Herbert Dunkel

Herbert Dunkel

Herbert Dunkel (* 14. November 1906 in Berlin; † 8. Dezember 1966 in Norden (Ostfriesland)) war ein freischaffender Künstler und Kunsterzieher in Ostfriesland.

Leben

Herbert Dunkel wuchs in Berlin in engem Kontakt zur Kunst auf. Sein Vater war Stadtarchitekt und Kustos am Märkischen Museum. Er bezog den Sohn früh in seine Arbeit, die auch archäologische Ausgrabungen umfasste, mit ein. So zeichnete Herbert Dunkel früh Fundstücke und Ausstellungsobjekte. Er nahm auch teil an den kunst- und kulturhistorischen Vortragsveranstaltungen, die der Vater besuchte und er lernte Wissenschaftler und Künstler kennen (u.a. Max Liebermann). Durch die Kontakte seines Vaters besuchte er auch die anderen Berliner Museen. Diese für Herbert Dunkel prägenden Einflüsse führten zu dem Berufswunsch, Maler zu werden. Auf dem Köllnischen Gymnasium in Berlin erreichte er nicht das Abitur und verließ mit 17 Jahren die Schule.

Von 1923 bis 1940 absolvierte Herbert Dunkel eine technische Lehre und arbeitete als Konstrukteur bei Siemens und Telefunken in Berlin. Zur gleichen Zeit betrieb er Studien an der Kunstgewerbeschule Berlin. Ein erster Versuch, als freischaffender Künstler seinen Lebensunterhalt zu verdienen, scheiterte.

1941 heiratete Herbert Dunkel Hanne van Stipriaan aus Norden (Ostfriesland). 1942 wurde sein einziger Sohn Volker geboren. Volker Dunkel lebt heute in Bremen (im Ruhestand – war als Gartenarchitekt tätig) und hat bereits mehrere Kunstausstellungen über seinen Vater mitorganisiert und veranstaltet. Ein Bombenangriff zerstörte 1943 seine gesamten bisherigen künstlerischen Arbeiten in Berlin. Bis zum Ende des Krieges blieb er von einem Einsatz in der Wehrmacht verschont, da er bei Siemens kriegswichtige Tätigkeiten als Konstrukteur ausübte. Er geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde nach fünf Monaten entlassen. Danach ging er nach Norden (Ostfriesland).

Zwischen 1946 und 1953 lebte er in Norden als freischaffender Künstler und wurde Gründungsmitglied des Bundesverbandes Bildender Künstler (BBK) Nordwestdeutschland, Bezirksgruppe Ostfriesland. Herbert Dunkels künstlerische Neuanfang war gekennzeichnet durch die Arbeit an Bildzyklen wie Ich male die Marsch (Titel der ersten Ausstellung in Norden 1945), Eine Hafenstadt nach dem Kriege (Bremerhaven), Der Emder Hafen, Die Nordseewerke. Herbert Dunkel kamen seine Beweglichkeit und Kontaktfreudigkeit zugute. Er fand Förderung durch die U.S.-Militärregierung in Bremerhaven sowie durch Emder Wirtschaftskreise. Er stellte zunächst in Ostfriesland, später in den Niederlanden aus. Früh wandte er sich den modernen Strömungen im Kunstbetrieb zu. Er fand über eine intensive Auseinandersetzung mit der internationalen Gruppe CoBrA seinen Weg in eine expressive Abstraktion. Zu Anton Rooskens, dem ältesten CoBrA-Künstler, entstand eine freundschaftliche Beziehung. In den 1950er Jahren stellte Dunkel außer in Amsterdam auch in Delfzijl, Groningen, Winschoten, Arnhem, Leeuwarden und Den Haag aus. Herbert Dunkels Schaffen besticht insbesondere auch durch den souveränen und experimentierenden Umgang mit den unterschiedlichen künstlerischen Techniken.

1954 wurde Herbert Dunkel Kunsterzieher am Gymnasium Ulricianum in Aurich. Zur selben Zeit übernahm er den Vorsitz im BBK. Er machte es sich zur Aufgabe, die Moderne in Ostfriesland seinen Schülern und einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Herbert Dunkel war als Kunstlehrer bei seinen Schülern überaus beliebt und fachlich voll anerkannt, obwohl er als Seiteneinsteiger keine allgemeine pädagogische und fachspezifische Ausbildung hatte. Er machte Unterrichtsprojekte im Stil des action painting und ermutigte seine Schüler, diese damals in Deutschland sehr umstrittene Kunstform nachzuvollziehen.

