Helgas Fall und Aufstieg

Helgas Fall und Aufstieg
Filmdaten
Deutscher Titel Helgas Fall und Aufstieg
Originaltitel Susan Lenox: Her Fall and Rise
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1931
Länge 76 Minuten
Stab
Regie Robert Z. Leonard
Drehbuch Wanda Tuchcock und andere nach dem gleichnamigen Roman von David Graham Phillips
Produktion Paul Bern für MGM
Musik William Axt
Kamera William H. Daniels
Schnitt Margaret Booth
Besetzung

Helgas Fall und Aufstieg (OT:Susan Lenox - Her Fall and Rise) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Robert Z. Leonard mit Greta Garbo und Clark Gable in den Hauptrollen aus dem Jahr 1931.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die junge Helga wächst als uneheliches Kind bei ihrem strengen Onkel auf. Sie führt das Leben einer Sklavin und soll, kaum erwachsen, gegen ihren Willen an Jeb Mondstrum verheiratet werden. Nach einem Vergewaltigungsversuch durch Jeb flieht Helga im strömenden Regen und läuft weg. Sie landet schließlich in der Scheune von Rodney Spencer, einem Ingenieur. Er bietet ihr Obdach und einen Pyjama an und bald schon sind beide ineinander verliebt. Als Jeb Helga auf die Spur kommt, springt Helga impulsiv auf einen vorbeifahrenden Zug. Dort nimmt sie unter dem Pseudonym Susan aus Lenoxville eine Stellung bei einem mitfahrenden Wanderzirkus an. Durch ein Missverständnis glaubt Rodney, Helga sei in der Zwischenzeit die Geliebte des Zirkusbesitzers geworden. Nach noch mehr Missverständnissen trifft Rodney Helga/Susan einige Jahre später wieder, diesmal als Geliebte eines reichen Mannes. Wieder trennen sich beide. Helga/Susan begibt sich danach auf die Suche nach Rodney und findet ihn in Südamerika, wo sie einen Stellung in einem Bordell annimmt und er zu viel trinkt. Beide haben eine dramatische Auseinandersetzung und finden schließlich zueinander.

Hintergrund

Helgas Fall und Aufstieg wurde am 16. Oktober 1931 in den nationalen Verleih gebracht und ist heute einer der am wenigsten bekannten Garbo-Filme. An dem Drehbuch haben nicht weniger als 14 Autoren mitgewirkt, darunter Zelda Sears, King Vidor und Edith Fitzgerald, von denen nur einige eine namentliche Nennung im Credit bekamen.

Nachdem sie in ihren vorherigen beiden Filmen Romanze und Yvonne eher der Halbwelt angehört hatte, bedeutete Helgas Fall und Aufstieg für Garbo eine Rückkehr in die mehr kleinbürgerlichen Umgebung von Anna Christie. Gleichzeitig bot der Film den Anhängern trotzdem die Gelegenheit, ihren Star als langleidende Frau zu sehen, die trotz moralisch bedenklicher Entscheidungen am Ende doch immer nur den einen Mann geliebt hat.

Der Film ist in der ersten Hälfte für eine MGM-Produktion vergleichsweise innovativ in Szene gesetzt. Starke Hell-Dunkel-Kontraste erinnern an den deutschen Expressionismus und Garbo wirkt am Anfang fast wie eine Schlafwandlerin und spricht kein Wort. Nachdem sie zu Rodney jedoch Vertrauen gefasst hat, lacht sie viel und macht Scherze. Garbos Akzent, der in den vorherigen Rollen schon recht stark war, trat im englischen Original von Helgas Fall und Aufstieg noch stärker hervor. Besonders ausgiebig betont sie das R in manchen Wörtern und rollt es gerade bei der Aussprache des Namens Rodney ausgiebig.

Barry Paris berichtet in seiner Biographie Garbo, dass die Schauspielerin den Film hasste, da er die Schweden als Trinker und brutale Schläger verunglimpfen würde. Zunächst war geplant, die männliche Hauptrolle an John Gilbert, Garbos Partner in einigen erfolgreichen Stummfilmen, zu geben.

