Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart

Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart
Der Hamburger Bahnhof

Der Hamburger Bahnhof in Berlin ist ein ehemaliger Bahnhof der Berlin-Hamburger Bahn, sein Empfangsgebäude beherbergt heute das Museum für Gegenwart, das zur Nationalgalerie gehört. Das Museum zählt mit 250.000 Besuchern im Jahr 2007 zu den erfolgreichsten Häusern für zeitgenössische Kunst.

Der Hamburger Bahnhof wurde von 1846 bis 1847 als Kopfbahnhof der Berlin-Hamburger Bahn errichtet, sein Empfangsgebäude nach Plänen von deren Direktor Friedrich Neuhaus sowie Ferdinand Wilhelm Holz in spätklassizistischem Stil erbaut. Er ist eines der ältesten Bahnhofsgebäude Deutschlands und der einzige heute noch erhaltene aller Berliner Kopfbahnhöfe aus dieser Zeit, wird aber heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion genutzt. Er befindet sich nordöstlich des Hauptbahnhofs (des ehemaligen Lehrter Bahnhofs) an der Invalidenstraße im Stadtteil Berlin-Moabit in unmittelbarer Nähe zur Charité und gehört der Immobiliengesellschaft Vivico. Im Umfeld wurden mittlerweile zahlreiche andere kulturelle Nutzungen angesiedelt.

Inhaltsverzeichnis

Bauabschnitte

Der Hamburger Bahnhof um 1850. Im Vordergrund die Verbindungsbahn auf der späteren Straßenbahntrasse
Lage des Hamburger Bahnhofs neben dem Lehrter Bahnhof 1875

Der Hamburger Bahnhof besaß zwei hohe Rundbogentore als Durchfahrten für die Lokomotiven, die auf einer Drehscheibe vor dem Gebäude umgesetzt wurden.

Ab 1851 nahm die Verbindungsbahn zwischen dem Stettiner Bahnhof und dem Hamburger Bahnhof sowie den weiteren Kopfbahnhöfen Potsdamer Bahnhof, Anhalter Bahnhof bis zum Frankfurter Bahnhof (später: Schlesischer Bahnhof) den Betrieb auf.

1870 erfolgte der Einbau einer Schiebebühne zum Umsetzen der Loks, wodurch die Tore überflüssig wurden. Im gleichen Jahr wurde die auf Straßenebene verkehrende Verbindungsbahn abgerissen, da sie zum Verkehrshindernis geworden war. 1911 bis 1916 wurden zwei Flügel zur Straße hin angebaut, wodurch der heutige Ehrenhof entstand.

1990 bis 1996 erfolgte der bisher letzte Umbau bzw. die Erweiterung nach Plänen von Josef Paul Kleihues für das Museum für Gegenwart. Von Kleihues stammt der rechts der großen Halle gelegene Erweiterungsbau mit einer Länge von 80 Metern.

Im Bahnhof befinden sich neben den Ausstellungsräumen eine Buchhandlung sowie ein Restaurant, das von Sarah Wiener geführt wird.

Geschichte

1841 wurde der Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Berlin und Hamburg per Staatsvertrag beschlossen. Fünf Jahre später, am 15. Oktober 1846, fand die Jungfernfahrt nach Hamburg statt. Der Bahnhof war damals noch im Bau, so dass aus einem Güterschuppen heraus gestartet wurde. Beim Bau des Bahnhofs musste der moorige Baugrund durch Sand aufgeschüttet und der Spreekanal nach Norden verlegt werden. Mit der Entstehung des Schienennetzes wurden bis 1859 der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und der Humboldthafen angelegt. Hierdurch sollte die Anbindung des Schienennetzes an das Wassernetz verbessert werden. Die Fertigstellung des Bahnhofs wurde 1847 gefeiert.

Am 14. Oktober 1884 wurde der Bahnhof nach nur 37 Jahren Betriebszeit stillgelegt, da der nahe gelegene Lehrter Bahnhof nun den Reiseverkehr in Richtung Hamburg bediente. Der Vorplatz wurde umgestaltet und die geschlossene Hallensüdseite erhielt eine Freitreppe. Das hinter dem Bahnhof gelegene Güterbahngelände wurde allerdings als Ableger des Lehrter Güterbahnhofs noch bis in die 1980er-Jahre betrieben, insbesondere seit auf dem Lehrter Güterbahngelände der West-Berliner Containerbahnhof des Hamburger- und Lehrter Güterbahnhofes errichtet wurde, der für den Container-Warenumschlag mit zwei großen Portalkränen ausgestattet war. Auf dem Gelände des Hamburger Güterbahnhofes siedelten etliche Speditionsfirmen, die auch noch nach der Stilllegung dieses Teiles des Hamburger- und Lehrter Güterbahnhofs zum Teil bis heute in Betrieb blieben. Die beiden Portalkräne zum Umsetzen von Containern wurden im Jahre 2007 demontiert.

