Hanfpalme

Hanfpalme
Trachycarpus
Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), Habitat.

Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), Habitat.

Systematik
Ordnung: Palmenartige (Arecales)
Familie: Palmengewächse (Arecaceae)
Unterfamilie: Coryphoideae
Tribus: Livistoneae
Untertribus: Rhapidinae
Gattung: Trachycarpus
Wissenschaftlicher Name
Trachycarpus
H.Wendl.

Die Hanfpalmen (Trachycarpus von griech. trachys = rauh und karpos = Frucht) sind eine Gattung der Palmengewächse (Arecaceae). Es sind sehr robuste Fächerpalmen, ursprünglich in der Himalaya-Region beheimatet, die durch ihre Kältetoleranz auch in gemäßigten Klimazonen Verbreitung findet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Stämme dieser Palmen sind oft von abgestorbenen Blattfächern bedeckt. Die Blattfächer sind rund oder halbrund und tief geteilt. Die Stiele der Fächer sind bewehrt. Die dreizähligen Blüten sind eingeschlechtig. Die Blütenstände beider Geschlechter sehen gleich aus.

Arten

Die Gattung Trachycarpus umfasst etwa acht Arten:

  • Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei, Syn.: Trachycarpus wagnerianus): In Kultur gelegentlich auch noch inkorrekt als Chamaerops excelsa bezeichnet. Unter diesem Namen beschrieb Carl Peter Thunberg 1784 eine Palme, welche der Botaniker Augustine Henry 1914 aber als Rhapis flabelliformis identifizierte. Letztgenannte Palme musste daraufhin ihren Namen in Rhapis excelsa ändern, und Trachycarpus excelsa wurde in Trachycarpus fortunei umbenannt. Bis zu 12 Meter hohe, in China beheimatete Palme. Sie gilt als eine der kältetolerantesten Palmen und gedeiht gut in gemäßigtem Klima.
  • Martius' Hanfpalme (Trachycarpus martianus): Palme aus der Himalaya-Region, bis in Höhen von etwa 2000 Metern zu finden, benannt zu Ehren des deutschen Botanikers Carl Friedrich Philipp von Martius.Wurde von ihm selbst beschrieben, doch die Erstbeschreibung wurde vom dänischen Botaniker Nathaniel Wallich veröffentlicht. Sie ist weniger frosttolerant als die anderen Arten. Die früher noch als eigenständige Art geführte, vom Engländer William Griffith 1845 beschriebene Trachycarpus khasianus, wurde später mit Tr. martianus subsumiert.
  • Yunnan-Zwergpalme (Trachycarpus nanus): Von Odoardo Beccari 1910 als neue Art beschrieben. Auf Berghängen auf 2000 Meter Höhe im Südwesten Chinas wachsende Zwergart.
  • Kumaon-Hanfpalme (Trachycarpus takil): 1905 durch Odoardo Beccari beschrieben. Bis zu 12 Meter hohe Palme aus dem westlichen Himalaya. Benannt nach dem Mt Takil bei Pithoragarh in Uttarakhand, Indien, der korrekt eigentlich Thalkedar heißt. Es gibt ein männliches Exemplar im botanischen Garten von Rom.

Weniger bekannte Arten sind:

  • Vietnam-Hanfpalme (Trachycarpus geminisectus): Eine 2003 beschriebene Art aus dem nördlichen Vietnam.
  • Windamere-Palme (Trachycarpus latisectus): Nur aus dem Darjiling-Distrikt im indischen Westbengalen und dem angrenzenden Bundesstaat Sikkim bekannt, wo sie bis in Höhenlagen um 2400 m NN vorkommt. Sie wurde erst im Jahr 1997 entdeckt und trug bis zu ihrer Erstbeschreibung den Namen T. sikkimensis, der aber nun ungültig ist.
  • Thai-Hanfpalme (Trachycarpus oreophilus): Diese Art aus dem nördlichen Thailand kommt auf dem Berg Doichiangdao in Höhenlagen zwischen 1700 und 2100 m NN vor.
  • Marmor-Hanfpalme (Trachycarpus princeps): Vom Oberlauf des Nu-Jiang in Yunnan, China, nahe der Grenzen zu Tibet und Myanmar (Birma) stammt diese spektakuläre Art mit weißen Blattunterseiten. Sie kommt nur an steilen Marmorklippen vor.

