Hasso-Plattner-Institut

Hasso-Plattner-Institut
Ehemaliges Hauptgebäude

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) an der Universität Potsdam ist das bislang einzige völlig privat finanzierte Universitäts-An-Institut in Deutschland. Es hat die Rechtsform einer GmbH und wird getragen durch die gemeinnützige Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik. Gründer und Namensgeber des Instituts ist der SAP-Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner. Das Institut ist in Potsdam-Babelsberg angesiedelt und wird von Christoph Meinel geleitet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Panorama des Campus

Das HPI wurde 1998 durch eine Public-Private-Partnership geschaffen. Träger ist die gemeinnützige Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik. Das Land Brandenburg beteiligte sich an dieser Partnerschaft, indem es die 30.000 m² für die Institutsbauten am Griebnitzsee in Potsdam-Babelsberg zur Verfügung stellte. Die Errichtung der drei mehrgeschossigen Gebäude, einschließlich des Uni-Instituts für Informatik, kostete 36 Millionen Euro, von denen Hasso Plattner allein 18 Millionen Euro übernahm. Die andere Hälfte wurde mit Fördermitteln finanziert, welche die Europäische Union bereitstellte. Bei der Gründung verpflichtete sich der Wissenschaftsförderer, der Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik für den laufenden Instituts-Betrieb über 20 Jahre hinweg 50 Millionen Euro aus seinem persönlichen Vermögen zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile hat sich sein finanzielles Engagement vervierfacht, so dass sich der Gesamtbetrag auf 200 Millionen Euro erhöht.[1] Plattners privater Finanzaufwand ist damit der höchste, der je für eine deutsche Universität geleistet wurde.

Im Herbst 1999 nahm das HPI als An-Institut an der Universität Potsdam unter der Leitung von Siegfried Wendt seinen Lehrbetrieb auf. Seit 2004 wird das Institut von Christoph Meinel geleitet. 530 Bachelor- und 220 Master-Studenten haben seitdem ihre Ausbildung zu IT-Ingenieuren erfolgreich abgeschlossen. Zu Beginn des Wintersemesters 2010/11 zählte das Institut rund 450 Studenten. Am HPI sollen sie lernen, komplexe IT-Systeme und Softwareprodukte zu verstehen, zu entwickeln und zu beherrschen.

Im Sommer 2010 wurde der rund 3800 m² Nutzfläche bietende Erweiterungsbau fertiggestellt, der das Konzept eines ganzheitlichen Campus vervollständigt. Der Neubau fungiert als neues Hauptgebäude des HPI und beherbergt verschiedene Professuren, unter anderem die HPI Research School und das Design Thinking Research-Programm.

Studium

Hörsaalgebäude des Hasso-Plattner-Instituts

Jedes Jahr werden zum Wintersemester höchstens 80 der am besten qualifizierten Bewerber für den Studiengang IT-Systems Engineering angenommen. Das Studium am HPI kann mit den international anerkannten Abschlüssen Bachelor (nach sechs Semestern) oder Master (nach weiteren vier Semestern) abgeschlossen werden. Die Inhalte des Studiengangs IT-Systems Engineering unterscheiden sich von der klassischen Informatik: Zwar sind solide theoretische Kenntnisse von Logik und Mathematik Grundlage des Studiums, doch ist das Studium im höheren Semester insbesondere praktisch ausgerichtet. Ziel des Stifters war es, mit einer ingenieursorientierten IT-Ausbildung Universitäts-Absolventen besser auf die Berufspraxis in der IT-Wirtschaft vorzubereiten.

So schließen die Studenten ihr Studium mit einem Bachelorprojekt ab, dessen theoretischer Teil im Rahmen der Bachelorarbeit betrachtet und schließlich benotet wird. Gemeinsam mit einem Kooperationspartner aus Industrie, Forschung oder öffentlicher Verwaltung müssen die Studenten in kleinen Gruppen über ein Jahr ein IT-relevantes Projekt unter der Leitung eines HPI-Professors absolvieren. Die Ergebnisse werden im Rahmen eines jährlich stattfindenden Bachelorpodiums der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Die Präsentationstrainings sind aber nur ein Teil der Soft Skills-Ausbildung, die das HPI zum Wintersemester 2007/08 intensiviert hat. Alle zwei Wochen findet ein Softskills-Kolloquium statt. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltung mit jeweils wechselnden externen Referenten, beispielsweise Hermann Scherer oder Günther Jauch,[2] die zu ausgewählten Themen Grundlegendes vermitteln und darüber hinaus zur Vertiefung des Stoffes anregen. Dabei werden Komplexe wie Namens- und Gedächtnistraining, Erfolg, Motivation oder Teamfähigkeit behandelt.

Derzeit werden in Brandenburg keine Studiengebühren erhoben. Damit ist am HPI, wie an anderen öffentlichen Hochschulen auch, lediglich ein Semesterbeitrag fällig. Zusätzlich ist an der Universität Potsdam eine Rückmelde- und Immatrikulationsgebühr von 51 € üblich. Daneben muss jeder HPI-Student das Semesterticket erwerben, kann sich aber bei finanziellen Problemen von der Pflicht zum Kauf befreien lassen.

