Hainleite

Hainleite

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Hainleite
Höchster Gipfel Wettenburg südwestlich Straußbergs (463,2 m ü. NN)
Lage Landkreise Kyffhäuser, Nordhausen und Sömmerda; Thüringen, Deutschland
Teil der Haupteinheit Ringgau-Hainich-Obereichsfeld-Dün-Hainleite, Thüringer Becken (mit Randplatten)
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Hainleite (Thüringen)
Hainleite
Koordinaten 51° 23′ N, 10° 44′ O51.38055555555610.725463.2Koordinaten: 51° 23′ N, 10° 44′ O
Typ Schichtstufengebirge
Gestein Muschelkalk
Fläche 270 km²

Die Hainleite ist ein bis 463,2 m ü. NN[1] hoher, etwa 210 km² großes[2] großer und vielerorts bewaldeter Muschelkalk-Höhenzug in den Landkreisen Kyffhäuser, Nordhausen und Sömmerda im Norden von Thüringen (Deutschland). Sie stellt den nordöstlichsten Teil der Nordwestlichen Randplatte des Thüringer Beckens dar.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Die Hainleite erstreckt sich größtenteils im Kyffhäuserkreis, ihr Nordwestteil liegt indes im Landkreis Nordhausen und ein Zipfel in der Mitte des kleinen Ostteils im Landkreis Sömmerda. Sie zieht sich keilförmig verengend nach Ostsüdosten, ihre steile, etwa 40 km lange Nord(nordost)flanke wird vom sich allmählich nähernden Tal der Wipper von Wipperdorf nordöstlich Bleicherodes (Landkreis Nordhausen) über Sondershausen bis Seega flankiert, wo der Fluss im Wipperdurchbruch den Höhenzug durchstößt und einen kleinen Ostteil abtrennt, der sich bis zur Thüringer Pforte der Unstrut bei Oldisleben zieht.

Jenseits der nur schwach abfallenden Südflanke und bereits im Thüringer Becken liegen Kindelbrück (Landkreis Sömmerda) im Osten und Ebeleben im Westen.

Abgrenzung zum Dün

Dün und Hainleite gehen in Kammlagen vergleichsweise fließend ineinander über, während der südlichere Grenzverlauf orographisch eindeutig verläuft.

Das mittlere Helbetal der Helbe von seinem nördlichsten Punkt aus südostwärts bis Wiedermuth nördlich Ebelebens bildet eine vergleichsweise scharfe südliche Westgrenze zum Dün.

Nach Norden verwischt diese Grenze etwas; von Nord nach Süd verläuft die üblicherweise gezogene Grenze von Großlohra bis zur Helbe wie folgt:

  • Renkgraben mit L 1016
  • Wurzelweg (L 1033)
  • Kaltes Tal
  • Martinsgrund

Diese Grenzziehung entspricht insbesondere den Benennungen von Schutzgebieten; so verläuft entlang des Wurzelweges und des Renkgrabentals die Grenze vom Landschaftsschutzgebiet Dün–Helbetal zum Naturschutzgebiet Westliche Hainleite. Auch entspricht sie den Bezeichnungen auf Karten und korrelliert überdies mit der Nennung der Wettenburg als höchster Erhebung der Hainleite in gängigen Nachschlagewerken.[3][4] Der Sattel zwischen beiden Höhenzügen liegt hiernach auf gut 410 m am Wurzelweg.

Es sei indes erwähnt, dass die weiter östlich bereits deutlich innerhalb der Hainleite gelegenen Täler der Bebra (von Süden in Richtung Sondershausen) und vor allem der Wipper (Wipperdurchbruch von Seega in Richtung Süden) deutlich markantere Kammeinschnitte darstellen.

Alternative Grenzziehung vom Katzenstein aus

In den rund 200 m tiefer gelegenen Ortschaften um Sollstedt wird landläufig üblicherweise der fast 90° einnehmende Nord–Ost-Knick der Schichtstufe am Katzenstein (rund anderthalb Kilometer südsüdöstlich Sollstedts) als Nahtstelle von Dün (Kammverlauf nach Norden) und Hainleite (Kammverlauf nach Osten) angesehen. Dessen naheliegendste Verlängerung zum nördlichsten Punkt der Helbe würde nach Südosten der nordöstlichen Grenze von Helbedündorf (Kyffhäuserkreis) zum Landkreis Nordhausen folgen, die entlang eines Nebentals der Helbe verläuft.

Nach diesem Grenzverlauf wäre die Katzenburg südlich Obergebras mit 476,8 m höchste Erhebung der Hainleite, die indes nur etwa 20 m Schartenhöhe (Scharte auf ca. 457 m) und 3 km Dominanz gegenüber dem Kriegsberg (485 m, südwestlich) aufzuweisen hätte, während die Dominanz der zentral im Westteil der Hainleite gelegenen Wettenburg immerhin 9 km bei etwa 53 m Schartenhöhe beträgt.

