Henry Stafford, 2. Herzog von Buckingham

Henry Stafford, 2. Herzog von Buckingham
Henry Stafford, 2. Herzog von Buckingham.

Henry Stafford, 2. Herzog von Buckingham (* 4. September 1454; † 2. November 1483) war ein englischer Adliger.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Verwandtschaft

Seine Eltern waren Humphrey Stafford, 7. Earl of Stafford († 1455), und Margarete Beaufort (* um 1427 † 1474). Über die Mutter seines Vaters, Anne Neville, war er der Vetter der englischen Könige Eduard IV. und Richard III. Heinrich VII. war über dessen Mutter, die wie ihre Cousine ebenfalls Margaret Beaufort heißt, ein Vetter 2. Grades.

Die frühen Jahre

1460 beerbt Heinrich seinen Großvater Humphrey Stafford, 1. Herzog von Buckingham, und erwarb somit die Herzogswürde, die ihm 1465 öffentlich zuerkannt wurde.

In diesen Jahren stand er unter Aufsicht durch Elizabeth Woodville, seit 1464 Frau von Eduard IV. Sie verheiratete ihn bereits 1466 mit ihrer Schwester Katharina. Katharinas Geburtsdaten sind nicht bekannt, sie wird erstmalig 1458 erwähnt, doch dürfte sie deutlich älter als ihr Gatte gewesen sein. Die Ehe verläuft äußerst unglücklich, und möglicherweise sind spätere Ressentiments gegen die zahlreiche und mächtige Familie Woodville auf die erzwungene Ehe zurückzuführen.

Auch mit Eduard IV. hatte er ein belastetes Verhältnis. Über seine Ururgroßmutter Eleanor von Bohun, Gattin von Thomas of Woodstock, 1. Herzog von Gloucester hatte Heinrich die Hälfte des Bohunschen Erbes erlangt. Die andere Hälfte wanderte über die Ehe von Eleanors Schwester Maria mit Heinrich Bolingbroke in die Familie Lancaster. Eduard IV. hatte nach dem Sieg über die Lancasterseite diesen Teil des Erbes allerdings nicht an Heinrich gegeben, sondern fügte es dem Kronland bei. Richard III. sollte es ihm später nach seiner Krönung zusagen, wobei er dies allerdings von einer Zustimmung des Parlaments abhängig machte.

Der Königsmacher

Als am 9. April 1483 König Eduard IV. überraschend nach kurzer Krankheit starb und ihm sein minderjähriger Sohn Eduard V. nominell folgte, war Heinrich inzwischen zum Mitglied des Thronrates aufgestiegen. Während Elisabeth Woodville im folgenden Machtkampf durch ihre Familie und ihre Verbündeten die Kontrolle über Staatsschatz und Flotte erlangte, opponierte Eduards IV. jüngster Bruder, Richard, Herzog von Gloucester, gegen seine Schwägerin, da er von seinem Bruder als Vormund für dessen Söhne eingesetzt worden war. Heinrich schlug sich sofort, gemeinsam mit Lordkanzler William Hastings, 1. Baron Hastings auf die Seite von Richard und konnte nun gegen die verhasste Familie Woodville arbeiten. Am 30. April 1483 fiel Eduard V. in die Hände seines Onkels, und Heinrich sowie Hastings hatten den Thronrat davon überzeugt, dass über die Vormundschaft und das Lordprotektorat eines fähigen Mannes wie Richard von Gloucester die Jugendzeit des kleinen Königs am besten zu überstehen wäre.

In der nächsten Zeit gelang es Heinrich, mehr und mehr der zweite Mann im Staat neben Richard zu werden. Der zurückgesetzte Hastings verbündete sich mit den Woodvilles, die Verschwörung wurde jedoch aufgedeckt, Hastings und einige Mitverschwörer hingerichtet.

Bei der Thronübernahme Richards spielte Heinrich die entscheidende Rolle. Über Robert Stillington, Bischof von Bath und Wells, war ein Gerücht in die Welt gesetzt worden, dass die Kinder von Eduard IV. mit Elisabeth Woodville illegitim seien, da der König vorher verlobt gewesen sei. Ob Richard oder Heinrich dieses Gerücht lanciert haben, ist unklar, aber nun stand das Problem eines illegitimen Königs im Raum. Heinrich trat am 23. Juni vor eine Versammlung von Adligen und präsentierte Richards Thronanspruch. Am 25. Juni wurde Richard vom Parlament zum rechtmäßigen Thronfolger erklärt.

Die Prinzen im Tower und das schnelle Ende

Heinrich stand nun als Konnetabel von England und als engster Berater Richards III. auf dem Höhepunkt seiner Macht. In den mannigfaltigen Diskussionen um die Prinzen im Tower wird seit langem auch darüber diskutiert, ob Heinrich, neben Richard III., dessen Gefolgsmann Sir James Tyrell und dem späteren König Heinrich VII., als Mörder der Prinzen oder als Veranlasser dieser Tat gelten könne. Mehrere Gründe sprechen für eine derartige Hypothese, da Heinrich jederzeit Zugang zum Tower und somit zu den Prinzen hatte. Zudem waren die beiden Jungen allein aufgrund ihrer Abstammung eine dauerhafte Gefahr für Richard III., allerdings auch für Heinrich VII. Aufgrund seiner eigenen Herkunft und seiner mehrfachen und nahen Verwandtschaft zum Königshaus wird allerdings auch darüber spekuliert, ob Heinrich selbst Absichten auf den Thron hatte und nun nach und nach alle Widersacher beseitigte. Letztliche Klärung wird wohl nie erlangt werden können.

Hierfür könnte sprechen, dass Heinrich noch 1483 Kontakt zu Heinrich Tudor, dem späteren Heinrich VII., aufnahm und ihm einen Einfall in England empfohlen haben soll. Richard III. ließ seinen einstigen Gefolgsmann zum Verräter erklären und am 2. November 1483 hinrichten.

Nachkommen

Obwohl die Ehe mit Katharina Woodville unter keinem guten Stern stand, entsprangen ihr dennoch mehrere Kinder.

Literataur

  • Kurt Kluxen: "Geschichte Englands"
  • Goeffrey R. Elton: "England unter den Tudors"
  • Peter Wende: "Englische Könige und Königinnen"

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