Hanns Sachs

Hanns Sachs
Hanns Sachs, um 1920

Hanns Sachs (* 10. Januar 1881 in Wien; † 10. Januar 1947 in Boston) war ein österreichischer Psychoanalytiker, Jurist und früher Mitarbeiter Sigmund Freuds.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hanns Sachs, Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts, studierte Jura an der Wiener Universität. Dort promovierte er 1904 und ließ sich in Wien als Rechtsanwalt nieder. Nach der Lektüre von Sigmund Freuds „Traumdeutung“ besuchte er regelmäßig die Vorlesungen Freuds und wurde 1909 Mitglied der Mittwochs-Gesellschaft. Seit 1912 war er zusammen mit Otto Rank Herausgeber der Zeitschrift „Imago - Zeitschrift für die Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften“. 1913 wurde er Mitglied des „Geheimen Komitees“, das aus ihm, Karl Abraham, Sandor Ferenczi, Ernest Jones und Otto Rank bestand. Von 1920 bis 1932 lebte und arbeitete er in Berlin. 1926 waren er und Karl Abraham wissenschaftliche Berater für den Stummfilm von Georg Wilhelm PabstGeheimnisse einer Seele“.

Schon früh erkannte Sachs die Gefahren des Nationalsozialismus und emigrierte 1932 in die USA, nach Boston. Dort gab er ab 1939 die Zeitschrift „American Imago“ heraus.

Würdigung

Sachs hat in seinen Schriften wesentliche Beiträge zur Entwicklung einer psychoanalytischen Literaturtheorie geleistet. Reiner Wild, der am Lehrstuhl für neuere Germanistik der Universität Mannheim eine Edition der literaturwissenschaftlichen und literaturtheoretischen Arbeiten von Hanns Sachs vorbereitet, schreibt: „In diesen Arbeiten, deren Zentrum die 1924 erschienene Studie „Gemeinsame Tagträume“ bildet, entwickelte er eine psychoanalytische Literaturtheorie, die vom sozialen Charakter des Kunstwerks - als einem gemeinsamen, d.h. kollektiven Tagtraum - ausgeht.“

Werke

  • Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften (mit Otto Rank), 1913
  • Gemeinsame Tagträume. Berlin, Leipzig, Wien: Internationaler psychoanalytischer Verlag, 1924
  • Bubi Caligula, 1930
  • Zur Menschenkenntnis: Ein psychoanalytischer Wegweiser für den Umgang mit sich selbst und anderen, 1936
  • The creative unconscious: Studies in the psychoanalysis of art. Cambridge, MA: Sci-Arts Publishers, 1942
  • Freud: Master and Friend, 1944
  • Masks of love and life: The philosophical basis of psychoanalysis“. (A. A. Roback, Ed.) Cambridge, MA: Sci-Arts Publishers, 1948
  • Psychoanalyse und Dichtung, in: B. Urban (Hrsg.): Psychoanalyse und Literaturwissenschaft, Tübingen 1973
  • Wie Wesen von einem fremden Stern: Der philosophische Hintergrund der Psychoanalyse. Psychosozial-Verlag 2005

Literatur

  • Reiner Wild: Sachs, Hanns. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 332 f.
  • Fritz Moellenhoff: Hanns Sachs, 1881-1947: the creative unconscious. In Psychoanalytic pioneers. (F. Alexander, S. Eisenstein, and M. Grotjahn, Eds.) New York and London: Basic Books, 1966.

Weblinks


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