Hadrianswall

Hadrianswall

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Hadrianswall
Alternativname vallum aelium
Limes Britannien
Datierung (Belegung) 2. bis 5. Jahrhundert n. Chr.
Typ Sperrwerk mit Zwischentürmen,
Meilenkastellen und
Grabensystem
Einheit a) Auxilia,
b) Limitanei
Größe Länge: 113 km,
Breite: 2,5–3 m,
Höhe: 5 m
Bauweise a) Holz-Torf-Konstruktion,
b) Steinbauweise
Erhaltungszustand oberirdisch noch in weiten Teilen sichtbar
Ort Cumbria/Northumberland
Geographische Lage 55° 0′ 44″ N, 2° 20′ 21″ W55.012222222222-2.3391666666667Koordinaten: 55° 0′ 44″ N, 2° 20′ 21″ W
Wallanlagen und Kastelle in Nordbritannien (155 n. Chr.)
Münzporträt des Hadrian
Schüssel aus Staffordshire/Moorlands, auf ihr werden neben einigen Kastellen im Westsektor des Walls auch sein antiker Name, Val[l]i Aeli, genannt
Rekonstruktionsversuch der Rudge cup die eine schematische Darstellung des Wall's zeigt
Der Hadrianswall bei Housesteads
Der Hadrianswall in der Nähe von Greenhead
Die Lagertherme des Kastells Chesters
Die Reste von Wachturm 51 B bei Leahill
Die Überreste des Hadrianswalles nahe Greenhead
Teil des von John Clayton restaurierten Wallabschnitts beim Kastell Housesteads; Clayton (1792–1890), Stadtschreiber von Newcastle u. T., machte sich besonders um den Erhalt des Mittelteiles der Anlage verdient, indem er begann, stückweise das Land rund um den Wall aufzukaufen, um so den Steinraub zu unterbinden
Die Ruinen der befestigten Stadt Corbridge/Corstopidum an der Kreuzung des Stanegate mit der Dere-Straße; diese Stadt war ein wichtiger Versorgungsstützpunkt für den Hadrians- und Antoninuswall
Der Graben nahe dem Meilenkastell 42 vom Westen aus gesehen
Der Wall nahe Birdoswald; die Mauer wird von Zeit zu Zeit mit Chemikalien besprüht, um unerwünschten Pflanzenbewuchs zu verhindern.
Die zweiphasig ausgebaute steinerne Mannschaftstoilette nahe dem südöstlichen Eckturm des Kastells Housesteads
Schnitt durch das Sperrsystem des Hadrianswalles
Hypokaustenheizung im Kastell Housesteads
Ansicht des Walles bei Housesteads, Northumberland
Die Reste des Meilenkastells 48 bei Poltross Burn, Blick aus südlicher Richtung
Vallum Tor bei Benwell, diese Tore konnten nur von den Kastellbesatzungen geöffnet werden.
Rekonstruktion des Westtores von Kastell Arbeia (South Shields)
Rekonstruierte Kaserne und Kommandantenhaus in South Shields
Ausgrabungen im Kastell Segedunum (Wallsend)
Sycamore Gap: der Abschnitt des Walles zwischen zwei Erhebungen westlich des Meilenkastelles 38
Replik des Kopfes einer bronzenen Statue des Hadrian (gefunden in der Themse), die vermutlich um 122 n. Chr. anlässlich seines Besuches in Britannien aufgestellt wurde; Sie wurde wahrscheinlich im 4. oder 5. Jhdt. zerstört und danach in den Fluss geworfen (London, British Museum)
Meilenkastell 37 westlich von Housesteads; Blick zum Nordtor
Die Ruine des Meilenkastelles 34 (Castle Nick) im Mittelteil des Walles
Rekonstruktionsversuch eines Meilenkastells
Reste eines Wachturmes am Hadrianswall
Rekonstruktionsversuch von Turm 18a (Wallhouses East) nach Fields/Spedaliere
Überreste eines Turmes in Denton Hall
Überreste eines Pfeilers der Brücke bei Chesters

Der Hadrianswall (antiker lat. Name Vallum Aelium) war ein römisches Grenzbefestigungssystem, das zwischen Newcastle und Solway Firth, nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England in Großbritannien, angelegt war. Es wurde auf Anordnung Kaiser Hadrians (76–138) erbaut, nachdem dieser auch die nördliche Grenze im Rahmen seiner umfangreichen Inspektionsreise durch die Reichsprovinzen besucht hatte.

Der Hadrianswall führt noch heute eindrucksvoll vor Augen, wie Roms Grenzbefestigungen einst die Landschaft beherrschten. Er ist auch steingewordenes Symbol der neuen Außenpolitik unter Hadrian. Rom hatte den Zenit seiner Macht überschritten und grub sich nun innerhalb seiner Grenzen ein. Der Wall war bis zur Regierungszeit des Antoninus Pius, auf dessen Veranlassung an der Schwelle zum schottischen Hochland ein neues Wallsystem („Antoninuswall“) gebaut wurde, die nördlichste Grenzzone des römischen Reiches. Diese Erweiterung konnte jedoch nicht lange aufrechterhalten werden. Der Hadrianswall und dessen Kastelle wurden nach Aufgabe des Antoninuswalles erneut zur Sicherung der Grenze genutzt.

Große Teile des Walles existieren noch heute, vor allem im landschaftlich eindrucksvollsten mittleren Abschnitt. Das Baudenkmal ist heute eines der bekanntesten Touristenattraktionen Nordenglands und wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Man kann es gut auf dem sogenannten Hadrianswall-Path/National-Trail erwandern und dabei alle relevanten archäologischen Stätten besuchen. Größtenteils auf einer Hochfläche angelegt, hat man von ihm aus einen guten Ausblick über das Umland.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Topographie

Die Mauer erstreckte sich über 113 Kilometer von Osten bei Kastell Arbeia (South Shields), nach Kastell Maia (heute Bowness-on-Solway) bis zum Solway Firth an der Westküste Großbritanniens vorbei an Luguvalium (heute Carlisle), Corstopitum (heute Corbridge), Pons Aelius (heute Newcastle) bis nach Segedunum (heute Wallsend) im Westen. Alle nördlich einer wichtigen römischen Militärstraße gelegen, dem sog. Stanegate, zwischen Carlisle und Corbridge, der sich mit der Dere Street, die nach Schottland führte, kreuzte. Von Wallsend aus bildete dann die Mündung des Tyne eine natürliche Grenze bis zur Ostküste. Der Wall schließt den Isthmus zwischen der Mündung des Tyne und dem Solway Firth und verbindet über das zentrale Hügeleland der Pennines das Gebirge im Westen der Insel mit den östlichen Höhen. Das Wallterrain liegt durchschnittlich 150 Meter über dem Meeresspiegel und erreicht bei Whin Sill seine höchste Erhebung (680 Meter).Dieses Gebiet wurde bereits vor Ankunft der Römer landwirtschaftlich intensiv genutzt. Die Landenge war ideal für die Errichtung eines Sperrwerkes, auch weil in Britannien natürliche Grenzenmarkierungen wie z.B. Flüsse fehlten.

Verlauf

Die Trasse auf der nördlichen Seite der Flußtäler von Tyne, Irthing und Eden war den Römern schon seit den Feldzügen des Agricola im 1. Jahrhundert bekannt. Hier verlief in der Talsohle auch die durch Kastelle und Wachtürme gesicherte Militärstraße des Stanegate, die seit 105 n.Chr. die nördliche Grenze in Britannien markierte. Von Osten zieht sich der Wall von Newcastle upon Tyne nach Chesters und begann von dort über seinen nördlichsten Punkt, Limestone Corner, zu den Whin Sills anzusteigen, von wo man aus einen guten Blick auf das Umland hat. Diese aus vulkanischen Gestein bestehenden Klippen fallen dann steil zu den Craigs ab. Bei Willowford erreicht der Wall den Irthing und hält sich nun eng an dessen Nordufer. Westlich von Carlisle erreicht die Mauer das Marschland des Solway wo sie zwischen Burgh-by-Sands und Bowness-on-Solway auf einer knapp über der Hochwassermarke liegenden Linie verläuft. Nach Bowness setzt sich die Grenze entlang der Küste von Cumbria fort, die durch eine Reihe von Lagern gesichert wurde (sog. Cumberland-Coast-System)[1]

Historischer Hintergrund

Während ihrer mehr als 400 Jahre andauernden Herrschaft über Britannien gelang es den Römern nie, die vollständige Kontrolle über die Insel zu erringen. Kaiser Claudius und seine Nachfolger konnten nur den Süden und Osten weitgehend „romanisieren“. Den wilden und unruhigen Stämmen des Nordens hingegen war auf Dauer allein mit militärischen Mitteln nicht beizukommen, das Land war klimatisch wesentlich rauher als der Süden, die Versorgungsrouten länger und der wirtschaftliche Ertrag dieser Region für die Römer letztendlich viel zu gering, um Kosten und Aufwand einer größeren Besatzungsarmee auszugleichen. Unter Kaiser Domitian zog sich die römische Armee wieder aus ihren Stützpunkten in Schottland zurück und legte die Grenze - in ungefähr gleicher Höhe wie der spätere Wall - zunächst am Stanegate fest. Gleichzeitig verstärkte man unter Traian die Stanegatelinie mit neuen Kastellen und sicherte so vorerst die neue Nordgrenze provisorisch ab.

Auch zu Beginn der Herrschaft Hadrians war Britannien noch immer weit davon entfernt, eine vollkommen befriedete Provinz zu sein. Münzemissionen dieser Zeit weisen Britannien als in „ständiger Verteidigung stehend“ aus, ein Hinweis, der auch von archäologischen Beweisen gestützt wird. 122 traf Hadrian daher in Britannien ein:

Ergo conversis regio more militibus Britanniam petiit, in qua multa correxit murumque per octoginta milia passuum primus duxit, qui barbaros Romanosque divideret.“

„Hadrian begab sich nach Britannien; auch hier ordnete er viele Verbesserungen an. Er errichtete eine Mauer von über 80 Meilen Länge, um die Römer von den Barbaren zu trennen.[2]

Nach Hadrians Tod (138) ließ sein Nachfolger Antoninus Pius aber die Grenztruppen vom gerade erst fertiggestellten Hadrianswall 160 Kilometer weiter nach Norden verlegen, wo sie an der wesentlich kürzeren Linie Firth of Forth – Clyde mit dem Bau einer neuen Grenzsperre, dem Antoninuswall, begannen.

