Halbinsel-Feldzug

Halbinsel-Feldzug

Der Halbinsel-Feldzug (März bis August 1862) (engl.: Peninsula-Campaign) war der erste groß angelegte Feldzug des Amerikanischen Bürgerkriegs auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Er fand im Süden Virginias auf der von den Flüssen James im Süden und York und Pamunkey im Norden gebildeten „Halbinsel“ (Peninsula) statt.

Die Potomac-Armee der Union unter Generalmajor McClellan verlegte im Seestransport nach Fort Monroe am östlichen Ende der Halbinsel, um die Verteidigungsstellungen der Konföderierten im Norden Virginias zu umgehen. Von dort aus sollte sie die konföderierte Hauptstadt Richmond erobern. Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Potomac-Armee jedoch durch eine Gegenoffensive der Konföderierten Armee unter General Lee zum Rückzug von der Halbinsel gezwungen. Das Scheitern der Nordstaaten wenige Meilen vor Richmond beendete endgültig die Vorstellung eines kurzen Krieges in den Köpfen der Politiker und Militärs des Nordens und war ein wichtiger Grund für die Entwicklung des Bürgerkrieges hin zum „ersten modernen Krieg“.

Halbinsel-Feldzug von Ft. Monroe bis Seven Pines

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nach der Niederlage der Union am 21. Juli 1861 in der Ersten Schlacht von Manassas übernahm Generalmajor McClellan am 27. Juli den Oberbefehl über die im Norden Virginias und rund um Washington stationierten Landstreitkräfte der Union. McClellan hatte im Westen Virginias mit überlegenen Kräften die ersten Erfolge für die Union errungen und zum ersten Mal sein überragendes Organisationstalent gezeigt. Im Herbst und im Winter lag sein Schwerpunkt in der Reorganisation der geschlagenen Armee, der Vereinheitlichung und Modernisierung der Ausrüstung und der Ausbildung der Soldaten. Bei seinen Soldaten war „Little Mac“ außerordentlich beliebt.

Generalmajor McClellan

Ziel des Feldzugs

Präsident Lincoln befahl in seiner Order Nummer 1 am 27. Januar 1862,[1] dass alle Armeen der Union auf allen Kriegsschauplätzen am 22. Februar offensiv werden sollten. Der Potomac-Armee befahl er die Bedrohung der Hauptstadt durch die Nord-Virginia-Armee zu beenden, deren Versorgungslinien zwischen Manassas und Blue Ridge Mountains zu unterbrechen und sie so zum Ausweichen nach Süden zu zwingen.[2]

Operationsplan

General Johnston

McClellan hatte Bedenken, die Nord-Virginia-Armee General Johnstons, die nur 30 km südlich von Washington entlang des Bull Run in Stellung lag, anzugreifen, weil er befürchtete, sie sei seiner Potomac-Armee überlegen. Er entwickelte deshalb einen Operationsplan, der vorsah, seine Armee von Annapolis, Maryland – der Potomac war durch die Konföderierten gesperrt – im Seetransport in Urbanna, Virginia im Rücken der Nord-Virginia-Armee anzulanden und von dort aus Richmond, Virginia einzunehmen. Nach einigem Zögern stimmte der Präsident diesem Plan zu, nicht ohne vorher eine Organisationsänderung in der Potomac-Armee anzuordnen, nach der vier der fünf neu geschaffenen Korps mit republikanischen Kommandierenden Generalen besetzt wurden.[3] Der Feldzugsplan konnte jedoch erst in die Tat umgesetzt werden, wenn die Bedrohung der Transportschiffe durch die überlegenen konföderierten Seestreitkräfte, in diesem Fall die CSS Virginia, ausgeschaltet worden war.

