Hedinger Kirche

Hedinger Kirche
Hedinger Kirche

Das Kloster Hedingen ist eine ehemalige Klosteranlage und befindet sich zusammen mit der Hedinger Kirche am südlichen Ortsrand der Stadt Sigmaringen, im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Die Geschichte des Konvents reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert und wurde im 17. Jahrhundert von Franziskanern des Reformzweigs (so genannte Observanten) weitergeführt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Franziskanerkloster Hedingen, Mitte des 18. Jahrhunderts.

Die Gründung des Klosters nach der Ordensregel der Dominikaner-Terziarinnen erfolgte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die erste urkundliche Nennung erfolgte 1338. Das Frauenkloster ist eine Stiftung durch Junker Ital Volkwin. Es bestand vermutlich von Anfang an eine Zugehörigkeit zum Dominikanerorden. Die Weckensteiner, mit ihrer Stammburg Burg Weckenstein in der Nähe von Storzingen, hatten Beziehungen zu dem kurz vor 1388 gegründeten Dominikanerinnenkloster, in dessen Jahrtagsbuch die Nonne Margret von Weckenstein und außerdem Anna von Weckenstein sowie Junker Hans von Weckenstein verzeichnet sind.[1]

Graf Eberhard II. von Württemberg erlaubte den Nonnen zu Hedingen am 24. August 1349, die Pflegschaft der Johanniskapelle und das zugehörige Haus im Kirchhof mit einem ehrbaren Pfaffen oder Laien zu besetzen und am 26. Juni 1362 als Lehenherr der Leutkirche in Laiz dem Dekan in Bingen die Stiftung eines Altars mit Meßpfründe in Kloster Hedingen für einen Kaplan der Klosterfrauen. Am 1. September 1369 erwieß er der Stadt Sigmaringen die Gnade, dass Güter in der Stadt, die vorher steuerbar waren, in der Steuer bleiben sollten, auch wenn sie an das Kloster Hedingen kamen.[2]

Das Frauenklosters Hedingen bei Sigmaringen wurde auch in einem Prozess genannt. Der Prozess richtete sich gegen den truchsessischen Landammann und Heiligenpfleger zu Hohentengen Christoph Weinschenk wegen der Güter und Einkünfte des Klosters zu Bremen, die 1582 an Sebastian Krisell daselbst verliehen worden waren, vor dem bischöflich-konstanzischen, später als Appellation vor dem erzbischöflich-mainzischen Gericht.

Das Dominikanerinnenkloster wurde zwischen 1595 und 1597 wegen sittlicher Verwahrlosung aufgehoben, es erfolgte eine Vermögens-Übereignung an das Augustiner-Chorfrauenstift Inzigkofen (1354-1856), das Gebäude fiel dem Spital Sigmaringen zu. Das Konvent siedelte in das Kloster Habsthal nach Habsthal bei Ostrach über.

Die Klosteranlage in Hedingen diente als Stadtspital von Sigmaringen bis ins Jahr 1624 zur Eröffnung einer Niederlassung der Franziskaner. Das Franziskanerkloster (franciscanorum Hedingae) war Teil des Bistums Konstanz. 1770 wurde im Kloster eine öffentliche Lateinschule eröffnet, die 1776 zum Gymnasium ausgebaut wurde.

Das Franziskanerkloster fiel 1806 an die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und wurde 1816 aufgehoben. Aus dem Bistum Konstanz und Teilen der Bistümer Mainz, Straßburg, Worms und Würzburg wurde 1821 das Erzbistum Freiburg.

Am 2. Oktober 1818 kündigt die fürstliche Regierung unter Fürst Anton Aloys von Hohenzollern-Sigmaringen (1762-1831) zum kommenden Schuljahr die Errichtung einer aus den Mitteln des Stipendienfonds finanzierten „lateinischen Schule“ in den Gebäuden des ehemaligen Klosters an. Von 1818 bis 1893 wurden die Gebäude für das fürstlich-hohenzollerische, später staatliche Gymnasium genutzt (Königliches katholisches Gymnasium zu Hedingen; die Ursprünge des heutigen Hohenzollern-Gymnasiums).

Bände (Inkunabeln) aus der aufgelösten Klosterbibliothek befinden sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Sie geben einen kleinen Eindruck davon, wie prächtig die Klosterbibliothek im 18. Jahrhundert ausgesehen haben dürfte. In der Hofbibliothek Donaueschingen befanden sich weitere Bände aus der Bibliothek, die ab 1999 in alle Welt zerstreut wurden.

Hedinger Kirche

Kuppelbau
Krippenszene

Die römisch-katholische Hedinger Kirche, auch Erlöserkirche genannt, wurde ursprünglich als Klosterkirche des ehemaligen Franziskanerklosters erbaut. Sie ist eine Gruftkirche, das heißt sie ist die Grablege der Fürstenfamilie von Hohenzollern mit Kreuzgang.

Die Hedinger Kirche besteht aus insgesamt drei Baukörpern[3].

  • Das Langhaus der jetzigen Kirche wurde 1680 bis 1682 von den Franziskanern, die damals das Kloster besaßen, an Stelle einer älteren Kirche erbaut. Es ist Barock.
  • Um 1715 erfolgte der Anbau der Marienkapelle im Rokoko. Die Kapelle wurde bald darauf durch einen Brand zerstört und 1747 erneuert.
  • Im Jahr 1889 begann der Umbau der Klosterkirche und Errichtung eines monumentalen Kuppelbaus über der fürstlichen Gruft durch den Hofbaurat Johannes de Pay. Der Kuppelbau ist im Stil der italienischen Hochrenaissance gehalten.

