Hauptkirche Sankt Katharinen (Hamburg)

Hauptkirche Sankt Katharinen (Hamburg)
Hauptkirche Sankt Katharinen in Hamburg
Sankt Katharinen und Nikolaifleet (1863)
Sankt Katharinen (1930)
Sankt Katharinen (2004)

Sankt Katharinen ist eine der fünf Hamburger Hauptkirchen. Ihr Turmschaft aus dem 13. Jahrhundert ist nach dem Leuchtturm von Neuwerk das zweitälteste aufrecht stehende Bauwerk Hamburgs. Sie liegt gegenüber der Speicherstadt an der Straße Bei den Mühren und ist herkömmlich die Kirche der Seeleute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirche, erstmals in einer Urkunde von 1256 erwähnt, war der Mittelpunkt der Gemeinde auf den Elbinseln Grimm, Cremon, Brook, Wandrahm und Kehrwieder. Der Neubau des Langhauses wurde um 1450 abgeschlossen. In den Jahren 1566 bis 1568 erfolgte eine farbige Fassung der Turmfassade durch den zu der Zeit in Hamburg ansässigen Maler Daniel Freese. Von dem Künstler stammte auch das Gemälde Urteil Salomonis als Pfeilerbekleidung. Die dreischiffige gotische Pseudobasilika mit Chorumgang hat eine gegenüber dem Turm nach Norden verschobene Achse. Das Mittelschiff besitzt eine Höhe von 29 Metern.

Bis ins 16. Jahrhundert hatten die Schiffe einzelne Dächer, die von einem gemeinsamen Dach abgelöst wurden. Wegen des schlechten Baugrundes der Elbmarsch hat es zahlreiche Setzungen gegeben, die durch Maueranker abgefangen werden mussten, einer zeigt die Jahreszahl 1660. Der 1657 errichtete barocke Turmhelm mit mehreren Stufen trägt die Krone der heiligen Katharina. Sie wurde der Sage nach aus dem Goldschatz Klaus Störtebekers hergestellt.

Nach weitgehender Zerstörung während eines Bombenangriffs am 30. Juli 1943 blieben im Wesentlichen nur noch die Außenmauern und der Turmschaft erhalten. In den Jahren 1950 bis 1956 erfolgte die Rekonstruktion, aufgrund von Geldmangel der Gemeinde allerdings nur ungenügend. 1957 war der zerstörte, 116,7 Meter hohe Turm durch eine Stahlkonstruktion in der Form des 17. Jahrhunderts wiederhergestellt.

Als dem städtebaulichen Projekt HafenCity nahegelegene und zuständige Kirche, wird sie seit dem Jahr 2007 umfassend saniert. Neben dem Neuaufbau der Strebepfeiler, dem Austausch von Mauerwerk, der Erneuerung des Kupferdachs wird auch die Wiederherstellung der 1943 zerstörten Orgel betrieben.

Ausstattung

Die Innenausstattung der Kirche ist im Wesentlichen neu erschaffen. Die Kreuzigung Christi ist eine Malerei des Hamburger Malers Wilm Dedeke um 1500. Zwei Holzplastiken stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden neu erworben, sind aber aus süddeutscher Schule. Ebenfalls nicht erhalten blieben die 1908 von dem Hamburger Künstler und Heidemaler Hermann de Bruycker gestalteten Fenster. Für die Kirche schuf die Malerin Ingeborg zu Schleswig-Holstein 1984 bis 1986 den Bilderzyklus Weg ins Licht aus 24 Tafelbildern sowie zwölf Rosetten für den Obergaden.

Das Geläut besteht aus fünf Glocken mit den Schlagtönen f0, c1, e1, g1 und a1. Die große Glocke wurde im Jahre 1626 von Hans Nuessel gegossen und wiegt 6.500 kg. Sie ist die größte erhaltene Glocke des Gießers und erklingt in der Regel nur solistisch am Karfreitag und zu Beerdigungen. Die vier kleineren Glocken wurden im Jahre 1957 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen.