Ausgangslage

Nach der Schlacht von Hampton Roads machte Johnston den Plan McClellans zunichte. Er gab am 7. März die Stellungen am Bull Run auf und wich mit der Nord-Virginia-Armee nach Süden über den Rappahannock in den Raum um Culpeper, Virginia aus. Am 11. März enthob Lincoln McClellan des Oberbefehls der US-Armee, damit er sich auf die Führung der Potomac-Armee konzentrieren konnte.[4] McClellan überarbeitete seinen Operationsplan, der jetzt vorsah, die Armee in Fort Monroe zu landen, die Virginia-Halbinsel zu erobern und Richmond zu besetzen. Am 17. März schifften sich die ersten Truppenteile von insgesamt 121.500 Mann ein.

Die restlichen Truppenteile der Potomac-Armee und die der Konföderation waren auf dem östlichen Kriegsschauplatz folgendermaßen verteilt:

Ort Truppenteil Befehlshaber Stärke
Union
südlich Washington - Wehrbereich Rappahannock I. Korps Generalmajor McDowell 35.000
Shenandoahtal - Wehrbereich Shenandoah V. Korps Generalmajor Banks 25.000
Konföderation
bei Culpeper und Fredericksburg Nord-Virginia-Armee General Johnston 49.000
Warwick River zwischen Yorktown und James Magruders Division Generalmajor Magruder 13.000
Shenandoahtal Jacksons Division Generalmajor Jackson 8.000
Norfolk, Virginia Hugers Division Generalmajor Huger 9.000

Am 4. April war die Potomac-Armee ohne das I. Korps McDowells und das V. Korps Banks im Raum um Ft. Monroe versammelt. Diese beiden Korps wurden am gleichen Tag aus der Armee herausgelöst, in die Wehrbereiche Rappahannock und Shenandoah eingegliedert und dem Kriegsministerium direkt unterstellt.[5]

Der Feldzug

Die Belagerung von Yorktown und der konföderierte Rückzug

Am 5. April begann McClellan mit der Potomac-Armee den Marsch auf Richmond. Noch am selben Tag traf er auf ersten hartnäckigen Widerstand der Konföderierten. Generalmajor Magruders „Halbinsel-Armee“ – eine Division mit 13.000 Mann – hatte Stellungen zwischen Yorktown und dem James entlang des Warwick Rivers bezogen. Wie bei seinem erfolgreichen Feldzug im westlichen Virginia überschätzte McClellan die Stärke der Konföderierten und entschloss sich, Yorktown zu belagern. Rund vier Wochen, bis Anfang Mai, benötigte McClellan, Belagerungsgeschütze in Stellung zu bringen, während Johnston mit seinen Truppen aus dem Norden in den Süden Virginias eilte und Magruder verstärkte. Während dieser Zeit unternahm McClellan nur einen ernsthaften Versuch, in die Verteidigungsstellungen der Konföderierten einzubrechen.

Nach Artillerievorbereitung griff am Nachmittag des 16. April das 3. Vermont Regiment über den aufgestauten Warwick River beim Damm No. 1 an und brach in die vorderen Stellungen der Konföderierten ein. Da das Regiment keine Verstärkungen erhielt und die Munition beim Überqueren des Flusses nass geworden war, musste es wieder auf das östliche Ufer ausweichen. Ein zweiter Angriff schlug fehl.

Am 30. April standen sich auf Seiten der Union 118.242[6] und auf Seiten der Konföderierten 55.633[7] Mann gegenüber. Am 3. Mai hatte McClellan schließlich alle Vorbereitungen für den Angriff abgeschlossen. Johnston wartete jedoch den Angriff nicht ab, sondern wich entgegen dem Befehl Präsident Davis’ mit allen Truppen auf vorbereitete Stellungen bei Williamsburg aus.