Der neuerliche Rückzug auf den Hadrianswall

Dennoch misslang die Unterwerfung der in den Lowlands lebenden Stämme und Kaiser Marcus Aurelius ordnete 20 Jahre später an, den Antoninuswall aufzugeben und die Truppen wieder zurück an den Hadrianswall zu verlegen. Einige Kastelle in seinem Vorfeld, wie High Rochester, blieben jedoch weiter besetzt, auch um so zu demonstrieren, dass die Römer sich nicht vollends zurückgezogen und dieses Gebiet nicht wieder den südschottischen Stämmen überlassen hatten. Der Hadrianswall war ohnehin nie völlig aufgegeben worden (lediglich die Tore scheinen entfernt worden zu sein), und ab 164 wurde er wieder in Vollbetrieb genommen; einige Reparaturarbeiten können schon auf das Jahr 158 datiert werden. Dies geschah unter dem Statthalter Calpurnius Agricola, der in Inschriften aus den Kastellen Carvoran und Stanwix erwähnt wird. Wenn zu diesem Zeitpunkt noch Teile des alten Torfwalles im Westsektor standen, müssen sie damals ebenfalls durch eine Steinmauer ersetzt worden sein, um u. a. auch den Schmuggel wirksam zu unterbinden, denn dies - und nicht die Verteidigung gegen organisierte Angreifer - war die Hauptaufgabe der Anlage.

Die römische Armee konnte ansonsten im Norden nur mühsam einen instabilen Frieden aufrecht erhalten. Cassius Dio erwähnt so auch für die Regierungszeit des Commodus (180–192) Kämpfe mit den nördlichen Stämmen:

Commodus musste auch einige Kriege mit den Barbaren jenseits von Dakien führen, wobei Albinus und Niger, die späteren Gegner des Kaisers Severus, sich Ruhm erwarben. Größte Bedeutung aber hatte sein Krieg in Britannien. Die Stämme auf der Insel überschritten nämlich die Mauer, die sie von den römischen Heerlagern trennte, begingen zahlreiche Gewalttaten und machten einen Feldherrn mitsamt seinen Leuten nieder.

[3]

Einige Kastelle, wie Blatobulgium (Birrens) und Haltonchesters, wurden dabei zerstört. Cassius Dio schreibt weiter, dass einer der Wälle bei den Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle spielte; welcher dies genau war, bleibt jedoch im Dunkeln. Man nimmt an, dass es sich hier um den Hadrianswall gehandelt haben dürfte, vielleicht in Verbindung mit dem damals schon weitgehend aufgegebenen Antoninuswall. Wie auch immer, die Stammesunruhen wurden offensichtlich niedergeschlagen, da eine Münzprägung aus dem Jahr 184 n. Chr. einen „Sieg in Britannien“ (Victoria Britannica) verherrlicht. Nach Ansicht vieler Forscher wurde in diesem Zusammenhang der Antoninuswall endgültig aufgegeben.

Das Zeitalter der Severer

Am Ende seiner Herrschaft, im frühen 3. Jahrhundert, führte der schon schwerkranke Septimius Severus mit seinen Söhnen Caracalla und Geta einen verlustreichen Feldzug in den Stammesgebieten nördlich der Grenze. Eine große Anzahl von Militärbauten entlang des Walls wurden dabei wieder instandgesetzt, auch der Abriss von Wachtürmen und die Verkleinerung einiger Kastelle dürfte in dieser Periode angeordnet worden sein. Für das Kastell Banna/Birdoswald sind in den Jahren 205–208 Reparaturen an einem Getreidespeicher überliefert, das Reiterkastell South Shields/Arbeia in ein Nachschublager umgebaut.[4] Auch in der Folgezeit sind Ausbesserungsarbeiten am Hadrianswall belegt, der nun endgültig die Nordgrenze Britanniens bildete. Um 220 wurden u. a. einige Wachtürme abgebrochen und mit dem so gewonnenen Material die Mauer an ihrer Oberseite renoviert. Nach Caracallas Friedensschluss mit den caledonischen Stämmen erlebten die nördlichen Regionen während des 3. Jahrhunderts eine relativ ruhige Periode.

Der Wall in der Spätantike

Am Ende der Usurpation des Carausius war der Wall schon wieder baufällig und wurde auch teilweise bei Kampfhandlungen zerstört, dies scheint mit dem Abzug eines großen Teiles seiner Besatzung zusammenzuhängen, die Carausius Nachfolger, Allectus, zur Verteidigung der Kanalküste gegen Constantius Chlorus benötigte. Dass die Zerstörungen durch angreifende Stämme verursacht wurden, ist wahrscheinlich, aber nicht bewiesen. Eine Inschrift aus Birdoswald erwähnt, dass in den Jahren 297–305 verschiedene Gebäude verfallen und teilweise schon eingestürzt waren, aber wieder aufgebaut wurden. Dieser Wiederaufbau dürfte auch das Prätorium und die Therme des Kastelles miteingeschlossen haben. Diese Gebäude dürften für eine längere Periode in der Geschichte dieses Kastelles offensichtlich keinen praktischen Nutzen für die dortige Besatzung gehabt haben, da Hinweise auf ihre Zerstörung durch Feindeinwirkung fehlen. Die oben genannte Inschrift aus Birdoswald spricht ebenfalls von einem natürlichen Verfall, so dass zeitgleiche Reparaturarbeiten an den anderen Wallkastellen in eine routinemäßige Erneuerungskampagne fallen könnten. Einige Unterkunftsbaracken wurden komplett neu gebaut, die klassischen, streifenförmigen Räume durch einzelne Kammern ersetzt, wie man in Housesteads und Wallsend festgestellt hat. Umbauten an Meilenkastellen, an Toranlagen, oder auch die Errichtung eines komplett neuen Tores bei Knag Burn – nahe Housesteads – sind weitere Beispiele für Erneuerungen, die damals am Wall vorgenommen worden sind. Dies zeigt, dass ein Großteil der Infrastruktur des Walles auch weiterhin instandgehalten wurde und damit staatliche Unterstützung erhielt. Dass an manchen Kastellen, wie zum Beispiel Haltonchesters, keinerlei Anzeichen von Sanierungsmaßnahmen festgestellt werden konnten, kann auch bedeuten, dass eine Reparatur entweder nicht notwendig oder das Kastell zeitweise nicht besetzt war. Dies ist auch nicht abwegig, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Zeit seit der Errichtung des Hadrianswalles schon vergangen war. Die Soldaten, die den Wall einst erbaut hatten, waren damals so weit von den Garnisonstruppen im 4. Jahrhundert entfernt wie heute das Zeitalter Napoleons. In diesem Kontext ist es einfacher zu verstehen, warum der Wall zwischenzeitlich immer wieder verfiel, um dann wieder aufwändig renoviert zu werden.

Im 4. Jahrhundert wurde die Lage Britanniens immer bedrohlicher. Auch seine Insellage konnte es auf Dauer nicht vor den Umbrüchen der Völkerwanderung schützen. An der Nordseeküste verschlechterten sich in dieser Zeit die Lebensbedingungen für die germanischen Stämme der Jüten, Angeln und Sachsen aus unbekannten Gründen immer mehr. Im Osten und Süden konnten sich die Küstenbewohner keine neue Siedlungsplätze suchen da sie dort von der römischen Rheingrenze und anderen Wandervölkern blockiert wurden. Ihnen blieb daher nichts anderes übrig als auf das Meer auszuweichen und ihren Lebensunterhalt als Plünderer und Piraten zu bestreiten.[5] Schriftliche Quellen bzgl. Britanniens melden über die Lage an der Nordgrenze, dass sie zu jener Zeit bei der römischen Führung als besorgniserregend angesehen wurde. In den Jahren 306, 346, 360 und 367 n. Chr. wird von zahlreichen Militäroperationen berichtet. Rom musste 360 eine Armee unter den Befehl des bewährten Comes Theodosius in Marsch setzen, um das dortige – durch Barbareneinfälle ausgebrochene – Chaos zu beenden und die britischen Provinzen wieder unter römische Herrschaft zu bringen.[6] Auch die Wallzone selbst wurde wahrscheinlich dabei in Mitleidenschaft gezogen, es gibt dort jedoch keine Anzeichen von größeren Zerstörungen in dieser Periode. Vielleicht wollten die Angreifer auch keine kostbare Zeit mit der Niederbrennung der Kastelle verlieren und wandten sich nach Überschreiten des Walls sofort dem reichen Südosten zu.

