Hartmann Grisar

Hartmann Grisar
Pater Hartmann Grisar S.J.

Hartmann Grisar, der Luther-Grisar, (* 22. September 1845 in Koblenz; † 25. Februar 1932 in Innsbruck) war Jesuit und Kirchenhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines Hofbäckermeisters studierte er von 1862 bis 1863 an der Königlichen Theologischen und Philosophischen Akademie Münster und von 1863 bis 1868 an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. 1868 erhielt er die Priesterweihe und trat in Rom in den Jesuitenorden ein. 1870 flüchtete er aus dem besetzten Rom nach St. Andrae in Kärnten. 1871 wurde er an der Universität Innsbruck Professor für Kirchengeschichte und zwei Jahre darauf ordentlicher Professor.

Er wurde österreichischer Staatsbürger mit Wohnung in Thaur.

Ab 1895 war er zwar Honorarprofessor an der Universität Innsbruck, hielt sich aber überwiegend in Rom auf, wo er den Schatz der Papstkapelle Sancta Sanctorum entdeckte. Von 1902 bis 1911 betrieb er in Deutschland verschiedene Studien, im Wesentlichen Luther-Forschung.

Von 1911 bis 1925 war er in München Privatgelehrter. 1925 wechselte er an das Jesuitenkolleg Innsbruck, wo er verstarb.

Mitgliedschaften

1876 zählte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift für katholische Theologie in Innsbruck, deren Schriftleiter er von 1883 bis 1886 war.

1900 wurde er Beiratsmitglied der Görres-Gesellschaft.

Werk

1883, zum Jubiläumsgeburtstag Martin Luthers, kam es zu konfessionell motivierten Angriffen auf das Papsttum und die katholische Kirche unter anderem durch protestische Theologen beziehungsweise Historiker. Zur Verteidigung des Katholizismus verfasste er die Schrift Reformatorenbilder. Darin urteilt er Luther so: Ein Herold der Wahrheit war Luther nicht. Unsere katholischen Reformatoren stehen mit einem ganz anderen Charakter da. Das Thema Luther ließ ihn in der Folge nicht mehr los. Zunächst nahm Grisar einen radikalen katholischen Standpunkt ein, der den Einfluss von Johannes Janssen verriet. Auch seine Lutherbiographie, welche sein Hauptwerk war, wurde hart kritisiert. Noch deutlicher war die dogmatische Sicht auf Luther bei Heinrich Denifle. Später blieb zwar der antilutherische Standpunkt bei Grisar weitgehend bestehen, jedoch nahm die Radikalität seines Urteils deutlich ab. Die späteren Schriften Grisars über Luther waren daher auch die wertvollsten, die nach dem Ersten Weltkrieg erschienen.

Ferner wandte er sich der Archäologie zu und forschte über die römische Archäologie und die frühe Papstgeschichte. Eine solche schrieb er schließlich auch.

Werke

  • Galileistudien. Hist.-theologische Untersuchungen über die Urtheile der römischen Congregationen im Galileiprocess; Regensburg 1882
  • Die römische Sebastianuskirche und ihre Apostelgruft im Mittelalter, Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, 9, S. 409-461, 1895 (Text als edoc).
  • Reformatorenbilder. Historische Vorträge über katholische Reformatoren und Martin Luther; Freiburg im Breisgau; Herder (als Germanus Konstantin)
  • Luther, 3 Bände, Freiburg i Br. 1911/12.
    • 1. Band - Luthers Werden-Grundlegung der Spaltung bis 1530,
    • 2. Band - Auf der Höhe des Lebens,
    • 3. Band - Am Ende der Bahn-Rückblicke.
  • Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter: Mit besonderer Berücksichtigung von Cultur und Kunst nach den Quellen dargestellt. Rom beim Ausgang der antiken Welt; ISBN 3-487-07526-1
  • Luthers Kampfbilder (4 Bde.), Freiburg i. Br.; Herder, 1921-1923; mit Franz Heege:
    • 1: Passional Christi und Antichristi. Eröffnung des Bilderkampfes (1521); 1921
    • 2: Der Bilderkampf in der deutschen Bibel (1522ff.); 1922
    • 3: Der Bilderkampf in den Schriften von 1523 bis 1545; 1923
    • 4: Die Abbildung des Papsttums uns andere Kampfbilder in Flugblättern, 1538-1545; 1923
  • Der Deutsche Luther Im Weltkrieg Und in Der Gegenwart; 1924

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