Hannes Beckmann

Hannes Beckmann

Hannes Beckmann (* 24. August 1950 in Bielefeld) ist ein deutscher Jazzgeiger, Bandleader und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hannes Beckmann studierte nach Unterricht in der Familie (seine erste Geige erhielt er mit sechs Jahren vom Urgroßvater) Violine am Konservatorium in Düsseldorf, sowie 1970 bis 1974 Komposition und Jura in München. Als 17-jähriger Schlagzeuger nahm er sein erstes eigenes Album auf, entdeckt jedoch bald seine Fähigkeiten als Geiger. Anfangs spielte er mit eigenen Formationen auf öffentlichen Plätzen und in Swingbands der Familien Reinhardt und Weiss, sowie in dem von Peter Michael Hamel mitbegründeten Avantgarde-Ensemble „Between“.

Über das Spiel im Orchester des Ballets Brasiliana kam er in Kontakt mit brasilianischer Musik und den Perkussionisten Charles Campbell, Pery dos Santos und Edir dos Santos. 1972 gründete er mit diesen die afro-brasilianische Jazzband SINTO, die über Jahre ihr Engagement in der Jazzszene von Schwabing innehatte und bis 1985 mehr als 1800 Konzerte in West- und Osteuropa sowie Japan gab. Ab 1981 traten an die Stelle von Bläsern wie Johannes Faber oder Roman Schwaller Vibraphonisten wie Werner Pirchner, Tom van der Geld, Paul van Lier oder Woody Schabata). 1978 spielte Hannes Beckmann mit Zipflo Reinhardt und Schmitto Kling das MPS-Album „The Gipsy Jazz Violin Summit“ ein. Anfang der 1980er Jahre trat er auch im Duo mit Pery dos Santos auf sowie mit Baden Powell und mit Attila Zoller. 1985 gründete er das Hannes-Beckmann-Quartett.

Seit 1990 war er als Mitbegründer im Vorstand der Jazzmusiker-Initiative München e.V. (J.I.M.) und beteiligte sich über 10 Jahre hinweg maßgeblich an der Organisation des Jazzfest München, das er 1990 mit begründete. 1990 gründete Hannes Beckmann mit Jörg Widmoser und Mic Oechsner den Münchner Violin Summit; es folgten später weitere Konzerte mit dem Gipsy Jazz Violin Summit (Hannes Beckmann, Zipflo Reinhardt, Zipflo Weinrich und später mit Harri Stojka und Biréli Lagrène). Ab 1992 organisierte Beckmann auch die Jazznacht im Prinzregententheater.

Weiterhin spielte er u.a. mit Philip Catherine, Dusko Goykovich, Jimmy Woode, Alvin Queen, Clark Terry (Jazzfest München 1993). Gegenwärtig entwickelt Beckmann Kunst-Konzepte für die Industrie (z.B. Mercedes) und für Wissenschaftskongresse (Schwerpunkt Medizin, Medien) meistens in Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Beckmanns Assistenten Niki Kampa.

Kompositionen

Beckmann engagiert sich seit langem als Komponist, Interpret und Organisator in der deutschen und europäischen Jazzszene. Er integriert in seinen Kompositionen ethnische Einflüsse aus Mitteleuropa und dem Balkan, aus Brasilien, Argentinien und der Karibik, aus Arabien und Afrika mit Elementen der Klassik und des Jazz. Er interpretiert seine Kompositionen selbst, und seine Kontakte in der europäischen und internationalen Musikszene ermöglichen es ihm, immer wieder neue Formationen von Solisten zusammenzustellen.

Er entwickelte auch multimediale, d.h. Malerei und Musik verbindende Programme wie Die blaue Krone – Kreuzwegstationen, eine Auftragskomposition der Erzdiözese München-Freising zu den Bildern des Malers Cäsar W. Radetzky und den Meditationen von Abt Odilo Lechner, oder Zeitgleich, eine Multimediaperformance mit dem Künstler Haralampi Oroschakoff.

Seine Komposition Canto Migrando, eine Suite für großes, ungewöhnlich besetztes Orchester, Solisten und Chor, kommt regelmäßig unter seiner Leitung live zur Aufführung. Zur 100 Jahr Feier der Münchner Philharmonie wurden Sätze der von ihm komponierten Europäischen Suite aufgeführt.

Lehrtätigkeiten

1995 wurde Beckmann Gast-Professor für Jazz-Violine in Belgrad. Seit 2001 hat er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo er das von ihm konzipierte Projekt „Jazz-Improvisation, Freies Spiel, Ethno-Elemente für Streichinstrumente“ leitet.

Aufnahmen

Bisher schuf und interpretierte Beckmann 140 Songs und Instrumentals, darunter auch Ernste Musik. Viele Kompositionen und Interpretationen von Werken andere Künstler erschienen bisher in unterschiedlichen Besetzungen auf CD:

  • Sinto - Sonho Negro (1978): Hannes Beckmann (Violine), Charles Campbell (Congas), Johannes Faber (Trompete, Flügelhorn, Mellaphon), Anatal Gerasimov (Tenorsaxophon, Flöte), Felicia King (Vocal), Jimmy Polivka (Trompete), Ken Rhodes (Piano), Edir dos Santos (Lead-Vocal, Berimbao, Percussion), Ken Taylor (Bass)
  • Weitere Alben von Sinto sind: Right on Brother 1972, Tango des Friedens 1981, Intercontinental Reflections 1984
  • The Violin Man (1995): Hannes Beckmann (Violine), Edgar Wilson (Piano), Rudi Schröder (Bass) , Alvin Queen (Drums) (Hannes-Beckmann-Quartett)
  • Violin Tales (1999): Hannes Beckmann (Violine), Edgar Wilson (Piano), Michael Blam (Bass) , Imre Kőszegi (Drums)
  • Die Blaue Krone- Kreuzwegstationen (1999): Hannes Beckmann (Violine), Klaus Kreuzeder (Sopransaxophon), Pery dos Santos (Gesang), Tizian Jost (Keyboards), Andy Lutter (Orgel), Michael Blam (Kontrabass), Imre Kőszegi (Schlagzeug)

Literatur

  • Martin Kunzler Jazzlexikon Reinbek 2002
  • Who Is Who Deutschland

Weblinks


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