Benachbarte Landschaften

Nördlich der Hainleite liegt jenseits der Wipper der Höhenzug Windleite und nordöstlich jenseits der Bäche Kleine Wipper und Solgraben das Kyffhäusergebirge. Nordöstlich befindet sich im Tal der Wipper zwischen Bad Frankenhausen und dem an der Unstrut gelegenen Artern die Diamantene Aue. Im Ostsüdosten liegt – jenseits der Thüringer Pforte, einem kleinen Durchbruchstal der Unstrut bei Oldisleben (Norden) und dessen Ortsteil Sachsenburg (Süden) – die Schmücke mit der nordöstlich davon befindlichen Hohe Schrecke. In südliche Richtungen fällt die Landschaft in das Thüringer Becken mit den Flüssen Helbe und Unstrut ab und im Westen geht die Hainleite in Kammlagen nahtlos in den Dün über.

Gliederung

Die Hainleite wird durch eine Talung im Kammbereich und ein Durchbruchstal in drei Segmente geteilt:

  • Westliche Hainleite (105 km²[2];bis 463 m)
    • Bebratal der Bebra (am Sattel beim Bahnhof Hohenebra knapp über 300 m)
  • Mittlere Hainleite (75 km²[2], bis 442 m)
    • Wipperdurchbruch (Wipper um 160 m)
  • Östliche Hainleite (20 km²[2], bis 391 m)
  • Scharfer Berg (schmaler Grat bis 250 m, wird zur Schmücke-Haupteinheit gerechnet; z. T. im LSG Hainleite, siehe #Schutzgebiete)

Die Nahtstelle zum Dün erreicht im Kammbereich Sattellagen von gut 410 m und fällt dort deutlich schwächer aus als der Sattel südlich der Talung der Bebra, die sich von Sondershausen bachaufwärts nach Süden zieht und von der Nordhausen-Erfurter Eisenbahn begleitet und schließlich verlängert wird. Entlang der Eisenbahnlinie ist der Muschelkalk komplett durch Löss und Lössderivate durchbrochen.

Das canyonartige Wipperdurchbruchstal stellt sogar einen komplett eigenständigen Naturraum dar. Geologisch hat es Ähnlichkeit mit dem Creuzburger Werradurchbruch der Werra bei Creuzburg, der ebenfalls den Muschelkalk der Nordwestlichen Randplatte des Thüringer Beckens durchbricht. [5][6]

Berge

Die Hainleite nimmt von (Westnord-)Westen nach (Ostsüd-)Osten an durchschnittlicher Höhe ab. Auf die drei Segmente (s. o.) verteilen sich die Berge und Gipfel wie folgt:[1].

  • Westliche Hainleite
  • Mittlere Hainleite
    • Wolfshof (441,6 m), südöstlich Sondershausens, Kyffhäuserkreis
      • Possen (431,5 m), Westnordwestausläufer
    • Dorn („Göldner“; 411,2 m), südlich Sondershausens, Kyffhäuserkreis
      • Spatenberg (366,1 m) - Nordostausläufer
    • Kuhberg (405,8 m), NSG; südwestlich nah Seegas, aber Gemarkung Oberbösa, Kyffhäuserkreis
    • Heidelberg (403,3 m),südlich Hachelbichs, Kyffhäuserkreis
    • Große Haardt (331,0 m), Südrand; nordöstlich Hohenebras, Kyffhäuserkreis
  • Östliche Hainleite

Geologie und Landschaftsbild

Das Gestein der waldreichen Hainleite besteht aus Röt und Muschelkalk.

Nördlich fällt der Höhenzug relativ steil zum Tal der Wipper (ca. 200–163 m) ab, die in Sachsenburg in die Unstrut mündet, und nach Süden Richtung der Erfurter Tiefebene (ein Teil des Thüringer Beckens) relativ flach ab.

Der Baumbestand der Hainleite ist geprägt durch Mischwälder, insbesondere im östlichen Teil überwiegen dichte Buchenwälder. Die Krautschicht unter den Bäumen ist geprägt durch Perlgras und Türkenbundlilie. Auf freigelegten Muschelkalkabhängen findet man viele Orchideenarten. Insbesondere rund um den Straußberg ist der Höhenzug aufgrund von landwirtschaftlich genutzten Flächen unbewaldet.