Die Potomac-Armee setzte scharf nach und stellte die Nachhut der Nord-Virginia-Armee bei Williamsburg. McClellan gelang es beinahe, die Konföderierten rechts zu überflügeln, denen es nur mit Mühe gelang, die Angriffe der Union abzuwehren. In der Nacht zum 6. Mai wich die Nord-Virginia-Armee erneut aus. McClellan meldete einen „grandiosen Sieg“ nach Washington, obwohl das Gefecht bestenfalls unentschieden ausgegangen war. Gleichzeitig forderte er das Kriegsministerium auf, McDowell und Banks das unverzügliche Vorrücken auf Richmond zu befehlen.

Zudem hatte McClellan eine weitere amphibische Operation in die Wege geleitet. Er beabsichtigte vier Divisionen den York aufwärts zu verschiffen, im Rücken der Nord-Virginia-Armee bei West Point zu entladen und sie von Richmond abzuschneiden. Franklins Division ging am Abend des 6. Mai bei Elthams Landing an Land, verblieb jedoch im Schutz des Feuers der Kanonenboote in der Nähe des Ufers. Johnston hatte von McClellans Absicht erfahren und seine Reserve unter Generalmajor Smith zur Sicherung des Marsches der Hauptkräfte nach dort abgestellt. Am 7. Mai griffen die Konföderierten Franklins Truppen an und den Hauptkräften gelang es, auszuweichen. Nach diesem Fehlschlag verzichtete McClellan auf amphibischen Operationen dieser Größenordnung während des Feldzuges.

Kämpfe zu Wasser

Auf der anderen Seite des James machte Johnstons Rückzug die Stadt Norfolk und mit ihr die CSS Virginia, den Schrecken der US-Marine, unhaltbar. Nachdem am 9. Mai Unionstruppen ostwärts von Norfolk gelandet waren, räumte Generalmajor Hugers Division die Stadt und die Besatzung der CSS Virginia zerstörte am 11. Mai ihr Schiff. Bereits am 7. Mai hatte McClellan gefordert, Kanonenboote den James aufwärts zu schicken und so seine linke Flanke zu entlasten. Lincoln befahl den Einsatz unter der Auflage, ihn nur durchzuführen, wenn er Erfolg versprechend war.[8] Diesen Erfolg hatte die CSS Virginia bis zu ihrer Zerstörung unmöglich gemacht. Am 11. Mai machte sich eine US-Flottille, zu der unter anderem die Panzerschiffe USS Monitor und USS Galena gehörten, flussaufwärts auf den Weg, um Richmond auf dem Wasserweg anzugreifen. Der Angriff wurde am 15. Mai im Ersten Gefecht an Drewrys Bluff zurückgewiesen, wobei unter den konföderierten Kanonieren auch die Besatzung der CSS Virginia war.

Vormarsch auf Richmond und Schlacht von Seven Pines

McClellan nutzte sein bisher erfolgreiches Vorgehen bei Yorktown und Williamsburg zur erneuten Auseinandersetzung mit dem Präsidenten wegen dessen Änderung der Organisationsform seiner Armee. Am 9. Mai bat er den Kriegsminister um Erlaubnis, die Potomac-Armee reorganisieren zu dürfen. Zumindest wollte er „unfähige“ Kommandierende Generale absetzen dürfen. Er begründete das darüber hinaus damit, dass nur sein persönliches Eingreifen vor Williamsburg den Sieg gerettet hätte.[9] Lincoln antwortete ihm darauf in einem persönlichen Schreiben, er habe keine Verbindungen mit den in Frage kommenden Generalen, ebenso wie McClellan nicht mit denen kommuniziere. McClellans Unterstützung im Senat und Repräsentantenhaus sinke von Tag zu Tag, aber wenn er sich für stark genug halte, dann solle er für den Erfolg der Armee alles tun.[10]

Am 8. Mai erhielt McClellan Nachrichten, dass die Kräfte vor Franklins Division zwischen 80.000 – 120.000 Mann stark seien und auf den Chickahominy auswichen.[11] Er rückte deshalb und weil die Konföderierten sämtliche Brücken über den Fluss zerstört hatten nur zögerlich nach Westen vor. Am 17. Mai erhielt McDowell den Auftrag, mit 35.000 – 40.000 Mann nach Süden vorzugehen,[12] wurde jedoch McClellan nicht unterstellt.