Reparaturen am Wall sind erst wieder durch spätere Inschriften bekannt geworden (Ravenscar);[7] manche von Ihnen erwähnen dabei die Beteiligung südlicher Stämme wie z. B. die der Durotriges. Wahrscheinlich wurden auch alle arbeitsfähigen Provinzbewohner von Theodosius nach Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung zur Beseitigung der Schäden verpflichtet. Nun wurden auch an der Ostküste Cumbrias auf einer Länge von 42 km Wachtürme und Kastelle errichtet, um die Flanken der Wallzone abzusichern. Die Vorpostenkastelle nördlich des Walls wurden jedoch nicht mehr besetzt und endgültig aufgegeben. Ende des 4. Jahrhunderts schlug Stilicho noch einmal Invasoren aus dem Norden zurück. Im Jahre 398 erlaubte es die militärische Situation offensichtlich wieder, diese Interventionstruppen abzuziehen. Der Mönch Gildas schrieb, dass sie (nachdem die Pikten besiegt waren) den Romano-Briten halfen, den Hadrianswall wieder instandzusetzen, an der Küste neue Wachtürme zu errichten und sie bei der Herstellung neuer Waffen unterwiesen (exemplaria armorum).[8]

Das Ende des Walles

In den darauf folgenden 50 Jahren driftete Britannien immer mehr dem sogenannten „Dunklen Zeitalter“ entgegen. Was genau in dieser Zeit passierte, kann man heute mangels verlässlicher Quellen nicht mehr vollständig ergründen. Da für diese Periode in den untersuchten Kastellen keine römischen Münzen mehr gefunden werden konnten, wird angenommen, dass niemand mehr da war, der solche Spuren hinterlassen hätte können. So muss es aber nicht überall am Wall gewesen sein, ihr Gebrauch wurde wohl wegen Münzmangels und dem wieder zunehmenden Tauschhandel in dieser Zeit überflüssig. Sicher ist, dass im Zuge der Usurpation des Comes Britanniarum Magnus Maximus um 388 die letzten römischen Münzen auf britannischem Boden geschlagen wurden. Vermutet wird außerdem, dass Maximus 383 für seinen Gallienfeldzug gegen den legitimen Kaiser Gratian alle römischen Garnisonen aus Wales abzog. Ihre Anzahl reichte jedoch vermutlich bei weitem nicht aus und so musste er für sein Vorhaben auch einen großen Teil der Garnisonseinheiten an der Nordgrenze in seine Armee einreihen. Dies führte dazu, dass der Hadrianswall nun fast vollkommen unbewacht war. Aus diesem Grund hörten die Kastelle am Wall daher am Ende des 4. Jahrhunderts auf, Teil eines zusammenhängenden und einheitlich organisierten Grenzsicherungsystems zu sein. All diese Maßnahmen von Maximus läuteten faktisch schon das Ende der römischen Herrschaft in Britannien ein. Ab diesen Zeitpunkt übernahmen immer mehr unabhängige, regionale Machthaber mit ihren eigenen Privatarmeen (bucellari) die Kontrolle über die britischen Provinzen. Auch mit dem spätestens im Jahre 410 erfolgten Abzug des letzten britannischen Feldheeres (Comitatenses) durch den Usurpator Konstantin III. verlor der Wall möglicherweise wiederum einige seiner regulären Besatzungen. Konstantin folgten aber wahrscheinlich nur sehr wenige Soldaten aus dem Norden, da sie wohl größtenteils aus der Provinz stammten und bei den Stationierungsorten ihre eigenen Höfe bewirtschafteten. Auch laut der Notitia Dignitatum (ND) scheint der gesamte Wall zu Anfang des 5. Jahrhunderts immer noch von regulären Einheiten bewacht worden zu sein. Möglicherweise waren aber die Truppenlisten der ND bei ihrer Abfassung schon überholt, da auch noch viele mittelkaiserzeitliche Einheiten angeführt werden, dennoch spricht das Fehlen der Außenposten in der diesbezüglichen Liste für ihre damalige Aktualität.

Nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft bildeten kleine Gehöfte und einige größere Landgüter vom Hadrianswall bis zum Humber im Südosten und Chester im Südwesten das ökonomische Rückgrat der britischen Nordregion. Sie stand unter der Kontrolle des Befehlshabers der Grenztruppen im Legionslager von Eburacum. Magnus Maximus ernannte vermutlich einen gewissen Coel (lat. Coelius) zum Oberbefehlshaber an der Nordgrenze, er dürfte somit der letzte von den Römern eingesetzte Dux Britanniarum gewesen sein. Coelius schütze mit seinen Truppen auch weiterhin die wohlhabenden Städte im Südosten vor Einfällen der Pikten aus dem schottischen Lowlands und erhielt dafür wohl auch materielle Unterstützung aus diesen Regionen. Durch die Vereinigung der caledonischen Königreiche nördlich des Forth und des Clydes nahmen die Überfälle der Pikten noch weiter zu. Der verfallene Hadrianswall erfüllte aber immer noch - wenn auch stark eingeschränkt - seine Funktion, sodass die Angreifer seine Verteidiger, wie schon früher auf dem Seeweg umgingen. Die Küstenbewohner konnten aber durch Signalstationen entlang der Küste meist noch rechtzeitig vor dem herannahenden Feind gewarnt werden. Die Pikten verlegten daher ihre Raubzüge weiter in den Süden, wo sie auf den gut ausgebauten Römerstraßen rasch in die wohlhabenderen Regionen der Insel gelangten. Der dux in Eburacum kümmerte sich offenbar aber nur solange um die Invasoren wie sie sein Territorium gefährdeten und überließ den Süden zunehmend sich selbst. Die Verwaltungsbezirke der spätrömischen Provinzen entwickelten sich durch Erbteilung immer mehr zu eigenständigen Kleinkönigreichen weshalb der dux auch wahrscheinlich keine Zahlungen mehr aus dem Südosten bezog. Coelius wurde als legendärer Coel Hen (cymrisch: der alte Coel) schließlich zum Stammvater aller unabhängigen romano-britischen Könige in Norden und verwaltete sein Reich weiter von Eburacum aus. Neuere archäologische Funde bestätigten, dass einige Kastelle am Wall noch etwa für 100 Jahre von den Nachkommen der römischen Soldaten bewohnt und genutzt wurden. In dieser Zeit wandelten sie sich entweder zu Wehrdörfern (oppida) um oder verkamen zu Steinbrüchen; die Meilenkastelle wurde u. a. als Viehpferche verwendet. Ausgrabungen in Birdoswald förderten zu Tage, dass seine Infrastruktur – wenn auch auf niedrigerem Niveau – weiter genutzt wurde, bis sie schließlich unbrauchbar geworden war und durch einfachere Holzgebäude ersetzt werden musste. Dieses Kastell war noch lange nach Ende der römischen Herrschaft bewohnt. Seine Bewohner schlugen sich als weitgehend autonome und stark bäuerlich geprägte Gemeinschaft durch. Sie pflegten wohl auch noch im 5. Jahrhundert die Traditionen und Kultur der Militäreinheiten, von denen sie abstammten, Spuren solcher Aktivitäten fand man überall auf Grabungsplätzen entlang des Walles. Was in Birdoswald geschah, konnte daher auch anderswo in der Wallregion genau so oder zumindest ähnlich abgelaufen sein. Die Inschrift eines Grabsteins aus Vindolanda zum Beispiel (heute in Chesters) ist allerdings in einem schon sehr verwilderten Latein abgefasst, die nicht mehr zu einer klassisch-römischen, sondern eher zur frühmittelalterlich-christlichen Kulturgemeinschaft passt. Sie ist nicht exakt zu datieren, stammt aber wahrscheinlich aus dem 5. oder 6. Jahrhundert.[9]

Der oströmische Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea erwähnt um 550 eine Mauer (teichos), die die Insel Brittia in einen römischen und einen lebensfeindlichen nichtrömischen Teil scheide und "in alter Zeit" errichtet worden sei.[10] Auffällig ist dabei, dass Prokopios zwar einerseits noch von der Anlage wusste, andererseits aber nicht mehr darüber informiert gewesen zu sein scheint, dass der Wall ein römischer Bau gewesen war. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden der nutzlos gewordene Wall abgetragen, um seine Steine woanders wiederzuverwenden, u. a. für den Bau des Klosters Lanercost Priory. Ein großer Teil des Materials wurde auch noch im 18. Jahrhundert zur Pflasterung einer Militärstraße (der heutigen B6318) verwendet.

Funktion und Strategie

Hadrians neues Grenzsicherungskonzept war, die Grenzen an klar erkennbaren natürlichen Hindernissen wie zum Beispiel Flüssen und Gebirgszügen endgültig zu etablieren und die Lücken dazwischen mit künstlichen Befestigungen aus Erdwällen oder Palisaden wie am Limes zwischen den römischen Provinzen Niedergermanien, Obergermanien, Raetien und der Magna Germania- aus der sich die Römer nach ihrer Niederlage in der Varusschlacht zurückziehen mussten – auf Dauer zu sichern bzw. zu markieren. Auch der Hadrianswall zählte zu dieser neuen Art von festen Grenzkontrollanlagen. War der Frieden an der Grenze erst einmal gesichert, so die Überlegung des Kaisers, konnte auch die Romanisierung voranschreiten und die Wirtschaft sich nach römischen Vorbild ungestört entwickeln, was wiederum für spätere Steuereinnahmen unumgänglich war. Nördlich des Walls war das Land recht karg und rau, während südlich davon gutes Weideland im Überfluss vorhanden war. Dieser Unterschied ist besonders gut bei Grag Lough zu erkennen. Auch das Umland von Chesterholm/Vindolanda ist sehr fruchtbar.[11] Hadrian erkannte auch, dass Britannien eine Quelle für etwas werden könnte, das damals noch wertvoller als Gold war: Soldaten. Die beste Voraussetzung dafür war seine kurze Landgrenze. Die meisten Provinzen, die Hadrian besuchte, hatten sehr lange Grenzen, für deren Sicherung man viele Soldaten benötigte. In Britannien gab es derartige Schwierigkeiten nicht, man musste nur die Stämme im Norden wirksam und auf Dauer fernhalten. Die Historia Augusta gibt uns diesbzgl. noch einen weiteren Hinweis: Sie berichtet, dass der Imperator in Germanien eine wesentlich straffere Dienstordnung bei den Grenztruppen eingeführt habe. Es ist so gut wie sicher, dass Hadrian die gleichen Maßnahmen auch in Britannien ergriffen hat. Die Historia Augusta spricht auch von einer Menge Probleme in der Provinz, geht aber dabei bedauerlicherweise nicht genauer auf diese ein. Die jahrelangen wirkungslosen Vorstöße und Rückzüge im Norden müssen aber auf die dortigen Soldaten zunehmend demoralisierend gewirkt haben. Der Bau des Walls war also wohl auch ein Mittel zur Hebung der Moral durch eine sinnvolle Beschäftigung und bot gleichzeitig den Nebeneffekt der gemeinsamen Bewährung in einem großen Projekt, das allen einen Nutzen versprach.

Man glaubte lange Zeit, der Wall sei errichtet worden, um eine unüberwindliche Sperrzone zwischen der römischen Zivilisation und den Barbaren zu schaffen. Die Situation war aber damals wohl wesentlich komplexer. Jahrzehntelang war die Grenze im Norden nur durch den Stanegate und eine lockere und durchlässige Kastellkette markiert bzw. gesichert worden. Nun wurde den nördlichen Stämmen unmissverständlich klar gemacht, dass am Wall das Römische Reich mit all seinen Errungenschaften (z. B. der Rechtssicherheit) begann und es sich wirksam zu wehren wusste. Neben seiner militärischen Schutzfunktion diente der Wall mithin vor allem auch zur Demonstration römischer Bau- und Ingenieurskunst.

