Heiliges Meer

Heiliges Meer
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Heiliges Meer (Deutschland)
Heiliges Meer
Heiliges Meer

Das Heilige Meer ist ein Naturschutzgebiet im Norden von Nordrhein-Westfalen. Es liegt zum großen Teil in der Gemeinde Hopsten, der Rest des Naturschutzgebietes liegt im Recker Ortsteil Obersteinbeck. Hier befindet sich auch die Biologische Station, die eine Außenstelle des LWL-Museums für Naturkunde ist. Namensgebend ist der größte See des Gebietes, das Große Heilige Meer.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Namens

Es gibt verschiedene Legenden über die Entstehung des Namens, die älteste schriftlich fixierte stammt aus dem im Jahr 1825 veröffentlichten Buch Münsterische Geschichte, Sagen und Legenden. An der Stelle des Heiligen Meeres stand demnach ein Kloster mit lasterhaft lebenden Mönchen. Als Bestrafung sei das Kloster, mitsamt dem Grund auf dem es stand, in den Boden gesunken. Noch heute soll man das Kloster am Seegrund sehen können. Dolle hat versucht, den wahren geschichtlichen Hintergrund festzustellen. So gibt es ein zum Kloster Werden gehörendes Klostergut „Thankulashuti“ das ab circa 940 aus allen Heberegistern verschwunden ist. Demnach entstand das Heilige Meer um das Jahr 900. Jedoch ist dieser Zusammenhang ungewiss, da es keinen direkten Beleg für das Verschwinden gibt.

In einer Urkunde von Kaiser Otto vom 15. Juli 965 wird das Große Heilige Meer als Grenze der drei Gaue Venki, Threcwiti und Bursibant genannt. Das Meer wird hier als Drevanameri genannt, was als 'Dreigrenzenmeer' übersetzt wird.

Die Bezeichnung Heiliges Meer wurde schnell vom Volk übernommen. Der Wortstamm kommt jedoch nicht von „Heilig“, sondern entweder von dem Niederdeutschen ‚hel‘ oder ‚hil‘ für „schlimm“ oder dem Altsächsichen ‚hola‘ für „Bruch“, „Loch“, „Tiefe“. Damit bedeutet der Name „Bruchmeer“ oder „tiefes Meer“. Der Begriff Meer hat ebenfalls eine Wandlung durchlaufen und bedeutete im Mittelalter „See“.

Geschichte der Gewässer

Blick auf das große Heilige Meer

Das Große Heilige Meer ist vermutlich circa 1100 Jahre alt, das Kleine Heilige Meer circa 2000 Jahre. Aufgrund von Pollenuntersuchungen am Gewässergrund kann man das Alter der Seen relativ gut bestimmen.

Der sogenannte Erdfallsee hingegen ist erst am 14. April 1913 entstanden. Augenzeugen berichteten damals, dass sich die Erde binnen weniger Stunden um einige Meter gesenkt und das entstandene Loch sich nach und nach mit Wasser gefüllt habe. Der Erdfallsee hat heute einen Durchmesser von 110 bis 115 Metern.

Ein weiterer See ist der Heideweiher, ein 1,40 m tiefer See südwestlich des Erdfallsees.

Insgesamt gibt es neben den mit Wasser gefüllten Seen noch etwa 60 weitere Senken, zum Teil nur mit wenigen Metern Durchmesser. Sie bilden einen Verlauf von Südwest nach Nordost.

Grund für das „Einbrechen“ der Erde an diesen Stellen ist eine geologische Störungszone, entlang der in etwa 100 Metern Tiefe wasserlösliche Salinargesteine angelagert sind. Grundwasser löst die Gesteine auf und in die entstehenden Hohlräume sacken Sande nach oder werden eingeschwemmt. Diese Vorgänge können ganz allmählich aber auch plötzlich erfolgen: Im ersten Fall entstehen an der Öberfläche flache Mulden, im zweiten Fall Einbrüche mit steilen Ufern. Die Mulden und Einbrüche füllen sich bei entsprechend hohem Grundwasserstand mit Wasser und bilden so neue Erdfallseen.

