Haus Wahnfried

Haus Wahnfried
Haus Wahnfried

Haus Wahnfried ist das ehemalige Wohnhaus Richard Wagners (1813–1883) in Bayreuth, am Rande des Hofgartens gelegen.

Der Name des Hauses wird durch den Spruch, der auf der Vorderseite des Hauses eingraviert ist, verständlich:

„Hier wo mein Wähnen Frieden fand – Wahnfried – sei dieses Haus von mir benannt.“

Richard Wagner

Nach einem Tagebucheintrag Cosima Wagners vom 4. Mai 1874 stand der hessische Ort Wanfried bei Eschwege Pate für die Benennung des Hauses.[1]

Das von Baumeister Carl Wölfel nach den Vorstellungen von Richard Wagner und abgeänderten Plänen des Berliner Architekten Wilhelm Neumann errichtete Gebäude war ein Geschenk König Ludwigs II. von Bayern, dessen jugendliche Büste vor dem Haus aufgestellt ist. Der Bau wurde 1872 begonnen und 1874 fertiggestellt. In diesem Jahr zog Wagner mit seiner Frau Cosima und den Kindern Daniela, Blandine, Isolde, Eva und Siegfried am 28. April ein. Im Haus Wahnfried, oft auch als Villa Wahnfried bezeichnet, vollendete er Götterdämmerung und arbeitete an Parsifal. Wagner litt in seinen letzten Lebensjahren vor allem im Winter sehr unter dem rauen Bayreuther Klima, was ihn bewog, dem mehr und mehr zu entfliehen und sich mit der ganzen Familie monatelang in Italien aufzuhalten. Während seines letzten Aufenthalts (von September 1882 bis Februar 1883 in Venedig) starb er am 13. Februar 1883. Sein Leichnam wurde nach Bayreuth überführt, wo er in einer Gruft im Garten des Hauses Wahnfried am 18. Februar beigesetzt wurde. Auch seine Frau Cosima (1837–1930) wurde später hier begraben.

Winifred Wagner führte 1923 Adolf Hitler in das Haus Wahnfried und den Wahnfried-Kreis um Houston Stewart Chamberlain ein. Hitler bewohnte während der Festspiele von 1936 bis 1940 das Siegfried-Wagner-Haus, einen Anbau neben Haus Wahnfried, den Winifred Wagner nach dem Tod ihres Mannes als Gästehaus benutzte. (Heute befinden sich dort die Verwaltungsräume von Richard-Wagner-Archiv und -Bibliothek.) Am 25. Juli 1936 entschied Hitler in der Villa Wahnfried, die von Johannes Bernhardt und Adolf Langenheim überbrachte Anfrage Francisco Francos nach Unterstützung in Form einer Luftbrücke zu befürworten, was dessen Position im beginnenden Spanischen Bürgerkrieg wesentlich stärkte.[2]

Das durch eine Fliegerbombe am 5. April 1945 teilweise zerstörte Haus wurde nach dem Krieg zunächst von Wieland Wagner in veränderter provisorischer Gestalt, ohne die erhaltenen Teile äußerlich anzutasten, instand gesetzt und von ihm und seiner Familie bis zu seinem Tod 1966 bewohnt. Das Haus war bis 1973 im Besitz der Familie Wagner und ging als Schenkung an die Stadt Bayreuth. Von 1972 bis 1976 wurden Haus und Park in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Seit 1976 ist darin das Richard-Wagner-Museum mit einer ständigen Ausstellung über Richard Wagner und die Bayreuther Festspiele beheimatet. Angegliedert sind ein Nationalarchiv und die Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth.

Das Erdgeschoss von Wahnfried besteht aus zwei großen, repräsentativen Räumen: der Halle und dem großen Saal. Im Saal sind die originale Bibliothek Richard Wagners, bestehend aus ca. 2500 Handeinbänden des Bayreuther Buchbinders Christian Senfft (in rekonstruierten Regalschränken) und der Flügel von 1876 aufgestellt. Außerdem gibt es noch kleinere seitlich angrenzende Räume, die ursprünglich Speisezimmer und Salon Cosimas bzw. Gästezimmer waren. Über eine einfache Holztreppe vom Foyer aus sind die Privaträume und die Galerie über der Halle zugänglich und miteinander verbunden: die früheren Kinderzimmer sowie Richards und Cosimas Schlaf- und sein Arbeitszimmer. Gearbeitet hat Richard Wagner aber auch im großen Saal im Erdgeschoss, der allgemein als Wohnzimmer diente. Zwischen den beiden Stockwerken befindet sich noch ein niedrigeres, von außen nicht sichtbares Geschoss, das von den ehemaligen Schlaf- und Kinderzimmern aus erreichbar ist. Dort lagen die Bade- und Ankleidezimmer. Die Wirtschaftsräume befanden sich im Untergeschoss des Hauses.

Inhaltsverzeichnis

Haus Wahnfried als Museum

Anlässlich des 200. Geburtstages Richard Wagners im Jahre 2013 ist das Haus vom 1. September 2010 bis voraussichtlich 2013 wegen baulicher Sanierung und einer umfassenden Neugestaltung, bei der auch ein weiterer Museumsbau auf dem Grundstück errichtet werden soll, geschlossen.


Einzelnachweise

  1. Cosima Wagner: Die Tagebücher. Band 2: 1873–1877. Ediert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. Piper, München/Zürich 1982, ISBN 3-492-00552-7, S. 814f., dazu Kommentar S. 1206.
  2. Hans-Henning Abendroth: Die deutsche Intervention im Spanischen Bürgerkrieg. Ein Diskussionsbeitrag, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 30, 1982, S. 117-129 (PDF)

Literatur

  • Heinrich Habel: Festspielhaus und Wahnfried. Prestel, München 1985, ISBN 3-7913-0386-4.
  • Manfred Eger: Die Bibliotheken des Richard-Wagner-Museums und der Richard-Wagner-Gedenkstätte. In: Bibliotheksforum Bayern, 15 (1987), S. 227-235.
  • Manfred Eger, Sven Friedrich: Richard-Wagner-Museum Bayreuth. 15. Auflage. Westermann, Braunschweig 2008.
  • Sven Friedrich: Das Buch eines edlen Geistes ist der kostbarste Freund: Richard Wagner und seine Bibliotheken. In: Klaus Döge (Hrsg.): „Schlagen Sie die Kraft der Reflexion nicht zu gering an.“ Beiträge zu Richard Wagners Denken, Werk und Wirken. Schott, Mainz u. a. 2002, ISBN 3-7957-0463-4, S. 11-20.
  • Angelika Pabel, Reinhard Feldmann: „War doch solcher Luxus in Büchereinbänden in Bayreuth bisher noch nicht getrieben worden“. Richard Wagners Bibliotheken: ein Einstieg. In: Einbandforschung, 26 (2010), S. 51-58.

Weblinks

 Commons: Haus Wahnfried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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