Mit Clark Gable bekam Garbo schließlich einen Schauspieler an die Seite, der innerhalb der letzten acht Monate vom Statisten zum meistbegehrten männlichen Star von Hollywood aufgestiegen war. Nach Auftritten an der Seite von Joan Crawford unter anderem in Laughing Sinners und Dance, Fools, Dance, Constance Bennett in The Easiest Way und besonders neben Norma Shearer in A Free Soul hatte Gable das Image eines sexuell aktiven Mannes, der Frauen mitunter grob behandelt. So schlug er die Crawford in Dance, Fools, Dance, Barbara Stanwyck in Night Nurse und vergewaltigte sogar Norma Shearer fast in A Free Soul. Nach der groben Behandlung meinte der Charakter der Shearer allerdings nur A new kind of Man und wurde die Geliebte von Gable. Insoweit war es für Gable eine Auszeichnung, neben MGMSs prestigeträchtigstem Star auftreten zu dürfen. Sein Image als Rauhbein zeigte sich in einer Szene gegen Schluss, wenn er Helga, die in einem Bordell in Panama arbeitet, wieder trifft. Verärgert über die Begegnung greift sich Rodney eine Prostituierte und wirft sie anstatt Helgas einfach die Treppe hinunter. Die beiden Stars kamen nicht sonderlich gut miteinander aus, da Garbo das machohafte Auftreten von Gable nicht mochte. Das Studio wollte die beiden Stars nach dem Erfolg von Helgas Fall und Aufstieg unmittelbar in Dschungel im Sturm wieder einsetzten, doch ging die Rolle am Ende an Jean Harlow.

In England hatte Helgas Fall und Aufstieg wegen der Romanvorlage erhebliche Probleme mit dem Zensor. Aus heutiger Sicht überrascht die offene Darstellung von Gewalt und Prostitution, wie sie vor Inkrafttreten den Production Code nicht unüblich war in Filmen der frühen 1930ern.

Kinoauswertung

Mit Produktionskosten von $ 580.000 lag der Film etwas über den MGM-Durchschnittsaufwand. Er war an der Kinokasse sehr erfolgreich und spielte national $ 806.000 ein, mehr als ein Drittel mehr als die beiden vorherigen Filme der Garbo. Außerhalb der USA spielte der Film $ 700.000 ein, was ein kumuliertes Einspielergebnis von $ 1.506.000 bedeutete. Der Profit betrug $ 364.000. Vor dem Hintergrund der sich immer mehr verschärfenden Weltwirtschaftskrise war das ein mehr als akzeptables Ergebnis.

Kritik

Die meisten Kritiken waren wohlwollend, zumal Garbo nach ihrer Ansicht endlich in den Armen eines richtigen Mannes liegen würde und dort gut aufgehoben sei. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass Garbo in dem Film kaum Dialog habe und der Film daher wie ein Stummfilm daher komme. Die bekannte Kolumnistin Elisabeth Yeaman schrieb daher in ihrer Kolumne vom 17. November 1931 auch:

If you saw Miss Garbo in Susan Lenox, you know that MGM tried to do practically the same thing (..not to speak a whole word..) with her. Only instead of making her completely inaudible she was permitted to speak a word now and again, completely destroying the illusion of silence as well as of sound. You can't go half way in the matter of dialogue. Either you speak when the occasion requires, or else you must keep silent, and rely on pantomime.
Wenn Sie Greta Garbo in Susan Lenox gesehen haben, dann wissen Sie, dass MGM [auch versucht hat, die Schauspielerin kein Wort reden zu lassen]. Aber statt Garbo komplett unhörbar zu präsentieren, wurde der Schauspielerin gestattet, ab und zu einige Worte zu verlieren, was komplett sowohl die Illusion von Stille als auch eines Tonfilms zerstörte. Man kann bei Dialogen keine halben Sachen machen. Entweder man spricht, wenn die Gelegenheit es erfordert oder man bleibt stumm und verlässt sich auf die Kraft der Pantomime.

Jerzy Toeplitz lobt in seiner Filmgeschichte die Darstellung der Garbo und meinte, gerade Helgas Fall und Aufstieg mache deutlich, dass ein vordergründiges Happy-End nicht das Ende der Auseinandersetzungen zwischen den Partner bedeuten müsse.

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