Heinrich Döhle

Heinrich Döhle

Richard[1] Heinrich 'Heini'[2] Doehle (* 1883; † 1963)[3] war ein deutscher Staatsbeamter.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Frühe Jahre (1883 bis 1919)

Doehle studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Straßburg und Erlangen, wo er 1907 mit einer Schrift über Den Verwendungsanspruch des Besitzes zum Dr. jur promovierte. Während seines Studiums in Straßburg lernte Doehle Otto Meissner kennen, der wie er Jura studierte und auch der gleichen Burschenschaft wie Doehle angehörte. Später waren beide Männer zusammen in der deutschen Eisenbahnverwaltung im Elsass tätig.

Tätigkeit im Büro des Reichspräsidenten (1919 bis 1945)

Nach dem Ersten Weltkrieg war Doehle zunächst bei der im Reichsministerium des Innern eingerichteten Fürsorgestellle für elsaß-lothringische Flüchtlinge tätig. Anschließend wurde er dem Berliner Polizeipräsidium zugeteilt.

Am 20. August 1919 erhielt Doehle auf Empfehlung von Otto Meissner eine Stelle im Büro des Reichspräsidenten, in das Meissner kurz zuvor als Staatssekretär des Staasoberhauptes berufen worden war. Er blieb in den folgenden 26 Jahren im Büro des Reichspräsidenten (das ab 1934 als Präsidialkanzlei des Führers firmierte) tätig und amtierte nacheinander als Referent, Oberregierungsrat, Ministerialrat, Ministerialdirigent und Unterstaatssekretär. In dieser Eigenschaft diente er zuerst den Reichspräsidenten Friedrich Ebert (1919 bis 1925) und Paul von Hindenburg (1925 bis 1934) sowie schließlich Adolf Hitler, nachdem dieser 1934 das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Kanzlers zusammenlegte und auf seine Person vereinigte, ohne den Titel des Präsidenten zu führen.

Im Büro des Staatsoberhauptes betreute Doehle in den 1920er und frühen 1930er Jahren vor allem die Bereiche „Innenpolitik“ und „Gnadensachen“. Dies brachte es mit sich dass Doehle täglich bei Ebert bzw. Hindenburg Vortrag hielt, um die Präsidenten über die Ereignisse und Entwicklungen in allen wichtigen innenpolitischen und Gnaden-Angelgenheiten zu informieren und mit seinem Rat zur Seite zu stehen.[4] Außerdem war er – neben Meissner – der wichtigste Rechtsberater des Reichspräsidenten. Für den ersten Reichspräsidenten, Friedrich Ebert, wohnte Doehle regelmäßig den Reichstagssitzungen bei, um den Präsidenten anschließend – und meist auch zwischendurch, per Telefon – über die Ereignisse im Parlament und den Gang der dortigen Verhandlungen zu informieren.[5] Während des Kapp-Lüttwitz-Putsches im März 1920 agierte Doehle als Kurier zwischen den nach Dresden geflohenen Regierungsmitgliedern und dem Reichspräsidenten einerseits und den in Berlin verbliebenen Kabinettsmitgliedern andererseits.[6] Den (nominellen) Höhepunkt seiner Karriere erreichte er, als er 1942 von Hitler anlässlich seiner Ernennung zum Unterstaatssekretär zum Leiter der „Ordenskanzlei des Führers und Reichskanzlers“ ernannt wurde.

1931 heiratete Doehle eine Frau namens Helene.[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1945 bis 1963)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Doehle zum Vorsitzenden des Bundes der verdrängten Beamten im Deutschen Beamtenbund (Verbaost) gewählt.[8] Diesen repräsentierte Doehle, als eine in der Öffentlichkeit relativ bekannte Persönlichkeit, vor allem nach Außen. Im Mai 1955 trat Doehle aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück.[9]

Doehles Lebenserinnerungen befinden sich als Privatdruck im Bundesarchiv Koblenz. Sie beschreiben vor allem politische Ereignisse, die Doehle aus nächster Nähe miterlebte, enthalten aber, nach Einschätzung von Eberhard Kolb, nur „recht wenig an Informationen“ über den internen Ablauf des Büros.

Schriften

  • Der Verwendungsanspruch des Besitzers, Erlangen 1907. (Dissertation)
  • Orden und Ehrenzeichen im Dritten Reich, 1939.
  • Die Orden und Ehrenzeichen des Grossdeutschen Reichs, 1941.
  • Die Auszeichnungen des Grossdeutschen Reichs. Orden, Ehrenzeichen, Abzeichen ..., 1943.

Einzelnachweise

  1. Vorname Richard, Ludolf Herbst/ Werner Bührer: Vom Marshallplan zur EWG, 1990, S. 651. Dort heißt Doehle „(Richard) Heinrich Doehle “.
  2. Name unter dem seine Dissertation erschien.
  3. Lebensdaten nach Eberhard Kolb: Friedrich Ebert als Reichspräsident, S. 76.
  4. Kolb, S.82.
  5. Kolb: S. 89f.
  6. Kolb: S. 80.
  7. Caroline Rupprecht: Subject to Delusions. Narcissism, Modernism, Gender, 2006, S. 138.
  8. Linus Kather: Die Entmachung der Vertriebenen, 1964, S. 97.
  9. Eugen Lemberg/Friedrich Edding: Die Vertriebenen in Westdeutschland, 1959, S. 585.

Weblinks


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