Im Altarbereich gibt es den Kuppelbau und den Altar aus Venedig, der mit Marmor aus Carrara gefertigt wurde, zu sehen.[3]

In der Seitenkapelle der Kirche wird zur Weihnachtszeit die rund 20 Quadratmeter große und 250 Jahre alte Barockkrippe aus dem 18. Jahrhundert, die sich im Besitz der Hohenzollern-Familie befindet und aus 175 Einzelteilen (darunter 64 Krippenfiguren[3], Tieren und Utensilien) besteht, gezeigt. Bei der Krippe handelt es sich um eine so genannte Simultankrippe, die verschiedene Szenen darstellt wie die Geburt Jesu mit der Heiligen Familie, die Anbetung der Heiligen Drei Könige und eine Szene des Kindermordes in Betlehem, der auf Befehl König Herodes des Großen geschah, mit grimmig dreinblickenden Soldaten dargestellt.[3] Dazu gibt es eine Bürgergruppe vor einer Stadtkulisse. Köpfe und Hände der 40 bis 60 Zentimeter großen Figuren sind aus Holz geschnitzt. Die Figuren verkörpern zwar auch biblische Darstellungen, sind aber ganz dem ästhetischen Ideal der Barockzeit verpflichtet. So sind die Damen mit ausladenden Kleidern aus prächtigen Stoffen ausstaffiert. Die prächtig gewandeten DAmen und weiter Figuren stellten wohl ursprünglich die Hochzeit zu Kana dar.[3] Einer der Soldaten ist sogar mit der Uniform eines Angehörigen des Kreiskürassier-Regiments Hohenzollern ausgestattet.[4] Die Krippe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im 19. Jahrhundert ergänzt und 1893 wieder erstmals gezeigt.[3]

Hohenzollerische Grablege

Im Kloster Hedingen wurden unter anderem folgende Personen begraben:

  • Graf Ferdinand von Hohenzollern-Sigmaringen (1571-1571)
  • Gräfin Maria Magdalena von Hohenzollern-Sigmaringen (1574-1582)
  • Gräfin Barbara von Hohenzollern-Sigmaringen (1575-1577)
  • Graf Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (1579-1585)
  • Gräfin Euphrosyne von Hohenzollern-Sigmaringen (1580-1582)
  • Graf Georg Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1593-1593)
  • Gräfin Maria Salome von Hohenzollern-Sigmaringen (1595-1595)
  • Graf Philipp Eusebius von Hohenzollern-Sigmaringen (1597-1601)
  • Graf Jakob Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1598-1598)
  • Graf von Hohenzollern-Sigmaringen (Kindstod 22. August 1650; Kind Meinrad I. Fürst zu Hohenzollern)
  • Graf von Hohenzollern-Sigmaringen (Kindstod 6. August 1655; Kind Meinrad I. Fürst zu Hohenzollern)
  • Graf Friedrich Joseph Fidelis Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1750-1750)
  • Graf Johann Baptist Friedrich Fidelis von Hohenzollern-Sigmaringen (1751-1751)
  • Graf Anton Joachim Georg Franz von Hohenzollern-Sigmaringen (1752-1752)
  • Graf Fidelius Joseph Anton Franz von Hohenzollern-Sigmaringen (1753-1754)
  • Gräfin Maria Franziska Anna Antonia von Hohenzollern-Sigmaringen (1754-1755)
  • Graf Joachim Adam von Hohenzollern-Sigmaringen (1755-1756)
  • Karl Anton Joachim Zephyrin Friedrich Meinrad Fürst von Hohenzollern (1811-1885)
  • Anton Egon Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern (1841-1866)
  • Friedrich Eugen Johann Prinz von Hohenzollern (1843-1904)

Anmerkungen

  1. Johann Adam Kraus: Jahrtagsbuch des Klosters Hedingen (1509). In: Hohenzollerische Jahreshefte. Nr. 18. Jg. 1958. S. 153, 157, 167, 173, 176
  2. Nach Urkunden des Landesarchivs Baden-Württemberg, die 1944 verbrannten
  3. a b c d e f Krippenbesuch. Landfrauen erkunden unter Führung von Peter Kempf die Hedinger Kirche. In: Schwäbische Zeitung vom 9. Januar 2009
  4. Hedinger Kirche. Hohenzollern zeigen ihre Krippe. In: Schwäbische Zeitung vom 5. Dezember 2008

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2: Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. 
  • Friedrich von Laßberg: Kloster Hedingen im Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen. In: J. D. G. Memminger: Würtembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Jahrgang 1830. Erstes Heft. Stuttgart und Tübingen 1831, S. 130-148
  • Anton Lichtschlag: Urkunden zur Geschichte des Dominikaner-Nonnen-Klosters Hedingen: In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern. I. Jahrgang 1867/68, S. 3 ff.; VIII. Jahrgang 1874/75, S. 23 ff.
  • Anton Lichtschlag: Zur Geschichte des Franziskanerklosters Hedingen: In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern. Heft 8. Jahrgang 1874/75, S. 23-40

Weblinks

48.0819444444449.22361111111117Koordinaten: 48° 4′ 55″ N, 9° 13′ 25″ O


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