Halogene

Halogene
Gruppe 17
Hauptgruppe 7
Periode
2 9
F
3 17
Cl
4 35
Br
5 53
I
6
Halogen-Metaloid.svg
 
85
At
7 117
Uus

Die Halogene [halogeːnə] („Salzbildner“, von agr. ἅλς halos, „Salz“ und γεννάω gennáō, „erzeugen“) bilden die 7. Hauptgruppe oder nach neuer Gruppierung des Periodensystems die Gruppe 17 im Periodensystem der Elemente, die aus folgenden sechs Elementen besteht: Fluor, Chlor, Brom, Iod, dem äußerst seltenen radioaktiven Astat und dem 2010 erstmals künstlich erzeugten, sehr instabilen Ununseptium[1]. Die Gruppe der Halogene steht am rechten Rand des Periodensystems zwischen den Chalkogenen (6. Hauptgruppe) und Edelgasen (8. Hauptgruppe).

Diese Nichtmetalle sind im elementaren Zustand sehr reaktionsfreudig (Fluor kann unter Feuererscheinung reagieren), farbig und reagieren mit Metallen zu Salzen (Namensherkunft) und mit Wasserstoff unter Normalbedingung zu Halogenwasserstoffen (gasförmige, einprotonige Säuren).

Die erstgenannten vier stabilen Elemente spielen wichtige Rollen in Chemie, Biologie und Medizin. Astat dient in organischen Verbindungen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung bösartiger Tumoren.[2]

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Kochsalzkristalle

Halogene kommen in der Natur vor allem als einfach negativ geladene Anionen in Salzen vor. Das zugehörige Kation ist meist ein Alkali- oder Erdalkalimetall, insbesondere die Natriumsalze der Halogene sind häufig anzutreffen. Aus diesen können dann die Halogene mittels Elektrolyse gewonnen werden. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Halogenide ist im Meerwasser gelöst.

Wichtige Halogenid-Verbindungen:

Im Gegensatz zu den anderen Halogenen kommt Iod auch in der Natur als Iodat vor. Astat, das seltenste natürlich vorkommende Element, ist Zwischenprodukt der Uran- und Thoriumzerfallsreihe. Die Gesamtmenge in der Erdkruste beträgt lediglich 25 g.

Gewinnung der Reinelemente

Fluorgas F2 lässt sich nur durch elektrochemische Vorgänge gewinnen, da es kein Element und keine Verbindung gibt, die ein größeres Redox-Potential als Fluor hat und dieses oxidieren könnte (Oxidation, weil Elektronenabgabe von 2 F zu F2, andere Halogene dito).

Alle anderen Halogene lassen sich neben der elektrochemischen Darstellung (z. B. Chloralkalielektrolyse) auch mit Oxidationsmittel wie MnO2 (Braunstein), KMnO4 (Kaliumpermanganat) herstellen.

Eine weitere Möglichkeit zur Gewinnung von Brom oder Iod ist das Einleiten von Chlorgas als Oxidationsmittel in konzentrierte Bromid- bzw. Iodidlösungen:

\mathrm{Cl_2 + 2 \ Br^- \longrightarrow 2 \ Cl^- + Br_2}
\mathrm{Cl_2 + 2 \ I^- \longrightarrow 2 \ Cl^- + I_2}

Hier sei zur Gewinnung von Chlor auch das Deacon-Verfahren erwähnt (Redoxreaktion von Salzsäuregas mit Luft als Oxidationsmittel zu Wasser und Chlorgas):

\mathrm{4 \ HCl + O_2 \ \xrightarrow {450 \, ^{\circ}C, \ Kat} \ 2 \ Cl_2 + 2 \ H_2O}

Eigenschaften

Die vier stabilen Halogene: Ihre Farbigkeit nimmt von Fluor bis Iod zu

Physikalische Eigenschaften

Elementare Halogene sind farbige, leicht flüchtige bis gasförmige Substanzen, die in Wasser löslich sind (Fluor reagiert). Ihre Farbintensität, Siedepunkte und Dichte nehmen mit der Ordnungszahl zu. Sie liegen in Form von zweiatomigen Molekülen der Form X2 vor (z. B. F2 und Cl2) und sind daher Nichtleiter (Isolatoren).