Zusätzlich unterhielten die Römer auch Kastelle (Netherby, Bewcastle und Birrens) im nordwestlichen Vorfeld, um so auch das Glacis des Walles und das Gebiet der verbündeten Brigantes besser unter Kontrolle zu halten. Im Falle des Falles hatten entschlossene Angreifer aber zweifellos keine größeren Schwierigkeiten, ihn an einer nur schwach gesicherten Stelle zu übersteigen: Zur Abwehr eines ernsthaften militärischen Angriffs war der Wall ebensowenig geeignet wie andere damalige Grenzanlagen. Dennoch machte es die Mauer mit ihren wenigen, sicherlich streng bewachten Übertrittspunkten möglich, die täglichen friedlichen Reisebewegungen der grenznahen Stämme zu überwachen, deren angestammte Gebiete der Wall vermutlich durchschnitt, ganz wie bei heutigen Grenzübergängen, die ebenfalls den Verkehr auf bestimmte Kontrollpunkte kanalisieren (zum Beispiel zwischen den USA und Mexiko oder zwischen Syrien und der Türkei). Ähnlich wie der Obergermanisch-Raetische Limes war also auch der Hadrianswall in erster Linie eine Grenzüberwachungsanlage für Friedenszeiten. In der Sperrzone zwischen Mauer und südlichem Graben konnten Individuen oder auch Gruppen, die vom Norden her mit ihren Handelswaren den Wall passierten, zur Zahlung von Abgaben genötigt, ihr Weiterzug nach Süden oder auch der Waren- und Waffenschmuggel im großen Stil verhindert werden. Die Grenze war somit durchlässig und brachte für den römischen Fiskus zusätzliche Einnahmequellen. Ob diese Einnahmen den personellen und materiellen Aufwand, den sich der römische Staat an der Nordgrenze leistete, wieder wettmachten, ist allerdings fraglich.[12]

Der Bau des Walls

Aufgrund von Münzfunden im Kastell Birdoswald nimmt man an, dass der Westsektor schon in der Zeit des Traian mit einem durchgehenden Erdwall gesichert worden sein könnte. Die Bauarbeiten am Hadrianswall begannen vermutlich schon um 120 n. Chr., d.h. schon vor dem Besuch Hadrians in Britannien.[13] Die Bauarbeiten standen unter der Aufsicht des Statthalters Aulus Platorius Nepos, ein persönlicher Freund Hadrians, er hatte den Herrscher von Germanien nach Britannien begleitet und war im Sommer des Jahres 122 in sein neues Amt eingesetzt worden. Um die Jahre 126–127 folgte ihm Trebius Germanus nach, der die Arbeiten am Wall weiterführte.

Die Arbeiten begannen auf der ganzen Strecke mit dem Verlegen des Fundamentes. Das Sperrwerk bestand in seiner frühesten Bauphase aus einer Stein- und Torf-Erde-Mauer, die tw. auch auf Brückenkonstruktionen über die Flüsse Tyne, Irthing und Eden geführt wurde. Errichtet wurden zuerst die südseitig angelegten Kastelle und Türme. Die Lücken dazwischen wurden vermutlich vorerst provisorisch teilweise mit einem Torf-Erde-Wall geschlossen, dies auch deswegen, da die Grenzregionen, wie man mittels Pollenanalysen feststellte, schon 600 Jahre vor Ankunft der Römer in Britannien weitgehend abgeholzt waren und so das Material für herkömmliche Palisaden fehlte.[14] Später wurde die Steinmauer hochgezogen, aber dann an einigen Stellen von drei Meter auf 2,5 m verschmälert. Die Meilenkastelle und Wachtürme wurden später mittels ihrer Flügelmauern mit dem Wall verbunden.[15] Faktum ist auch, dass die Fundamente ursprünglich für eine wesentlich breitere Mauer gedacht waren (dies konnte bei Stichgrabungen auch nachgewiesen werden), aber schlussendlich wurde nur eine etwas schmälere Version verwirklicht. Eine Erklärung dafür, die ursprünglichen Pläne zu ändern, wäre, dass schon vorhandene oder ungünstig positionierte Kastelle entlang der geplanten Walllinie entweder integriert oder beseitigt werden mussten.

Die verbleibende Distanz vom Irthing zum Solway Firth bei Bowness-on-Solway an der Westküste wurde mit einer an der Basis 5,9 m breiten Torf-Erde-Konstruktion geschlossen. Beim Osttor des Kastells Birdoswald finden sich heute immer noch Reste der ursprünglichen Torf-Erde-Mauer. Dieser wurde in severischer Zeit größtenteils durch eine 1,8 m breite Steinmauer ersetzt. Auch das feuchte Klima in diesen Breiten musste berücksichtigt werden: In regelmäßigen Abständen (2,4 m) läuft unter der Mauer ein nachträglich gegrabener Kanal hindurch, der das Regenwasser in den Nordgraben ableitete. Im Osten war der Wall von Anfang an aus Stein errichtet worden; sie verlief auf den ersten Kilometern auch etwas weiter nördlich als die ursprüngliche Torfmauer. Ihr Fundament bestand aus nur stellenweise vermörtelten oder mit Lehm gebundenen Bruchsteinen und einen unterschiedlich hohen Sockel aus drei bis vier Steinlagen. Sie war schätzungsweise zwischen vier und fünf Meter hoch und bestand aus Quadersteinen, die man mit einem Mörtelgemisch aus Sand, Kalk und Tierblut als Bindemittel um einen festgestampften Gußmörtelkern aus Bruchsteinen aufzog. Die Mauer weist keine Gerüstlöcher auf und sprang an beiden Seiten deutlich zurück. Die Quadersteine sind klein, nur 20 bis 23 cm im Quadrat. Das erscheint zunächst ungewöhnlich, bis man berücksichtigt, dass alles in Handarbeit errichtet werden musste, weitgehend ohne Hilfsmittel wie Kräne oder Flaschenzüge. Die Steine mussten größtenteils aus zehn bis zwölf Kilometer Entfernung von Steinbrüchen in Cumberland herangeschafft werden. Diese Brüche ließen sich aufgrund von Inschriften auf beiden Seiten der Wallzone lokalisieren. Teilweise wurden auch unbearbeitete Steine für die Verschalung verwendet, das auf den großen Druck hinweist den Bau möglichst rasch fertigzustellen. Die Kalkbrenngruben lagen direkt am Wall. Ein Versuch, den Materialaufwand für die Gesamtanlage möglichst exakt zu berechnen, führte zu dem Ergebnis, dass für seine Fertigstellung ungefähr 3,7 Millionen Tonnen Steine benötigt wurden. Wie die Mauer im oberen Teil ausgesehen hat, ist unbekannt. Bei Wallsend kann man eine fünf Meter hohe, mit Zinnen bewehrte Rekonstruktion des Walles besichtigen. Der Wehrgang setze sich vermutlich auch auf den drei Brücken über die Flußtäler fort. Ob der Wall auf seiner ganzen Länge verputzt war, wie einige Befunde andeuten, ist nach wie vor umstritten. Vor dem Wall wurde ein nicht auf der ganzen Distanz durchgängiger Graben angelegt.[16]

Man nimmt an, dass der Wall nicht nach den ursprünglichen Plänen errichtet wurde. Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren wurde die anfangs noch ca. 3 m breite Mauer auf 1,8 bis 2, 4 m verschmälert. Stellenweise änderte man auch etwas ihren Verlauf ab um sie besser an das umliegende Gelände anzupassen. Ereignisse wie zum Beispiel Epidemien, Kriegshandlungen oder der Abzug ganzer Garnisonen zwangen die Römer bei der Ausführung ihrer Bauvorhaben oft zu Kompromissen. Auch die Transportlogistik warf wohl große Probleme auf. Weiterhin ist unklar, ob der Wall in seiner vollen Länge fertiggestellt wurde, im Vergleich mit anderen römischen Großprojekten scheint es nicht ausgeschlossen, dass er immer ein Provisorium blieb. Der Torf-Erde-Wall im Westsektor unterstützt zusätzlich die Theorie, dass es für die Erbauer von großer Wichtigkeit war, möglichst rasch dieses Sperrwerk fertigzustellen.

Organisation und Arbeitskräfte

Die Bauarbeiten wurden von Angehörigen der in Britannien stationierten Legions- und Hilfstruppeneinheiten ausgeführt. Die Meilenkastelle und Türme scheinen sich auf den ersten Blick nicht voneinander zu unterscheiden und dennoch gibt es - vor allem bei der Gestaltung ihrer Eingangstore und ihrer Ausrichtung - einige markante Unterschiede. Nach den in den Meilenkastellen aufgefundenen Bauinschriften zu schließen, dürfte jede der drei am Bau beteiligten Legionen in ihrem Abschnitt teilweise eigene Baukombinationen angewendet haben. Da diese an verschiedenen Stellen des Walles wiederholt auftreten, wurde zuerst vermutet, dass die Baulose in drei "Legionseinheiten" gleicher Größe aufgeteilt wurden.[17] Diese wurden dann von den Kohorten und Zenturien in Eigenverantwortung anhand der Planvorgaben ausgeführt. Neuere Untersuchungen an den Abschnitten an Tyne-North und Irthing erbrachten jedoch, dass sich wahrscheinlich nur zwei separate Baukommandos das Projekt teilten. Vom Standpunkt der Logistik und der Effizienz her gesehen erscheint dies auch sinnvoller. Kleinere Trupps hätten sich auf kürzeren Strecken bald wohl nur mehr gegenseitig behindert. Jedes zugewiesene Baulos erstreckte sich über ungefähr acht bis zehn Kilometer und war auch abhängig von der Geländebeschaffenheit. Die Aufteilung der Abschnitte unter die verschiedenen Einheiten diente der Optimierung der vorhandenen Arbeitskräfte, war ein Anreiz zum produktiven Wettstreit und formte sie zu kooperativ und effizient arbeitenden Gruppen um. Nach Ende der Bauarbeiten wurde an jeden abgenommenen Abschnitt des Walles eine Inschriftentafel angebracht, die die am Bau beteiligten Einheiten und ihre Offiziere angab. Eine beträchtliche Anzahl dieser - meist nur grob ausgeführten - Inschriftensteine haben die Zeiten überdauert und werden heute in den Museen entlang des Walles ausgestellt. Das Museum in Carlisle besitzt 36 von ihnen, sie zeigen auch, dass nicht nur ausschließlich Legionäre beim Bau beteiligt waren. Ein interessantes Exemplar, das aus dem Umland des Kastelles Birdoswald stammt, trägt zum Beispiel folgende Inschrift:

[PED] ATURA [CLA] SSIS [BRI] TANNICAE, „diese Länge wurde von der britannischen Flotte gebaut“.