Das Naturschutzgebiet

Das Naturschutzgebiet hat eine Größe von etwa 110 ha und befindet sich seit 1927 im Besitz des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. 1927 wurde die erste Fläche mit 47 ha angekauft, 1930 kamen weitere 8 ha hinzu. Am 22. März 1930 trat die Naturschutzverordnung für das Heilige Meer in Kraft. Die heute gültige Verordnung vom 18. Mai 1974 heißt „Verordnung über das Naturschutzgebiet Heiliges Meer“ und wurde vom Regierungspräsidenten in Münster unterzeichnet.

Nach 1930 wurden nach und nach immer mehr anliegende Flächen hinzugekauft, so dass umliegende ehemalige Ackerflächen nun nicht mehr bewirtschaftet werden, wodurch der Artenschutz leichter fällt. Dazu wurde am 20. August 1988 eine Schutzverordnung verabschiedet, die weitere 66 ha als Pufferzone für das Naturschutzgebiet ausweist. Die Puffer grenzen zum Teil auch direkt an das Heilige Meer an und bestehen sowohl aus Ackern, als auch aus Erlenbruchwald und Röhrichten.

Das LWL-Museum für Naturkunde unterhält im Naturschutzgebiet eine Außenstelle, in der für naturkundlich Interessierte Kurse angeboten werden.

Lebensräume

Im Wesentlichen kann man in diesem Naturschutzgebiet zwischen drei Biotopen unterscheiden: Stillgewässer, Heiden und Wälder. Zusätzlich gibt es Grünlandflächen und Brachen.

Heiden

Heide- und Baumlandschaft im Naturschutzgebiet Heiliges Meer

Die ursprüngliche Vegetation des Gebietes waren Wälder. Im frühen Mittelalter fanden jedoch umfangreiche Rodungen statt, wodurch sich Heiden und Sandböden gebildet haben. Seitdem wird durch Beweidung mit Schafen und auch frei laufenden Pferden die Verbuschung zurückgehalten. Heute nehmen Heideflächen etwa 25% des Gesamtgebietes ein.

Gewässer

Die Gewässer des Naturschutzgebietes Heiliges Meer sind vornehmlich oligotrophe Gewässer, wobei das Große Heilige Meer schon meso- bis eutroph ist. Heideweiher und Kolke zeichnen sich insbesondere durch Stickstoff- und Phosphor-Armut aus. Zur Zeit ihrer Entstehung waren die Gebiete sehr nährstoffarm, erst in den letzten Jahrzehnten wurde der enorme Stickstoffeintrag zu einem großen Problem. Das größte Gewässer, das Große Heilige Meer, hat eine Fläche von 11 ha und eine größte Tiefe von 10,5 Metern. Ursprünglich lag die Tiefe bei bis zu 18 Metern, doch durch die ständig wachsende Schlammschicht auf dem Grund (Gyttja) nimmt die Tiefe immer weiter ab. Die anderen Gewässer haben nun wenige Meter Tiefe, das zweitgrößte ist der Heideweiher mit 2 ha und 1,4 Meter Tiefe.

Literatur

  • Dolle, R. (1933): Die Sage vom Heiligen Meer bei Hopsten in der Ortsüberlieferung, in der Romantik und im Lichte der Geschichte. Ibbenbürener Vereinsdruckerei.
  • Knoblauch, Gerhard: Die Vogelwelt des Naturschutzgebietes "Heiliges Meer" (Vogelkundliche Bibliothek 11). Greven 1980
  • Runge, Fritz: Die Pflanzengesellschaften des Naturschutzgebietes Heiliges Meer und ihre Änderungen in den letzten 90 Jahren. Natur und Heimat, Beiheft 15. Münster 1991
  • Runge, Fritz: Ein Rundgang durch das Naturschutzgebiet Heiliges Meer. 5. Auflage, Münster 1985
  • Terlutter, H.: Das Naturschutzgebiet Heiliges Meer. Münster ISBN 3-924-590-48-6
  • Buchholz, S. and M. Kreuels (2005). Die Spinnen (Arachnida: Araneae) im Naturschutzgebiet "Heiliges Meer" - eine vorläufige Artenliste. Natur und Heimat 65(4): 97-112. [1]

Weblinks


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