Schutzgebiete

Ein größerer Teil der Hainleite liegt im Landschaftsschutzgebiet Hainleite (8676 Hektar, Erstausweisung 1970), das nach Osten am Scharfen Berg (250 m) bis knapp über die Unstrut reicht. Es enthält komplett den in der Hainleite gelegenen Teil des insgesamt 7548 ha umfassenden, in weiten Teilen deckungsgleichen Vogelschutzgebietes Hainleite – Westliche Schmücke.

Neben diversen FFH-Gebieten enthält es die folgenden Naturschutzgebiete:

  • NSG Wipperdurchbruch (631 ha, 1961) bei Seega
  • NSG Kahler Berg – Kuhberg (204 ha, 1999) südlich Göllingens
  • NSG Filsberg – Großes Loh (zweiteilig, 93 ha, 1999) südwestlich Hachelbichs
  • NSG Wartenberg (82 ha, 1961) westlich Oldislebens, Buntsandstein-Nordabdachung

Im äußersten Nordwesten der Hainleite liegen, innerhalb des FFH- und Vogelschutzgebietes Westliche Hainleite – Wöbelsburg (1170 ha):

  • NSG Westliche Hainleite (941 ha, 2004) südöstlich Großlohras
  • NSG Wöbelsburg (65 ha, 1961), sich unmittelbar westlich anschließend

Ganz im Südosten liegen:

  • NSG Hotzenberg (85 ha, 1961) südwestlich Schernbergs an der Nahtstelle zum Helbetal
  • NSG Himmelsberg (68 ha, 1961) westlich Himmelsbergs im Helbetal [7]

Wirtschaft und Tourismus

Die Hainleite wird wegen des guten Waldbestands hauptsächlich forstwirtschaftlich genutzt.

Aber auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. Sehenswürdigkeiten sind:

Wandern

Nicht ganz so bekannt wie der Thüringer Wald ist die Hainleite trotzdem ein bekanntes Wandergebiet. Allein um die Kreisstadt Sondershausen gibt es über 30 Wanderrouten. Überregional bekannt sind nachfolgende 3 Wege, die von West nach Ost teils in weiten Strecken über den Kamm der Hainleite führen:

Verkehr

Verkehrstechnisch ist das Gebiet der Hainleite gut erschlossen. Über die Städte Nordhausen und Sondershausen ist ein bequeme Anreise mit der Bahn möglich. Mit dem Auto kommt man von Norden her über die A 38 und B 80 und von Süden her über die A 4. Die Strecken B 4 und B 85 führen direkt über die Hainleite und verbinden die beide Magistralen. Verbessert wird die Nord-Süd-Verbindung, wenn später die A 71 fertiggestellt wird, die bisher von der A 4 bei Erfurt bis Sömmerda reicht.

Einzelnachweise

  1. a b Kartendienste des BfN
  2. a b c d Messung über Geopfade (kmz, 7 kB) nach naturräumlichen Grenzen der drei Segmente und 2 Trenntäler (Westen 105, Mitte 75 und Ostteil 20 km²; Bebratal und Wipperdurchbruch je um 5 km²
  3. Nennung der Wettenburg als höchste Erhebung u. a. in:
    • Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (6. Lieferung 1959)
    • Meyers Lexikon, 8.Auflage, Bibliogr. Institut AG., Leipzig 1938 (Band 5, S. 702)
    • Universallexikon, 1. Auflage, VEB Bibliogr. Institut Leipzig 1987 (Band 2, S. 359)
    • Brockhaus Kleines Konservations-Lexikon 1911 (Band 2, Seite 976)
    • Meyers Großes Konserv. Lexikon Leipzig 1905 (Band 19, Seite 517)
    • Brockhaus Kleines Konserv.-Lexikon 5.Auflage F.A.Brockhaus Leipzig 1911 (Band 1, Seite 747)
    • Meyers Großes Konserv.-Lexikon 1907 (Band 8, Seite 634)
  4. In Grässe, Johann Georg Theodor: Sagenbuch des Preuß. Staates 1-2, Band 1 Glogau 1868,Seite 428-431 "Sage von der Göttin Lohra" heißt es explizit:

    „Vom Ohmgebirge zieht sich ein Arm gegen Osten bildet bei Elende den einen Pfeiler der Porta Eichsfeldica. Dem gegenüberliegenden Pfeiler, das Düngebirge, an dessen nördlichen Fuße Münchenlohra liegt, ...“

    Diese Beschreibung wäre mit der weiter unten beschriebenen Grenzziehung zum Katzenstein nicht vereinbar.
  5. Hydrogeologische Karte Thüringens der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (PDF; 4,37 MB) (Landkreisweise sind noch feinere Karten erhältlich!)
  6. E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands – Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953-1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
  7. Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz

Weblinks

Karte und Luftbild der Hainleite mit Grenzen und den wichtigsten Erhebungen


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