Heidenmauer (Wiesbaden)

Heidenmauer (Wiesbaden)
Die Abbruchkante der Heidenmauer mit dem Verbindungsbogen zum Kaiser-Friedrich-Bad. Der Holzaufsatz stammt von 1903 und ist heute Teil der Fußgängerquerung, die vom Schulberg herunterführt.
Freilegung und Durchbruch der Heidenmauer 1901/1902 und das „Römertor“ heute - aus gleicher Blickrichtung.

Das Römertor in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden ist ein auf römischen Mauerresten basierender Bau aus dem Jahre 1903.

Die als Heidenmauer bezeichnete Mauer, bestehend aus Bruchsteinen und römischem Mörtel, ist an der Basis 2,30 m stark, bis zu 10,00 m hoch, und ca. 80 m lang. Sie wurde gegen Ende des 4. Jahrhunderts unter Kaiser Valentinian I. errichtet und ist damit das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt aus der Römerzeit. Sie befindet sich im Zentrum Wiesbadens und beginnt auf dem „Schulberg“, von wo sie in östlicher Richtung talwärts verläuft und in der Straße „Am Römertor“ endet. Lange glaubte man, dass sie als Befestigung gegen die Germanen angelegt worden sei, daher auch der Name. Nach jüngeren Erkenntnissen[1], handelt es sich um ein Teilstück eines Aquäduktes zur Wasserversorgung römischer Truppen.

Danach führte eine römische Wasserleitung, vom Quellgebiet „Kisselborn“ unterhalb der Taunusanhöhe „Platte“ zunächst ebenerdig und teilweise unterirdisch zu dem um 70 n. Chr. entstandenen und unter Kaiser Domitian (83–89 n. Chr.) erweiterten Steinkastell auf dem Heidenberg (etwa in Höhe der heutigen Kastellstraße, am oberen Ende der Schwalbacher Straße). Von dort wurde das Wasser über das erhaltene Reststück der Anlage geleitet, die heutige Heidenmauer. Das Gelände erforderte den Bau einer Gefällstrecke, über die das Wasser in einer Wasserrinne auf der Mauerkrone kontrolliert hinunter in Richtung Thermen geleitet werden konnte, wo es u.a. zur Abkühlung des Thermalwassers diente. Mit der Fortführung der Wasserleitung als Aquädukt (um 300 n.Chr.) versorgte man unter Kaiser Valentinian I. auch das Castellum Mattiacorum (Mainz-Kastel) mit Quellwasser. Beim Bau der Taunus-Eisenbahn um 1839 im Salzbachtal südlich von Wiesbaden stieß man wiederholt auf Fundamente eines Aquädukts, da die Trasse der Bahnlinie mehrfach den Verlauf der ehemaligen Wasserleitung berührte. Ursprünglich war das Bauwerk damit vermutlich 15 km lang.

Im Mittelalter wurde die Heidenmauer in die Wiesbadener Stadtbefestigung einbezogen und ist heute das einzig verbliebene Teilstück davon.

1902 wurden die Reste der Heidenmauer wegen des Baus der Coulinstraße durchbrochen. Der damalige Wiesbadener Stadtbaumeister Felix August Helfgott Genzmer ließ das so genannte Römertor errichten, eine überdachte Holzkonstruktion in romanisierendem Stil. Anfang der 1980er Jahre wurde die bis dahin für die Öffentlichkeit nicht erreichbare Überquerung der Coulinstraße durch einen angefügten Treppenaufgang auf der Talseite und einen neuen Steg auf der Bergseite als Füßgängerquerung erschlossen.

Unterhalb des Römertores wurden Kopien von in Wiesbaden gefundenen Grab- und Gedenksteinen sowie Schrifttafeln aus der Römerzeit aufgestellt und so ein Freilichtmuseum geschaffen.

Literatur

  • Baedeker Wiesbaden Rheingau. Karl Baedeker GmbH, Ostfildern-Kemnat, 2001, ISBN 3879540764

Quellen

  1. Lauth, M. 2004, Trinkwasser für die Legionen - Zur »Heidenmauer« in Aquae Mattiacae/Wiesbaden, Schriften der DWhG 5, 213-243.
    (Auszug als PDF)

50.0843368.2388057Koordinaten: 50° 5′ 4″ N, 8° 14′ 20″ O


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