Heinrich Bockelmann

Heinrich Bockelmann
Grab von Heinrich und Margarete Bockelmann auf dem evangelischen Friedhof, Meran

Heinrich Bockelmann (* 28. Mai 1870 in Osternburg; † 7. Februar 1945 in Meran) war ein deutsch-russischer Bankier und Diplomat.

Heinrich Bockelmann wurde als Sohn des Kapitäns Johann Hinrich Bockelmann (u.a. Passagierschiff Henriette) geboren. [1] Er wanderte 1892 nach Moskau aus und brachte es dort vom Volontär zum Mitinhaber der Junker-Bank. Bockelmann lebte in der Kasakowa-Straße in Moskau und heirate Anna Luise Förster, eine Tochter des Miteigentümers. Nach der Kriegserklärung Deutschlands im Jahr 1914 wurde Bockelmann an den Ural/Sibirien deportiert, von wo er während einer genehmigten Moskau-Reise nach Schweden floh, wohin seine Familie ausgereist war. Ab 1915 gab Bockelmann von Stockholm aus Erkenntnisse aus seinen Geschäftskontakten mit Russland an das Auswärtige Amt in Berlin weiter. Bockelmann berichtete über die innenpolitische Lage in Russland, zum Beispiel, über Bergarbeiterstreiks im Süden, teilweise trug er beim Staatssekretär persönlich vor. Zur Konfliktkommunikation sollte Bockelmann über Strohmänner einen russischen Verlag erwerben. 1916 stattete er dafür den ehemaligen Sekretär des russischen Finanzministers Sergei Juljewitsch Witte, den Journalisten und Geschäftsmann Josef Kolyschko und Fürst Bebutow, ein früheres Duma-Mitglied, mit finanziellen Mitteln aus.[2] Eigentümer wollten Bockelmann und Hugo Stinnes werden.

Ein Teil der Mittel wurde wahrscheinlich in ein Zeitungsprojekt von Maxim Gorki, die seit Mai 1917 erscheinende Petersburger Zeitung der Bolschewiki Nowaja Schisn (Neues Leben) investiert, bei welcher Lenin als Chefredakteur arbeitete[3]. Bockelmanns Prognosen trafen nicht immer zu: 24. Februar 1917, zwei Wochen vor der Revolution im julianischen Februar, glaubte er »nicht an eine nahe bevorstehende große Veränderung in der inneren Politik Russlands«. Später erklärte er, dem Aufstand sei »eine große Bedeutung nicht beizumessen«. In Stockholm knüpfte Bockelmann Ende März 1917 Kontakt zu Isaac Nachman Steinberg (1888–1957), einem späteren Justizminister unter Lenin.

Nach Kriegsende 1918 kaufte er Gut Barendorf in Niedersachsen, das seine Frau nach der Scheidung 1924 bis zu ihrem Tod 1965 bewohnte. Bockelmann lebte und arbeitete weiter in der Berliner Mauerstraße in seiner Privatbank, bis er sie 1929 verkaufte. 1931 erwarb er Schloss und Gut Ottmanach bei Klagenfurt, das er seinem Sohn Rudolf zur Verwaltung übertrug.

Während der NS-Zeit lebte er mit seiner zweiten Frau, die er 1925 in Berlin geheiratet hatte, in Meran, wo er kurz vor Kriegsende starb.

Heinrich Bockelmann war Vater von fünf Kindern, darunter Werner Bockelmann, Erwin Bockelmann und Rudolf Bockelmann, dem Vater des Sängers Udo Jürgens.

Literatur

  • Udo Jürgens mit Michaela Moritz "Der Mann mit dem Fagott", autobiografische Familiensaga, Blanvalet München, 2006

Quellen

  1. http://www.barendorf.de/chronik_bockelmann.php
  2. http://einestages.spiegel.de/static/document/5287/heinrich_bockelmann_und_das_aa.html?k=tag%3A%22F%C3%BCrst+Bebutow%22&o=original_publicationdate-DESCENDING&s=0&r=3&c=1
  3. http://tobias-lib.ub.uni-tuebingen.de/volltexte/2003/1020/pdf/Rom_oder_Moskau_(Gesamttext).pdf

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