Helmut Remschmidt

Helmut Remschmidt
Helmut Remschmidt im März 2011

Helmut Remschmidt (* 25. April 1938 in Czernowitz, ehemals Rumänien, jetzt Ukraine) ist ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und ehemaliger Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Philipps-Universität Marburg. Er gehört zu den weltweit bekanntesten Vertretern seines Faches.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium der Medizin, Psychologie und Philosophie an den Universitäten Erlangen, Wien und Tübingen. Nach bestandenem medizinischen Staatsexamen an der Universität Erlangen promovierte er 1964 zum Dr. med. und legte ein Jahr später die Diplomprüfung im Fach Psychologie an der Universität Tübingen ab. Es folgte 1968 die Promotion zum Dr. phil. an der Universität Tübingen mit dem Thema "Das Anpassungsverhalten der Epileptiker: Eine experimentelle Untersuchung zur Psychopathologie von Grand mal-Epileptikern und Patienten mit psychomotorischer Epilepsie". Daran schloss sich eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assistent und Oberarzt bei Hermann Stutte an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Philipps-Universität Marburg an. 1970 erfolgte die Habilitation, 1975 die Berufung auf die Professur für Psychiatrie und Neurologie des Kindes- und Jugendalters an der Freien Universität Berlin. 1980 nahm Helmut Remschmidt den Ruf auf den Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Philipps-Universität Marburg an, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2006 wirkte. Zurzeit wohnt er in Marburgs Stadtteil Wehrda.

Leistungen

Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Entwicklungspsychopathologie, Schizophrenie, Essstörungen, psychiatrische Genetik, Autismus sowie Therapie- und Evaluationsforschung. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Publikationen ist Helmut Remschmidt Autor verschiedener Lehrbücher zur Kinder- und Jugendpsychiatrie, die teilweise auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Parallel zu seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, die stark durch eine Hinwendung zur biologischen Kinder- und jugendpsychiatrischen Forschung gekennzeichnet ist, baute Remschmidt ein regionales Versorgungssystem für psychisch kranke Kinder und Jugendliche auf, das für viele Länder zum Vorbild geworden ist.

Remschmidt begründete die europäischen Forschungsseminare für Nachwuchsforscher sowie die Tagungen für Biologische Kinder- und Jugendpsychiatrie. Als Präsident der deutschen, europäischen (1995–1999 Präsident der European Society for Child and Adolescent Psychiatry (ESCAP)) und internationalen (1989–1999 Vorsitzender der Section of Child and Adolescent Psychiatry der World Psychiatric Association, 1998-2004 Präsident der International Association for Child and Adolescent Psychiatry and Allied Professions (IACAPAP)) Fachgesellschaften hat er die Entwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland und international stark beeinflusst. Für seine Tätigkeit erhielt er u. a. 1990 den Hermann-Simon-Preis für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialpsychiatrie, 1994 den Christina-Barz-Preis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, 1996 die Ernst-von-Bergmann-Plakette der deutschen Ärzteschaft, 1999 den Max-Planck-Forschungspreis für internationale Kooperation, Ehrenplakette der hessischen Ärzteschaft (Juli 2003). Bundesverdienstkreuz am Bande (Januar 2004) und 2007 den Quality-of-Life-Preis.

Schriften

  • Alternative Behandlungsformen in der Kinderpsychiatrie und Jugendpsychiatrie (mit Martin H. Schmidt). Enke, Stuttgart 1988, ISBN 3-432-96981-3
  • Kinder psychotischer Eltern (mit Fritz Mattejat). Hogrefe-Verlag, Göttingen 1994, ISBN 3-8017-0702-4
  • Psychische Auffälligkeiten bei Schulkindern. Eine epidemiologische Untersuchung (mit Reinhard Walter). Hogrefe-Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-1041-6
  • Praxis der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen. Störungsspezifische Behandlungsformen und Qualitätssicherung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-7691-0463-3
  • Schizophrene Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Klinik, Ätiologie, Therapie und Rehabilitation. Schattauer, Stuttgart 2004, ISBN 3-7945-2328-8
  • Autismus. 3. Aufl., C.H.Beck, München 2005, ISBN 3-406-44747-3
  • Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine praktische Einführung. 4. Aufl., Thieme, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-576604-7
  • Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter. Ein entwicklungspsychopathologisches Lehrbuch (mit Bernhard Blanz, Martin H. Schmidt u. Andreas Warnke). Schattauer, Stuttgart 2005, ISBN 3-7945-2175-7
  • Schizophrenie (mit Frank Theisen). Springer, Berlin [u.a.] 2011, ISBN 3-540-20946-8
  • Asperger-Syndrom (mit Inge Kamp-Becker). Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-20945-X
  • Multiaxiales Klassifikationsschema für psychiatrische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 der WHO (mit Martin H. Schmidt u. Fritz Poustka). 5. Aufl., Huber, Bern 2006, ISBN 3-456-83516-7

in Englisch:

  • Child and Adolescent Psychiatry in Europe (mit Herman van Engeland). Steinkopff Verlag, Darmstadt 1999, ISBN 3-7985-1170-5
  • Schizophrenia in Children and Adolescents (mit Ian M. Goodyer). Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-79428-5
  • Facilitating Pathways. Care, Treatment and Prevention in Child and Adolescent Mental Health (mit Myron Belfer, Paula Goodyer). Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-21088-1

Weblinks


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