Am 14. Dezember 1906 wurde in dem Bahnhofshauptgebäude das Königliches Bau- und Verkehrsmuseum später Verkehrs- und Baumuseum (auch Lokomotivenmuseum genannt) eröffnet. In einer vereinten Sammlung sollten industrielle und technische Entwicklungen gezeigt werden. Die Sammlung sollte auch den Beamten, Studierenden und Fachleuten Gelegenheit zum Lernen und zur Weiterbildung geben. Es ist somit ein Vorläufer des heutigen Technikmuseums in Berlin. Das Museum erwies sich von Anfang an als Publikumsmagnet. Da die Sammlung weiter wuchs, errichtete man 1909 bis 1911 den zweigeschossigen linken Flügelbau. Der Zwillingsflügel auf der rechten Seite folgte in den Jahren 1914 bis 1916.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1944 stark beschädigt, große Teile der Sammlung blieben jedoch erhalten. Von der großen Modellbahn im Maßstab 1:43 blieb nach Plünderung nichts übrig. Nach dem Krieg wurde es als Bahnbetriebsanlage der Deutschen Reichsbahn übertragen. Das Gebäude wurde gesperrt und der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt. Engagierte Reichsbahner erreichten es jedoch, Bauwerk und Exponate so gut es ging zu erhalten. Die Deutsche Reichsbahn konnte bzw. wollte mit dem Museum nichts anfangen, waren doch ihre Rechte im Westteil der Stadt Berlin aufgrund alliierter Festlegungen auf Transportaufgaben beschränkt.

Als 1984 die BVG die Betriebsrechte an den in West-Berlin gelegenen S-Bahn-Strecken übernahm, wurde der Hamburger Bahnhof an den Senat von Berlin übergeben. Nach ersten Sicherungsarbeiten konnte er kurze Zeit besichtigt werden. Danach erfolgte eine grundlegende Sanierung. Ab 1987 fanden dort diverse Kunstausstellungen statt.

Die Ausstellungsstücke des Verkehrs- und Baumuseums wurden vom Museum für Gegenwart an das Verkehrsmuseum Dresden und das Deutsche Technikmuseum Berlin übergeben und sind heute dort teilweise zu besichtigen.

Museum für Gegenwart

Museum für Gegenwart

Mitte der 1980er-Jahre bot der Berliner Baumagnat Erich Marx an, der Stadt seine Privatsammlung zur Verfügung zu stellen. Daraufhin entschied der Berliner Senat 1987, in dem ehemaligen Bahnhof ein Museum für Gegenwartskunst einzurichten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte sich bereit, die Trägerschaft zu übernehmen. Ein Wettbewerb zum Umbau des Bahnhofs wurde vom Senat 1989 ausgeschrieben, er wurde vom Architekten Josef Paul Kleihues gewonnen. Im November 1996 erfolgte die Neueröffnung durch eine Ausstellung mit Werken von Sigmar Polke. Seither sind hier als Teil der Nationalgalerie das Museum für Gegenwart – Berlin und das Joseph Beuys Medien-Archiv untergebracht.

Es sind Werke unter anderem von Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Roy Lichtenstein, Richard Long, Andy Warhol und Cy Twombly ausgestellt. Die Bestände setzen sich aus Exponaten der Nationalgalerie und der Sammlung Marx zusammen. Seit 2004 wurden Höhepunkte der Kunstsammlung von Friedrich Christian Flick als Leihgabe gezeigt. Diese Ausstellung wurde jedoch in der Öffentlichkeit kritisch diskutiert, da die Sammlung mit dem Erbe des Unternehmers Friedrich Karl Flick finanziert wurde, der als Kriegsprofiteur des NS-Regimes gilt und deswegen auch verurteilt wurde.

Ursprünglich sollten diese Leihgaben bis 2010 gezeigt werden. Zu Jahresbeginn 2008 schenkte Flick schließlich 166 Werke seiner Friedrich Christian Flick Collection dem Museum.[1] Angesichts ihres Umfangs und ihrer Qualität bezeichnet die Stiftung Preußischer Kulturbesitz diese Schenkung als einzigartig in der Nachkriegszeit.

Weiterhin lässt das Konzept des Museums Raum für Wechselausstellungen aktueller Gegenwartskünstler.

Siehe auch

Literatur

  • Christine von Brühl: Der Hamburger Bahnhof. 2., überarb. Aufl. Homilius, Berlin 2003, ISBN 3-931121-52-6 (=Der historische Ort. Nr. 53).
  • Cornelia Dörries: Der Hamburger Bahnhof. Berlin Edition, Berlin 2000, ISBN 3-8148-0028-1 (=Berliner Ansichten. Bd. 18).
  • Holger Steinle. Ein Bahnhof auf dem Abstellgleis. Der ehemalige Hamburger Bahnhof in Berlin und seine Geschichte. Silberstreif, Berlin 1983, ISBN 3-924091-00-5.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung: Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart erhält 166 Werke zeitgenössischer Kunst als Schenkung von Friedrich Christian Flick, 16. Februar 2008

Weblinks

52.52833333333313.3722222222227Koordinaten: 52° 31′ 42″ N, 13° 22′ 20″ O


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