Heeresflugplatz Fritzlar

Heeresflugplatz Fritzlar
Heeresflugplatz Fritzlar
Fritzlar Flugplatz.jpg
Kenndaten
IATA-Code FRZ
ICAO-Code ETHF
Koordinaten
51° 6′ 52″ N, 9° 17′ 8″ O51.1145759.2854444444444172.5Koordinaten: 51° 6′ 52″ N, 9° 17′ 8″ O 172,5 m ü. MSL
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 1,9 km südlich von Fritzlar
Straße Landesstraße L3150
Bahn Bahnhof Fritzlar, Linie Wabern-Bad Wildungen
Basisdaten
Eröffnung 1938
Betreiber GAM (German Army → Deutsches Heer)
Start- und Landebahn
12/30 1043 m × 30 m Asphalt

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Der Heeresflugplatz Fritzlar bei der nordhessischen Stadt Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis wird seit 1957 von Heeresfliegern der Bundeswehr und seit 2006 vom Kampfhubschrauberregiment 36 genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wehrmacht und Zweiter Weltkrieg

Im Zuge der militärischen Aufrüstung im Dritten Reich legte die Luftwaffe der Wehrmacht in den Jahren 1935–1938 einen 300 Hektar großen Fliegerhorst in der Ederniederung südöstlich der Stadt an und benannte ihn nach Oswald Boelcke (1891–1916), dem Jagdflieger aus dem Ersten Weltkrieg. Richtfest war am 17. September 1937, und ab März 1938 war der Platz Standort von Kampffliegern und 1944–1945 von Nachtjägern. Der Stab des Kampfgeschwaders 54 „Totenkopf“ zog am 14. März und die I. Gruppe am 16. März 1938 mit ihren Heinkel He 111 P Maschinen ein. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs verließ das KG 54 Fritzlar; es kehrte nicht mehr zu seiner Heimatbasis zurück.

Von August 1941 bis 1944 diente der Fliegerhorst als Zweitwerk der Dessauer Flugzeug- und Motorenwerke AG. Das Unternehmen baute Baracken zwischen dem Fliegerhorst und dem Bahnhof Fritzlar, um ihre Zwangsarbeiter unterzubringen. Am 1. Oktober 1943 machte der Prototyp der neuen „Ju 352“ in Fritzlar seinen ersten Flug. Insgesamt wurden 44 dieser Maschinen in Fritzlar gebaut, ehe die Produktion wegen Materialmangels 1944 eingestellt wurde. Die Zerstörung der Edertalsperre am 17. Mai 1943 hatte keinen nachhaltigen Einfluss auf die Flugzeugfertigung; nur einige Baracken wurden beschädigt, und die Arbeiten waren schon nach wenigen Wochen wieder in vollem Gang. Erst im Oktober 1944 verließ Junkers den Fliegerhorst Fritzlar.

Von September 1944 bis März 1945 war die III. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 1 (III./NJG 1) mit Messerschmitt Bf 110 G and Junkers Ju 88 G in Fritzlar stationiert; der spätere Bundespräsident Walter Scheel war einer der jungen Piloten dieser Einheit. Im März 1945 wurde sie abgezogen und durch eine Schul-Staffel des Nachtjagdgeschwaders 101 ersetzt. Da aus Treibstoffmangel keine Pilotenausbildung möglich war, wurden die Flugausbilder jedoch schon nahezu sofort in Kampfstaffeln versetzt.

Amerikanische Eroberung

Die nahezu unbeschädigten Anlagen und einige zurückgelassene Flugzeuge wurden am 30. März 1945 von Einheiten der US-amerikanischen 9th Infantry Division erobert. Am 12. und 13. April 1945 verlegten Teile der amerikanischen 404th und 365th Fighter Group mit ihren P-47 „Thunderbolts“ nach Fritzlar und unterstützten von dort aus den weiteren Vormarsch der amerikanischen Truppen bis zur Elbe. Nach der deutschen Kapitulation wurden beide Einheiten Teil des IXth Air Defense Command.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fliegerhorst zunächst von Besatzungstruppen genutzt.

1945–1951: Amerikaner

In der Zeit bis Juni 1947 waren verschiedene Einheiten der US Army Air Forces auf der Army Air Force Station Fritzlar stationiert:[1]

  • 404th Fighter Group, 12. April – 23. Juni 1945 (P-47 Thunderbolt)
  • 365th Fighter Group, 13. April –29. Juli 1945 (P-47 Thunderbolt)
  • 332d Bombardment Group, Juni–September 1945 (B-26 Marauder)
  • Stab, IXth Tactical Air Command, 26. Juni–September 1945
  • Stab, IXth Fighter Command, Juli–September 1945
  • 370th Fighter Group, 6. August–September 1945 (P-47 Thunderbolt)
  • 366th Fighter Group, 14. September 1945 – 20. August 1946 (P-47 Thunderbolt)
  • 27th Fighter Group, 20. August 1946 – 25. Juni 1947 (P-47 Thunderbolt)

Schon im Herbst 1946 bezogen Teile des 14th US Constabulary Regiment (1948 umgegliedert und umbenannt in 14th Armored Cavalry Regiment) Quartier auf dem Fliegerhorst, und am 14. September 1947 wurden die Anlagen formell der US Army übergeben, die den Stab und das 1. Bataillon des 14th Armored Cavalry Regiment dort stationierte. Diese Streitkräfte gehörten zur United States Constabulary (USCON), der paramilitärischen Polizeitruppe der US Army in der amerikanischen Besatzungszone.[2] Das 2. Bataillon lag in Schweinfurt, das 3. in Coburg, und die 24. Squad in Bad Hersfeld. 1951 verlegte auch das 1. Bataillon von Fritzlar nach Hersfeld, und als der Stab des Regiments 1952 nach Fulda umzog, endete die militärische Präsenz der Amerikaner in Fritzlar.