General Lee, der Militärberater des konföderierten Präsidenten Davis, hatte bereits am 1. Mai Generalmajor Jackson angewiesen, soviel Nordstaatentruppen wie möglich auf sich zu ziehen und im Shenandoahtal zu binden.[13] Dieser Befehl führte wieder einmal zu Querelen mit General Johnston, der sich durch diese Anweisung übergangen fühlte. Jacksons erfolgreiche Angriffe gegen die im Shenandoahtal verbliebenen Truppen der Union ließen Lincoln am 24. Mai McDowell befehlen, den Vormarsch auf Richmond einzustellen und die durch Jackson entstandene Gefahr zu beseitigen (vgl. Jacksons Shenandoah-Feldzug 1862). Proteste McDowells und McClellans ließ er nicht gelten.

McClellan hatte inzwischen entschieden – wie schon zuvor bei Yorktown – Richmond durch den Einsatz von Belagerungsgeschützen einzunehmen. Am 18. Mai hatte er mit der Genehmigung des Präsidenten zwei neue vorläufige Korps mit seiner Meinung nach fähigeren Kommandierenden Generalen in der Potomac-Armee gebildet.[14] Noch vor dem Rückzug McDowells war McClellan beauftragt worden, dessen Anmarsch durch die Unterbrechung der nach Norden führenden Fredericksburg & Richmond Eisenbahnlinie zu unterstützen. McClellan beauftragte damit das neue V. Korps unter Generalmajor Fitz John Porter. Um die Verbindungen innerhalb seiner Armee aufrechtzuerhalten, musste er die Korps Franklins und Sumners nördlich des Chickahominy einsetzen. Auf dem südlichen Ufer befanden sich nur die Korps Keyes’ und Heintzelmanns.

Am 27. Mai kam es zum Gefecht bei Hanover Court House, bei dem es dem V. Korps gelang, die Eisenbahnlinien zu unterbrechen. Danach erhielt Porter den Auftrag, sich den anderen Korps der Armee zur Belagerung Richmonds am rechten Flügel am Chickahominy anzuschließen.

Der Chickahominy war eigentlich ein eher kleines Flüsschen, aber starke Regenfälle hatten ihn in der letzten Zeit stark anschwellen lassen. Johnston, der rund 70.000 Mann um Richmond versammelt hatte, entschied sich, gegen den schwächeren Flügel von McClellans Armee südlich des Chickahominy vorzugehen. Am 30. Mai kam es zur blutigen Schlacht von Seven Pines. Johnstons Angriff litt unter Koordinierungsproblemen und schlug fehl. Die Potomac-Armee verlor rund 5.000, die Nord-Virginia-Armee rund 6.000 Soldaten, darunter Johnston, der schwer verwundet wurde. An seine Stelle trat am 1. Juni 1862 General Robert Edward Lee.

Lees Gegenschlag – Seven Days

Robert E. Lee, Lithographie

Lee brach die Schlacht ab und wich auf seine Verteidigungsstellungen rund um Richmond aus, die er in den folgenden Wochen weiter ausbauen und befestigen ließ. McClellan wollte diese weiterhin nicht angreifen, sondern wartete auf seine schweren Belagerungsgeschütze.

Am 11. Juni befahl Lee dem Kommandeur seiner Kavalleriebrigade, Brigadegeneral J.E.B. Stuart, einen Aufklärungsritt in den Rücken des Gegners,[15] in dessen Verlauf Stuart die Potomac-Armee vollständig umrundete (“Ride around McClellan”). Der militärische Nutzen dieser Operation war gering. Stuart stellte fest, dass die rechte Flanke der Union, Fitz-John Porters nördlich des Chickahominy stationiertes V. Korps, ungedeckt und gegenüber einem Flankenangriff nicht geschützt war und McClellan war wieder einmal über die Stärke des Gegners und seiner scheinbar mühelosen Möglichkeiten beunruhigt.

