Helmut Reitze

Helmut Reitze
Helmut Reitze, 2011

Helmut Reitze (* 11. Juni 1952 in Gudensberg/Hessen) ist Journalist und seit Januar 2003 Intendant des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur 1971 in Kassel volontierte Reitze bei der HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine) und arbeitete dort bis 1974 als Redakteur. An der Philipps-Universität Marburg studierte er Volkswirtschaft, machte 1978 sein Diplom und promovierte 1980 zum Doktor der politischen Wissenschaften (Dr. rer. pol.). In den Jahren seiner akademischen Ausbildung arbeitete er nebenbei weiter als Journalist, u.a. als Reporter für den Hessischen Rundfunk.

1981 begann er seine abwechslungsreiche Karriere vor und hinter der Kamera bei ARD und ZDF. Reitze fing als Redakteur und Moderator in der Wirtschaftsredaktion des Bayerischen Rundfunks an, unter anderem für die Sendungen ARD-Ratgeber: Geld und Plusminus. 1985 wechselte Reitze als Redakteur und Moderator zum ZDF ins heute-journal. Von 1987 bis 1990 berichtete er dann als Korrespondent aus Washington für das ZDF.

1990 verließ Reitze das ZDF und wurde Geschäftsführer der AVE Gesellschaft für Fernsehproduktion in München, einer privaten Fernsehproduktionsgesellschaft, die unter anderem für Sat.1 die Sendungen Talk im Turm und Telebörse produziert.

Von 1992 bis 1993 berichtete Reitze wieder für das ZDF als Auslands-Korrespondent, diesmal aus Brüssel über NATO und EU. 1995 folgte dann der Wechsel zur ARD und wird Zweiter Chefredakteur von ARD-Aktuell in Hamburg. Dort werden die journalistischen Flaggschiffe Tagesschau und Tagesthemen für das Erste produziert. 1995 erhielt er ein Angebot nach Mainz und wurde stellvertretender Chefredakteur des ZDF sowie Leiter der ZDF-Hauptredaktion „Gesellschafts- und Bildungspolitik“, ab 1997 Leiter der Hauptredaktion „Aktuelles“, in der neben allen heute-Sendungen vom Mittagsmagazin über hallo deutschland und leute heute bis zum Nachtmagazin alle Nachrichtenformate des ZDF produziert werden. Ab 1997 moderierte Reitze zudem zeitweise noch das heute-journal und wurde einem breiten Publikum bekannt als der „Mann mit der Fliege“, der hartnäckig nachfragt.

Reitze ist verheiratet und hat einen Sohn.

Intendanz

Beim ZDF trat Reitze im Dezember 2001 als Nachfolger von Dieter Stolte zur Wahl als Intendant an. Im ersten und im zweiten Wahlgang erreichte er gegen Dagmar Reim eine Mehrheit von 42 zu 35 Stimmen, verfehlte aber dennoch die notwendige Dreifünftel-Mehrheit. Nach einem langwierigen Verfahren wurde Markus Schächter im März 2002 zum neuen ZDF-Intendanten gewählt.

Beim Hessischen Rundfunk trat Reitze im Oktober 2002 als Nachfolger von Klaus Berg zur Wahl als Intendant an. Er wurde im ersten Wahlgang gegen Heinz-Dieter Sommer mit der knappen Mehrheit von 15 zu 14 Stimmen gewählt. Am 13. Januar 2003 übernahm Reitze sein Amt als Intendant des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main.

Anfang 2005 stellte Reitze als neuen Fernseh-Chefredakteur Alois Theisen (ehemals ZDF-Studioleiter in Stuttgart) ein. Neben umfassenden Organisationsveränderungen in fast allen Bereichen des Senders schlug Reitze einen Sparkurs ein. Mit drei Konsolidierungsplänen sollte der Sender bis zum Jahr 2009 über 140 Millionen Euro einsparen. In den ersten Jahren seiner Amtszeit ist die Regionalberichterstattung ausgebaut worden, u.a. durch ein größeres Korrespondenten-Netz in Hessen.

Am 2. Februar 2007 wählte der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks Reitze für weitere sieben Jahre an die Spitze des Landessenders. Reitze erhielt im ersten Wahlgang 23 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Seine zweite Amtszeit begann am 13. Januar 2008.

Nach kritischer Berichterstattung des NDR-Medienmagazins Zapp über Reitze sowie der Schleichwerbeaffäre um den ehemaligen Sportchef Jürgen Emig, weigerte sich der Hessische Rundfunk Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Der hr bestätigte dies „in Einzelfällen“. [1]

Sonstiges

In zwei kleinen Nebenrollen trat Reitze 2006 als Schauspieler auf: In dem ARD-Fernsehfilm Das unreine Mal war er als wahlkämpfender Lokalpolitiker zu sehen, in der ARD-Weihnachtskomödie Bettys Bescherung spielte er sich selbst als Intendant des hr.

In die Schlagzeilen der Gießener Lokalpresse geriet Reitze 2003, als im Rahmen eines Geschichtsweges durch Gießen am Geburtshaus Wilhelm Liebknechts eine Tafel angebracht werden sollte mit dessen Parole „Agitieren, organisieren, studieren“. Helmut Reitze, mit dem hr jetziger Mieter des Hauses, verhinderte das durch seinen Einspruch mit der Begründung: Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der hr dürfe nicht in Verbindung mit Agitation gebracht werden. Am Ende hat die zuständige Arbeitsgruppe der Stadt Gießen den Kompromissvorschlag von hr-Intendant Helmut Reitze einstimmig angenommen, auf der Gedenktafel das Liebknecht-Zitat „Wissen ist Macht – Macht ist Wissen“ anzubringen.

Ämter und Mitgliedschaften

Ämter

  • Vorsitzender der ARD-Medienkommission
  • Vorsitzender des Beirats der ARD/ZDF-Medienakademie
  • Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Rundfunkarchivs (DRA)
  • Hauptgeschäftsführer der hr-Werbung GmbH
  • Vorsitzender des Aufsichtsrats der Taunusfilm GmbH
  • Aufsichtsrat der hr-Media
  • Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF)
  • Verantwortlicher Herausgeber der Zeitschrift MediaPerspektiven

Mitgliedschaften

Buchveröffentlichungen

  • Währungszuschläge in der Seeschifffahrt und ihr Auswirkungen auf die Exportwirtschaft, Werner Brandeis-Verlag, 1981.
  • Tagesschau 1994, Die Ereignisse des Jahres, Hrsg. Ulrich Deppendorf und Helmut Reitze, Gruner + Jahr, 1994.
  • Wer wird Kanzler in de.land?, aus: „Mit Mouse und Tastatur. Wie das Internet die Politik verändert“, Hrsg. Klemens Joos, Alexander Bilgeri, Dorothea Lamatsch, Olzog Verlag, 2001.
  • Die Flut, Hrsg. Wolf von Lojewski, Helmut Reitze, Marietta Slomka, Ullstein Verlag, 2002.
  • Mein Lieblingsplatz – Der Altmarkt, aus: „Leben in Kassel“, Euregioverlag, 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hessischer Rundfunk straft "Zapp" nach kritischem Bericht ab Spiegel Online vom 9. Mai 2009
  2. http://www.vodafone-stiftung.de/content/stiftung/gremien/

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