Heidelberger Bergbahn

Heidelberger Bergbahn
Endstation am Königstuhl

Die Heidelberger Bergbahn (ursprünglich Molkenkurbahn) ist eine aus zwei Standseilbahnen bestehende Bergbahn in Heidelberg, die in zwei Abschnitten vom Kornmarkt vorbei am Heidelberger Schloss über die Umsteigestation Molkenkur auf den Königstuhl führt. Die Bergbahn wird von der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) betrieben. Beide Bahnen haben eine Spurweite von 1.000 mm. Der Höhenunterschied Talstation Kornmarkt–Molkenkur beträgt 173 m, die Streckenlänge 454,6 m und die reine Fahrzeit 5 Minuten mit einer Fahrgeschwindigkeit von 5 m/s. Auf der Strecke Molkenkur–Königstuhl beträgt der Höhenunterschied 260,5 m, die Streckenlänge 974,5 m und die Fahrzeit 9 Minuten bei einer Fahrgeschwindigkeit von 2 m/s.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Planungen und Bau

Etwa 1873 begannen Planungen für eine Bergbahn hinauf zum Heidelberger Schloss und zum Königstuhl, die jedoch immer wieder wegen fehlender Geldmittel oder nicht zustandegekommener Geländekäufe scheiterten. Frühe Planungen, darunter auch vom bekannten Schweizer Bergbahnpionier Niklaus Riggenbach, sahen eine Zahnradbahn vor. Erst die Gebrüder Leferenz hatten mit der am 23. März 1885 gegründeten Heidelberger Straßen- und Bergbahn Gesellschaft Leferenz und Co. (HSB) Erfolg: Ihr Konzessionsgesuch von 1883 wurde 1888 genehmigt.

Am 30. März 1890 wurde die untere Sektion der Heidelberger Bergbahn eröffnet, einer Standseilbahn vom Kornmarkt zur Molkenkur, die in der Mitte eine Station am Schloss besitzt. Der Antrieb erfolgte zunächst mit Wasserballast. Die Strecke wurde mit einem Dreischienengleis eröffnet. Eine Zahnstange diente zum Bremsen und zur Regulierung der Fahrtgeschwindigkeit. Die Seilbahnanlage wurde von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut, die beiden Wagen wurden von der Waggonfabrik Fuchs geliefert, welche auch der Hersteller der Straßenbahnwagen war.

1905 begannen die Bauarbeiten für die obere Bergbahn von der Molkenkur zum Königstuhl. Die Anlage wurde durch Von Roll gebaut und am 1. Juni 1907 eröffnet. Die ebenfalls von der Waggonfabrik Fuchs gebauten Wagen sind bis heute erhalten und sind seit März 2005 nach einer grundlegenden Sanierung und Umsetzung der neuesten Sicherheitsbestimmungen wieder im Einsatz.

Die untere Bahn wurde nach einer kurzen Betriebsunterbrechung wegen Umbauarbeiten 1907 wiedereröffnet, da man den Wasserballast-Antrieb auf den bei der oberen Bahn ebenfalls verwendeten elektrischen Antrieb umstellte. Die Arbeiten wurden durch Von Roll, dem Ersteller der oberen Bahn, ausgeführt. Beide Bahnen liefen in den folgenden Jahren ohne nennenswerte Probleme, so dass Betriebseinstellungen nur auf Energieknappheit oder wegen Krieges vorkamen.

Neuzeit und Umbauten

In den 1950er Jahren wurde durch den stark ansteigenden Tourismus die mangelnden Beförderungskapazitäten zum Schloss zu einem großen Problem. Geplant war neben einem grundlegenden Umbau auch die Schaffung einer Rolltreppe. Letztlich wurde der Bergbahn der Vorzug gegeben und so wurde 1961 die alte untere Bergbahn stillgelegt und eine dem damaligen Stand der Technik entsprechende Bergbahn gebaut. Dabei wurden auch die Stationen Kornmarkt und Schloss nach dem damaligen Zeitgeschmack in Waschbetonbauweise, die einen Kontrast zur weitgehend erhalten gebliebenen Altstadt bildeten, errichtet. Außerdem errichtete die HSB über der Bergbahnstation Kornmarkt ein Parkhaus.

Die Wagen wurden diesmal von der Waggonfabrik Rastatt geliefert. Die neue untere Bergbahn wurde 1962 in Betrieb genommen.

Stilllegung und Wiedereröffnung

2002 ordnete überraschend das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg in Freiburg die Einstellung der oberen Bergbahn zum 30. April 2003 an, da sie nicht mehr den Sicherheitsbestimmungen der Europäischen Union genüge; und dies, obwohl im Jahre 2000 bei einer Revision die Betriebssicherheit bestätigt worden war. Zwar wurde durch den Betreiber versucht, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, um zumindest über die Sommersaison den Betrieb abzusichern, dies wurde jedoch abschlägig beschieden. Aus diesem Grund fuhr die obere Bergbahn Ende April 2003 - zunächst - zum letzten Mal.

Die untere Bergbahn durfte dank einer Ausnahmegenehmigung bis zum 31. Oktober 2003 weiterbetrieben werden. Im Frühjahr 2004 wurden allerdings ihre Wagen abtransportiert und verschrottet. Die Wagen der oberen Bergbahn wurden in die Schweiz überführt, wo sie grundlegend saniert und den neuesten Sicherheitsbestimmungen behutsam angepasst wurden. Sie erhielten auch den historischen Anstrich wieder.

Ende 2004 wurden die neuen und größeren Wagen für die untere Bergbahn geliefert, und es wurden auch die sanierten Wagen der oberen Bergbahn wieder aus der Schweiz zurückgeliefert. Die (beiden) Bergbahnen wurden zum Saisonstart am 24. März 2005 wieder in Betrieb genommen und genügen nunmehr den aktuellen Sicherheitsbestimmungen.

Wissenswertes

2004 wurde die obere Bergbahn in ihrer Gesamtheit in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen.

Bilder

Literatur

  • Brigitte Neff: Die Heidelberger Bergbahnen. Stationen der Romantik. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2006, ISBN 3-89735-458-6.

Weblinks

 Commons: Heidelberger Bergbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch: Nahverkehr in Heidelberg


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