Heckantrieb

Heckantrieb
Schemadarstellung Heckantrieb

Heckantrieb bezeichnet nach dem Kraftfahrtechnischen Taschenbuch von Bosch eine Ausführung des Hinterradantriebs bei Kraftfahrzeugen, bei dem die gesamte Antriebseinheit (bestehend aus Heckmotor, Getriebe und Antriebsachse) auf bzw. direkt hinter der Hinterachse zusammengefasst ist. Diese Bauweise ist auch als Hecktriebblock bekannt.

Der Begriff Heckantrieb wird jedoch auch häufig mit Hinterradantrieb gleichgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die früher weit verbreitete Standardbauweise (Motor und Getriebe vor den Insassen, Hinterradantrieb) erfordert durch die räumliche Trennung von Getriebe und Achsdifferential und durch die Kraftübertragung mittels Kardanwelle (die sich meist im Wageninnern als „Tunnel“ zeigt) zusätzliche Komponenten und Bauraum. Durch den Interessenskonflikt bei Kosten, Raum und Gewicht ist die Standardbauweise für Kleinwagen nicht oder nur bedingt geeignet.

Eine Lösungsmöglichkeit ist die Zusammenfassung von Motor, Getriebe und Antriebsachse zu einer kompakten Antriebseinheit. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dies vorwiegend als Heckantrieb umgesetzt, um den konstruktiven Aufwand einer angetriebenen und gelenkten Vorderachse zu umgehen. Diese Bauweise wird auch als Hecktriebblock bezeichnet.

Ab den 1970er Jahren wurde der Frontantrieb die vorherrschende Antriebseinheit, der Heckantrieb wurde zu einer Nischenlösung bei Sportwagen (z. B. Porsche), Kleinstwagen (Smart) und großen Bussen. In Amerika gibt es seit der Einstellung des Chevrolet Corvair 1969, der als „Heckschleuder“ berüchtigt war, keine Heckmotorlimousinen mehr. In Europa entwickelten und fertigten die tschechischen Automobilhersteller Škoda (mit dem Škoda Rapid bis 1990) und Tatra (mit dem Tatra 700 bis 1999) Limousinen mit Heckmotor.

Die „Väter“ des Heckantriebs waren Hans Ledwinka und Ferdinand Porsche.

Vor- und Nachteile

Neben den Vorteilen des Hinterradantriebs bietet der Heckantrieb noch weitere Vorteile gegenüber Antriebskonzepten mit Frontmotor:

  • Unabhängig vom Beladungszustand des Fahrzeugs hat die Antriebsachse einen hohen Achslastanteil und damit gute Traktion bei glatter Fahrbahn oder beim starken Beschleunigen.
  • Der Fahrgastraum wird nicht durch einen Kardantunnel eingeengt.

Dementgegen stehen folgende Nachteile, im Vergleich zu Fahrzeugen mit Front- oder Mittelmotor:

  • Das Fahrzeugheck wird teilweise oder ganz durch die Antriebseinheit in Anspruch genommen und steht dadurch eingeschränkt oder gar nicht für Stauraum zur Verfügung.
  • Ist dennoch ein Kofferraum im Fahrzeugheck verwirklicht, ist entweder der Zugang zum Kofferraum oder zum Motor eingeschränkt, zudem kann der motornahe Kofferraum durch die Wärmeabstrahlung des Motors stark aufgeheizt werden.
  • Der Fahrzeugbug kann die Nachteile an Stauraum nicht kompensieren, denn der vorhandene Raum wird teilweise durch die Radkästen (die wegen der gelenkten Vorderräder größer als an der Hinterachse ausfallen), die Lenkungsmechanik und den Fußraum für Fahrer und Beifahrer in Anspruch genommen.
  • Die Achslastverteilung ist sehr hecklastig, was sich negativ auf Fahrstabilität und Seitenwindempfindlichkeit auswirkt. Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrstabilität sind breitere Reifen an der Hinterachse und eine ausgeglichenere Achslastverteilung z.B. durch Anordnung der Batterie im vorderen Fahrzeugbereich.

Beispiele für PKW mit Heckantrieb

Der Hanomag 2/10 PS (Kommißbrot) hat keinen Heckantrieb sondern einen Hinterradantrieb, da zwischen Heckmotor und Achse eine Übertragungseinrichtung (hier: Kette statt Kardanwelle) eingebaut und damit nicht der gesamte Antrieb zu einer Einheit zusammengefasst ist (Hinterradantrieb).

Andere Antriebsvarianten

Unterscheidung nach Motorposition:

Unterscheidung nach Antriebsachsen:

Unterscheidung nach Antriebseinheit:

Literatur

  • Jan Trommelmans: Das Auto und seine Technik. Motorbuchverlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01288-X.
  • Wilfried Staudt: Handbuch Fahrzeugtechnik Band 1. Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2005, ISBN 3-427-04520-X.
  • Hans Jörg Leyhausen: Die Meisterprüfung im Kfz-Handwerk Teil 1. 12 Auflage, Vogel, Würzburg 1991, ISBN 3-8023-0857-3.

Siehe auch

  • Themenliste Fahrzeugtechnik

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Synonyme:

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