Hanfgewächse

Hanfgewächse
Hanfgewächse
Weiblicher Blütenstand genannt „Hopfenzapfen“ von Hopfen (Humulus lupulus).

Weiblicher Blütenstand genannt „Hopfenzapfen“ von Hopfen (Humulus lupulus).

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Hanfgewächse
Wissenschaftlicher Name
Cannabaceae
Martinov
Illustration des Europäischen Zürgelbaumes (Celtis australis).

Die Hanfgewächse (Cannabaceae) sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Rosenartigen (Rosales).

Wichtige Vertreter der Familie sind die beiden Gattungen Hanf (Cannabis) und Hopfen (Humulus). Die Hanfgewächse sind weltweit verbreitet, fehlen aber in den arktischen Gebieten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Habitus und Blätter

Es sind ausdauernde krautige Pflanzen oder verholzende Pflanzen: Sträucher und Bäume; einige Arten sind Kletterpflanzen. Manche Arten enthalten Harz.

Die Anordnung der Blätter an den Stängeln oder Zweigen ist gegenständig oder wechselständig und spiralig oder zweizeilig. Die gestielten Laubblätter besitzen eine sehr vielgestaltige Blattspreite von einfach über handförmig gelappt bis geteilt. Sie haben immer einen gesägten Blattrand. Nebenblätter sind immer vorhanden, sie können untereinander verwachsen sein oder nicht.

Blütenstände, Blüten und Früchte

Sie sind meist zweihäusig (diözisch), selten einhäusig (monözisch) getrenntgeschlechtig. Die verzweigten, dichten Blütenstände mit Deckblättern enden in einem zymösen Teilblütenstand.

Die eingeschlechtigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Oft ist ein Teil der Blütenhüllblätter reduziert. Es sind fünf Kelchblätter vorhanden: in männlichen Blüten sind sie frei, in weiblichen Blüten sind sie teilweise verwachsen. Kronblätter fehlen oft. In den männlichen Blüten ist nur ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden. In den weiblichen Blüten sind zwei Fruchtblätter zu einem synkarpen, oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der sehr kurze Griffel endet in zwei langen Narben. Die Bestäubung erfolgt meist durch den Wind (Anemophilie).

Sie bilden oft Steinfrüchte oder seltener bei Cannabis und Humulus Nussfrüchte.

Inhaltsstoffe und Chromosomenzahl

An Inhaltsstoffen sind Alkaloide und Flavonole vorhanden. Die Chromosomengrundzahl beträgt meist x = 10.

Systematik

Die gültige Erstveröffentlichung des Familiennamens Cannabaceae erfolgte 1820 durch Ivan Ivanovič Martinov in Tekhno-Bot. Slovar, S. 99. Die Veröffentlichung von Cannabidaceae durch Stephan Ladislaus Endlicher erfolgte erst 1837 in Genera plantarum secundum ordines naturales disposita. Typusgattung ist Cannabis L..

Die Familie Cannabaceae bestand lange Zeit nur aus den beiden Gattungen Cannabis und Humulus innerhalb einer Ordnung Urticales. Molekulargenetische Untersuchungen zeigten, dass die sechs oder sieben Familien und 2600 Arten der früheren Ordnung Urticales mit in die Ordnung Rosales gehören. Es stellte sich heraus, dass die Unterfamilie Celtidoideae mit den Gattungen Aphananthe, Celtis, Gironniera, Pteroceltis und Trema nicht näher mit der Unterfamilie Ulmoideae verwandt sind [1], [2]. Statt in die Ulmaceae gehören die Gattungen der Celtidoideae zu den Cannabaceae. Obwohl die Celtidoideae mehr Gattungen und Arten enthalten heißt die Familie nicht Celtidaceae sondern aus Prioritätsgründen Cannabaceae. So ergeben sich folgende Synonyme für Cannabaceae Martinov: Cannabidaceae Endl., Celtidaceae Engl., Lupulaceae Schultz Sch., nom. illeg. [3]. [4]

Verwandte Familien innerhalb der Ordnung Rosales:

Rosales

Rosales s.str.