Andere wiederum nennen wieder Legionäre:

[LEG] IONIS [II AUG] USTAE [COH] HORS [VII SU] B [CU] RA…, „von der zweiten Legion Augusta, die siebente Kohorte unter dem Befehl von…“

Diese Inschrift ist leider unvollständig.[18] Sie wurde beim sogenannten „High House Castel“ (Meilenkastell L) gefunden, das nur von hoch spezialisierten Kräften gebaut worden sein konnte. Speziellere Arbeiten wurden von Facharbeitern (immunes) durchgeführt, die ebenfalls von den drei in Britannien stationierten Legionen abkommandiert wurden. Einfachere Arbeiten – wie der Aushub des Grabens beispielsweise – wurden von den Auxiliaren erledigt, der Fund eines Steines südlich des Walls mit folgender Inschrift bezeugt dies:[19]

[C] OHORS [IIII LIN] GONUM [F] ECIT, „Die vierte Kohorte der Lingonier hat dies gemacht“.

Es hat aber nicht den Anschein, dass das mit Bestimmtheit für den Aushub des Grabens im Nordabschnitt des Walls oder gar für die komplette Länge des Grabens angenommen werden kann. Ein schwieriger Abschnitt war aber beispielsweise Teppermoor Hill, auch bekannt als „Limestone Corner“, der nördlichste Punkt des Walls. Hier wird der ansonsten leicht zu bewerkstelligende Aushub von Basaltgestein gestört, der besonders in der Steinbearbeitung geschulte Spezialisten erforderte, um hier weiter voranzukommen. Eine große Felsmasse blieb bis heute in der Mitte des Grabens zurück, mit Löchern an der Oberseite, um sie zur Brechung mittels mit Wasser aufgeweichter Holzkeile vorzubereiten. Dennoch wurden diese Arbeiten hier offensichtlich bald eingestellt.

Kastelle, Sicherungsanlagen und Verteidigungsstrategie

Noch vor der kompletten Fertigstellung der Mauer wurden die Kastellbesatzungen des Stanegate um 126 n. Chr. direkt an den Wall verlegt. Entlang des Walls entstanden bis zu 14 größere Auxiliarlager, die in regelmäßigen Abständen voneinder errichtet wurden. In diesen lag auch das Gros der römischen Besatzung des Hadrianswalles. Sie konnte von dort aus über eine gut ausgebaute Straße rasch an jeden beliebigen Einsatzort in der Wallzone herangebracht werden. Von den Doppelkastellen Corbridge/Halton Chesters Vindolanda/ und Carlisle/Stanwix konnten bei Bedarf Eingreiftruppen an gefährdete Abschnitte des Walles abgezogen werden ohne die Grenze dort völlig zu entblößen. Bei Stagshaw kreuzte sich die Deere Street mit dem Wall. Hier stand das sog. "Portgate", ein befestigtes Durchgangstor und Kontrollpunkt. Seine Überreste wurden 1732 von John Horsley entdeckt. Es diente zur Überwachung des Verkehrs auf der damaligen Hauptverkehrsroute nach Schottland die von den Römern etwa 50 Jahre vor Errichtung des Hadrianswalles angelegt worden war. Es liegt heute unter der Straße B6318, südwestlich eines Kreisverkehrs. Der antike Name dieses Kontrollpostens ist unbekannt, die Ortsbezeichnung Portgate stammt wahrscheinlich aus angelsächsischer Zeit. Es war aus relativ großen Steinblöcken zusammengefügt und stand zur Hälfte an der Nordseite bzw. Südseite des Walles. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um ein quadratisches oder rechteckiges Gebäude (3,6 m x 3,66 m), das von zwei Türmen flankiert wurde. Der westliche Turm konnte bei einer Ausgrabung im Jahre 1966 nachgewiesen werden. Der nördliche Wallgraben führte um das Tor herum.

Zur Kommunikation zwischen den einzelnen Stützpunkten verwendeten die Römer ein altbewährtes Signalystem. Am Tag wurde von den Posten wohl mit Spiegeln oder polierten Metallplatten Blinkzeichen von Turm zu Turm übermittelt, bei Bewölkung oder Nebel behalf man sich mit Tubas oder Hörnern, in der Nacht wurden Fackeln verwendet.[20] Nachrichten konnten also mittels solcher Leucht- und Akustikzeichen (oder wohl auch durch Meldereiter/läufer auf der gut ausgebauten Wallstraße) binnen kurzer Zeit und ungestört von Küste zu Küste übermittelt werden. Ein guter Läufer überwand die Distanz zwischen zwei Türmen in nur 2,5 Minuten. Die Nachrichtenübermittlung zur raschen Alarmierung der Grenztruppen bei feindlichen Überfällen, um die Eindringlinge mittels eines Zangenmanövers noch in der vorderen Grenzzone abfangen zu können, bevor sie größeren Schaden anrichten konnten, zählte zu den Hauptaufgaben der Wallbesatzung. Dieses Warnsystem war auch an den anderen Limites des Reiches Standard.

Auf seiner ganzen Länge hatte der Hadrianswall insgesamt - durch Kleinkastelle gesicherte - 80 Tore, jeweils im Abstand von genau einer Römischen Meile, was nach heute gebräuchlicher Maßeinheit ca. 1470 bis 1490 m entspricht. Einige Kastelle wurden vor dem Wall platziert, mit nach Norden zu öffnenden Toren. Obwohl dies widersprüchlich erscheint, da sie ja die kriegerischen Stämme aus dem Norden fern halten sollten, waren sie dadurch ein probates Mittel der Abschreckung für jeden Angreifer, da durch sie z. B. ein rascher Ausfall der Kavallerie möglich war und für den Fall, dass sie abgeschnitten zu werden drohte, auch wieder ein schneller Rückzug hinter die sicheren Mauern angetreten werden konnte. Die hohe Anzahl der Tore erklärt sich David Breeze auch vor allem aus der Strategie, die die damalige römische Armee bevorzugt anwendete: Die römischen Soldaten der mittleren Kaiserzeit kämpften nur selten aus dem Schutz fester Mauern herab, sie waren für die Vorwärtsverteidigung und für Feldschlachten in enger Formation trainiert.[12] Diese offensive Vorgehensweise wurde aber durch den Wall behindert. Mit Hilfe der vielen Durchgänge konnten die Garnisonen aber trotzdem schnell und flexibel auf heranrückende Angreifer oder wechselnde Gegebenheiten reagieren. Der von Küste zu Küste gechlossene Wall wurde also so trotzdem besonders durchlässig gemacht, dies allerdings nur in eine Richtung, nach Norden. Heranstürmende Feinde konnten damit theoretisch schon weit im Vorfeld unschädlich gemacht werden, noch ehe sie die Grenzzone überhaupt erreicht hatten (sofern sie rechtzeitig entdeckt wurden).

Die Mauer selbst wurde in Intervallen von ungefähr einer römischen Meile noch zusätzlich mit Kleinkastellen (Meilenkastelle) an der Südseite des Walles und innerhalb einer Drittelmeile noch mit zwei Wachtürmen versehen. Der Abstand zwischen den Türmen differiert aber oft ein wenig. Meilenkastelle und Wachtürme wurden durchnummeriert, beginnend im Osten beim heutigen Wallsend. Dies war eine übliche Vorgangsweise bei der Organisation des Limes. Die Türme westlich von jedem Meilenkastell, zum Beispiel ab Meilenkastell XXXVII, waren mit der Nummer XXXVIIa und XXXVIIb versehen, ab Meilenkastell XXXVIII erfolgte die Nummerierung dann in derselben Weise. An der Nordseite wurde hinter einer 6 m breiten Berme ein 8 m breiter und 3 m tiefer, V-förmiger Graben als Annäherungshindernis angelegt, ausgenommen dort, wo der Wall an extrem abschüssigen Terrain, wie an der vulkanischen Auffaltung des Great Whin Sill (Nationalpark Northumberland), vorbeilief und so eine weitere Aushebung überflüssig machte. Vor der mit dem Aushub des Grabens aufgeworfenen Böschung befanden sich als zusätzliches Hindernis drei Grubenreihen, die vermutlich mit spitz zugerichteten Ästen gespickt waren.

Südlich des Walls verlief eine gut ausgebaute Militärstraße und daneben ein flach ausgehobener Graben. Mit dem Aushub wurde beiderseits des Grabens ein kleiner Damm aufgeschüttet; die direkte Zufahrt zur Mauer war so südseitig nur über 16 streng bewachte Dammwege, die bei den größeren Kastellen angelegt waren, möglich. Man nimmt an, dass dieser Graben als Markierung einer streng gesicherten Sperrzone diente, in der man ohne unvorhergesehene Hindernisse auf der Ost-Westachse schnelle Truppenbewegungen vornehmen konnte. Obgleich dies der primäre Zweck des Grabens sein dürfte, war er doch auch ein Hindernis, um sich leichter gegen plötzlich aus dem Süden auftauchende Feinde verteidigen zu können.

Das Verteidigungssystem bestand von Norden nach Süden gesehen aus folgenden Elementen:

  • das nördliche Glacis mit dem Graben und getarnten Fallgruben, gespickt mit spitzen Holzpfählen und eisernen Fußangeln (Lilien),
  • dem Wall selbst,
  • einer Militärstraße und
  • dem südlichen Graben, Vallum, zwischen zwei Erddämmen.

