Hermann Schuldt

Hermann Schuldt

Johann Wilhelm Hermann Schuldt (* 23. Juni 1896 in Alt-Karstädt; † 30. Januar 1980 in Tessin/Mecklenburg) war ein deutscher Politiker (USPD, KPD, SED).

Leben und Wirken

Schuldt wurde als Sohn eines Forstarbeiters geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule in Alt-Karstädt wurde er zum Landarbeiter ausgebildet.

1918 ließ er sich in dem mecklenburgischen Dorf Techentin nieder. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in den folgenden Jahren als Amtsvertreter des Amtes von Ludwigslust. 1919 heiratete er Minna (geb. Düwel). 1920 schloss Schuldt sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) an. Im selben Jahr beteiligte er sich an der Bekämpfung des Kapp-Lüttwitz-Putsches. 1923 wechselte er in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). In den folgenden Jahren engagierte Schuldt sich vor allem in der Interessenvertretung von Landarbeitern und organisierte Streiks.

Im September 1930 wurde Schuldt als Kandidat seiner Partei für den Wahlkreis 35 (Mecklenburg) in den Reichstag gewählt, dem er zunächst bis zum Juli 1932 angehörte. Nach einer halbjährigen Abwesenheit aus dem Parlament konnte er im November 1932 in den Reichstag zurückkehren, dem er nun bis zu den Märzwahlen des Jahres 1933 angehörte. Daneben war er in der Bezirksleitung der KPD tätig.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Schuldt in den Untergrund. Obwohl man ein Kopfgeld von 10.000 RM auf ihn aussetzte, konnte er 1934 nach Prag fliehen. 1935 ging Schuldt in die Sowjetunion. Er bekam den Decknamen „Willy Schwarz“. Seine Familie in Techentin erlebte über 100 Hausdurchsuchungen durch die Gestapo. Von 1937 bis 1938 nahm er als Mitglied der Internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil. Im Herbst 1938 kam er nach Dänemark, wo er die Leitung der dortigen Emigrantengruppe der KPD übernahm. Nach dem deutschen Einmarsch in Dänemark wurde Schuldt am 1. Juli 1940 festgenommen und 1941 nach Deutschland ausgeliefert. Am 11. November 1941 wurde er vom Volksgerichtshof wegen „versuchten Hochverrats“ zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. In den folgenden Jahren wurde er in den Zuchhäusern Schwerin, Hamburg, Berlin-Moabit, Bützow-Dreibergen, Bremen und Waldheim gefangen gehalten. Aus dem zuletzt genannten wurde Schuldt 1945, kurz vor seiner geplanten Exekution, von der Roten Armee befreit.

Nach dem Krieg wurde Schuldt Landrat von Ludwigslust, dann kurzfristig Chefinspekteur der Grenzpolizei. 1952 bis 1960 war er Sekretär für Landwirtschaft in der SED-Bezirksleitung Rostock. Später wurde er Vorsitzender der Bezirksparteikontrollkommission. In der DDR war Schuldt außerdem Ehrenbürger von Rostock und Ludwigsburg. 1983 wurde die Raketenabteilung 8 der NVA nach Hermann Schuldt benannt. Die nach ihm benannte Hermann-Schuldt-Straße in Rostock wurde nach 1990 in Lorenzstraße umbenannt. Im Deutschen Bundestag forderte Gregor Gysi am 21. September 2006, das Engagement der Spanienkämpfer wie Schuldt und andere zu würdigen.

Literatur

  • Hermann Weber und Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. Karl Dietz Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-320-02044-7, S. 709–710
  • Dr. Sonja Manns in: Rotfuchs Nr. 109 (Febr. 2007)
  • Bundestagsdrucksache 16/2679
  • Urteil des Volksgerichtshofes (Aktenzeichen): 10 J 123/41 - 2 H 115/41

Weblinks


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