Heinrich Menu von Minutoli

Heinrich Menu von Minutoli

Heinrich Menu, seit 1820 Freiherr von Minutoli (* 12. Mai 1772 in Genf; † 16. September 1846 in Lausanne) war ein preußischer Generalmajor, Prinzenerzieher, Entdecker und Altertumsforscher schweizerischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Die Familie Minutoli stammte ursprünglich aus Lucca und wanderte im 17. Jahrhundert in die Schweiz aus. Heinrich Menu von Minutoli selbst hatte drei Söhne: Julius (u.a. Berliner Polizeipräsident und Gesandter am Persischen Hof), Adolph und den Kunstsammler Alexander.

Leben

Minutoli erhielt zunächst Privatunterricht, besuchte dann von 1782 bis 1784 das Gymnasium in Karlsruhe, wurde anschließend von einem österreichischen Ingenieurhauptmann in militärischen Dingen ausgebildet und trat 1786 mit vierzehn Jahren in den preußischen Militärdienst ein, auf Vermittlung seines Onkels Moritz, eines preußischen Generals. Er diente zwei Jahre als Bombardier beim Feldartilleriekorps, erhielt dann ab 1789 eine Offiziersausbildung in einem bei Magdeburg stationierten Infanterieregiment. Da ihn die Kadettenausbildung geistig nicht befriedigte, lernte er während dieser Zeit zusätzlich auch Griechisch, Latein, Italienisch und Englisch. Seine militärische Laufbahn musste er jedoch beenden, nachdem er während des ersten Koalitionskrieges gegen Frankreich bei der Verteidigung der Festung Gustavsburg bei Mainz am 29. Juni 1793 eine schwere Armverletzung erlitt, die ihn mit 21 Jahren zum Kriegsinvaliden machte.

1794 wurde er als Stabskapitän, Lehrer und Ausbilder an das Adelige Kadettenkorps in Berlin berufen, seit 1797 amtierte er als Leiter der Ausbildung. 1810 ernannte ihn Friedrich Wilhelm III. zum Erzieher des neunjährigen Prinzen Carl.

Restitutionsstein auf dem Alten Garnisonfriedhof in Berlin-Mitte

Minutoli war stark an der Altertumskunde interessiert. Nachdem Prinz Carl die Volljährigkeit erreicht hatte, unternahm Minutoli zahlreiche Auslandsreisen. 1820 wurde er mit der Leitung der Expedition betraut, die bis August 1821 auf Kosten der Regierung Ägypten bereiste. Es begleiteten ihn unter anderem die Naturforscher Wilhelm Friedrich Hemprich und Christian Gottfried Ehrenberg, der Architekt Ludwig Theodor Liman, der nach der Ankunft in Alexandria am 13. Dezember 1820 an den Strapazen der Reise verstarb, und der Orientalist und Theologe Johann Martin Augustin Scholz, der sich dort von der Gesellschaft trennte und nach Kairo einschiffte. Bei der Rückkehr ging der größere Teil der Sammlungen Minutolis, 97 Kisten, bei der Verschiffung von Triest nach Hamburg verloren, als der für den Transport gecharterte der Segler "Gottfried" in der Nacht zum 12. März 1822 in der Elbmündung in einem Orkan sank. Nur 20 Kisten, die auf dem Landweg transportiert wurden, erreichten Berlin. Sie wurden vom König von Preußen für 22.000 Taler angekauft und bildeten den Grundstock des neuen Ägyptischen Museums Berlin. Minutoli wurde zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt, nahm bald darauf mit dem Titel eines Generalleutnants seine Entlassung und zog sich auf eine Besitzung bei Lausanne zurück, wo er am 16. September 1846 starb. Er wurde auf dem Alten Garnisonfriedhof in Berlin-Mitte beigesetzt.

Werke

  • Militärische Erinnerungen aus dem Tagebuche des Generallieutenants von Minutoli. Druck und Verlag von Ferdinand Reichardt u. Co., Berlin 1845 Digitalisat bei Google Books
  • Der Feldzug der Verbündeten in Frankreich im Jahre 1792. Striese, Berlin 1847
  • Beiträge zu einer künftigen Biographie Friedrich Wilhelms III. so wie einiger Staatsdiener und Beamten seiner nächsten Umgebung. Aus eigener Erfahrung und mündlich verbürgten Mittheilungen zusammengetragen. Mittler, Berlin 1843–44
  • Der Graf von Haugwitz und Job von Witzleben. Eine Zugabe zu meiner Schrift, betitelt: Beiträge zu einer künftigen Biographie Friedrich Wilhelms III. so wie einiger Staatsdiener und Beamten seiner nächsten Umgebung. Logier, Berlin 1844
  • Über antike Glasmosaik. Berlin 1814
  • Reise zum Tempel des Jupiter Ammon und nach Oberägypten. Berlin 1824 (mit Atlas)
  • Über die Anfertigung und Nutzanwendung der farbigen Gläser bei den Alten. 1837
  • Friedrich u. Napoleon. Berlin 1840

Literatur

Weblinks


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