Jeder Studienanfänger hat einen Paten aus dem Kreis der älteren Studenten. Wer zum Master-Studiengang zugelassen wird (maximal 120 Plätze in einem Kalenderjahr), wird von einem Professor als Mentor persönlich betreut.

Research School „Service-oriented Systems Engineering“

2005 wurde am HPI das interdisziplinäre Forschungskolleg eröffnet. An der HPI Research School widmen sich Nachwuchsforscher aus allen Fachgebieten des HPI dem gemeinsamen Thema Service-oriented Systems Engineering. Dabei handelt es sich um ein neues Paradigma für Architektur, Entwurf und Entwicklung komplexer IT-Systeme. In der Konsequenz wird jede Promotion von zwei verschiedenen HPI-Fachgebieten betreut, außerdem sind die Forscher der verschiedenen Fachgebiete eng miteinander vernetzt. Jedes Jahr werden neue Stipendien für die Arbeit an der HPI Research School vergeben, im Wintersemester 2007/08 waren 15 Forscher in dem Kolleg tätig.

Aktuell

Interaktive Skulptur Mr. Net vom spanischen Künstler Jaume Plensa

Derzeit sind am Hasso-Plattner-Institut 10 Professoren und rund 60 wissenschaftliche Mitarbeiter tätig. Die Institutsverwaltung umfasst gut 30 Mitarbeiter. Die Professoren werden in der Regel gemeinsam mit der Universität Potsdam berufen. Die Studenten sind an der Universität Potsdam immatrikuliert und erhalten nach erfolgreichem Studium den international anerkannten Bachelor- oder Masterabschluss. Die Kooperation des „Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik GmbH“ mit der Universität Potsdam ist vertraglich geregelt.

HPI School of Design Thinking

Nach dem Vorbild des Hasso Plattner Institute of Design in Palo Alto an der Stanford University wurde die HPI School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut etabliert. Zum Wintersemester 2007/08 nahmen erstmals 40 Studierende aus fast 30 verschiedenen Fachgebieten das Zusatzstudium auf. Die Potsdamer D-School arbeitet mit der d.school in Stanford zusammen.

In dieser „Erfinderschule“ sollen Studenten einen interdisziplinären Ansatz bei der Entwicklung neuer Produkte erlernen. Das Zusatzstudium ist offen für alle Studenten von Universitäten in Berlin und Brandenburg, die kurz vor ihrem Diplom-, Master- oder Magister-Abschluss stehen. In dem Teilzeitstudium wird in zwei Semestern die Fähigkeit vermittelt, in kleinen Teams aus Experten unterschiedlicher Disziplinen Ideen für alle Lebensbereiche zu entwickeln. Auch der Lehrkörper besteht aus Teams unterschiedlicher Fachrichtungen. Leiter der Schule ist Ulrich Weinberg. Die Dozenten – Professoren nebst wissenschaftlichen Mitarbeitern für drei Klassen (bestehend aus drei Gruppen zu je vier bis fünf Studenten) – stammen von verschiedenen Universitäten und Hochschulen aus dem Raum Berlin-Brandenburg. Das Lehrpersonal wird jedes Semester neu zusammengestellt. Für diese Ausbildung werden keine Studiengebühren erhoben.

Hasso Plattner Ventures

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Hasso-Plattner-Institut in Potsdam arbeitet seit dem 13. Juni 2005 Hasso Plattner Ventures, eine Kombination aus Wagniskapital-Fonds und Gründerzentrum für die IT-Branche. In dem Potsdamer Gründerzentrum für junge IT-Firmen sollen junge Firmengründer unter Anleitung erfahrener Berater und mit Unterstützung durch Wagniskapital softwaregetriebene Produktideen entwickeln und marktreif machen. Plattner legte für das kommerzielle Projekt einen Fonds auf, von dessen Kapitalausstattung mit über 50 Millionen Euro er mindestens die Hälfte beisteuert. Weitere institutionelle Investoren können sich mit mindestens jeweils fünf Millionen Euro engagieren.

Spin-offs

Seit seiner Gründung hat das Hasso Plattner Institut zahlreiche Gründer hervorgebracht. Die durch ehemalige Studenten gegründeten Unternehmen reichen vom Beratungsunternehmen, über Internetdienstleister bis hin zu hochspezialisierten BPM Toolanbietern.

Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik

Die Hasso-Plattner-Stiftung für Softwaresystemtechnik ist eine deutsche Stiftung mit Sitz in Potsdam. Stifter ist der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner.

Zweck der Stiftung ist die Förderung der Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Softwaresystemtechnik. Die Stiftung beschafft unter anderem Mittel für die Verwirklichung der steuerbegünstigten Zwecke des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik und fördert wissenschaftliche Studien und Lehrtätigkeiten auf dem Gebiet der Softwaresystemtechnik.

Quellen

  1. Hasso-Plattner-Institut soll "Weltklasse-Niveau" erreichen, heise online vom 5. November 2004
  2. HPI: Heute im Soft Skills-Kolloquium, vom 30. Juni 2008

Weblinks

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