Heino Stöver

Heino Stöver
Heino Stöver

Heino Stöver (* 17. März 1956 in Gödestorf, Landkreis Diepholz, Niedersachsen) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Nach dem Abitur 1975 am Gymnasium Syke studierte Stöver 1976 bis 1982 Sozialwissenschaften an der Universität Bremen und absolvierte 1979/80 ein Auslandsstudium an den Universitäten Edinburgh und Rotterdam. 1982 legte er die Diplomprüfung zum Sozialwissenschaftler ab, promovierte 1992 an der Universität Bremen und habilitierte sich 2000 an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. 2003 erfolgte dort die Umhabilitation zum Fachgebiet „Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Gesundheitswissenschaften“. Seit 1986 nimmt Stöver Lehraufträge an verschiedenen Universitäten (Bremen, Hamburg, Oldenburg) und (Fach-)Hochschulen (Bremen, Luzern, Freiburg) wahr. 2006 wurde Stöver an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Von 2006 bis 2007 war er als Vertretungsprofessor mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention im Studiengang „Public Health“ an der Universität Bremen beschäftigt. Seit 2009 ist er Professor an der Fachhochschule Frankfurt am Main (Fachbereich 4 „Soziale Arbeit und Gesundheit“) mit dem Schwerpunkt „Sozialwissenschaftliche Suchtforschung“. Er ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung der Fachhochschule Frankfurt am Main (ISFF).[1]

Leben und Werk

Stöver war Mitbegründer und von 1981 bis 1995 Vorstand und Geschäftsführer des niedrigschwellig arbeitenden Vereins „Kommunale Drogenpolitik/Verein für akzeptierende Drogenarbeit“ in Bremen (Schwerpunkte: Haftarbeit, Infektionsprophylaxe, Wohnprojekte, Substitutionsbehandlung, streetwork). Er war Mitbegründer und von 1987 bis 2009 geschäftsführender Vorstand des Archido (Informations- und Forschungszentrum für Alkohol, Tabak, Drogen, Medikamente und Sucht) an der Universität Bremen.[2] Seit 1996 arbeitet er in internationalen und nationalen Forschungsprojekten in den Bereichen Drogenkonsum, Infektionskrankheiten (v. a. HIV, AIDS und Hepatitis), Sozial- und Gesundheitsplanung und Gesundheit im Gefängnis.[3]

Seit 1988 lehrt Stöver an Fachhochschulen (Frankfurt am Main), Hochschulen (Freiburg, Luzern) und Universitäten (in Bremen, Oldenburg und Hamburg). Er ist Berater internationaler Institutionen (WHO, UNODC, European Commission, International Committee of the Red Cross, Open Society Institute, etc.) und Gesundheits-/Sozialministerien (in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Litauen, Estland und Lettland). Mitgründer der internationalen peer-review-Zeitschrift International Journal of Prisoner Health und Mit-Herausgeber der Schriftenreihe Gesundheitsförderung im Justizvollzug. Die wichtigsten Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Drogenkonsum/-hilfe/-politik, Glücksspielsucht, Genderthemen, Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten, Gesundheitsförderung in Haft. So ist er Mit-Autor im Kommentar zum Strafvollzugsgesetz (Hrsg.: Johannes Feest, Wolfgang Lesting, 6. Auflage 2012). Seit 2008 ist er Vorsitzender von akzept e.V. (Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik). Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Kuratorium der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Zitat

Das vor 20 Jahren stark umstrittene Konzept "Schadensminimierung" ist zu einem festen Bestandteil des Drogenhilfesystems geworden. Und mit dem Prozess der Ent-Ideologisierung der Drogenhilfe sind auch evidenz-basierte, wissenschafts- und erfahrungsgeleitete Strategien unmittelbar verknüpft: Was hilft wie, wem und wann in der Suchtkrankenhilfe? Diese patientenorientierte Sichtweise ist es, die uns bewegt und uns nach alters-, kultur- und zielgruppenspezifischen und vor allem lebensweltnahen und geschlechtersensiblen Konzepten und Strategien der Unterstützung und Hilfe suchen lässt. Die Botschaften der Prävention müssen passgenau und glaubwürdig adressiert werden, sie müssen überprüft werden, zumindest überprüfbar sein, um eine Effektivität und Effizienz und auch Transparenz der Gesundheitsversorgung zu belegen, ansonsten sind sie ihr Geld nicht wert.[4]

Werke (Auswahl)

  • Stöver, H.; Thane, K. (2011): Towards a continuum of care in the EU criminal justice system. A survey of prisoners’ needs in four countries (Estonia, Hungary, Lithuania, Poland). Schriftenreihe „Gesundheitsförderung im Justizvollzug“, Bd. 20, Oldenburg: BIS-Verlag. ISBN 978-3-8142-2233-2
  • Barriers to opioid substitution treatment access, entry and retention: A survey of opioid users, patients in treatment, and treating and non-treating physicians. In: European Addiction Research 2011; 17 : 44–54
  • mit I. I. Michels: Drug use and opioid substitution treatment for prisoners. In: Harm Reduction Journal 2010, 7:17
  • mit H. Bögemann und K. Keppler (Hrsg.): Gesundheit im Gefängnis. Ansätze und Erfahrungen mit Gesundheitsförderung in totalen Institutionen. Juventa, Weinheim und München 2010; ISBN 978-3-7799-1978-0
  • mit R. Gerlach (Hrsg.): Psycho-soziale Betreuung: Zur Praxis und Bedeutung psycho-sozialer Unterstützung in der Substitutionsbehandlung. Lambertus, Freiburg 2009; ISBN 978-3-7841-1892-5
  • mit K. Keppler (Hrsg.): Gefängnismedizin. Medizinische Versorgung unter Haftbedingungen. Thieme, Stuttgart 2009; ISBN 9783131477316
  • mit Jutta Jacob (Hrsg.): Männer im Rausch. Konstruktionen und Krisen von Männlichkeiten im Kontext von Rausch und Sucht. Reihe Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung, transcript-Verlag, 2009; ISBN 978-3-89942-933-6.
  • mit P. Bockholt u. A. Vosshagen: Männlichkeiten und Sucht. Hrsg.: Landschaftsverband Westfalen-Lippe - LWL-Landesjugendamt Koordinationsstelle Sucht, Münster 2009
  • mit I. I. Michels, G. Sander: Praxis, Probleme und Perspektiven der Substitutionsbehandlung Opioidabhängiger in Deutschland. In: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2009: 52: S. 111–121 (peer review-Verfahren)
  • mit Andrej Kastelic u. Jörg Pont: Opioid Substitution Treatment in Custodial Settings. A practical Guide. WHO/UNODC; BIS-Verlag, Oldenburg 2008; ISBN 978-3-8142-2117-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.isff.de.
  2. http://www.archido.de.
  3. http://www.gesundinhaft.eu.
  4. Vorwort zur 3. Auflage: Jan-Hendrik Heudtlass, Heino Stöver: Risiko mindern beim Drogengebrauch – Gesundheitsförderung, Verbrauchertipps, Beratungswissen, Praxishilfen. Frankfurt/M.: Fachhochschulverlag Frankfurt/M. 2005, Bd. 37, 450 S. (3. vollst. überarbeitete Aufl.), ISBN 3-936065-29-2.

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