Hans Trimborn

Hans Trimborn

Hans Trimborn (* 2. August 1891 in Plittersdorf; † 10. Oktober 1979 in Norden) war ein deutscher Maler und Musiker, der nachhaltig in Ostfriesland wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Trimborn wurde 1891 als Sohn von Jean Trimborn (Zeichner im Katasteramt) und Margarethe Trimborn, geb. Koeb in Plittersdorf bei Bonn geboren. 1898 starb seine schwedische Mutter und die Großeltern (Hermann und Anna Maria Trimborn) nahmen ihn und seine jüngere Schwester auf. Hans Trimborn machte 1913 sein Abitur auf dem Staatlichen Beethoven-Gymnasium in Bonn. Sein malerisches und musisches Talent zeigte sich schon früh während seiner Schulzeit, so unterhielt er am Klavier die Gäste im Gasthaus seiner Großeltern.

Von 1913 bis 1916 studierte er an der Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Medizin. Während dieser Zeit widmete er sich auch dem Zeichnen nach der Natur. Gemeinsam mit dem ehemaligen Klassenkameraden Paul Adolf Seehaus, der mit August Macke befreundet war, betrieb er diese Naturstudien. Hans Trimborn erhielt nie Kunst- oder Malunterricht, er besuchte nie eine Kunstakademie. Die in Jahren 1915 – 1918 entstandenen Arbeiten entstanden unter dem Einfluss des Rheinischen Expressionismus und zeigen die Farbenfreude dieser Stilrichtung. Seine Vorliebe für August Macke, Paul Klee und Christian Rohlfs sind unverkennbar.

Im Ersten Weltkrieg wurde Hans Trimborn noch als Medizinstudent als Feldunterarzt in verschiedene Lazarette im Rheinland abkommandiert. Während dieser Zeit entstanden musikalische Kompositionen nach Texten von Stefan George. Hans Trimborn setzte sein * Medizinstudium nach Beendigung des Krieges in Heidelberg fort, brach es aber 1919 ab. Er heiratete die Pianistin Marta Trapp und ging als freischaffender Maler und Musiker auf die Insel Norderney.

Auf Norderney trat er gemeinsam mit seiner Frau Marta im Rahmenprogramm des Badebetriebes als Pianist auf. Er arbeitete auch als Chorleiter und gab 1922 ein Konzert mit eigenen Kompositionen nach Texten von Meister Eckhart. Hans Trimborn arbeitete als Berufsmusiker in Cafes und Bars, zeitweilig trat er mit einem eigenen Tanzorchester auf. Er beteiligte sich an Konzerten des Norderneyer Kurorchesters und erhielt auch Engagements des Bremer Rundfunks. In Stummfilmaufführungen arbeitete er als Klavierbegleiter, wobei er sich mit ungewöhnlichen Jazz-Improvisationen einen Namen machte und das Publikum mitunter provozierte, indem er Passagen klassischer Musik von Johann Sebastian Bach bis Paul Hindemith einbaute.

Hans Trimborn hielt seit 1920 freundschaftlichen Kontakt zu dem Bildhauer Bernhard Hoetger und anderen Worpsweder Künstlern. Im Atelier Hoetgers hatte er die Möglichkeit, die Arbeiten von Paula Modersohn-Becker kennenzulernen. Sie wurde sein großes Vorbild. Hans Trimborn war damit einer der ersten Künstler, der die Botschaft der großen Worpswederin schon zu einem Zeitpunkt in die eigene künstlerische Arbeit einbezog. Seine Bilder zeigten Wattlandschaften und Norderneyer Ansichten. Mit diesen Arbeiten hielt er sich finanziell über Wasser. Die Geburt des Sohnes Johannes im Jahr 1922 regten ihn zu Bildern zum Thema "Mutter und Kind" an, anschließend folgten Portraitbilder in einer intensiven Auseinandersetzungen mit dem eigenen Ich. Christusbilder, Maskenwesen und andere Themen rundeten das damalige Werk ab. 1924 gründeten Hans Trimborn und Bernhard Hoetger das "Kaffee Worpswede" auf Norderney.

In dieser Zeit engagierte Trimborn sich auch für die von Silvio Gesell begründete Freiwirtschaftsbewegung. Gemeinsam mit dem Norderneyer Badearzt Dr. Anton Nordwall initiierte er auf der Insel ein Freigeldexperiment, das sogenannte WÄRA-Projekt.[1] Dieses Projekt besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit den heutigen Tauschringen.

Hans Trimborn war ein Vagabund, "ein vaganter Künstler", wie Emanuel Eckardt 1988 im Katalog zur Emder Ausstellung schrieb. Auftragsarbeiten und feste Engagements führte er nur widerstrebend aus, häufig hielt er die Termine nicht ein oder sagte sie ab. Er taumelte so von einer finanziellen Krise zur anderen. Seine Freunde wie Bernhard Hoetger und der Bremer Mäzen Ludwig Roselius setzten alles daran, ihn zu unterstützen und seine Existenz abzusichern. Der unstete Hans Trimborn widersetzte sich, sobald ihre Hilfe konkret wurde.