Im Vergleich zum Obergermanisch-raetischem Limes war der Hadrianswall damit eine beträchtlich stärker befestigte Verteidigungslinie. Die Einbindung schon vorhandener Kastelle in den Wall stieß wohl schon während des Anfangsstadiums der Bauarbeiten auf heftigen Widerstand der hauptsächlich Viehzucht betreibenden caledonischen Stämme, da er nun ihre Gebiete teilte und sie wohl damit auch von ihren fruchtbarsten Weidegründen im Süden abschnitt. Es erschien den römischen Befehlshabern wohl auch unzweckmäßig, mit beträchtlichen Truppenaufwand die gesamte Baustelle sichern zu müssen, die in den relativ weit entfernten Kastellen an der alten Stanegatelinie ihre Quartiere hatten. Es ist daher gut vorstellbar, dass diese beiden Faktoren die Entscheidung beeinflussten, anstatt einer Massiv- nur eine Light-Version des Walls zu errichten.

Die Kastelle am Wall

Lateinischer Name Nächstgelegener Ort
Maia Bowness-on-Solway
Concavata Drumburgh
Aballava Burgh-by-Sands
Luguvalium Carlisle
Petrianis Stanwix
Camboglanna ? Castlesteads
Banna ? Birdoswald
Aesica Great Chesters
Vercovicum Housesteads
Brocolitia Carrawburgh
Cilurnum Chester
Onnum Haltonchesters
Vindobala Rudchesters
Condercum ? Benwell
Pons Aelius Aelian Bridge (Newcastle)
Segedunum Wallsend
Arbeia South Shields

Acht Kastelle (Birrens und Netherby sollten zusätzlich das Stammesgebiet der verbündeten Briganten sichern) lagen als Vorposten nördlich des Hadrianswalls:

Lateinischer Name Nächstgelegener Ort
Blatobulgium Birrens
Castra Exploratorum Netherby
Fanum Cocidii Bewcastle
Habitancum Risingham
(?) Blakehope
Bremenium High Rochester
(?) Hartburn
(?) Learchild

Im Westen entlang der Küste südlich von Bowness wurden weitere Kastelle errichtet:

Lateinischer Name Nächstgelegener Ort
Bibra Beckfoot
Alauna Maryport
Gabrosentum Moresby
Tunnocelum Ravenglass

An der Ostküste wurden später noch eine Reihe von Signaltürmen hinzugefügt, um eine unbemerkte Landung von See her auszuschließen.

Die Meilenkastelle

Der Begriff "Meilenkastell" wurde erstmals um 1708 von Robert Smith aufgebracht und dürfte in der ortsansässigen Bevölkerung entstanden sein.[21] Er wird heute im Wesentlichen für die Kleinkastelle am Hadrianswall und an der Westküste Cumbrias angewendet. Die Meilenkastelle entlang des Hadrianswalls, waren in seinem östlichen Abschnitt aus Stein, im westlichen Teil hingegen zunächst in Torf-Holz-Bauweise errichtet worden. Diese wurden aber später ebenfalls zu Steinkastellen umgebaut. Ihr Baustil variierte regional ein wenig, aber generell waren sie 15 m x 18 m groß, die Umfassungsmauern maßen etwa 3 m in der Breite und waren zwischen 5 m und 6 m hoch. Teilweise waren sie auch von einem Graben umgeben. Die nördlichen der beiden sich gegenüberliegenden Tore müssen aufgrund ihrer Fundamentstärken noch eine Art Turmaufsatz getragen haben. Auch die Seitenmauern der Meilenkastelle waren besonders massiv ausgeführt. Alle hatten in der Frühphase des Walles noch ein Tor nach Norden und einen Übergang bzw. Dammweg über den vorgelagerten Graben, die später aber wieder zugemauert bzw. entfernt wurden. Die meisten Kastelle wurden nicht am besten Aussichtspunkt errichtet, sondern immer standardmäßig im Abstand einer römischen Meile. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Meilenkastell 39 westlich von Housesteads, selbst dieses Kastell hatte ursprünglich ein Nordtor, obwohl der vorgelagerte Abhang viel zu steil war, um mit Pferden oder Fuhrwerken passiert werden zu können. Insgesamt konnten am Wall 80 solcher Kleinkastelle nachgewiesen werden.[22] Ein gleichartiges Sicherungssystem mit Meilenkastellen und Wachtürmen existierte auch an der Westküste Cumbrias, zwischen dem westlichen Ende des Walls und dem Kastell von Ravenglass, verbunden waren diese aber nur durch eine Holzpalisade an der es aber keine Durchgänge gab.

In den meisten Fällen sicherte ein Meilenkastell einen Straßendurchgangs- und Kontrollpunkt in den Norden. Seine Wachmannschaft zählte vermutlich zwischen 20 und 30 Auxiliarsoldaten, die in zwei Barackenblöcken untergebracht waren. Sie bemannten auch die unmittelbar beidseitig des Kastells gelegenen Wachtürme, die im Abstand einer 1/3 Meile (500 m) entfernt standen. Zu den weiteren Aufgaben der Garnison zählte die Überwachung des Grenz- und Handelsverkehrs und die damit verbundene Einhebung von Zöllen und Abgaben.

Die Meilenkastelle werden vor allem anhand der Gestaltung ihrer Durchgänge, oder auch anhand der Ausrichtung ihrer Hauptachsen (zwischen Nord- und Südtor) unterschieden werden. Sie sind bekannt als 'Langachse' und 'Kurzachse'. Ein Beispiel für letzteres ist MK 79, ursprünglich in Holz-Torf errichtet, wurde es später in Stein umgebaut.[23]

Typisierung Beschreibung Bautrupp
Typ I (Kurzachse) An diesen Toren wurde an beiden Seiten massive, an der Innen- und Außenseite leicht hervorstehende Pfeilerkonstruktionen eingebaut. Wände und Pfeiler bestanden aus großen, behauenen Steinblöcken, die Tote sind relativ breit (von Ost nach West) und tief (von Nord nach Süd, zwischen den Durchgängen). Beispiele für diesen Bautyp sind MK 38 (Castle Hotbank) und MK 42 (Castle Cawfields). legio II Augusta
Typ II (Langachse) Bei diesen MK sind die Tore wesentlich schmäler, die Seitenpfeiler treten nur an der Innenseite merklich hervor. Ihr Baumaterial bestand aus kleineren Steinblöcken als bei Typ I. Sie kommen nur am jenen Abschnitten vor, an der eine verkleinerte Version der Wallmauer hochgezogen wurde. Die MK an den breiteren Mauersektionen zählen zu Typ IV. Ein Beispiel für Bautyp II ist MK 9 (Castle Chapel House). legio XX Valeria Victrix
Type III-IV (Langachse) Diese Tore haben - ähnlich wie bei Typ I - an beiden Seiten leicht hervorstehende Pfeiler und bestehen ebenfalls aus größeren Steinblöcken. Für die Torwände wurden allerdings kleinere Steine verwendet. Beispiele für diesen Bautyp sind MK 47 (Castle Chapel House, E. of Gilsland) und MK 48 (Castle Poltross Burn). legio VI Victrix

Die Wachtürme

Zwischen den Meilenkastellen standen jeweils zwei Wachtürme. Diese wurden gleichzeitig mit den Fundamenten des Walles errichtet. Ein Wachturm umfasste eine Fläche von ca. acht Quadratmetern, war Unterkunft und Beobachtungsposten für circa acht Mann und ermöglichte den Zutritt zum Wehrgang auf der Mauer. Ihre Höhe wird auf neuneinhalb Meter geschätzt. Sie dienten in weiterer Folge auch als Signalstationen, speziell dort, wo das unebene Terrain die Sichtverhältnisse einschränkte. Den oberen Teil des Turmes konnte man vermutlich mit einer hölzernen Leiter erreichen, die auf sechs Steinstufen aufgesetzt war, da es keine stichhaltigen Beweise für komplette steinerne Treppenaufgänge gibt. Die Ausgrabungsergebnisse am Turm 18a zeigten, dass die Inneneinrichtung sehr einfach gehalten und nur auf das Notwendigste beschränkt war. Der offene Herd befand sich direkt neben der Leiterplattform. Nach den Funden von Tierknochen und einfacher Gebrauchskeramik zu schließen, wurde dieser Herd wohl in erster Linie von den Wachsoldaten zur Zubereitung ihrer Rationen benutzt. Teilweise waren die Türme auch mit Wasserreservoiren versehen.

Man kann heute nur vermuten, wie die Türme in der Antike tatsächlich ausgesehen haben. Die Meinungen darüber gehen hier erheblich auseinander. Man vermutet, dass sie bis zu zwei Obergeschosse hatten aber bedauerlicherweise gibt es zu wenig Überreste und schriftliche oder bildliche Informationsquellen, um damit eine exakte Rekonstruktion der oberen Teile der Türme vornehmen zu können. Pragmatisch wie die Römer waren, wurde wohl auch hier das übliche Standardverfahren für derartige Anlagen angewendet. Eventuell gab es an den einzelnen Abschnitten leichte Unterschiede im Baustil.

Manche Fachleute glauben, dass die Türme mit ziegelgedeckten Dächern versehen waren, auch auf der Trajanssäule dargestellte Wachtürme tragen ausnahmslos solche Dächer. Einzelne Funde - wie zum Beispiel Fensterglas - und (wahrscheinlich) Teile von Dachstühlen mit Nagellöchern sind ein Hinweis darauf, dass auch die Türme am Hadrianswall mit derartigenen Dächern versehen waren. Andere wiederum plädieren für eine zinnenbewehrte Mauerkrone, da man so besser Feuer- oder Rauchsignale abgeben konnte. Diese Theorie stützt sich vor allem auf den Fund einer bronzenen Schüssel, der sog. „Rudge Cup“, aus einer römischen Landvilla bei Froxfield/Wiltshire. Sie stammt aus der Zeit um 150 und weist eine Dekoration auf, die vermutlich eine zinnengekrönte Mauer mit Türmen darstellt. Zusätzlich sind in einem umlaufenden Schriftband die Namen von fünf, im westlichen Teil des Walles liegende Kastelle angegeben (Mais, Aballava, Uxelodunum, Camboglans, Banna). Nach Abzug der Wachmannschaften an den Antoninuswall verfielen die meisten der Wachtürme, wurden im späten 2. Jahrhundert unter Septimius Severus aber wieder bis zum ersten Obergeschoss aufgemauert.[24] Bei Peel Gap wurde noch ein zusätzlicher Turm errichtet.

