Henri Robert Ferdinand Marie Louis Philippe d’Orléans

Henri Robert Ferdinand Marie Louis Philippe d’Orléans
Henri d'Orléans, Comte de Paris (1987)

Henri Robert Ferdinand Marie Louis Philippe d’Orleans (* 5. Juli 1908 Château Le Nouvion-en-Thiérache, Aisne; † 19. Juni 1999 in Cherisy, Eure-et-Loir) war seit 1940 Chef des Hauses Orléans und dessen Prätendent auf den französischen Thron. Als solcher führte er den Titel „Graf von Paris“ (Comte de Paris).

Leben

Henri war der einzige Sohn von Jean Pierre Clément Marie d’Orléans, duc de Guise, und Isabelle d’Orléans, duchesse de Guise. Nachdem sein Vater ab 1926 orleanistischer Thronprätendent geworden war, galt Henri als orleanistischer Dauphin.

Er heiratete am 8. April 1931 in Palermo Isabelle d’Orléans-Bragance, mit der er elf Kinder hatte. Im Jahr 1986 trennten sie sich.

  • Isabelle Marie Laura Victoire (* 8. April 1932) ∞ Friedrich-Karl von Schönborn-Buchheim
  • Henri Philippe Pierre Marie (* 14. Juni 1933) ∞ 1. Marie Therese von Württemberg, ∞ 2. Micaela Quinones de Leon
  • Hélène Astrid Léopoldine Marie (* 17. September 1934) ∞ Evrard von Limbourg-Stirum
  • François Gaston Michel Marie (* 15. August 1935; † 11. Oktober 1960, in Algerien gefallen)
  • Anne Marguerite Brigitta Marie (* 4. Dezember 1938) ∞ Carlos von Bourbon-Sizilien, Herzog von Kalabrien
  • Diane Françoise Maria da Glória (* 24. März 1940) ∞ Carl von Württemberg
  • Michel Joseph Benoît Marie (* 25. Juni 1941) ∞ Béatrice Pasquier de Franclieu
  • Jacques Jean Jaroslav Marie (* 25. Juni 1941, Zwillingsbruder des Vorstehenden) ∞ Gersende de Sabran-Pontevès
  • Claude Marie Agnès Cathérine (* 11. Dezember 1943) ∞ Amédée de Savoie, Herzog von Aoste
  • Jeanne Chantal Alice Clothilde Marie (* 9. Januar 1946) ∞ François-Xavier de Sambucy de Sorgue
  • Thibaut Louis Denis Humbert Marie (* 20. Januar 1948; † 23. März 1983) ∞ Marion Gordon-Orr

Im Jahr 1939 trat er, nachdem ihm die Aufnahme in die französische und die britische Armee verwehrt worden war, in die französische Fremdenlegion ein. Mit ihr kämpfte er bis zur Kapitulation im August 1940 gegen die Wehrmacht Nazideutschlands und unterstützte im Anschluss die Vichy-Regierung des Marschalls Philippe Pétain. Mit diesem und dessen Premierminister Pierre Laval traf er sich am 7. August 1942 zu einer Unterredung auf Schloss Charmeil bei Vichy zusammen. Aber noch im selben Jahr brach er mit Pétain und suchte die Nähe des freien Frankreich unter der Führung des General Charles de Gaulle, vom welchen er nach der Befreiung 1944 mit kritischen Untertönen bedacht wurden war.

Am 24. Juni 1950 hob die Nationalversammlung das Exilgesetz von 1886 auf, was dem Haus Orléans die Rückkehr in die französische Heimat ermöglichte. Henri d’Orléans bezog ein Stadtpalais in Paris, das ihm ein Banker vermacht hatte, und machte sich im ganzen Land politisch und publizistisch aktiv um möglichst viele Anhänger der Monarchie hinter sich zu sammeln. Familiäre Festivitäten wurden seither mit großer Aufmerksamkeit von den französischen Medien verfolgt. Bis in die 1960er Jahre hing er der Illusion an, de Gaulle werde ihn als Nachfolger für das Amt des Staatspräsidenten vorschlagen. In späteren Jahren, nach seiner Scheidung, saß er als Präsident der Foundation Condé vor, einer gemeinnützigen Organisation die sich der Altenpflege widmet. Mit seinen Söhnen geriet er wiederholt in Streit wegen seines verschwenderischen Umgangs mit dem Familienvermögen, wogegen sich die Söhne erfolgreich auf dem Rechtsweg zur Wehr setzten.

Im Jahr 1984 schloss Henri d’Orléans seinen ältesten Sohn Henri Philippe von der Nachfolge als Thronprätendent aus, da dieser sich ohne seine Zustimmung von seiner Frau hatte scheiden lassen und eine außerkirchliche zweite Ehe einging. Er sprach ihm den Titel des Comte de Clermont ab und verlieh ihm den rangniedrigeren Titel des Comte de Mortain. Als Nachfolger präsentierte er dessen 22jährigen Sohn Jean. Einige Jahre später setzte er seinen Sohn wieder in dessen alte Rechte ein und verlieh seiner Frau Micaela Cousiño Quinones de Leon den Titel der Prinzessin de Joinville. Seine Söhne Michel und Thibaut schloss er von der Thronfolge aus, da sie bürgerliche Frauen heirateten. Seine Entscheidung wurde später von Henri Philippe rückgängig gemacht. Diese unterschiedlichen Entscheidungen wurden von den französischen Royalisten sehr unterschiedlich aufgenommen und beurteilt.

Nach seinem Tod wurde Henri d’Orléans am 19. Juni 1999 in der Familiengrablege in der Chapelle royale Saint-Louis in Dreux bestattet.

Literatur

  • Klaus Malettke: Die Bourbonen (W. Kohlhammer Verlag, 2009), Bd. 3, S. 214–215
  • Bruno Goyet: Henri d’Orléans, comte de Paris (1908-1999): le prince impossible (2001)

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Jean Pierre Clément Marie d’Orléans Blason duche fr Orleans (moderne).svg
Chef des Hauses Orléans
orléanistischer Thronprätendent Frankreichs
1940–1999
Henri Philippe Pierre Marie d’Orléans

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