Hans Joachim Moser

Hans Joachim Moser

Hans Joachim Moser (* 25. Mai 1889 in Berlin[1]; † 14. August 1967 ebenda) war ein deutscher Musikwissenschaftler, Komponist, Sänger und Schriftsteller zu musikalischen Themen, auch als Belletristik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Moser war der Sohn des Musikprofessors Andreas Moser (1859–1925). Er studierte Musikgeschichte (u. a. bei Gustav Jenner und Robert Kahn), Germanistik und Philosophie in Marburg, Berlin und Leipzig und bei seinem Vater Violine. Mit der Arbeit Die Musikergenossenschaften im deutschen Mittelalter wurde er 1910 in Rostock promoviert.

Er nahm als Leutnant am Ersten Weltkrieg teil, habilitierte sich 1919 an der Universität Halle und wurde 1922 außerordentlicher Professor. 1925 folgte er einem Ruf nach Heidelberg. 1927 bis 1933 war er als Nachfolger von Carl Thiel Direktor der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin.

1933 wurde Moser zwangspensioniert. Das hatte keine politischen Gründe, wie häufig behauptet worden ist, sondern lag an dienstlichen Verfehlungen, die ihm vorgeworfen wurden.[2] 1936 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.751.261).[3] 1938 wurde Moser stellvertretender Leiter der Reichsstelle für Musikbearbeitungen im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda; von 1940 bis 1945 war er deren Generalsekretär. Unter seiner Ägide vergab die Reichsstelle ab 1940 auch Aufträge zur „Arisierung“ der Oratorien von Georg Friedrich Händel.[3] In der Zeit von 1938 bis 1940 schrieb Moser zusätzlich für das SS-Blatt Germanien. Seit 1944 publizierte er in Rosenbergs Zeitschrift Musik im Kriege.

Moser erhielt 1947 eine Professur an der Universität Jena, wurde jedoch nach zwei Monaten wegen seiner Tätigkeit im Propagandaministerium entlassen. 1950 bis 1960 wirkte Moser als Direktor am Städtischen Konservatorium in Berlin-West. 1963 wurde ihm die Mozartmedaille der Stadt Wien verliehen.

Moser verfasste Studien über zahlreiche Komponisten, wie Paul Hofhaimer, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach sowie Studien über Das deutsche Lied seit Mozart. In den 1920er Jahren veröffentlichte er eine mehrfach aufgelegte dreibändige Geschichte der deutschen Musik. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Moser eine Geschichte der evangelischen Kirchenmusik in Deutschland und zahlreiche biographische Abhandlungen, wie z.B. die Musikgeschichte in 100 Lebensbildern. Sein Musik-Lexikon erlebte bis 1955 fünf Auflagen. Des Weiteren erschien das in der Tradition des Germanisten Josef Nadler stehende Buch Die Musik der deutschen Stämme (1957). Moser war der Neubearbeiter der Denkmäler Deutscher Tonkunst (DDT).

Mosers kompositorisches Œuvre umfasst Klavierstücke, Lieder, Schauspielmusiken und Chorwerke.

Moser ist Vater der Sängerin Edda Moser, des Volkskundlers und Literaturwissenschaftlers Dietz-Rüdiger Moser (1939–2010) und des Sängers Wolf-Hildebrand Moser (* 1943).

Literatur

  • Dagmar Droysen-Reber: Moser, Hans Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 191–193.
  • Ludwig Finscher: Moser, Hans Joachim, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hg. von Ludwig Finscher, 2. neubearbeitete Auflage, Personenteil, Bd. 12. Bärenreiter/ Metzler, Kassel et al. 2004, Sp. 528f.
  • Ute Lemm: Musikwissenschaft in Westdeutschland nach 1945. Analysen und Interpretationen diskursiver Konstellationen. Univ. Diss., Bonn 2005 (Volltext)
  • Heinz Wegener (Mitarbeit): Festgabe für Hans Joachim Moser zum 65. Geburtstag. Hinnenthal, Kassel 1954 (mit 91-seitiger Bibliographie)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die kleine Enzyklopädie, Encyclios-Verlag, Zürich, 1950, Band 2, Seite 202
  2. Michael Grüttner, Sven Kinas: Die Vertreibung von Wissenschaftlern aus den deutschen Universitäten 1933–1945, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 55 (2007), S. 133, 158.
  3. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 417.

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