Die Anbauten entsprechen dem ursprünglichen Charakter, sind aber in moderner Form ergänzt. Die barocken Türportale stammen aus alten Hamburger Kaufmannshäusern.

Hauptpastoren von Sankt Katharinen: Siehe Liste der Hamburger Hauptpastoren.

Orgel

Die Orgel galt bereits im 16. Jahrhundert als das bedeutendste Instrument Hamburgs. Im 17. Jahrhundert wurde sie auf insgesamt 58 Register auf vier Manuale erweitert. Berühmte Organisten wie Heinrich Scheidemann und Johann Adam Reincken wirkten an dem Instrument. Anfang des 18. Jahrhunderts war Johann Sebastian Bach (1685-1750) mehrmals Gast in St. Katharinen, da er die Orgel sehr schätzte. Bis heute bekannt ist sein Orgelkonzert im Jahre 1720 vor den Honoratioren der Stadt; sein Orgelwerk Fantasie und Fuge g-moll geht auf dieses Ereignis zurück.

Von der historischen Orgel, die 1943 weitgehend zerstört wurde, sind noch 520 Pfeifen aus 20 Registern erhalten. Diese bilden zusammen mit Fotos von der äußeren Anlage und einer vor 1943 erstellten Dokumentation den Ausgangspunkt für eine wissenschaftlich verantwortete Rekonstruktion des Instruments. In mehreren Bauabschnitten soll die Orgel durch die Firma Flentrop bis 2012 fertiggestellt werden. Das Rückpositiv wurde am Ostersonntag 2009 eingeweiht und ist bereits spielbar. 2011 ist die Fertigstellung der drei anderen Manualwerke und 2012 die der Pedaltürme geplant. Die Disposition gibt den Zustand wieder, wie sie Johann Mattheson 1720 mitteilt. Zudem werden zwei aus dem 18. Jahrhundert erhaltene Register integriert, sodass die Orgel mithin über 60 Register verfügen wird.

I Hauptwerk CD–d3
Principal 16′
Quintadena 16′
Bordun 16′
Oktave 8′
Spitzflöte 8′
Flauto traverso 8′
Octave 4′
Oktave 2′
Rauschpfeife III
Mixtur VI-IX
Trompete 16′
II Oberwerk CD–d3
Prinzipal 8′
Hohlflöte 8′
Viola di gamba 8′[Anm. 1]
Flöte 4′
Octava 4′
Nasat 2 2/3′
Waldflöte 2′
Gemshorn 2′
Scharf IV-V
Trompete 8′
Zincke 8′
Trompete 4′
III Rückpositiv CD–d3
Principal 8′
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Octave 4′
Kleinhohlflöte 4′
Blockflöte 4′
Quintflöte 1 1/3′
Sifflöt 1′
Scharf VIII
Sesquialtera II
Regal 8′
Oboe d'amore 8′
Schalmey 4′
IV Brustwerk CD–d3
Principal 8′
Octave 4′
Quintadena 4′
Waldpfeife 2′
Scharf III-VII
Dulcian 16′
Regal 8′
Pedal CD–d1
Principal 32′
Principal 16′
Subbaß 16′
Octave 8′
Gedackt 8′
Octave 4′
Nachthorn 4′
Rauschpfeife II
Mixtur IV
Cimbel III
Groß-Posaun 32′
Posaune 16′
Dulcian 16′
Trompete 8′
Krummhorn 8′
Schalmey 4′
Cornet-Baß 2′
Anmerkungen
  1. Aus dem 18. Jahrhundert übernommen.

Literatur

  • Peter Stolt: Liberaler Protestantismus in Hamburg - im Spiegel der Hauptkirche St. Katharinen. Hamburg: Verlag Verein für Hamburgische Geschichte 2006 (Arbeiten zur Kirchengeschichte Hamburgs 25) ISBN 3-935413-11-4

Weblinks

 Commons: St. Katharinen, Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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