Helmut Palmer

Helmut Palmer
Parolen und „Marktordnung“
Verzierungen und Parolen am Haus

Helmut Palmer (* 8. Mai 1930 in Stuttgart-Untertürkheim; † 24. Dezember 2004 in Tübingen) war Bürgerrechtler und Pomologe, bekannt wurde er als „Remstal-Rebell“.

Helmut Palmer gab in seiner Eigenschaft als Obstbaumkundler Baumschnittkurse für Landwirte und Hobbygärtner. Die von ihm entwickelte Schnittmethode, der Palmer-Oeschbergschnitt, ähnelt dem ursprünglichen Oeschbergschnitt, den Palmer während seiner Lehrzeit in der Schweiz erlernt hatte.

Allein durch sein Anderssein, bezogen auf seine Schnittmethode, aber auch auf seine sehr direkte Art, eckte er immer wieder an. Dabei missfielen ihm bald unnötige Vorschriften und insbesondere jegliche Form von Behördenwillkür, welcher der uneheliche Sohn einer christlichen Mutter und eines jüdischen Vaters bereits in jungen Jahren ausgesetzt zu sein glaubte. Daraus entwickelte sich eine Aktivität auf lokaler und lokalpolitischer Ebene in Geradstetten, wo er sein Wohnhaus mit Parolen versah. Palmer kämpfte − teils mit heftigen Vorwürfen − gegen eine Bevormundung durch den Staat, Behördenwillkür und Antisemitismus.

Seine politischen Aktivitäten erweiterte der Einzelkämpfer bald auf die vorgesetzten Dienststellen bis hin zur Landeshauptstadt Stuttgart, in der Palmer einmal bei der Oberbürgermeister-Wahl kandidierte. Insgesamt trat er bei über 250 Oberbürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg an. In Schwäbisch Hall erreichte Palmer 1974 im ersten Wahlgang 41 % der Stimmen.

Palmer musste sich in zahlreichen Gerichtsverfahren verantworten. Wiederholt saß er Gefängnisstrafen ab.

Helmut Palmer war seit 2002 Mitglied der SPD.

Sein Sohn Boris Palmer wurde 2001 als grüner Kandidat für den Wahlkreis Tübingen in den Landtag gewählt, kandidierte 2004 erfolglos bei der Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart, wurde dann aber am 22. Oktober 2006 zum Oberbürgermeister der Stadt Tübingen gewählt. Der Stuttgarter CDU-Politiker und Ex-Staatsminister Christoph Palmer ist Helmut Palmers Neffe.

Am 24. Dezember 2004 erlag Helmut Palmer einer Krebserkrankung.

Schriften

  • Mein Kampf und Widerstand im Filbingerland. Marva, Genf 1978, ISBN 3-85800-005-1.
  • Mein Kampf und Widerstand. Späth-Lese. Edition Marva, Genf 1979
  • Zur Liebe verdammt fürs Schwabenland: Obstbau und Politik aus Passion. Buchdienst Esslingen, Esslingen 1984.
  • Der Leitfaden für Streuobst- und Nat-UR-Obstbau. Die totale Kehrtwende vom Krüppel-, Kunstdünger-, Gift- und Chaotenobstbau zum Naturobstbau. Hauser, Metzingen 1988
  • Die natürliche Sprache der Obstbäume. Hauser, Metzingen 1991
  • Notenschlüssel der Natur 2000. Carl Bacher, Geradstetten 2000

Literatur

  • Gudrun Mangold: Obstbäume schneiden verblüffend einfach mit Helmut Palmer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10465-6
  • Michael Ohnewald: Helmut Palmer. Lebensweg eines Rebellen. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-89850-114-0
  • Günter Wallraff: Wiederaufnahme einer Verfolgung. In: Ders.: 13 unerwünschte Reportagen. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2002 (erstmals 1969), S. 138-148.

Weblinks


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