Während der Berliner Luftbrücke (Juni 1948 – Mai 1949) diente Fritzlar als Funkfeuer und als Notlandeplatz für die aus den großen amerikanischen Luftstützpunkten in Wiesbaden (Lindsey Air Station/Flugplatz Erbenheim) und Frankfurt am Main (Rhein-Main Air Base) fliegenden Rosinenbomber.

1951–1956: Franzosen

1951 kamen französische Heerestruppen – Teile des 5. Husaren-Regiments, mit AMX-13 Aufklärungspanzern – in die Kasernenanlagen, die nun in „Quartier General Lasalle“ umbenannt wurden.[3] Sie wurden später abgelöst durch Teile der 3. Infanterie-Division.

Bundeswehr

Bundeswehr-Hubschrauber Bo 105 auf dem Flugfeld
Bo 105 im Hangar 6, Oktober 2008
Eurocopter Tiger beim Tag der Offenen Tür, August 2008

Mit der Aufstellung der Bundeswehr 1956 zogen die Besatzungstruppen ab, und an ihrer Stelle zogen ein Grenadier- und ein Panzeraufklärungsbataillon der Bundeswehr sowie ab 1. Oktober 1957 auch noch Heeresflieger ein: die Heeresfliegerstaffeln 812 und 813 und die Heeresfliegertransportstaffel 822.[4] Der Fliegerhorst wurde so zum Heeresflugplatz Fritzlar und war nach Niedermendig und zeitgleich mit Celle der zweite Heeresflugplatz, auf dem regelmäßiger Flugbetrieb herrschte; allerdings blieben auch weiterhin Bodentruppen dort stationiert. Darunter waren, bzw. sind:

  • 1956–1992: Panzergrenadierbataillon 22 (1959 umbenannt in Panzergrenadierbataillon 53)
  • 1956–1962: Panzeraufklärungsbataillon 5
  • 1958–1972: Feldjägerdienstkommando Fritzlar
  • 1958–1994: Heeresfliegerstaffel 2
  • 1959–Sept. 1961: Feldartilleriebataillon 21
  • 1961–1971: Flugabwehrbataillon 2[5]
  • 1963–1967, 1979–1996: Fernspähkompanie 300
  • 1967–1994: Verteidigungskreiskommando 441
  • 1981–1994: Panzerpionierkompanie 50
  • 1993–1996: 3./Instandsetzungsbataillon 310
  • 1996-2002: Heeresfliegerausbildungsstaffel 8/IV
  • 1996–heute: Standortsanitätszentrum Fritzlar
  • 2001–heute: Facharztzentrum Fritzlar
  • 2002–heute: Sanitätsleitzentrum 210

1964 wurde die bisherige „Flugplatz-Kaserne“ in „Georg-Friedrich-Kaserne“ umbenannt, zu Ehren des Feldmarschalls Georg Friedrich von Waldeck-Eisenberg (1620-1692).

1997 wurde in Fritzlar die Luftmechanisierte Brigade 1 in Dienst gestellt. Damit erhielt das Heer erstmals schnell verlegbare und luftbewegliche Infanteriekräfte.

2006 schließlich wurden im Zuge der Neuorganisation der Bundeswehr der Stab und die Stabskompanie der Luftbeweglichen Brigade 1, das zu dieser Brigade gehörende Kampfhubschrauberregiment 36 „Kurhessen“, sowie Teile des Jägerregiments 1 (luftbeweglich) in Fritzlar stationiert; diese Einheiten sind alle Teil der neuen Division Luftbewegliche Operationen. Das Kampfhubschrauberregiment 36 ist mit Kampfhubschraubern des Typs Bo 105 ausgerüstet, und zwar sowohl in der Panzer-Abwehr-Version (Bo 105 P: „PAH-1“ und „PAH-1A1“) als auch in der VBH-Version (Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber). Die Umrüstung auf den Eurocopter Tiger hat begonnen und soll bis 2012 abgeschlossen sein.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Maurer Maurer: Air Force Combat Units Of World War II. Zenger, Washington, 1980 (Neudruck der GPO Ausgabe von 1961), ISBN 0-89201-092-4.
  2. United States Constabulary .
  3. Zu Ehren des französischen Husarengenerals Antoine Charles Louis Collinet, Comte de Lasalle (1775–1809).
  4. Bayerische Flugzeug Historiker e.V.: Heeresflieger.
  5. Geschichte Flugabwehrbataillon/Flugabwehrregiment 2

Literatur

  • Jürgen Preuß: 70 Jahre Flugplatz Fritzlar, 1938–2008: Vom Kampfgeschwader 54 zum Kampfhubschrauberregiment 36. Heeresfliegerwaffenschule, Bückeburg 2008.

Weblinks


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