Hermann Groeber

Hermann Groeber
Die Dorfstraße
Ölbild von Hermann Groeber

Hermann Groeber (* 17. Juli 1865 in Wartenberg; † 24. Juni 1935 in Gstadt am Chiemsee) war ein deutscher Maler, der zu seiner Zeit als Porträtist, Landschafts- und Genremaler in ganz Deutschland gefragt war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Bald nach Groebers Geburt war sein Vater, ein Arzt, nach Eggstätt am Chiemsee gezogen. Dort wuchs Hermann auf und verbrachte viel Zeit mit Bauern und Fischern am Chiemsee, sah und erlernte deren Handwerk: Netze spannen, Schlepp- und Hechtangel legen, den Einbaum auf dem See führen.

Das Gymnasium besuchte er in Burghausen. Sein Zeichenlehrer, ein Sohn des Malers Delacruze, erkannte sein überdurchschnittliches Talent, förderte ihn und erreichte beim Vater, dass Groeber an der Kunstakademie in München studieren durfte.

Seit seiner Zeit in der Volksschule in Prien am Chiemsee bis zu den Jahren im Internat des Gymnasiums in Burghausen war er mit Ludwig Thoma eng befreundet. Die Freundschaft währte lebenslang. Von ihr gibt es zahlreiche Dokumente - groeberisch gezeichnet, filserisch geschrieben.

Studium

Von 1883 - 1886 studierte er in München bei Wilhelm von Lindenschmit d. J., Nikolaus Gysis und Ludwig von Löfftz. Ausgedehnte Studienreisen nach Holland, Oberitalien und Paris brachten den jungen Maler auch mit den europäischen impressionistischen Kunstrichtungen in Verbindung, blieben aber ohne direkten Einfluss. Seine Bilder sind „nachimpressionistisch“ und behandeln bayerische Themen.

Gleichzeitig war er als zeichnerischer Mitarbeiter der satirischen Wochenzeitschriften "Simplicissimus" und der Münchner "Die Jugend" tätig.

Werdegang als Künstler

Als selbständig schaffender Maler hatte Groeber bald Erfolg. Nach der Berufung von Ludwig Schmid-Reutte nach Karlsruhe übernahm er dessen Aktklasse, die sich bald eines sehr regen Zuspruchs erfreute. 1907 wurde er Leiter der Aktklasse an die Münchener Akademie und ebendort 1911 zum ordentlichen Professor ernannt.

1911 erhielt er in der Ausstellung im Münchner Glaspalast die Goldene Medaille.

Groeber war mit seinen Ölbildern, aber auch als Zeichner auf allen Gebieten der Malerei (Landschaft, Figur, Portrait) anerkannt. In seinem Bild „Die Malschüler“ stellte er erstmals 11 Personen zu einem Gruppenbild vereinigt dar, woraus später weitere Auftragsarbeiten, wie z.B. „I.G. Farben“ und „Michelkonzern“ erwuchsen.

Es bedeutete eine große Anerkennung seines Könnens und Werks, als er 1926 den Auftrag erhielt, den Verwaltungsrat der neu gegründeten I.G. Farben, damals der größte europäische und zugleich größte chemische Konzern der Welt, in einem Gruppenbild zu portraitieren. Bei den 12 prominenten Mitgliedern handelte es sich um die Spitze der deutschen Wirtschaft: Carl Duisberg, Vorsitzender (BAYER), Vorstandsvorsitzender (BASF), Walther von Rath (HOECHST), Theodor Plieninger (GRIESHEIM-ELEKTRON), Ernst von Simson (AGFA), Carl und Arthur von Weinberg (CASELLA), Wilhelm Ferdinand Kalle (KALLE), Carl Müller (BASF), Edmund ter Meer (WEILER ter MEER), Adolf Haeuser (HOECHST) und Franz Oppenheim (AGFA). Das Bild wurde 1927 im Münchner Glaspalast erstmals ausgestellt und wurde anerkennend aufgenommen.

Groebers geistige Nähe zum Nationalsozialismus manifestierte sich 1928, als er offiziell Förderer der neu gegründeten völkisch gesinnten, antisemitischen Nationalsozialistischen Gesellschaft für Deutsche Kultur wurde, die später in „Kampfbund für deutsche Kultur“ umbenannt wurde.[1]

Wertungen

Der als einer der besten Kenner der Kunst der Jahrhundertwende geltende Autor Siegfried Wichmann schrieb 1964 in seinem Standardwerk "Realismus und Impressionismus in Deutschland" (vgl. Seite 108) über den Künstler:

Die farbige Wiedergabe des Lichts entnimmt Hermann Groeber nicht ohne weiteres aus der momentanen Naturerscheinung. Ähnlich wie Fritz von Uhde geht er unter ganz bestimmten Voraussetzungen an die koloristische Durchführung. Und so bleibt ihm das Freilicht im Landschaftsraum nicht die unantastbare Erscheinung, eher ist ihm das Licht Kompositionselement und Stimmungsfaktor zugleich. Daher erscheinen seine Bilder oftmals in einer dem Alltag festlich überhöhten Welt. Das traute Beisammensein in der Gartenlaube berichtet von der behaglichen Stunde am schattigen Platz. Als Schüler von Gysis wird Groeber von Anfang an auf das bewegliche Sonnenlicht aufmerksam gemacht: auch Lindemann und Löfftz vermitteln ihm zwischen 1883 und 1886 manchen Hinweis. Als Lehrer an der Münchner Akademie bevorzugt er mehr und mehr scharf umrissene Farbfläche, die in enger Verbindung mit dem linearen Aufbau der späteren Bildkunst von Wilhelm Leibl steht.

Nach Groebers Tod schrieb Hubert Wilm 1936 in den Münchner Neuesten Nachrichten:

Groeber war nicht nur ein gottbegnadeter Künstler und eine der markantesten Persönlichkeiten der Münchner Künstlerschaft, er war vor allem auch ein prächtiger, froher, liebenswerter Mensch, eine Künstlernatur, die durch ihr ausgeglichenes Wesen auf einen grossen Kreis von Schaffensgenossen, auf seine zahlreichen Schüler zumal, stets anregend einzuwirken vermochte.

Groeber war sein Leben lang ein begeisterter Anhänger der Freilichtmalerei, ein Maler der Wirklichkeit, ein Künstler, der, mit einem außerordentlichen malerischen Temperament und einem ungewöhnlichen Können begabt, allezeit das malte, was sein Auge an Licht- und Farbenwundern der Natur sah. Dass er dabei nicht an die gefährliche Klippe einer oberflächlichen nur-impressionistischen Malerei geriet, dass er mit allen seinen Schöpfungen sehr nachdrücklich auf dem naturhaften Boden seiner bayerischen Heimat stand, dafür sorgten sein Sinn für die Schönheit der heimischen Landschaft und das tiefe menschliche Verstehen, das ihn im Umgang mit allen seinen Modellen auszeichnete.

Von Hermann Groeber stammte auch der berühmte Satz: „Kunst kommt von Können; käme es nämlich von Wollen, müsste es Wulst heißen.“

Schüler

Zu Groebers Schülern gehörten

Ehrungen

Weblinks

 Commons: Hermann Groeber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 199.

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