Heinrich III. (Anhalt)

Heinrich III. (Anhalt)

Heinrich III. von Anhalt († 10. November 1307 in Magdeburg) war Fürst von Anhalt-Aschersleben und Erzbischof von Magdeburg.

Leben

Heinrich war als Sohn von Heinrich II. ein geborener Fürst von Anhalt. Gemeinsam mit seinem Bruder Otto I. von Anhalt war er seit 1266 offizieller Mitregent von Anhalt-Aschersleben. Er widmete sich 1283 dem geistlichen Stande und wurde Domherr in Magdeburg sowie Propst des Blasiusstiftes in Braunschweig. Nach dem Tode von Burchard II. von Blankenburg wird er 1305 zum Erzbischof von Magdeburg gewählt. Er begab sich zur Einholung der päpstlichen Bestätigung mit dem Pallium nach Rom. Die Magdeburger Chronik überliefert hierzu, dass er kein Latein verstand; daher konnte er auf die lateinisch gestellten Fragen von Papst Clemens V., ob er das „Gebet des Herrn“ („orationem Dominicam“) kenne, nicht antworten.

Da er diesem nicht antworten konnte, soll der Papst ihm die Bestätigung versagt haben. Allerdings soll sich sein Hofmeister dafür entschuldigt haben, dass er dies nicht kennen könne, da der Ausdruck „Gebet des Herrn“ in Magdeburg nicht gebräuchlich sei, sondern man nenne es hier „Vaterunser („Pater noster“). Ob sich dies wirklich so zugetragen hat, kann heute nicht sicher bestätigt werden; Einzig sicher ist, dass Heinrich am 21. Januar 1306 die päpstliche Bestätigung im Amt erhielt und dafür 1.000 Mark Stendaler Silber bezahlen musste. Um dies aufzubringen, musste das Domkapitel Schloss und die Stadt Grabau an den Bischof von Brandenburg Friedrich von Plötzke versetzen.

Nach Magdeburg zurückgekehrt, stellte Heinrich 1307 ein Heer auf und eroberte am 6. Mai 1307 die Stadt Schönebeck an der Elbe von den Grafen von Barby. Dabei bediente sich sein Feldherr Otto von Welschleben einer List: Er ließ Soldaten getarnt auf Kornwagen verstecken und diese heimlich in die Stadt bringen. Als sie am Stadttor angelangt waren, sprangen die Soldaten von den Wagen und sicherten das Tor, so dass nachfolgende Einheiten die Stadt ohne Widerstand einnehmen konnten.

Wieder in Magdeburg angelangt, geriet er mit der Bürgschaft in einen Streit um die Herrenpforte. Dies war ein Tor an der Südseite der Domkirche, dessen Schlüssel ein von der Stadt angestellter Pförtner besaß. Diesem hatten die Domherrn den Schlüssel abgenommen, der Magdeburger Bürgermeister Hans von Hohnstein begab sich daher mit den Ratmännern in das Kapitelhaus, wo der Erzbischof mit den Domherrn eine Sitzung abhielt und bat um die Herausgabe des Schlüssels. Der Erzbischof lehnte dies mit den Worten „die Pforte ist unser, den sie heißt die Herrenpforte“ ab.

Daraufhin antwortete der Bürgermeister, die Pforte heißt die Herrenpforte, aber die Herren der Pforte sind wir, gebt ihr den Schlüssel nicht wieder zurück, so kommt ihr nicht von dannen. Daraufhin befahl der Bürgermeister seinen Stadtknechten die Glocken auf dem Johannesturm läuten zu lassen. Als dies der Erzbischof hörte, gaben sie den Schlüssel unter Verzicht auf die Herrenpforte zurück. Nach der Magdeburger Chronik soll der Vorfall ihm so zu Gemüte gegangen sein, das er aus Ärger über die erlittene Demütigung erkrankte und starb.

In seinem Todesjahr überließ er dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg das Patronatsrecht über die Kirchen in Burg und Schartau und erhielt im Gegenzug das Patronatsrecht in Pretzien, nebst dem dortigen Gute und der Mühle. Nach alter Überlieferung soll er, obwohl er nicht besonders Gelehrt war, einen durchdringenden Verstand besessen haben. Jedoch aufgrund seiner kurzen Regierungszeit haben sich dafür keine Anzeichen nachweisen lassen.

Literatur

  • Ferdinand Albrecht Wolter: Geschichte der Stadt Magdeburg von ihrem Ursprung bis auf die Gegenwart. Faberische Buchdruckerei, Magdeburg, 1901, 3. Auflage, S. 45
  • Heinrich Rathmann: Geschichte der Stadt Magdeburg von ihrer ersten Entstehung an bis auf gegenwärtige Zeiten. Verlag Johann Adam Creutz, Magdeburg 1806, Bd. 4, Heft 1, S. 212 (Online)
  • Friedrich Wilhelm Ebelin: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Verlag Otto Wiegand, Leipzig, 1858, 2. Bd., S. 37


Vorgänger Amt Nachfolger
Burchard II. von Blankenburg Erzbischof von Magdeburg
13051307
Burchard III. von Schraplau

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