Brücken

Bei Carlisle, Willowford und Chesters wurden die Flüsse Tyne, Irthing und Eden auch von Brücken überspannt. Von diesen läßt sich besonders die von Chesters gut rekonstruieren. Ab den 2. Jahrhundert führte zunächst nur eine einfache Steinbogenbrücke über den Fluss. An ihren beiden Enden stand je ein spitz zulaufender Pfeiler. Die Breitenmaße von Brücke und Wallmauer sind nahezu ident was darauf schließen lässt, das beide gleichzeitig angelegt wurden. Möglicherweise wurde sie durch ein Hochwasser zerstört und ca. 220 n. Chr durch eine 9 m hoch und 61 m lange Vierbogenkonstruktion mit breiteren Fahrweg ersetzt. Sie war vom Ufer aus über eine 12 m breite Auffahrtsrampe zu betreten. Das Mauerwerk der Brückenbögen war in Opus-quadratum-Technik ausgeführt. An beiden Enden stand direkt über den Widerlager ein Torturm, die Steingeländer wurden durch verzierte Säulen dekoriert die auch kleine Schreine enthielten. In Willowford verband die zur Zeit des Hadrian errichtete steinerne Dreibogenbrücke die westliche Erdwallsektion mit dem östlichen Ende der Steinmauer. Sie war ebenfalls an beiden Enden mit Wachtürmen bestückt. Auf ihrer Ostseite hat sich bis heute ein Widerlager erhalten. Bei dieser Brücke und noch zwei anderen bei Stanwix und Corbridge konnten für das späte 3. Jahrhundert größere Renovierungsarbeiten nachgewiesen werden.[25]

Die Garnisonstruppen

Wahrscheinlich rückten die Truppen nicht in einem Stück vom Stanegate an den Wall vor. Nur wenige Einheiten besetzen die unmittelbar nördlich von ihren alten Kastellen gelegenen neuen Lager. Die cohors millaria equitata aus Corbridge z.B. lag nicht in Halton Chesters. Auch die Garnisonen von Benwell, Rudchester und Wallsend stammten aus weiter südlich gelegenen Kastellen. Die Garnisonen des Walles bestanden zur Gänze aus Hilfstruppenkohorten (auxilia). Nach Fertigstellung des Walls wurde er mit einem Drittel der Auxiliaren Britanniens bestehend aus Infanterie und Kavallerie bemannt. In Stanwix, dem größten Lager am Hadrianswall lag die ranghöchste Truppe, die ala Petriana, eine 1000 Mann starke Reiterkohorte deren Kommandeur auch den Oberbefehl an der Nordgrenze inne hatte. Ihre Zahl schwankte im Laufe der Zeit stark auf und ab, doch man schätzt, dass sie etwa zwischen 9000–12.000 Mann lag. Auch bei voller Sollstärke der Garnison war nie die gesamte Besatzung anwesend – wie man von den Holztäfelchen von Vindolanda weiß – da das Gros der Truppe meist anderswo mit Sonderaufgaben beschäftigt war. Man schätzt, dass nur ein paar hundert Mann am Wall ständig Wache hielten. Das war offensichtlich genug, um – zumindest in den ersten Dekaden seines Bestehens – den Eindruck der scheinbaren Unüberwindlichkeit des Walls gegenüber den nördlichen Stämmen aufrechtzuerhalten. Im Laufe der Zeit wechselte das strenge Garnisonsleben an der Grenze in eine gewisse Routine über, das auch einen regen Handel und Wandel mit der Zivilbevölkerung einschloss. Andrew Birley nimmt an, dass der Grenzdienst im Großen und Ganzen ziemlich ereignislos war und die Soldaten auch dementsprechend bei Laune gehalten werden mussten. Wein aus den Mittelmeerregionen zählte neben Getreide, für die es große Speicherbauten (Horreum) in jedem Kastell gab, zu den Grundversorgungsgütern der Grenzsoldaten. Auch diverse Luxuswaren wurden in großer Zahl an der britannischen Nordgrenze gefunden.[26] Es wird angenommen, dass viele Angehörige der Garnisonen auch Frauen aus der Region heirateten, so immer mehr in die lokale Bevölkerung integriert und dadurch hier sesshaft wurden. Obwohl die Bauarbeiten größtenteils von Legionären ausgeführt wurden, wurden sie nie als Besatzungen in die Wallkastelle abkommandiert. Die ebenfalls am Wall eingesetzten Marinesoldaten der Classis Britannica errichteten hauptsächlich Speichergebäude (horrea) und waren für den Nachschub zuständig.

Ab dem späten 4. Jahrhundert standen die Grenztruppen unter dem Befehl eines Dux Britanniarum, fielen in ihrem Status zurück und zählten nun zu den Limitanei.[27][28] Sie waren die letzten Regulären der Römischen Armee, die am Hadrianswall eingesetzt wurden. Diese Soldaten stammten vermutlich fast alle aus Britannien und betrieben bei ihren Stationierungsorten neben ihren militärischen Pflichten noch eigene Bauernhöfe.

Die durch Inschriften nachgewiesenen Garnisonseinheiten am Hadrianswall

Abkürzungen:

  • Vex. = Vexillation
  • qu = quinquenaria (500 Mann)
  • equ = equitata (beritten)
  • mil = milliaria (1000 Mann)
  • RIB = Roman inscriptions in Britain
  • ILS = Inscriptiones Latinae Selectae
  • (ND) = Erwähnung in der notitia dignitatum
Kastelle am Wall 2. Jahrhundert n. Chr. 3. Jahrhundert n. Chr. Inschrift

South Shields I + II (Arbeia)

ala I Hispanorum Asturum qu

cohors V Gallorum qu

RIB 1070.B, 1060 &
RIB 1064

Wallsend (Segedunum)

cohors II Nerviorum qu

cohors IIII Lingonum qu (ND)

RIB 1303 &
RIB 1322.C

Newcastle (Pons Aelius)

Vex.d. legio VI Victrix & legio XX Valeria Victrix

cohors I Ulpia Traiana Cugernorum qu

RIB 1322 &
RIB 1322.C

Benwell (Condercum)

Vex.d. legio II Augusta &
cohors I Vangonium mill

ala I Hispanorum Asturum qu (ND) &
Vex.d. Classis Britannica

RIB 1330, 1328 &
RIB 1337, 1334

Rudchester (Vindobala)

cohors I Frisiavonum qu (ND)

RIB 1395

Haltonchesters (Onnum)

ala I Pannoniorum Sabiniana qu (ND)

RIB 1433

Chesters (Cilurnum)

ala Augusta qu ob virtutem apellata,
Vex.d.legio VI Victrix,
cohors I Vangonium mill,
cohors I Delmatorum qu,
ala II Asturum qu

ala II Asturum qu (ND)

RIB 1497.C, 1460-I, 1482, 1496.A, 1463-4 &
RIB 1462, 1465-6

Carrawburgh (Brocolitia)

cohors I Aquitanorium qu,
Vex.d.cohors II Nerviorum qu,
cohors I Ulpia Traiana Cugernorum qu

cohors I Batavorum qu (ND)

RIB 1550, 1538, 1524 &
RIB 1544-5, 1553

Housesteads (Vercovium)

cohors I Tungrorum mill,

cohors I Tungrorum mill (ND),
cuneus Frisiorum Vercoviensium Severiani Alexandriani,
numerus Hnaudifridi

RIB 1632.A &
RIB 1576, 1578-80, 1584-6,
1591, 1594, 1598, 1618-19

Greatchesters (Aescia)

cohors VI Nerviorium qu,
cohors VI Raetorum qu

cohors II Asturum qu (ND),
Vex.d.Gaesatorum Raetorum

RIB 1731, 1737 &
RIB 1724, 1738

Carvoran I + II (Magnis)

cohors I Hamiorum sagittariorum qu

cohors II Delmatarum qu (ND)

RIB 1792 &
RIB 1795

Birdoswald (Banna)

cohors I Thracum qu equ,
cohors Aelia Dacorum mill (ND),
numerus venatores Bannienses

RIB 1909, 1892, 1914, 1929.A-B,
1875, 1896, 1882-3, 1886,
1885, 1905,

Castlesteads (Camboglanna)

cohors IIII Gallorum qu,
cohors II Tungorum mill

RIB 1979-80 &
1981-3, 1999

Stanwix (Petrianis)

ala Augusta Gallorum Petriana mill torquata

ala Augusta Gallorum Petriana mill torquata (ND)

RIB 2411.84

Burgh-by-Sands (Aballava)

cohors I Nervana Germanorum mill equ,
cuneus Frisionum Aballavensium,
numerus Maurorum Aurelianorum Valeriani Gallienique (ND)

RIB 882-3, 2041-42

Drumburgh (Concavata)

cohors II Lingonum qu (ND)

Bowness-on-Solway (Maia)

Kastelle an
der Westküste
2. Jahrhundert n. Chr. 3. Jahrhundert n. Chr. Inschrift

Beckfoot (Bibra)

cohors II Pannoniorum qu

RIB 880

Maryport (Alauna)

cohors I Aelia Hispanorum mill,
cohors I Delmatarum qu,
cohors I Baetasiorum qu ob virtuem et fidem

cohors III Nerviorum qu &
Vex.d. legio XX Valeria Victrix

ILS 2735, RIB 823, 832, 850, 830, 837-8, 842-3 &
RIB 879.A, 854

Moresby (Gabrosentum)

cohors II Lingonium qu (ND) &
cohors II Thracum qu equ

cohors II Thracum qu equ

RIB 798, 800, 797 &
RIB 804

Ravenglass (Tunnocelum)

cohors I Aelia classica qu

cohors I Aelia classica qu

Kastelle am
Stanegate
2. Jahrhundert n. Chr. 3. Jahrhundert n. Chr. Inschrift

Corbridge I+II (Coria)

ala Augusta Gallorum Petriana
civium Romanorum torquata mill
,
Vex.d. legio II Augusta,
Vex.d. legio VI Victrix,
Vex.d. legio XX Valeria Victrix

