Heinrich Reinefarth

Heinrich Reinefarth
Heinz Reinfarth
Heinz Reinefarth (ganz links) während des Warschauer Aufstandes

Heinrich Reinefarth, besser bekannt unter dem Namen Heinz Reinefarth (* 26. Dezember 1903 in Gnesen, damals Preußen; † 7. Mai 1979 in Westerland, Sylt) war SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Waffen-SS und Polizei sowie Landtagsabgeordneter und Bürgermeister in der Nachkriegszeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reinefarth, Sohn eines Landgerichtsrates, legte 1922 das Abitur ab und wurde 1923 Mitglied im Freikorps Oberland. Er studierte Rechtswissenschaft in Jena und war nach der Promotion als Richter tätig. 1932 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.268.933) und der SS (Mitgliedsnummer 56.634). Zwischen 1932 und 1939 war er als Rechtsanwalt und Notar tätig. Aus seiner 1932 geschlossenen Ehe gingen zwei Kinder hervor.[1]

Zweiter Weltkrieg

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Reinefarth als Feldwebel der Reserve zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Polenfeldzug 1939 teil. Während des Westfeldzuges gegen Frankreich wurde ihm als Zugführer der 14. Kompanie des Infanterie-Regiments 337 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Mitte 1942 wurde er aufgrund schwerer, während des Russlandfeldzuges erlittener, Erfrierungen wehrdienstuntauglich. Er verließ die Wehrmacht im Rang eines Leutnants und wurde als Generalinspekteur der Verwaltung im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren von Juni 1942 bis Mitte 1943 tätig. Nach einem einjährigen Aufenthalt im Hauptamt Ordnungspolizei wurde er im April 1944 zum Höheren SS- und Polizeiführer Warthe berufen. In dieser Funktion befehligte er zwölf Polizeikompanien bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) vom August bis zum Oktober 1944. Seine „Krieger“ waren von äußerster Brutalität und Verrohung der Soldaten geprägt. Immer wieder kam es neben den Massenmorden, bei denen über 100.000 polnische Zivilisten getötet wurden, auch zu Massenvergewaltigungen und anderen Exzessen, besonders durch Angehörige der SS-Einheiten Dirlewanger und die 29. Waffen-Grenadier-Division der SS „RONA“, bei denen häufig auch Minderjährige und Kinder die Opfer waren. Für seine Taten in Warschau zeichnete das Nazi-Regime Reinefarth am 30. September 1944 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes aus.

Reinefarth 1944

Am 2. Februar 1945[2] ernannte ihn Hitler zum Festungskommandanten der Stadt Küstrin an der Oder, die nach schweren sowjetischen Bombardements im März von der Sowjetarmee erobert wurde. Bei den Kämpfen um die Festung Küstrin fielen etwa 5.000 deutsche und 6.000 sowjetische Soldaten. Reinefarth setzte sich mit seinen SS-Offizieren ab und wurde wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde wegen der kritischen Frontlage nicht vollstreckt, und Reinefarth gelang es, sich mit einer Heeresgruppe an der westlichen Front jenseits der Elbe den Briten zu ergeben.

Bei Ende des Zweiten Weltkriegs stand er im Rang eines SS-Gruppenführers und Generalleutnants der Polizei.

Nachkriegszeit

Nach der Kapitulation der Wehrmacht war Reinefarth in britischer Kriegsgefangenschaft, entging aber einem Prozess wegen der Verbrechen seiner Einheiten bzw. der Auslieferung nach Polen, da ihn ein Hamburger Gericht aus Mangel an Beweisen freiließ.

Von Dezember 1951 bis 1964 war er Bürgermeister der Stadt Westerland auf der Nordseeinsel Sylt und wurde 1958 für den GB/BHE in den Schleswig-Holsteiner Landtag gewählt. Nach seinem durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Kriegsverbrechen erzwungenen Rückzug aus der Politik war Reinefarth ab 1967 beruflich als Rechtsanwalt in Westerland tätig. Die Ermittlungen gegen ihn wurden ohne Anklage eingestellt. Reinefarth starb am 7. Mai 1979 auf Sylt.

Weitere Funktionen:

Auszeichnungen

Literatur

  • Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Droste Verlag, Düsseldorf, 1986. ISBN 3-7700-0710-7
  • Klaus Huhn, Annelie Thorndike: Der Massenmörder blieb ohne Strafe. Berlin 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten., Düsseldorf 1986, S. 345
  2. Fritz Kohlase: Küstrins Untergang im Jahre 1945
  3. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.620

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