Heinrich Schmelen

Heinrich Schmelen
Heinrich Schmelen

Johannes Heinrich Schmelen (* 7. Januar 1776 in Kassebruch bei Bremen; † 26. Juli 1848 in Kommagas, Südafrika) war Missionar der Londoner Missionsgesellschaft (LMS) und Gründer der Missionsstation Bethanien.

Schmelen stammte aus bürgerlichem Hause. Um dem Militärdienst zu entgehen, flüchtete er nach England und kam durch Karl Friedrich Adolf Steinkopf (1773–1859) mit der Londoner Missionsgesellschaft in Berührung. Das Zusammentreffen mit drei zum christlichen Glauben bekehrten Nama hatte auf Schmelen einen so starken Eindruck gemacht, dass er sich für den Missionarsberuf entschied und nach entsprechender Ausbildung 1811 nach Südafrika entsenden ließ. Dort war Schmelen zunächst unter Anleitung von Christian Albrecht (1773–1815) in der Missionsstation Pella tätig.

Als eine größere Gruppe Orlam wegen besserer Weidegründe Pella verließ und über den Oranje zog, schloss sich Schmelen ihnen an. Bei „der dauerhaften Quelle, die man nicht mit einem Stein verschließen kann“ – auf Khoekhoegowab ǀUiǂgandes[Khi 1], auf Afrikaans Klipfontein genannt – fanden sie einen neuen Siedlungsort. Schmelen nannte den Ort in Anlehnung an den biblischen Ort, wo Jesus getauft wurde, Bethanien und errichtete hier das zweite von Europäern erbaute Steinhaus in Südwest-Afrika, das sogenannte Schmelenhaus, das heute noch zu besichtigen ist. Die hier ansässigen Orlam wurden in der Literatur dementsprechend als die Bethanier bezeichnet. Trotz zunächst erfolgreicher Missionsarbeit kam es wegen des zunehmend kriegerischen und räuberischen Verhaltens der Orlam zum Zerwürfnis mit Schmelen, so dass er 1822 seine Missionsarbeit in Bethanien beendete.

Nach längeren Erkundungszügen durch Südwest-Afrika, die ihn unter schwierigsten Verhältnissen bis zur Walfischbucht und nach Windhuk führten, übernahm Schmelen schließlich den Auftrag, das Neue Testament ins Khoekhoegowab zu übersetzen. Hierbei übernahm seine Khoekhoegowab sprechende Frau Zara Schmelen (um 1793–1831) einen großen Teil der Arbeit. Nach 7-jähriger Arbeit war der Auftrag erfüllt. Kurze Zeit später verstarb Schmelens Frau in der Nähe von Tulbagh. Schmelen übernahm die Leitung der Missionsstation in Kommagas (südlich des Ortes Springbok), wo er 1848 verstarb. Schmelens Tochter Hanna (1819–1884) wurde die Gattin des Missionars Franz Heinrich Kleinschmidt.

Literatur

  • Walter Moritz: Auf dem Reitochsen quer durch’s südwestliche Afrika – Missionar Schmelen, ein Pionier der Sprache der Nama (1811–1848) am Oranje, in Bethanien, Steinkopf und Komaggas. John Meinert Printing, Windhoek 2004, ISBN 99916-63-30-4. (Mit umfangreichen Quellenangaben und Zitaten aus Missionsberichten.)
* Ursula Trüper: Die Hottentottin. Das kurze Leben der Zara Schmelen (ca. 1793–1831). Missionsgehilfin und Sprachpionierin in Südafrika.  Rüdiger Köppe, Köln 2000, ISBN 3-89645-316-5

  1. Anmerkung: Dieser Artikel enthält Schriftzeichen aus dem Alphabet der im südlichen Afrika gesprochenen Khoisan-Sprachen. Die Darstellung enthält Zeichen wie z. B. ǀ, ǁ, ǂ und ǃ. Nähere Informationen zur Aussprache langer oder nasaler Vokale oder bestimmter Klicklaute finden sich unter Khoekhoegowab.

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