Heinrich Gerland

Heinrich Gerland
Dr. Heinrich Gerland

Heinrich Ernst Karl Balthasar Gerland (* 3. April 1874 in Halle an der Saale; † 28. Dezember 1944 in Jena) war ein deutscher Politiker (DDP).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Kaiserreich (1874–1919)

Heinrich Gerland wurde 1874 als Sohn des Geografen Georg Gerland und seiner Ehefrau Wilhelmine (1838–1885), geborene Henke, geboren. Sein Großvater mütterlicherseits war der Theologe Ernst Henke (1804–1872), Großvater väterlicherseits ein kurhessischer Generalmajor (1795–1861). Ein Bruder seines Vaters war der Physikhistoriker Anton Gerland, ein Cousin der Historiker Ernst Gerland.

Nach der Berufung seines Vaters zum Professor für Geographie an der Universität Straßburg im Jahr 1875 verbrachte Gerland den Großteil seiner Jugend im Elsass, wo er unter anderem Walter Kisch kennenlernte. Nach dem Abitur, das Gerland an einem protestantischen Gymnasium seiner Heimatstadt ablegte, studierte er von 1893 bis 1896 Rechtswissenschaften an der dortigen Universität sowie an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. 1896 legte er die erste juristische Staatsprüfung in Colmar ab. 1901 promovierte er in Straßburg zum Dr. jur. Ein Jahr später habilitierte er in Jena für Straf- und Prozeßrecht. 1903 folgte die zweite juristische Staatsprüfung. Seit 1906 lehrte er als außerordentlicher Professor in Jena. Rufe nach Basel und Köln lehnte er ab. Ebenfalls 1906 heiratete Gerland Eva Schott (*1887, eine Tochter des Glasindustriellen Otto Schott). Die Ehe blieb kinderlos. Bald nach seiner Eheschließung ging Gerland bis 1907 ein Jahr lang nach England, um das dortige Rechtssystem zu studieren. 1910 wurde Gerland ordentlicher Professor in Jena. Von 1910 bis 1920 amtierte er zugleich als Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht in Jena.

Während des Ersten Weltkriegs war Gerland von 1914 bis 1918 im Rang eines Oberleutnants – später eines Hauptmann der Landwehr – im Großen Hauptquartier tätig. Aufgaben, die ihm dort zufielen, waren die Inspektion der Kraftfahrttruppen sowie die Verwaltung des Kraftwagenparks der Großen Hauptquartiers. Daneben gehörte er dem Landsturmbatallion Weimar an.

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches im November 1918 setzte Gerland sein starkes politisches Interesse dadurch in die Tat um, dass er sich auf publizistischem Wege, durch politische Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, in die Tagespolitik einschaltete.

Weimarer Republik und NS-Zeit (1919–1944)

Nach dem Krieg beteiligte Gerland sich an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), deren stellvertretender Vorsitzender er wurde. 1920 trat er von seiner Stelle als Oberlandesgerichtsrat zurück. Bei der Reichstagswahl vom Mai 1924 wurde Gerland in den Reichstag gewählt, in dem er bis zum Dezember desselben Jahres den Wahlkreis 12 (Thüringen) vertrat. Noch im selben Jahr verließ er die DDP, um sich der weiter rechts stehenden Deutschen Volkspartei (DVP) anzuschließen.[1]

Nach 1933 wurde Gerland politische Tätigkeit durch das nationalsozialistische Regime untersagt. Unmittelbar nach der Vollendung seines 65. Lebensjahrs wurde er am 1. Oktober 1939 emeritiert. Er starb wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Jena.

Gerlands Nachlass lagert heute im Bundesarchiv in Koblenz.

Gerland veröffentlichte ferner eine Reihe von Monographien und Abhandlungen zu Themen des Straf- und Prozessrechtes, zur Allgemeinen Rechtswissenschaft und zum englischen Recht im Vergleich zum deutschen.

Schriften

  • Die englische Gerichtsverfassung, 1910.
  • Vom Sinn und Gegensinn des Lebens, 1914.
  • Grundfragen des Strafrechts, 1918.
  • Deutsches Reichsstrafrecht, 1922.
  • Der deutsche Strafprozess, 1927.
  • Die Beziehungen zwischen dem Parlament und den Gerichten in England, 1928.
  • Frühlingsliebe u.a. Gedichte, 1928.
  • Rechtsschutz gegen politische Unehrlichkeit, 1931.
  • Problematik der gegenwärtigen Reformlage im Rechtstudium an den deutschen Hochschulen, 1931.
  • Das Requiem von Mozart, 1938.

Bildmaterial

  • Kohlenzeichnung von G. Sauter, 1923 im Besitz der Universität Jena.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theodor Wolff/ Bernd Sösemann: Tagebücher 1914-1919 der Erste Weltkrieg und die Entstehung der Weimarer Republik, 1984, S. 650.

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