Am selben Tag entschied Lee, Jacksons siegreiche Truppen aus dem Shenandoahtal in den Raum Ashland nördlich Richmonds zu verlegen.[16] In seinem Befehl für den Angriff vom 24. Juni[17] plante er, mit einem kleinen Teil der Nord-Virginia-Armee südlich des Chickahominy gegen das Gros der Potomac-Armee zu halten, während die Masse frontal gegen Porter vorgehen und Jackson entlang des Pamunkey in der Flanke und im Rücken angreifen sollte. Nach Porters Vernichtung beabsichtigte Lee, mit seinen Truppen McClellans Verbindungslinien nach Osten abzuschneiden und die Potomac-Armee dadurch endgültig zu besiegen. Das Ergebnis dieses Plans war die Sieben-Tage-Schlacht.

Der Nord-Virginia-Armee gelang in keiner Schlacht ein entscheidender Sieg; in der Schlacht am Malvern Hill am 1. Juli wurde sie eindeutig besiegt. McClellan, der inzwischen vollends von seiner Unterlegenheit überzeugt war, wich trotz des Sieges auf Stellungen am James bei Harrisons Landing aus, wohin er auch in den vorhergehenden Tagen seine Versorgungsbasis verlegt hatte. Von dort konnte er Richmond weder zu Lande noch zu Wasser erneut bedrohen. Auch wenn Lees ambitionierter Plan nicht funktioniert hatte und die konföderierten Verluste deutlich höher waren als die der Union, so war es ihm doch gelungen, die bis dato größte Bedrohung von der Konföderation zu nehmen.

Das Ende des Feldzuges

Verbleib der Potomac-Armee

Die Potomac-Armee grub sich rund um Harrisons Landing im Schutz der Geschütze der US-Marine ein und blieb bis auf wenige Kavallerieraids tatenlos. Der Feldzug war damit endgültig beendet. Ihr Sieg hatte die Südstaaten rund 30.000 Mann gekostet, die Verluste des Nordens lagen bei circa 24.000 Mann.

Am 25. Juli hatte sich der designierte neue Oberbefehlshaber der US-Armee, Generalmajor Henry W. Halleck mit McClellan in Harrisons Landing getroffen und über den weiteren Einsatz der Potomac-Armee beraten. Für einen erneuten Vorstoß nach Richmond forderte McClellan zunächst 50.000 gut ausgebildete Soldaten; Halleck hatte die Genehmigung, 20.000 Mann anzubieten. Am nächsten Morgen glaubte McClellan, mit der angebotenen Verstärkung einen Erfolg erzielen zu können. Zwei Tage später telegraphierte er Halleck, er bestehe auf mindestens 35.000 Mann. Wegen dieser nicht auflösbaren unterschiedlichen Forderungen, befahl Halleck am 30. Juli den Abtransport der Verwundeten und am 3. August, inzwischen zum Oberbefehlshaber ernannt, den der Potomac-Armee nach Aquia Landing und Alexandria.[18] Diesen Befehl setzte McClellan nur sehr zögerlich um. Das III. Korps schiffte sich am 14. August,[19] das V. Korps am 21. August ein.[20]

Inzwischen hatte Generalmajor John Pope mit seinem Vormarsch nach Süden begonnen und befand sich am 9. August im Raum Culpeper, Virginia. Er sollte durch Teile der Potomac-Armee verstärkt werden. Am 21./22. August befanden sich das III. und das V. Korps im Raum südlich Washington, die aber erst am 26. August im Raum um Warrenton Junction für Pope verfügbar waren. Nachdem kurz darauf die gesamte Armee im Raum Alexandria eingetroffen war, hielt McClellan sie mit fadenscheinigen Begründungen zurück und unterstützte in der Zweiten Schlacht am Bull Run nur marginal.[21]

Gründe des Scheiterns

Die Potomac-Armee war zu diesem Zeitpunkt die größte Armee, die jemals auf dem amerikanischen Kontinent aufgestellt worden war. Sie war ausgezeichnet ausgebildet und ausgerüstet. Die Versorgung war gut organisiert. Die Soldaten hatten großes Vertrauen in ihre Führung. Das Verhältnis der Führer untereinander war teilweise gespannt.

