Herbert Schoner

Herbert Schoner

Herbert Schoner († 22. Dezember 1971 in Kaiserslautern) war ein deutscher Polizeibeamter, der sich bei einem Banküberfall den Tätern entgegenstellte und erschossen wurde. Er war nach dem Polizisten Norbert Schmid die zweite Person, die durch Mitglieder der RAF ums Leben kam.

Schoner hatte den Dienstgrad eines Polizeiobermeisters. Im Jahr 1968 war er Staffelführer einer Polizei-Hundestaffel im Polizeibezirk Kaiserslautern.[1]

Am 22. Dezember 1971 unternahmen sieben Angehörige der Rote Armee Fraktion einen Überfall auf die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank in Kaiserslautern und erbeuteten 134.000 DM. Der damals 32-jährige Schoner wurde vor der Bankfiliale auf einen roten Kleinbus aufmerksam, der im Haltverbot stand. Als er den Fahrer kontrollieren wollte, schoss dieser sofort. Der Polizist schaffte es, sich verletzt zur Eingangstür zu schleppen. Dort traf er auf die hinausstürzenden Bankräuber, die ihn erschossen.[2].

Am Tag nach dem Überfall, als die Täterschaft noch nicht geklärt war, brachte die Zeitung BILD die Schlagzeile „Baader-Meinhof-Bande mordet weiter“. Dies nahm der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll zum Anlass für den kritischen Artikel „Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?“ im Magazin Der Spiegel, in dem er die BILD-Schlagzeile über den Mord an Schoner als „Aufforderung zur Lynchjustiz“ bezeichnete, da die Polizei zu jenem Zeitpunkt lediglich vorsichtige Vermutungen über eine Täterschaft der RAF angestellt hatte.[3]

Nach Abschluss der Ermittlungen konnte lediglich Klaus Jünschke die Beteiligung am Überfall nachgewiesen werden. Deswegen und wegen anderer Verbrechen wurde er 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Schoner hinterließ eine Frau und zwei Kinder.[4] Er wurde am 24. Dezember 1971 in Mainz beigesetzt. An seinem Begräbnis nahmen 2.000 Menschen, darunter 400 Polizisten, teil. Heinz Schwarz, der damalige Innenminister von Rheinland-Pfalz, versprach in seiner Rede an Schoners Grab künftig einen besseren Schutz für Polizisten.[5]

Der Banküberfall und der Tod Herbert Schoners sind in dem Film „Baader“ aus dem Jahr 2002 enthalten.

Quellen

  1. Geschichte der Hundestaffel Kaiserslautern
  2. Splitter in den Seelen, Magazin Focus v. 13. Oktober 1997, S. 68
  3. Andreas Musolff: Terrorismus im öffentlichen Sprachgebrauch: seine Umdeutung zum Kriegsgeschehen und die Folgen, Beitrag zur Konferenz "Terrorismus und innere Sicherheit in der Bundesrepublik der 1970er Jahre", Universität Bielefeld im Oktober 2004, Seite 7
  4. Von den Opfern redet keiner, Stuttgarter Zeitung v. 7. Februar 2007, S. 29,
  5. Meldung der dpa v. 24. Dezember 1971

Weblinks



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