Heinrich Haasis

Heinrich Haasis
Heinrich Haasis

Heinrich Haasis (* 21. April 1945 in Streichen bei Balingen) ist ein deutscher Politiker der CDU und Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Er hat sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt erklärt. Am 30. November 2011 wird sein Nachfolger gewählt. Für diese Wahl tritt unter anderen der derzeitige bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon an.[1]

Inhaltsverzeichnis

Beruf und Familie

Nach Gymnasium und Höherer Handelsschule absolvierte Haasis die Ausbildung für den gehobenen baden-württembergischen Verwaltungsdienst, die er 1968 mit der Staatsprüfung zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) abschloss. Von 1968 bis 1971 arbeitete er bei den Stadtverwaltungen in Nürtingen und in Hechingen.

Haasis hat zwei Kinder aus erster Ehe und ist in zweiter Ehe verheiratet mit Ingrid Haasis-Blank.[2]

Politische Karriere

1971 wurde Haasis zum Bürgermeister der Gemeinde Bisingen im Zollernalbkreis gewählt. Ab 1971 war er Mitglied des Kreistags des Landkreises Hechingen und nach der Kreisreform in Baden-Württemberg ab 1974 Mitglied des Kreistags des Zollernalbkreises. Von 1981 bis 1991 war Haasis Landrat des Zollernalbkreises und in dieser Funktion auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Balingen, der heutigen Sparkasse Zollernalb, sowie von 1989 bis 1991 Vorsitzender der Philipp-Matthäus-Hahn-Stiftung, einer Stiftung zur Förderung von begabten Studierenden und wissenschaftlichem Nachwuchs an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.

Vom 5. Mai 1976 bis 31. Mai 2001 war Haasis Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg; ab 1980 war er stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion der CDU.

Sparkassenarbeit

Baden-Württemberg

Im September 1991 wurde Heinrich Haasis von der Verbandsversammlung zum Präsidenten des Württembergischen Sparkassen- und Giroverbands gewählt. 1998 wurde er in diesem Amt bestätigt. Der Württembergische und der Badische Sparkassen- und Giroverband fusionierten mit Wirkung vom 1. Januar 2001 zum Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW). Haasis war ab dem Zeitpunkt der Fusion bis zum 30. April 2006 Verbandsvorsteher (Präsident) des SVBW.

Erfolge seiner Amtszeit waren unter anderem die Übernahme der bis dahin landeseigenen badischen und württembergischen Gebäudebrandversicherungsanstalten durch die Sparkassen-Finanzgruppe 1994, die Fusion zur Landesbank Baden-Württemberg 1999 und die Fusion der beiden Sparkassenverbände in Baden-Württemberg. Ab Oktober 1999 war Haasis erster Vizepräsident und Vorsitzender der Verbandsvorsteherkonferenz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV).

Deutscher Sparkassen- und Giroverband

Am 1. Dezember 2005 wurde Haasis von der Verbandsversammlung als Nachfolger von Dietrich H. Hoppenstedt mit Wirkung vom 1. Mai 2006 zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) gewählt. Seit September 2009 ist Haasis zusätzlich zu seinem Hauptamt stellvertretender Präsident der Europäischen Sparkassenvereinigung (ESV).

Die erste große Herausforderung seiner Amtszeit war der Kauf der Landesbank Berlin Holding. Nach der durch Immobliengeschäfte ausgelösten Krise der Bankgesellschaft Berlin, dem Vorgängerinstitut der Landesbank Berlin Holding, 2001 wurde die Bank durch eine vom Land Berlin übernommene Kapitalerhöhung stabilisiert. Diese Maßnahme wurde von der EU-Kommission als staatliche Beihilfe angesehen und nur unter der Auflage genehmigt, dass das Land Berlin bis 2007 seine Anteile an der Bank verkaufen musste. Die Kommission beharrte auf einem diskriminierungsfreien Verkauf, bei dem öffentlich-rechtliche Kreditinstitute privaten gegenüber nicht bevorteilt werden durften. Da die Berliner Sparkasse Bestandteil der Bankgesellschaft Berlin war, hätte die Situation eintreten können, dass eine Sparkasse mit sämtlichen Markenrechten von einem nicht zur Sparkassenorganisation gehörenden Käufer übernommen worden wäre. Durch diesen Präzendenzfall wäre das Dreisäulensystem im deutschen Bankwesen mit seiner strikten Trennung zwischen Genossenschaftsbanken, öffentlich-rechtlichen Sparkassen und privaten Geschäftsbanken ausgehöhlt worden. Dies wollte die Sparkassen-Finanzgruppe unter Federführung des DSGV und seines Präsidenten auf jeden Fall verhindern. Am vom Land Berlin durchgeführten Bieterverfahren zum Verkauf der Landesbank Berlin Holding beteiligten sich neben dem DSGV 18 weitere nationale und internationale Kaufinteressenten, unter anderem die Bayerische Landesbank, die Landesbank Baden-Württemberg sowie die Commerzbank. Am 15. Juni 2007 erhielt der DSGV den Zuschlag für den Landesanteil in Höhe von 81 Prozent. Der Kaufpreis für die übernommenen Aktien einschließlich der erstatteten Verfahrenskosten betrug 4,475 Mrd. Euro. Hinzu kamen 147 Mio. Euro für die Ablösung eines bestehenden Provisionsrechtes sowie 723 Mio. Euro für eine stille Einlage des Landes Berlin.[3] Die Übernahme wird als großer persönlicher Erfolg Haasis’ angesehen, da für den Kauf die Zustimmung eines großen Teils der Vorstände und Verwaltungsräte der dezentral operierenden Sparkassen mit entsprechender Überzeugungsarbeit durch den DSGV-Präsidenten notwendig war.[4]

2011 kauften die Sparkassen unter Federführung des DSGV und seines Präsidenten die Anteile der Landesbanken an der DekaBank. Seitdem sind die Sparkassen Alleineigentümer der DekaBank. Die Anteile werden wesentlich beim DSGV gehalten.

Weitere Ämter

Heinrich Haasis ist Mitglied des Verwaltungsrats der Landwirtschaftlichen Rentenbank,seit 1. Mai 2006 Verwaltungsratsvorsitzender der DekaBank Deutsche Girozentrale und seit September 2007 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Landesbank Berlin Holding AG. Ferner ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Sparkassen Leasing Verwaltungs-AG, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stiftung Schloss Neuhardenberg GmbH, Vorsitzender des Kuratoriums der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation e.V., Mitglied im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und im Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Auszeichnungen

Haasis ist Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und Inhaber der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Am 13. Dezember 1992 wurde er aufgrund seiner Verdienste um die Fachhochschule Albstadt-Sigmaringen (heute Hochschule Albstadt-Sigmaringen), insbesondere um den Doppelstandort Albstadt, zum Ehrensenator ernannt. Die Verleihung fand im Stauffenberg-Schloss in Lautlingen statt.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Meike Schreiber: Deutschland sucht den Sparkassen-Superstar., ftd.de vom 1. November 2011, abgerufen am 2. November 2011
  2. Lebenslauf Wirtschaftswoche
  3. Presseerklärung 47/2007 des DSGV vom 15. Juni 2007
  4. Sparkassen siegen in Berlin. Leitartikel des Handelsblatts vom 15. Juni 2007

Weblinks


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