Generalmajor McClellan hatte mit dem Plan für den Feldzug eine schwierige Operation eingeleitet und sich während des Feldzuges entschlossen, sowohl Yorktown als auch Richmond zu belagern. Dadurch verzögerte sich das Vorgehen der Armee jedes Mal um einen Monat, weil die schweren Belagerungsgeschütze erst mit der Eisenbahn heran gebracht werden mussten. McClellan hatte bereits während der Schlacht von Williamsburg befohlen, White House am Pamunkey zu nehmen und die Versorgungsbasis der Potomac-Armee dort einzurichten. White House war der Endpunkt der einzigen Eisenbahnlinie, der Richmond & York Railroad, auf der Halbinsel. Als während der Sieben-Tage-Schlacht die Gefahr des Überflügelns von Porters V. Korps entstand, verlegte er die Versorgungsbasis nach Harrisons Landing an den James. Ein Transport der Belagerungsgeschütze nach Richmond auf dem Landweg war von dort aus nicht möglich.

McClellan rückte mit seiner Armee nur langsam vor und ermöglichte es so Joseph E. Johnston, seine schwachen Kräfte immer an anderen Stellen einzusetzen. Dadurch und durch schlechte Aufklärung war McClellan davon überzeugt, einer überlegenen Nord-Virginia-Armee gegenüber zu stehen. Als er später vor der Sieben-Tage-Schlacht vom Herannahen Stonewall Jacksons erfuhr, glaubte er, die Nord-Virginia-Armee bestehe aus mindestens 200.000 Mann.

All diese Punkte führten zum Abbruch des Feldzuges, der entscheidende war jedoch sein Verhältnis zum Präsidenten. Eigentlich hatten beide ein gutes persönliches Verhältnis zu einander – der militärische Autodidakt Lincoln bewunderte den „kleinen Napoleon“ und ließ ihm auch schlechtes persönliches Betragen durchgehen. Auf Druck von Senatoren und Kongressabgeordneten, die ihre eigene Klientel in verantwortlichen Stellungen in der Potomac-Armee sehen wollten, änderte der Präsident die Gliederung der Armee gegen den Willen McClellans und entband ihn vom Oberbefehl über die US-Armee. Daraus entstanden ständige Rufe nach Verstärkung und berechtigte Forderungen nach einheitlicher Führung, zumindest für das Vorgehen in Richtung Richmond. In persönlichen Schreiben versuchte der Präsident McClellan immer wieder zu beschwichtigen und genehmigte immer wieder seine Pläne – selbst McDowells Korps wurde ihm kurzzeitig wieder unterstellt. Der Druck der Öffentlichkeit und der Jacksons aus dem Shenandoahtal ließen den Präsidenten seine Zusagen bald widerrufen. Das führte endlich während der Sieben-Tage-Schlacht zu McClellans Brief, in dem er sämtliche Schuld an einer Niederlage dem Präsidenten zuschob,[22] die schließlich nach McClellans Meinung in der Tat prompt eintrat.

