Handelsmünze

Handelsmünze

Handelsmünzen sind Münzen, die ein Staat prägte, welche aber nicht immer auch für das eigene Land vorgesehen und damit kursfähig waren. Diese quasi Kurantmünzen (seltener Scheidemünzen) waren daher eigentlich Exportwaren - also geprägte Edelmetallbarren in Münzform, die zum Warenbezug aus anderen Ländern dienten, um dort wichtige Güter billiger „einzukaufen“ oder importieren zu können als sie im eigenen Land für die gleiche Edelmetallmenge äquivalent erzeugt oder hergestellt werden konnten.

Bei den Handelsmünzen kann man zwischen „vollwertigen“ Edelmetallmünzen, die im normalen, friedlichen Handelsverkehr eingesetzt wurden, und "minderwertigen" Münzen unterscheiden, die dann häufig (später uneinlösbare) Scheidemünzen waren und meistens von vorn herein mit Betrugsabsichten hergestellt wurden. Diese minderwertigen „Handelsmünzen“ waren meistens Kriegsmünzen, z. B. die sog. Ephraimiten bzw. das nur versilberte Kupferkleingeld des Siebenjährigen Krieges im 18. Jh. Wurden diese Münzen jemals wieder als gesetzliches Zahlungsmittel zugelassen bzw. akzeptiert, dann wurden sie zu stark abgewerteten Kursen nach sog. Valvationstabellen umgerechnet bzw. nach diesen Listen in neues, vollwertiges Geld umgewechselt. Die Umrechnungskurse lagen dann sogar meistens erheblich unter dem inneren Edelmetallwert, um die Umschmelzungskosten usw. decken zu können.

Die wohl bekannteste Handelsmünze des 18. Jahrhunderts war der Maria-Theresien-Taler, der noch heute in Österreich als Sammlernachprägung erhältlich ist. Er wurde in größeren Mengen nach Afrika exportiert. Dort war sein Ansehen bei der afrikanischen Bevölkerung so hoch, dass damit mehr Waren und Rohstoffe bezogen werden konnten als seine Kaufkraft in Österreich betrug.

In Vorbereitung des langsamen Übergangs zum Goldstandard im England des 18. und frühen 19. Jh. (1717 bis 1816) verlangte es von Preußen bevorzugt 5- und 10-Talerstücke aus Gold (Friedrich d'or) beim Bezug von hochwertigen Waren. Der preußische Friedrich d'or wurde somit zur Handelsmünze und war aber gleichzeitig auch in Preußen vollwertiges Zahlungsmittel (allerdings mit schwankendem Kurs zum silbernen Reichstaler, Bimetallismus).

Beliebte Handelsmünzen waren auch die über mehrere Jahrhunderte im Feingehalt weitgehend gleichgebliebenen ungarischen und holländischen Golddukaten. Weitere Handelsmünzen waren die sog. silbernen Trade-Dollars, womit Mexiko und die USA „relativ“ billig Waren aus Südamerika oder China bezogen. Diese Länder hatten dann meistens Silberstandard- oder gar nur Papierwährungen und setzten den Silberwert inländisch zu hoch an, obwohl der Silber-Weltmarktpreis schon längst niedriger war.

Seit etwa dem Ende der 1920er-Jahre gibt es praktisch keine realen Handelsmünzen mehr; einige werden aber noch heute für Münzsammler mit Aufgeld nachgeprägt.

Die Rolle der vormaligen Handelsmünzen übernimmt bis heute der (papierne bzw. „giralgeldförmige“, elektronische) US-Dollar als Weltleitwährung.

Literatur

Heinz Fengler u. Autoren: Lexikon Numismatik. transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1988, ISBN 3-344-00220-1


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