ex-Urticales

Ulmaceae


     

Cannabaceae


     

Moraceae


     

Urticaceae







Die Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) enthält heute etwa elf Gattungen mit etwa 170 Arten [3]:

Blütenstände und Laubblätter von Trema orientalis.
  • Aphananthe Planch. (Syn.: Homoioceltis Blume, Mirandaceltis Sharp): Mit etwa fünf Arten im östlichen Asien, auf Madagaskar, in Mexiko und auf Pazifischen Inseln, zwei davon in China.
  • Hanf (Cannabis L.): Mit nur ein bis drei Arten.
  • Zürgelbäume (Celtis L., Syn.: Momisia F.Dietr., Sparrea Hunz. & Dottori): Mit etwa 60 bis 100 Arten von den Tropen bis in gemäßigte Gebiete.
  • Chaetacme Planch. (Syn.: Chaetachme Planch., orth. var.): Mit nur vier Arten in Westafrika.
  • Gironniera Gaudich. (Syn.: Helminthospermum Thwaites, Nematostigma Planch.): Mit etwa sechs Arten in Südostasien, auf Pazifischen Inseln und Sri Lanka.
  • Hopfen (Humulus L., Syn.: Humulopsis Grudz., Lupulus Mill.): Mit nur zwei bis drei Arten.
  • Lozanella Greenm. (früher in Ulmaceae): Mit zwei Arten von Mexiko bis Bolivien.
  • Parasponia Miq.: Mit etwa fünf Arten auf Pazifischen Inseln. Die Wurzeln haben zur Stickstofffixierung eine Symbiose mit Rhizobium; es ist die einzige Pflanzengruppe außer den Leguminosen, die mit diesen Organismen Stickstoff fixieren, ansonsten sind Actinomyceten die Symbionten. [5]
  • Pteroceltis Maxim.: Mit der einzigen Art:
    • Pteroceltis tatarinowii Maxim.: Die Heimat ist nur China auf Kalkstein entlang von Flüssen in Höhenlagen zwischen 100 und 1500 Meter [6].
  • Trema Lour. (Syn.: Sponia Comm. ex Decne.): Mit etwa 15 Arten in den Tropen und Subtropen.

Bilder

Hanf (Cannabis sativa):

Quellen

  • Die Familie Cannabaceae nach aktueller Systematik bei der APWebsite. (englisch)
  • Kenneth J. Sytsma, Jeffery Morawetz, J. Chris Pires, Molly Nepokroeff, Elena Conti, Michelle Zjhra, Jocelyn C. Hall & Mark W. Chase: Urticalean rosids: circumscription, rosid ancestry, and phylogenetics based on rbcL, trnL-F, and ndhF sequences., in American Journal of Botany, 2002, 89, S. 1531-1546: Online.

Einzelnachweise

  1. S. J. Wiegrefe, K. J. Sytsma & R. P. Guries: The Ulmaceae, one family or two? Evidence from chloroplast DNA restriction site mapping. in Plant Systematics and Evolution, 210, 1998, S. 249-270.
  2. K. K. Ueda & Kosuge H. Tobe: A molecular phylogeny of Celtidaceae and Ulmaceae (Urticales) based on rbcL nucleotide sequences. in Journal of Plant Research, 110, 1997, S. 171-178.
  3. a b Eintrag bei GRIN.
  4. Kenneth J. Sytsma, Jeffery Morawetz, J. Chris Pires, Molly Nepokroeff, Elena Conti, Michelle Zjhra, Jocelyn C. Hall & Mark W. Chase: Urticalean rosids: circumscription, rosid ancestry, and phylogenetics based on rbcL, trnL-F, and ndhF sequences., in American Journal of Botany, 2002, 89, S. 1531-1546: Online.
  5. Stickstofffixierung bei den Pflanzentaxa.
  6. Liguo Fu, Yiqun Xin & Alan Whittemore: Ulmaceae in der Flora of China, Volume 5, 2003, S. 9: Pteroceltis - Online.

Weblinks

 Commons: Hanfgewächse (Cannabaceae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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