Auswirkungen

Die politischen und militärischen Folgen des Scheiterns der Nordstaaten im Halbinsel-Feldzug waren weitreichend: Der konföderierte Sieg im Shenandoahtal und vor Richmond hob die Moral der Südstaaten beträchtlich und brachte mit Lee, Jackson und Stuart drei der größten „Helden“ der Konföderation hervor. Inmitten einer Serie von Niederlagen (im Frühjahr 1862 verloren die Konföderierten den größten Teil Tennessees, weite Teile des Mississippi-Tales und zahlreiche Häfen) errang die Nord-Virginia-Armee einen ihrer größten Triumphe und machte die Vorstellung von einem kurzen, unblutigen Krieg endgültig zunichte. Sichtbares Zeichen dafür war, dass Abraham Lincoln am 1. Juli 1862 weitere 300.000 Freiwillige zu den Waffen rief. Anfang August zogen die Nordstaaten per Wehrpflicht weitere 300.000 Milizionäre für neun Monate ein.[23] Mit der abschließenden Sieben-Tage-Schlacht, die beide Seiten zusammen rund 35.000 Mann kostete und damit die bis dato blutigste Schlacht der Amerikanischen Geschichte war (sie übertraf selbst die Schlacht von Shiloh im April 1862), wurde jetzt unwiderruflich der Weg zum totalen Krieg eingeschlagen, der später zum Graben- und Stellungskrieg vor Petersburg und Atlanta führen sollte. An seinem Ende sollte das vollständige Ende und die weitgehende Zerstörung des „Alten Südens“ stehen.

Literatur

  • United States. War Dept.: The War of the Rebellion: a Compilation of the Official Records of the Union and Confederate Armies. Govt. Print. Off., Washington 1880–1901.
  • Robert Underwood Johnson, Clarence Clough Buell: Battles and Leaders of the Civil War. New York 1887.
  • Bernd G. Längin: Der amerikanische Bürgerkrieg – Eine Chronik in Bildern Tag für Tag. Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-900-8.
  • James M. McPherson: Für die Freiheit sterben. Augsburg 2003 (orig. New York 1988).
  • William C. Davis: Der amerikanische Bürgerkrieg – Soldaten, Generäle, Schlachten. Weltbild Verlag, Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0384-3.
  • Stephen W. Sears: To the Gates of Richmond: The Peninsula Campaign. New York, NY 1992.

Quellen und Anmerkungen

  1. The War of the Rebellion, Series I, Band V, S. 41: Ende der Tatenlosigkeit
  2. The War of the Rebellion, Series I, Band V, S. 41: Auftrag der Potomac Armee
  3. The War of the Rebellion, Series I, Band V, S. 18: Neuorganisation der Potomac-Armee
  4. The War of the Rebellion, Series I, Band V, S. 54: Amtsenthebung McClellans
  5. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil I, S. 1: I. und V. Korps herausgelöst
  6. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 130: Stärke der Potomac-Armee
  7. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 484: Stärke der Nord-Virginia-Armee
  8. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 146f: Nur bei Erfolg
  9. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 153f: Kommandierende Generale inkompetent
  10. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 154f: Lincolns Antwort
  11. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 151f: Stärke der Konföderierten
  12. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil I, S. 27: Auftrag an McDowell
  13. The War of the Rebellion, Series I, Band XII, Teil III, S. 878: Auftrag an Jackson
  14. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 181: General Order No. 125
  15. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 590: “Ride around McClellan”
  16. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil III, S. 589f: Feldzug beenden
  17. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil II, S. 498f: General Orders No. 75
  18. The War of the Rebellion, Series I, Band XII, Teil II, S. 5ff: Generalmajor Hallecks Bericht
  19. The War of the Rebellion, Series I, Band XII, Teil II, S. 411: Einschiffung III. Korps
  20. The War of the Rebellion, Series I, Band XII, Teil II, S. 465: Einschiffung V. Korps
  21. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil I, S. 94ff: McClellan in Alexandria
  22. The War of the Rebellion, Series I, Band XI, Teil I, S. 51: McClellans Voraussicht
  23. Abraham Lincoln Chronology

Weblinks

 Commons: Halbinsel-Feldzug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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