Hennin

Hennin
Hennin

Der Hennin (aus dem Französischen; sprich „ennéng“) ist eine zuckerhut- oder walzenförmige Kopfbedeckung für Frauen, von der ein langer Schleier, Flinder genannt, herabhängt. Der Hennin tauchte im 14. und 15. Jahrhundert in ganz Frankreich, vor allem aber im Burgund auf, weshalb er auch Burgunderhaube oder burgundische Haube genannt wird. Von Frankreich aus verbreitete er sich nach Holland, Italien und Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der Hennin war ein Gestell aus Pappe, Messingdraht oder Fischbein, das mit einem feinen Stoff überzogen und mit einem mit Perlen besetzten oder gestickten Rand aus farbigem oder gemustertem Samt oder Tuch versehen war. Dieses Gestell war entweder von einem Schleier oder mit gesteiftem, in tiefe Falten gelegtem Leinen umgeben, der vorne nur bis auf die Stirn, hinten aber tief herabfiel. Unten schloss der Hennin mit einer gestickten Borte ab, über die ab etwa 1460 ein breiter dunkler Samtstreifen gelegt wurde.

Die Haube wurde weit nach hinten gesetzt, so dass möglichst nichts vom Haar sichtbar blieb.

Herkunft

Überliefert ist, dass der Hennin im 15. Jahrhundert von Isabeau, der Gemahlin des Königs Karl VI. von Frankreich aufgebracht wurde. Ursprünglich geht er aber auf eine kegelförmige Kopfbedeckung für Frauen aus dem arabischen Kulturbereich zurück, die „Turtur“ oder „Tantura“ genannt wird und aus ziseliertem Silber gefertigt war. Noch heute wird diese von algerischen Frauen getragen. Die Bezeichnung Hennin stammt vermutlich vom arabischen hanini, was so viel wie „lieblich tönend“ bedeutet.

Entwicklung

Jan van Eyck: Porträt der Margarete van Eyck

Die Gestaltung des Hennin nahm im Laufe der Zeit abenteuerliche Formen an. Edelfrauen brachten es auf Spitzenhauben bis zu einem Meter Höhe, Bürgersfrauen durften hingegen nicht über 60 Zentimeter hinausgehen. Einzelne Hennins hatten auch rechts und links abstehende Hörner. Aus der Mode kamen Hennins erst nach der Mitte des 15. Jahrhunderts und noch heute finden sich Nachfolger des Hennin in ländlichen Trachten der Normandie.

Populärkultur

Eine Trägerin des Hennin war die Bezaubernde Jeannie, der schöne weibliche Geist aus der Flasche in einer Fernsehserie der 1960er Jahre.

Ein hoher, spitzer Hennin gehört häufig zum Prinzessinen- bzw. Feenkostüm im Karneval, nicht zuletzt weil er dramatisch aussieht und leicht (billig) herzustellen ist.

Literatur

 Commons: Hennin – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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  • hennin — [ enɛ̃ ] n. m. • 1428; néerl. henninck « coq » ♦ Coiffure féminine du Moyen Âge, en forme de bonnet conique, très haut et rigide. Hennin à deux cornes. « hennins qui tanguent raidement à chaque mouvement du cou comme la corne de la licorne »… …   Encyclopédie Universelle

  • Hennin — (spr. annâng), eine um 1420 in Frankreich auftauchende und sich von da auch nach den Niederlanden, Italien und Deutschland verbreitende zuckerhut oder walzenförmige Kopfbedeckung der Frauen. von der ein langer Schleier herabhing (s. die Abbildung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hennin [1] — Hennin (fr., spr. Hennäng), sonst ein Kopfputz für Frauenzimmer, ähnlich der Fontange …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hennin [2] — Hennin, eine der Katholischen Confession folgende, in Baden begüterte Familie, welche ursprünglich aus Frankreich stammt, im 16. Jahrh in Lothringen einwanderte, 1629 vom Kaiser Ferdinand II. in den Freiherrn u. 1726 von Leopold, dem letzten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hennin — (frz., spr. annäng), eine hohe spitze, mützenartige Kopfbedeckung der franz. und burgund. Frauen im 14. und 15. Jahrh.; meist oben mit herabwallendem Schleier versehen [Abb. 787] …   Kleines Konversations-Lexikon

  • *hennin — ● hennin nom masculin (peut êtrenéerlandais henninck, coq) Haut bonnet pointu et rigide porté, avec des voiles, par les femmes au XVe s. en Occident …   Encyclopédie Universelle

  • Hennin — Hans Memling, Young woman in a conical hennin with black velvet lappets or brim and a sheer veil, from the Allegory of True Love, 1485–90. The hennin (pronounced /ˈhɛnɨn/) was a headdress in the shape of a cone or steeple , or truncated cone worn …   Wikipedia

  • Hennin —  Pour l’article homophone, voir Henin. Rendu à la mode par Isabeau de Bavière, le « bonnet pointu », renommé le hennin, était une coiffe féminine conique en forme de pain de sucre qui fit son apparition en France vers 1420 et se… …   Wikipédia en Français

  • Hennin — Hen|nin 〈[ ɛnɛ̃:] n. 15; 14./15. Jh.〉 hohe, kegelförmige Kopfbedeckung für Frauen mit hinten herabhängendem Schleier, bes. in Frankreich u. den Niederlanden getragen [frz.] * * * Hennin   [ɛ nɛ̃; französisch, von dem zeitgenössischen Spottruf »au …   Universal-Lexikon

  • hennin — (entrée créée par le supplément) (hè nin, h aspirée) s. m. Coiffure de femme des XIVe et XVe siècles ; elle était très élevée et surmontée d un voile flottant à son sommet. •   Un buste de sirène coiffé du hennin d Isabeau, TH. BENTZON Journ. des …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

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