Heinrich Brauns

Heinrich Brauns
Heinrich Brauns

Heinrich Brauns (* 3. Januar 1868 in Köln; † 19. Oktober 1939 in Lindenberg i.Allgäu) war ein Zentrums-Politiker und katholischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der Theologie war er zunächst Kaplan an der Pfarre St. Josef in Krefeld und Essen-Borbeck, nahm dann aber ein Studium der Volkswirtschaft und Staatswissenschaften auf, das er 1905 mit der Promotion abschloss. Im selben Jahr wird er Direktor der Zentralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland, der bedeutendsten Organisation des deutschen Katholizismus im Kaiserreich. 1929 wurde er Vorsitzender der (katholischen) Internationalen Arbeitskonferenz. 1933 wird er zusammen mit Wilhelm Marx und Adam Stegerwald im Prozess gegen den Kölner Volksverein-Verlag in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Volksvereins angeklagt, der Prozess wird aber 1934 eingestellt.

Partei

Brauns war Mitglied der Zentrumspartei. Sein Versuch, diese durch Aufnahme auch evangelischer Mitglieder in eine überkonfessionelle christliche Volkspartei – vergleichbar der heutigen CDU – zu verändern, scheiterte. 1920 wurde er in den Parteivorstand gewählt, wo er sich selbst zum rechten Flügel zählte.

Abgeordneter

Brauns gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung für den Wahlkreis Köln-Aachen an, in der er Vorsitzender des Ausschusses für Sozialpolitik war. Anschließend war er bis zur Wahl 1933 Reichstagsabgeordneter. 1920 bis 1924 war er auf dem Reichswahlvorschlag gewählt worden, 1924 bis Juli 1932 vertrat er den Wahlkreis Weser-Ems, seitdem wurde er wieder auf dem Reichswahlvorschlag gewählt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt übernahm er auch dort den Vorsitz des sozialpolitischen Ausschusses.

Öffentliche Ämter

Brauns war vom 25. Juni 1920 bis zum 12. Juni 1928 Reichsarbeitsminister und prägte die Sozialpolitik der Weimarer Republik. Er schuf die Grundlage für viele sozialpolitische Gesetze und Einrichtungen. Sein sozialpolitisches Vorbild war Papst Leo XIII.

Wichtige Gesetze und Verordnungen, die unter seiner Verantwortung entstanden:

1931 wurde Brauns Vorsitzender der von Heinrich Brüning einberufenen Kommission zur Untersuchung der Weltwirtschaftskrise und ihrer Folgen.

Ehrungen

Ihm zu Ehren vergibt der Bischof von Essen seit 1978 alle zwei Jahre den Heinrich-Brauns-Preis.

Sonstiges

Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindungen K.D.St.V. Novesia Bonn und der K.D.St.V. Arminia Freiburg im Breisgau, beide im CV.

Veröffentlichungen

  • Unsere Aufgabe gegenüber dem Vordringen der Sozialdemokratie, Mönchengladbach 1903
  • Der Übergang von der Handweberei zum Fabrikbetrieb in der Niederrheinischen Samt- und Seidenindustrie und die Lage der arbeiter in dieser Periode", Leipzig 1906
  • Die christlichen Gewerkschaften, Mönchengladbach 1908.
  • Die Gewerkschaftsfrage, Wien 1912.
  • Die Achtstundenschicht im deutschen Steinkohlenbergbau. Bericht an die Internationale Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz, Berlin 1919.
  • Lohnpolitik, 1921.
  • Wirtschaftskrisis und Sozialpolitik, 1924.
  • Überwindung des Kapitalismus durch eine einheitliche proletarische Volksbewegung?, Mönchengladbach 1929.
  • Zum Kampf um die Sozialpolitik, Essen 1930.
  • Heinrich Brauns, Katholische Sozialpolitik im 20. Jahrhundert. Ausgewählte Aufsätze und Reden. Bearbeitet von H. Mockenhaupt, Mainz 1976.

Literatur

  • Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871–1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien. Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 4. Düsseldorf 1999, S. 299–300, ISBN 3-7700-5223-4.
  • Markus Lingen: Heinrich Brauns und der Volksverein für das katholische Deutschland (1900–1933). In: Reimund Haas, Karl Josef Rivinius und Hermann-Josef Scheidgen (Hrsg.): „Im Gedächtnis der Kirche neu erwachen“. Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel- und Osteuropa zum Jubeljahr 2000 als Festgabe für Gabriel Adriányi zum 65. Geburtstag (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte, Band 22), Köln, Weimar, Wien 2000, S. 235–264, ISBN 3-412-04100-9.
  • Markus Lingen: Brauns, Heinrich. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 175–184.
  • Hubert Mockenhaupt: Heinrich Brauns (1868–1939). In: Rudolf Morsey (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Band 1, Mainz 1973, S. 148–159.
  • Hubert Mockenhaupt: Priesterliche Existenz und sozialpolitisches. Engagement von Heinrich Brauns. Dissertation (Saarbrücken) 1976.
  • Hubert Mockenhaupt (Bearb.): Heinrich Brauns. Katholische Sozialpolitik im 20. Jahrhundert. Ausgewählte Aufsätze und Reden (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Band 19), Mainz 1976.
  • Hubert Mockenhaupt: Weg und Wirken des geistlichen Sozialpolitikers Heinrich Brauns. Beiträge zur Katholizismusforschung, Reihe B: Abhandlungen. Paderborn 1977.
  • Hubert Mockenhaupt: Der franziskanische Geist des Reichsarbeitsministers Heinrich Brauns. In: Franziskanische Studien. 1980, S. 31–38.
  • Hubert Mockenhaupt: Heinrich Brauns (1868–1939). In: Rheinische Lebensbilder. Band 4, Köln 1982, S. 211–232.
  • Hubert Mockenhaupt: Heinrich Brauns (1868–1939). In: Alfred Pothmann und Reimund Haas (Hrsg.): Christen an der Ruhr. Band 1, Bottrop, Essen 1998, S. 138–150.

Weblinks


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