Trachycarpus in Mitteleuropa

T. fortunei und Trachycarpus takil können auch in Mitteleuropa ausgepflanzt werden, besonders in wintermilden Gebieten, in denen die Temperatur im Winter -15 °C nicht unterschreitet, wie beispielsweise der Kölner Bucht, der Nordseeküste oder vielen Weinanbaugebieten. Im Kanton Tessin in der Schweiz wird diese Palmenart verbreitet als Gartenbaum verwendet. Geschützte Lagen sind auch wegen der Beschädigung der Wedel durch Wind von Vorteil. T. wagnerianus ist allerdings deutlich windresistenter und kommt auch mit offeneren Lagen zurecht. Jüngere Exemplare, Kübelpflanzen und noch nicht eingewöhnte Pflanzen (z. B. Importware) sind allerdings weniger frosttolerant. Schon ab -10 °C kann es hier zu Verlusten oder zumindest ernsthaften Schäden kommen. Wenn die Temperatur -15 °C unterschreitet, ist in jedem Fall ein Winterschutz erforderlich. Rund um den Stamm wird eine dicke Schicht Rindenmulch geschüttet. Als leichter Frostschutz für die Blätter wird die Blattkrone mit Sackleinen oder ähnlichem umwickelt. Besseren Schutz bietet ein Verschlag aus Dachlatten, Luftpolsterfolie oder gar Stegdoppelplatten, der die Pflanze vor Wind, Regen und starkem Frost schützt. Bei extremer Kälte kann sogar beheizt werden. Eine Belüftung am Tag und bei milderem Wetter muss jedoch ermöglicht werden, da sonst Schimmel oder Herzfäule entstehen können. Ein solcher Schutz sollte nicht länger als unbedingt nötig an der Pflanze verbleiben. Nach Frühlingsbeginn sollte auch der Rindenmulch zumindest teilweise wieder entfernt werden, seine isolierende Wirkung verhindert eine rasche Erwärmung des Bodens. Selbst nach starken Winterschäden, auch mit Blattverlust, treibt die Pflanze im nächsten Sommer meist neu aus. Es können aber bis zu zwei Jahre vergehen, bis sie sich vollständig regeneriert hat. Frostschäden sind also nach Möglichkeit zu vermeiden.

T. nanus hat erwartungsgemäß ebenfalls bereits eine gute Frosthärte bewiesen. Für alle anderen Arten liegen bisher kaum Freilanderfahrungen vor, da sie sich noch nicht lange in Kultur befinden.

Hanfpalmen sind ein Indikator für den weltweiten Klimawandel. Ausgepflanzte Exemplare gibt es in Mitteleuropa zwar bereits seit über 100 Jahren, jedoch konnte in den letzten Jahren im Kanton Tessin in der Schweiz wie auch in Norditalien beobachtet werden, dass die Palmen auch ohne menschliche Eingriffe in freier Natur verwildert heranwachsen können, während in der Vergangenheit nur Pflanzen ab einem bestimmten Alter in der Lage waren, in gemäßigten Klimazonen den Winter zu überstehen.[1] Zu dem zeigen die Pflanzen innerhalb ihrer Frosttoleranz ein unterschiedliches Wachstumsverhalten in Abhängigkeit mit den winterlichen Temperaturen, wodurch sich an ausgepflanzten Exemplaren erkennen lässt, welche Temperaturen an ihrem Standort in den vergangenen Jahren herrschte.[2]

Weitere Bilder

Chinesische Hanfpalme (T. fortunei):

Referenzen

  1. http://www.alarmproject.net/alarm/news.php?pid=16
  2. http://www.innovations-report.de/html/berichte/umwelt_naturschutz/bericht-85271.html

Literatur

  • O. Beccari: Asiatic Palms - Corypheae. In: U. Martelli (Hrsg.): Ann. Roy. Bot. Gard. (Calcutta). 13, 1931, S. 1-356. 
  • M. Kimnach: The Species of Trachycarpus. In: Principes. 21, 1977, S. 155-160. 
  • A. W. Meerow: Betrock’s Cold Hardy Palms. Betrock Information Systems, Inc., Hollywood, Florida 2005. 
  • M. Stähler: Palmen in Mitteleuropa. The European Palm Society, München 2000, ISBN 3-00-007236-5. 
  • M. Stähler/T. Spanner: Winterharte Palmen. Medemia-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-940033-01-7. 

Weblinks


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