Zwischen 1955 und 1961 unternahm Herbert Dunkel Reisen nach Island und Südafrika mit nachfolgenden Ausstellungen seiner unterwegs gemalten Bilder. Als Besonderheit nahm er auch Schülerarbeiten mit in seine Ausstellungstätigkeit auf. Neben Landschaftsschilderungen, Stadt- und Hafenansichten stehen Bilder, die den Menschen fokussieren. Sie führen in die Welt des Zirkus ebenso wie in die afrikanische Mythologie.

Ab 1961 entstanden eine Reihe großformatiger Auftragswerke für öffentliche Gebäude in Aurich, Leer und Wilhelmshaven. Ein weiteres Betätigungsfeld waren Bühnenbilder, die gemeinsam mit seinen Schülern des Gymnasiums Ulicianum umgesetzt wurden. Auch bei seinen außerschulischen Auftragswerken beteiligte er seine Schüler, so beim Relief im Offiziercasino der Auricher Luftwaffen-Kaserne aus senkrechten blauen Streifen und weißen Vögeln (Material Holz), das von seinen Schülern im Unterricht gebaut wurde.

Unter dem Pseudonym Pia Fraus setzte sich Herbert Dunkel in Zeitungsartikeln mit Fragen der Kunst auseinander.

Am 8. Dezember 1966 verunglückte Herbert Dunkel tödlich bei einem Verkehrsunfall auf dem Weg von Norden zu seiner Arbeitsstätte, dem Gymnasium Ulicianum in Aurich.

Literatur

  • Friedrich Scheele (Hrsg.): Herbert Dunkel: 1906–1966; Farbe, Form, Rhythmus. (anlässlich der Ausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum Emden vom 11. November 2006 bis 11. Februar 2007), Oldenburg 2006

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dunkel — bezeichnet: die Abwesenheit von Licht, siehe Helligkeit einen Roman von Wolfgang Hohlbein, siehe Dunkel (Roman) Dunkel ist der Familienname folgender Personen: Albert Dunkel (1856–1905), deutscher Architekt Arthur Dunkel (1932–2005),… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Fux — Herbert Fux, November 2006 beim Filmfest Biberach Herbert Fux (* 25. März 1927 in Hallein; † 13. März 2007 in Zürich) war ein österreichischer Schauspieler und Politiker. Inhaltsv …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Stass — (* 7. Oktober 1919 in Oebisfelde; † 11. November 1999 in Berlin; gebürtig Herbert Staskiewicz) war ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Leben Herbert Stass wuchs in Berlin auf und besuchte später als Jugendlicher die Reichersche… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Marshall — Herbert Marshall, eigentlich Herbert Brough Falcon Marshall (* 23. Mai 1890 in London; † 22. Januar 1966 in Beverly Hills, USA) war ein britischer Film und Theaterschauspieler. Leben Marshall wuchs in einer Theaterfamilie auf, plante aber… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Schuldt — (* 19. Juli 1941 in Hamburg) ist ein deutscher Lyriker, Essayist, Übersetzer, Künstler und Gestalter von Hörstücken. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1.1 Leben 1.2 Wortkünstler 1.3 …   Deutsch Wikipedia

  • Der Weg im Dunkel — Filmdaten Deutscher Titel Der Weg im Dunkel Originaltitel The Dark Angel P …   Deutsch Wikipedia

  • Albert Dunkel — (* 23. Dezember 1856 in Bremen; † 1. Oktober 1905 in Bremen) war ein deutscher Architekt. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1.1 Familie 2 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Dunkel — (* 24. August 1869 in Bremen; † 6. Mai 1939 in Bremen) war ein Bremer Kaufmann und Politiker (DDP). Biografie Dunkel war der Sohn eines Bauunternehmers in Bremen und der Neffe des Architekten Albert Dunkel. Er besuchte das Gymnasium in Bremen.… …   Deutsch Wikipedia

  • James Herbert (Autor) — James Herbert (* 8. April 1943 in London) ist ein britischer Autor, vorwiegend von Horrorliteratur. Er ist bekannt für seine einfachen, jedoch fesselnden Romane. Die Protagonisten in seinen Romanen sind meistens junge zynische Männer, die im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Du — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”