1928 versuchte er auf einer Reise nach Kopenhagen, wo er bei Alexander Stoffregen Klavier studierte, eine Konzentration auf seine bisherige Tätigkeit als Musiker. Er hatte den Plan sich mit persönlicher Unterstützung von Otto Klemperer und Professor Joseph Frischen auf Norderney als Musiker neu zu etablieren.

Hans Trimborns Neigung zu Depressionen machten ihn für extreme Bereiche menschlicher Existenz wie die Parapsychologie hochsensibel. Seine freundschaftlichen Kontakte zu dem Jenaer Professor für Neurologie und Psychiatrie, Robert Lemke, brachten ihn zu dem Entschluss das abgebrochene Medizinstudium wieder aufzunehmen. 1931 immatrikulierte Hans Trimborn sich erneut an der medizinischen Fakultät der Universität Jena. 1932 wechselte er an die Universität Hamburg. Der unstete Hans Trimborn brach auch dieses Vorhaben wieder ab und ging zurück nach Norderney.

1939 verließ er bei Kriegsausbruch die Insel um mit seiner Familie auf Einladung der Fürstin Theda zu Inn- und Knyphausen nach Schloss Lütetsburg bei Norden (Ostfriesland) zu gehen. Trotz der nationalsozialistischen Einschränkungen im Kunstbereich malte er hier um 1941 Bilder wie Krieg - Tod im Massengrab, das seine bereits 1920 entstandene Komposition für einen Sprecher, zwei Posaunen und kleine Trommel Stimmen aus dem Massengrab nach dem gleichnamigen Text von Erich Kästner kommentiert. Seit dem Ersten Weltkrieg ist er Pazifist. Seine damaligen traumatischen Erlebnisse bei der Aushebung von Massengräbern als Feldarzt und die Kriegsverletzung seines Sohnes Johannes erschütterten ihn nachhaltig. Ein heute verschollener Christus am Kreuz mit Gasmaske und Bilder wie Gasmaske, Krieg - Tod im Massengrab sowie die Vertonung Stimmen aus dem Massengrab waren die leidenschaftlichen Antworten des Künstlers auf den Krieg. 1945 musste er dann noch als Mitglied des Volkssturms am Zweiten Weltkrieg teilnehmen. Auf Schloss Lütetsburg lernte Hans Trimborn 1940 seine spätere zweite Frau, die wesentlich jüngere Organistin Maria Immer kennen. 1948 wurde die Ehe mit Marta Trapp geschieden. 1950 heirateten Hans Trimborn und Maria Immer, allen familiären und gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz. 1952 wurde der Sohn Jan geboren. In der ländlichen Abgeschiedenheit des neuen Wohnortes Arle und unter dem Eindruck der jungen Familie, entstanden nun farbenfrohe, lichte Bilder.

Die Bilder der 1950er Jahre sind gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung mit Max Beckmann, Picasso, Matisse und erneut mit Paula Modersohn-Becker. Hans Trimborn beteiligte sich an öffentlichen Ausschreibungen für angewandte Kunst. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg und ein weiteres Mal 1947 hatte er die Decke des Cafes "Marienhöhe" auf Norderney ausgemalt. Für die Kreissparkasse Norden und für Schulen in Aurich und Norden führte er u.a. Wandmalereien aus. 1960 verließ er nur widerstrebend die baufällige Behausung in Arle, um nach Norden in ein neues Haus zu ziehen. Am 10. Mai 1963 ernannte die Ostfriesische Landschaft mit der Verleihung des Indigenats den gebürtigen Rheinländer Hans Trimborn zum Ostfriesen ehrenhalber. Am neuen Wohnort Norden malte er Landschaften, Stadtansichten und zeichnete karikaturhafte Bildnisse. In seinen letzten Lebensjahren wurde die Musik wesentlichstes Ausdrucksmittel für ihn. Am 10. Oktober 1979 starb Hans Trimborn im Alter von 88 Jahren in Norden.

Arbeiten in öffentlichem Besitz

Einzelausstellungen

  • 1955 Gesellschaft für bildende Kunst, Emden
  • 1982 Marienhafer Mühle, Marienhafe
  • 1983 Werkstattgalerie Nassachmühle, Uhingen; Hans Trimborn Retrospektive, Kunstkreis Norden, Norden
  • 1991 Kulturring Moormerland, Warsingsfehn
  • 1992 Galerie S im Haus der Sparkasse, Schleswig 1992
  • 1993 Hans Trimborn: Nie wieder Krieg, Ludgerikirche Norden, Norden
  • 1994 Hans Trimborn (1891-1979), Maler und Musiker, Landesmuseum Oldenburg, Oldenburg
  • 1995 Kunstgalerie im Küstenmuseum, Juist
  • 1995 Die Grafiken von Hans Trimborn, Warsingsfehn
  • 2011/12 Hans Trimborn - Maler und Zeichner Ostfriesisches Landesmuseum Emden

Literatur

  • Auguste Rulffes: Hans Trimborn - ein Leben in Bildern, Norden 1994, ISBN 978-3922365068
  • Sebastian Lemke (Hrsg.): Das Malen bringt mich über die Krise der Jetzt-Zeit hinweg: Briefe zwischen Hans Trimborn und Rudolf Lemke 1931 bis 1957, Jena 2004, ISBN 978-3930128617

Quellen und Anmerkungen

  1. Dissertation Janssen, a.a.O., S. 128ff

Weblinks



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