Chemische Eigenschaften

Halogene sind sehr reaktionsfreudige Nichtmetalle, da ihnen nur noch ein einziges Valenzelektron zur Vollbesetzung der Valenzschale fehlt. Da die Halogen-Halogen-Bindung nicht sehr stabil ist, reagieren auch Halogenmoleküle heftig; die Reaktivität nimmt, wie die Elektronegativität, von Fluor zu Iod ab. Gleichzeitig steigt die 1. Ionisierungsenergie nach oben hin an. Die Eigenschaften von Astat sind jedoch größtenteils unerforscht, wahrscheinlich ist es aber aus chemischer Sicht dem Iod sehr ähnlich.

  • Halogene reagieren mit Metallen unter Bildung von Salzen, was ihnen ihren Namen einbrachte.
Beispiel: Bildung von Kochsalz (NaCl):
\mathrm{2 \ Na + Cl_2 \longrightarrow 2 \ NaCl}
Beispiel: Chlorknallgasreaktion:
\mathrm{H_2 + Cl_2 \longrightarrow 2 \ HCl}
  • Die Wasserlöslichkeit der Halogene nimmt von Fluor zu Iod ab, wobei Fluor mit Wasser unter Bildung von Fluorwasserstoff und Sauerstoff reagiert.
\mathrm{2 \ F_2 + 2 \ H_2O \longrightarrow 4 \ HF + O_2}
  • Die Halogene sind von Iod zu Fluor zunehmend giftig.

Verwendung

In der organischen Chemie werden sie zur Synthese von Halogenverbindungen verwendet. Das Verfahren wird allgemein als Halogenierung bezeichnet.

Durch Zugabe von Halogenen in Glühlampen wird durch den Wolfram-Halogen-Kreisprozess deren Lebensdauer und Lichtausbeute erhöht. Man spricht dann auch von Halogenlampen.

Verbindungen

Halogenide

Hauptartikel: Halogenide
Kupfer(I)-iodid, ein aus Kupfer(II)-sulfat-Lösung und Natriumiodid synthetisierbares Präparat (wasserunlöslich)

Ionische Halogenverbindungen wie z. B. die Fluoride, Chloride, Bromide und Iodide sind salzartige Stoffe. Dementsprechend haben sie hohe Schmelzpunkte, sind spröde und elektrische Nichtleiter außer in Schmelze und Lösung. Die meisten Halogenide sind wasserlöslich (wie z. B. Kochsalz, Natriumchlorid; wasserunlöslich sind Blei-, Quecksilber- und Silberhalogenide (vgl. Salzsäuregruppe) sowie Kupfer(I)-halogenide. Viele Halogenide kommen in der Natur in Form von Mineralien vor (s. u.).

Halogenwasserstoffe

Hauptartikel: Halogenwasserstoffe

Halogensauerstoffsäuren

Hauptartikel: Halogensauerstoffsäuren

Mit Ausnahme von Fluor, dessen einzige Sauerstoffsäure die instabile Hypofluorige Säure ist, bilden die Halogene vier Arten von Sauerstoffsäuren, die wie folgt benannt werden:

Die Säurestärke wächst mit steigender Zahl der Sauerstoffatome, ebenso die oxidierende Wirkung. Die meisten Sauerstoffsäuren der Halogene sind sehr instabil und zersetzen sich exotherm.

Interhalogenverbindungen

Hauptartikel: Interhalogenverbindungen

Interhalogenverbindungen sind Verbindungen der Halogene untereinander. Es gibt folgende Arten (Y ist das elektronegativere Element):

  • XY : alle möglichen Kombinationen existent
  • XY3: Y ist Fluor, Chlor oder Brom (in IBr3)
  • XY5: Y ist immer Fluor
  • XY7: nur IF7 bekannt

Interhalogenverbindungen sind bei Standardbedingungen instabil oder äußerst reaktiv.

