete er ab 1854 fünfzehn Jahre lang für verschiedene französische Bankhäuser, zuletzt als Leiter der Shanghai-Niederlassung des Comptoir d'Escompte.

1870 wurde Wallich auf Empfehlung Ludwig Bambergers in den Vorstand der soeben gegründeten Deutschen Bank berufen. In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Deutsche Bank unter der Leitung Wallichs und Georg Siemens' zu einer der bedeutendsten Großbanken Deutschlands. Wallich war insbesondere für den Ausbau des Depositen- und Auslandsgeschäfts zuständig, während Siemens vor allem die Industriefinanzierung betrieb. 1894 wechselte er vom Vorstand in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank, dessen Mitglied er bis zu seinem Tode blieb.

1875 heiratete Hermann Wallich Anna Jacoby. Das Paar hatte den Sohn Paul Wallich (1882-1938), der ebenfalls als Bankier tätig wurde, und die Tochter Ilse, die den Juristen und späteren Präsidenten des Deutschen und Preußischen Städtetages, Oskar Mulert (1881-1951), heiratete. 1877 trat Wallich der Gesellschaft der Freunde bei. 1878 erbte er von seinem Schwiegervater Moritz Jacoby die Villa Schöningen in Potsdam, ein 1843 vom Architekten Ludwig Persius erbautes klassizistisches Wohnhaus, das heute Teil des Berlin-Potsdamer UNESCO-Welterbes ist.

Wallichs Enkel verließen während der Zeit des Nationalsozialismus Deutschland, darunter Henry C. Wallich (1914-1988), der später Professor für Ökonomie an der Universität Yale wurde und ein Standardwerk über das deutsche Wirtschaftswunder der 1950er Jahre verfasste ("The Mainsprings of the German Revival").

Literatur

  • Zwei Generationen im deutschen Bankwesen. Von Hermann Wallich und Paul Wallich, mit einer Einführung von Henry C. Wallich. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1978. (= Schriftenreihe des Instituts für bankhistorische Forschung, Vol. 2.)
  • Katie Hafner: Das Haus an der Brücke. Die Villa Schöningen in Potsdam und ihre Bewohner. Märkischer Verlag, Wilhelmshorst 2004.

Weblinks


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