Hany Azer

Hany Azer
Hany Azer am Rande der Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises 2008 (März 2008)

Hany Azer (* 1949 bei Kairo[1]) ist ein deutscher Bauingenieur ägyptischer Herkunft.

Vom 1. April 2008 bis 31. Mai 2011 hatte er die Gesamtleitung der Projekte Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen–Ulm inne[2][3]. Zuvor hatte er diese Position bei der Bahn-Tochter DB ProjektBau GmbH, Regionalbereich Ost, inne. Bekannt wurde er als Projektleiter des Berliner Hauptbahnhofs. In seiner Funktion als Projektleiter von Stuttgart 21 unterstand er direkt dem Vorstand der Deutschen Bahn AG[4].

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Azer ist eines von fünf Geschwistern. Sein Vater war am Bau der Bahnstrecke von Kairo nach Assuan beteiligt.[1]

Der Sohn eines Eisenbahningenieurs zog 1973[1] von Ägypten nach Deutschland. Er studierte in Bochum Bauingenieurwesen und machte 1979[1] seinen Abschluss. Im gleichen Jahr war er erstmals am Bau eines Tunnels beteiligt. 1994 trat er in die „Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich“ (PVZB) als Teilprojektleiter für Tunnelbau und Schildvortrieb ein; später übernahm er die Gesamtverantwortung für den Nord-Süd-Tunnel. Zum 1. Mai 2001 übernahm er die Bauverantwortung für den Berliner Hauptbahnhof. Unter seiner Führung wurde der Bau rechtzeitig vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zum 28. Mai 2006 eröffnet. Auf der Baustelle erlitt er einen Herzinfarkt[1]. Ursprünglich sollte der 1995 begonnene Bahnhofsbau im Jahr 2000 eröffnet werden.

Später leitete er den Bau der Bahnanbindung zum Flughafen Berlin Brandenburg sowie der S-Bahn-Anbindung des Berliner Hauptbahnhofs in nördlicher Richtung („S21“).

Die Leitung des Projekts Stuttgart 21 gab er auf eigenen Wunsch hin zum 31. Mai 2011 ab.[5] Nach DB-Angaben war Azer zunehmend persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt gewesen.[6] Die Arbeit sei seit August 2010[1] nur noch unter Personenschutz möglich gewesen.[6] Zuletzt habe er seine Stuttgarter Pendlerwohnung aus Sicherheitsgründen aufgeben müssen.[1]

Nach eigenen Angaben sei er aus persönlichen und beruflichen Gründen ebenso von dieser Funktion zurückgetreten wie aufgrund der angespannten öffentlichen Stimmung in Zusammenhang mit dem Projekt, nicht jedoch aufgrund von Kostensteigerungen und weiteren Risiken des Projekts. Es habe ihm jedoch an Wertschätzung für seine Arbeit für Stuttgart 21 gemangelt.[7] 2010 und 2011 habe er zahlreiche beleidigende und drohende Briefe erhalten.[1] Er wolle weiter für die Deutsche Bahn arbeiten, zunächst in Berlin.[7] Azer soll eine andere Funktion im DB-Konzern übernehmen.[6]

In seiner Zeit als Projektleiter stieg die Zahl der Mitarbeiter von einem halben Dutzend auf mehr als 100 an.[1]

Azer ist verheiratet und hat zwei Kinder.[1]

Auszeichnungen

Bei der Wahl zum „Berliner des Jahres“ der Berliner Morgenpost erreichte er 2005 den 13. Platz. Am 1. Oktober 2006 erhielt er den Verdienstorden des Landes Berlin. Für seine Mitarbeit an der Humboldthafenbrücke am Hauptbahnhof Berlin erhielt er am 10. März 2008, neben anderen Beteiligten, den Deutschen Brückenbaupreis 2008 in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken.

Literatur

  • Retter in der Grube. In: mobil. August 2003, S. 44 f.
  • „Der Vollstrecker“. Porträt in der Stuttgarter Zeitung vom 4. März 2010.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Michael Ohnewald: Mission impossible. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 20, 22. Mai 2011, S. 26.
  2. Deutsche Bahn AG: Neue Struktur und Leitung für Bahnprojekt Stuttgart–Ulm . Presseinformation vom 27. Februar 2008
  3. Neue Struktur und Leitung für Bahnprojekt Stuttgart–Ulm. In: bahnfahren.info, 28. Februar 2008
  4. Meldung Hany Azer leitet Großprojekt Stuttgart 21. In: DB Welt, Ausgabe Mai 2008, S. 10.
  5. Michael Isenberg: Gesamtprojektleiter Azer verlässt S 21. In: Stuttgarter Nachrichten (Onlineausgabe), 16. Mai 2011.
  6. a b c DB Mobility Logistics AG (Hrsg.): Azer gibt auf eigenen Wunsch die Leitung des Bahnprojekts Stuttgart – Ulm Ende Mai ab. Presseinformation vom 16. Mai 2011.
  7. a b Michael Isenberg: "Azer wirft nicht das Handtuch". Stuttgarter Nachrichten (Onlineausgabe), 19. Mai 2011.

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