Es existieren auch Interhalogenidionen wie beispielsweise BrF6 und IF6. Auch Sauerstoffsäurehalogenide wie z. B. Perchlorylfluorid ClO3F oder Iodoxipentafluorid IOF5 sind bekannt.

Einzelnachweise

  1. Spiegel Online: Ordnungszahl 117, Physiker erzeugen neues chemisches Element
  2. M. J. Willhauck, B. R. Samani, I. Wolf, R. Senekowitsch-Schmidtke, H. J. Stark, G. J. Meyer, W. H. Knapp, B. Göke, J. C. Morris, C. Spitzweg: The potential of 211Astatine for NIS-mediated radionuclide therapy in prostate cancer. In: Eur. J. Nucl. Med. Mol. Imaging. 35, Nr. 7, Juli 2008, S. 1272–1281. doi:10.1007/s00259-008-0775-4. PMID 18404268.

Literatur

  • M. Binnewies, M. Jäckel, H. Willner: Allgemeine und Anorganische Chemie. Spektrum Akademischer Verlag, 2004, ISBN 3-8274-0208-5

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Halogen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Salzbildner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • halogène — [ alɔʒɛn ] n. m. • 1826; gr. hals, halos « sel » et gène 1 ♦ Chim. Chacun des éléments chimiques faisant partie de la colonne VII du tableau de Mendeleïev qui comprend en particulier le chlore. ⇒ astate, 2. brome, chlore, fluor, iode. 2 ♦ Cour.… …   Encyclopédie Universelle

  • Halogene — Halogène  Pour l’article homophone, voir Allogène. Les halogènes sont une série chimique constituée des éléments chimiques du groupe 17 (aussi appelé groupe VII ou VIIA) du tableau périodique. Les éléments suivants sont des halogènes :… …   Wikipédia en Français

  • Halogene — Halogene,   Singular Halogen das, s, zusammenfassende Bezeichnung für die Elemente Fluor, Chlor, Brom, Jod und Astat der siebenten Hauptgruppe des Periodensystems, deren Atome in der äußersten Elektronenschale sieben Elektronen enthalten und… …   Universal-Lexikon

  • Halogēne — (Salzbilder), Stoffe, welche, ohne Sauerstoff zu enthalten, im Stande sind, mit Metallen salzähnliche Verbindungen (Haloidsalze), u. zwar so viele zu bilden, als das betreffende Metall Oxydationsgrade hat, welche den Oxydul , Oxyd ,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Halogēne — (griech., Salzbildner), die Elemente Chlor, Brom, Jod und Fluor, die mit den Metallen direkt salzähnliche Verbindungen (Haloide, Haloidsalze) bilden. Derartige Verbindungen sind z. B. Chlorkalium, Chlornatrium, Jodeisen etc. Mit Wasserstoff… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Halogene — (Salzbildner), die Elemente der Chlorgruppe: Chlor, Fluor, Brom, Jod, die sich mit den Metallen direkt zu Salzen vereinigen können …   Lexikon der gesamten Technik

  • Halogene — Halogēne (grch.), Salzbildner, die chem. Elemente Fluor, Chlor, Brom, Jod, die direkt ohne Zutritt von Sauerstoff mit Wasserstoff Säuren (Halogenwasserstoffsäuren) und mit Metallen Salze bilden können: Haloīde (fälschlich Haloidsalze), deren… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Halogène —  Pour l’article homophone, voir Allogène. Le terme halogène désigne les éléments chimiques de la 17e colonne du tableau périodique, anciennement appelé groupe VII ou VIIA. Ces éléments chimiques sont : le fluor 9F, le… …   Wikipédia en Français

  • halogène — halogenas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. halogen vok. Halogen, n rus. галоген, m pranc. halogène, m …   Fizikos terminų žodynas

  • halogène — (ha lo jè n ) adj. Terme de chimie. Corps halogènes, corps électro négatifs, tels que le chlore, l iode, le brome, etc. qui produisent des sels en se combinant avec les métaux électro positifs. ÉTYMOLOGIE    En grec, sel et le suffixe gène …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”