Hanno Günther

Hanno Günther

Hanno Günther (* 12. Januar 1921 in Berlin; † 3. Dezember 1942 Berlin-Plötzensee) war ein deutscher kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Hanno Günther auf einer DDR-Briefmarke
Ein Jugendheim in Berlin wurde 1950 nach Hanno Günther benannt
Berliner Gedenktafel am Haus Onkel-Bräsig-Straße 108, in Berlin-Britz

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seit Ostern 1928 besuchte Hanno Günther die damals bekannteste Reformvolksschule, die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln,[1] wo seine Mutter Maria Menzel Lehrerin war. Nachdem die Schule 1933 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde, ging er 1934 auf die Insel Scharfenberg, wo er die Schulfarm in der Hoffnung besuchte, dort sein Abitur ablegen zu können. Doch schon im folgenden Jahr wird er der Schule verwiesen.

Während seiner Berufsausbildung zum Bäcker bekam Günther Kontakt zu einer kommunistischen Widerstandsgruppe um Elisabeth Pungs. Nach dem Überfall auf Polen im Jahr 1939 verbreitete er mit ihr die ersten Flugblätter, die illegal in Hausfluren und Briefkästen verteilt wurden. Nach dem Angriff auf Frankreich 1941 erstellte Günther mit Elisabeth Pungs und seinem ehemaligen Schulkameraden Wolfgang Pander, einem Jungkommunisten jüdischer Herkunft, die Flugschrift „Das freie Wort“, die teilweise sogar per Briefpost versendet wurde. In der Schrift riefen die Widerstandskämpfer teilweise in gereimter Form allgemein und insbesondere Rüstungsarbeiter zu Widerstand und Sabotage gegen den Nationalsozialismus auf, forderten Frieden und Meinungsfreiheit und verbreiteten Nachrichten über die Kriegslage. „Das freie Wort“ war mit „Deutsche Friedensfront“ unterzeichnet.[1]

Hanno Günther bildete später mit ehemaligen Schulkameraden der Rütlischule eine kleine Widerstandszelle, die regelmäßig Lesungen von marxistischen Schriften veranstaltete und Kontakte in den kommunistischen Widerstand pflegte, unter anderem zum KPD-Funktionär Herbert Bochow.

Am 28. Juli 1941 gelang es der Gestapo die Widerstandszelle zu zerschlagen. Hanno Günther wurde mit seinen Freunden Dagmar Petersen, Emmerich Schaper, Wolfgang Pander und Bernhard Sikorski verhaftet. Nach teilweise brutalen Verhören fand am 9. Oktober 1942 der Prozess gegen die Gruppe vor dem Volksgerichtshof statt, Dagmar Petersen wurde zu sieben Jahren Zuchthaus, alle anderen Angeklagten zum Tod verurteilt. Emmerich Schaper starb vor seiner Hinrichtung an den Folgen der Verhöre. Hanno Günther und die anderen sechs seiner Freunde wurden Anfang Dezember 1942 in Plötzensee hingerichtet.[1] Seine Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Ehrungen

Gedenktafel auf der Insel Scharfenberg, in Berlin-Tegel

In der DDR waren das Grenzregiment 34 in Groß Glienicke, Straßen sowie eine Reihe von Schulen, (Kinder- oder Jugend-)heimen und Jugendherbergen nach Hanno Günther benannt, unter anderem die Hanno-Günther-Grundschule im sächsischen Waldheim oder die Regionale Schule Ferdinandshof, die noch heute seinen Namen tragen.

Außerdem trug ein Torpedoschnellboot der Volksmarine von 1961 bis zur Außerdienststellung am 14. Oktober 1968 diesen Namen. Ein Zubringertrawler mit der Fischereikennnummer ROS 403 der „Artur Becker“-Baureihe erhielt ebenfalls seinen Namen.

Eine Gedenktafel in der zur Berliner Hufeisensiedlung in Berlin-Britz gehörenden Onkel-Bräsig-Straße 108 (3. Dezember 1989) erinnert an Hanno Günther, eine weitere Gedenktafel, die an ihn und den kommunistischen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Hans Coppi erinnert, befindet sich auf der Insel Scharfenberg.

Literatur

  • Volker Hoffmann: Hanno Günther, ein Hitler-Gegner 1921 - 1942; Geschichte eines unvollendeten Kampfes. ISBN 3-89468-050-4
  • Stephan Hermlin: Die erste Reihe. Verlag Neues Leben, Berlin 1951, Seite 70ff der fünften Auflage 1985
  • Luise Kraushaar et al.: Deutsche Widerstandskämpfer 1933 bis 1945. Berlin 1970 Band 1, S. 348ff
  • Kurt Schilde: Jugendopposition 1933-1945. Ausgewählte Beiträge. Lukas-Verlag: Berlin 2007 Rezension

Weblinks

 Commons: Hanno Günther – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Peter Steinbach und Johannes Tuchel: Lexikon des Widerstandes 1933 – 1945. C.H.Beck; 2., überarb. u. erw. Auflage 1998; ISBN 340643861X; S. 78

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