Vex.d. legio VI Victrix pia fidelis

RIB 1172, 1147-8, 1137, 1149 &
RIB 1163

Chesterholm III (Vindolanda)

cohors I Tungorum mill,
cohors II Nerviorum civium Romanorum qu,
cohors II Pannoniorum qu ob virtutem et fidem

cohors III Gallorum qu equ

RIB 1683, 2411.143 &
RIB 1684, 1686, 1705, 1706, 1710

Carvoran I (Magnis)

cohors I Hamiorum sagittariorum qu &
cohors II Thracum qu equ

cohors II Delmatorum qu

RIB 1778 &
RIB 1795

Carlisle (Luguvalium)

ala Augusta qu ob virtutem apellata

Vex.d.legio II Augusta,
Vex.d. legio XX Valeria Victrix,
ala Gallorum Sebosiana qu

RIB 946 &
RIB 964.A, 965.B
Kastelle in den
Central Lowlands
2. Jahrhundert n. Chr. 3. Jahrhundert n. Chr. Inschrift

Risingham (Habitancum)

cohors III Gallorum qu equ

cohors I Vangonium mill equ,
numerus Raeti gaesati,
exploratores Habitancences

RIB 1227, 1249 &
RIB 1234, 1235

High Rochester (Bremenium)

cohors I Lingonum qu equ,
cohors III Gallorum qu equ,
cohors II Nerviorum civium Romanorum qu

cohors I fida Vangonium mill equ civium Romanorum, &
numerus exploratorum Bremeniensium

RIB 1276, Britannia 1983, 337.12 &
RIB 1279, 1272, 1281, 1262

Bewcastle (Fanum Cocidii)

cohors I Aelia Dacorum mill

RIB 991

Netherby (Castra Exploratorum)

cohors I Nervana Germanorum mill equ,
cohors I Aelia Hispanorum mill equ

cohors I Aelia Hispanorum mill equ

RIB 966, 968 &
RIB 976-7, 980, 978-9

Birrens (Blatobulgium)

cohors I Nervana Germanorum mill equ,
cohors II Tungrorum mill equ coram laudata

aufgegeben

RIB 2093, 2097, 2116.B, 2092, 2094,
2100, 2104, 2107-10

Die Meilenkastelle zwischen Wallsend und Carlisle

Die Nummerierung der Meilenkastelle beginnt im Osten mit der Nr. 0 (Wallsend) und endet bei Nr. 80 im Westen der Wallzone. Die Meilenkastelle an der Westküste Cumbrias beginnen bei Nr.1 (Bowness on Solway) und enden bei Nr. 26 (Flimby). Dieses Ordnungssystem wurde 1930 von J. Collingwood Bruce initiiert (1 - 80), Peter Hill hingegen beginnt seine Nummerierung bei 0.[29]

MK = Meilenkastell WT = Wachturm
ON![A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand Abbildung
0 Castle Wallsend Oberirdisch nicht sichtbar, Position nicht bekannt. Peter Hill glaubt, dass dieses MK naturgemäß in der Nähe des Kastell Segedunum zu suchen ist. Bisher konnten aber keine archäologischen Beweise für diese Annahme beigebracht werden, da auch der genaue Verlauf des Hadrianswalles bei Wallsend unklar ist. Es ist auch möglich, dass hier nie ein MK existiert hat.
1 Castle Stott's Pow Oberirdisch nicht sichtbar. Das MK stand am Ufer des (heute verschwundenen) Baches Stott's Pow, im heutigen Freizeitpark Miller's Dene. 1732 von John Horsley lokalisiert.[30] 1848 untersucht J. Collingwood Bruce das MK: „Am höchsten Punkt einer Erhebung, etwa 80 Yards vom Bach (Stott's Pow) entfernt steht das erste Meilenkastell. Sein Boden wird als Ackerfläche genutzt und ist überall mit kleinen Steinen übersät.“ 1852-54 erkundet Henry MacLauchlan das MK und ordnet es dem Typ I zu. 1928 untersucht Grace Simpson dass Areal, findet hier aber nur mehr römerzeitlichen Bauschutt vor, wahrscheinlich wurde ein Großteil des Mauerwerkes im Laufe der Zeit abgeschwemmt. 1947 konnte sie ein kleines Stück des Wallgrabens nachweisen. Simpson ermittelte auch die Entfernung des MK vom Osttor des Kastell Segedunum, sie betrug 1.339 m. Die Entfernung zum nächstgelegenen MK 2 belief sich auf 1.329 m. 1975 führten Mitglieder des English Heritage eine Feldbegehung durch und stellten fest, dass Wallgraben und MK komplett verschwunden waren.
2 Castle Walker Oberirdisch nicht sichtbar da das Areal heute überbaut ist. Das MK lag wahrscheinlich nahe der Kreuzung der A187 mit der Fossway und Tunstall Avenue. 1732 wurde es von John Horsley lokalisiert und seine Überreste von ihm untersucht, 1848 berichtete J. Collingwood Bruce, das auf dem Areal ein Ziegelofen stand, 1852-54 ordnet Henry MacLauchlan das MK als Typ I ein. Auf dem landwirtschaftlich genutzten Kastellareal waren zu dieser Zeit noch schwach die Spuren der Befestigungen erkennbar. 1928 berichtet Grace Simpson, dass der Ziegelofen mittlerweile verschwunden ist und findet nur noch antiken Bauschutt vor. Simpson ermittelte auch die Entfernung zu MK 1, sie betrug 1.339 m. Die Entfernung zum nächstgelegenen MK 3 belief sich ebenfalls auf 1.329 m.
3 Castle Ouseburn Oberirdisch nicht sichtbar da es vollkommen abgetragen wurde, Lage: an der Kreuzung der heutigen A187 mit Byker Bridge und Stephen Street. Keine Hinweise zur Ermittlung des Bautypes für MK 3 mehr vorhanden. 1732 von John Horsley lokalisiert, 1776 wurde das Areal von William Stukeley aufgesucht, der eine Skizze der Befestigung für sein Werk Iter Boreale anfertigte. 1789 sucht John Brand die Fundstelle auf und bemerkt, dass mittlerweile das meiste Baumaterial für die Errichtung eines benachbarten Hauses abgetragen worden war, 1848 berichtet J. Collingwood Bruce von einem - nahe beim MK 3 aufgefundenen - stark verwitterten römischen Weihealtar (Reg.Nr.: NZ 26 SE 227) der von Julius Maximus gestiftet worden war. Bei einer Begehung des Areals konnte er keine Spuren des MK mehr feststellen. 1858 untersucht Henry MacLauchlan die Fundstelle, fand aber ebenfalls keine Überreste mehr vor. 1928 ermittelt F.G. Simpson die Entfernung von MK 2 mit 1.330 m. 1979 werden im Zuge des Baues der Newcastle Metro Suchgräben angelegt, Ergebnis negativ.
4 Castle Westgate Road Seine Überreste liegen beim Newcastle Arts Centre an der Westgate Road. In den Jahren 1929 bis 1930 fand man bei den Untersuchungen des Geländes entlang des Walles in Richtung MK 3 hauptsächlich römische Keramik. 1985 legte man die SW-Ecke des MK frei, danach folgten weitere Ausgrabungen. Es dürfte dem Typ III oder IV angehören. Das MK war 14,9 m breit und wahrscheinlich bis zu 18 m lang. Der freigelegte Südwall war 2,7 m breit und mit Lehmmörtel verbunden. Die Fundamente am Ost- und Südwall bestanden aus Steinplatten und waren 2,9 m breit. Vermutlich wurde das Südtor noch in der Antike wieder zugemauert.
5 Castle Quarry House Oberirdisch nicht sichtbar da keine Überreste mehr vorhanden sind. Lag im Bereich der Kreuzung der A186 mit der B1311 (Corporation Street). Nur wenig untersucht, Bautyp unbekannt.

1732 von John Horsley erstmals lokalisiert, der seine Überreste hinter einen Abbruchhaus fand. 1858 bestätigte Henry MacLauchlan Horsleys Positionsangaben an einer Biegung des Hadrianswalles am Ende der Westgate Road. 1968 untersuchten Mitarbeiter des English Heritage das Gelände konnten dabei aber keinerlei Spuren des MK mehr feststellen da es zu diesem Zeitpunkt bereits komplett überbaut war.

6 Castle Benwell Grove Oberirdisch nicht sichtbar, die genaue Position des MK ist unbekannt. 1966 vermutete John Collingwood Bruce, dass die Überreste von MK 6 direkt unter der Benwell Grove Road in Newcastle liegen. Der Hadrianswall verläuft in diesem Bereich direkt unter der A186. Das in Frage kommende Areal ist heute komplett überbaut.
7 Castle Benwell Bank (Benwell Hill) Oberirdisch nicht sichtbar, da die Überreste des MK heute unter einer Wohnhausanlage liegen. Bautyp unbekannt. Nur wenig untersucht, römische Funde fand man nur im Bereich des benachbarten (und heute konservierten) WT 7B. 1928 fand auf einem kleinen Hügel eine Untersuchung statt, Spuren des MK konnten dabei aber nicht entdeckt werden. Nur drei Steine mit Stempeln der Legio II Augusta aus dem späten 2. Jahrhundert konnten geborgen werden die vermutlich für Reparaturarbeiten am Wall verwendet worden waren.[31]
8 Castle West Denton Oberirdisch nicht sichtbar, das Areal des MK 8 liegt im Stadtteil West Denton, Newcastle upon Tyne, unter der Fahrbahn der A69. Bautyp unbekannt. Sein Gelände und das seiner benachbarten WT wurden in den 1920er Jahren ergraben. Dabei wurde festgestellt, dass das MK durch Steinraub komplett abgetragen worden war. 1930 ermittelte Madeleine Hope Dodds die Distanz zum nächstgelegenen MK 9, sie betrug 1.465 m. An Funden kam zwischen 1969 und 1980 vor allem noch antike Keramikscherben und einige steinerne Figurenköpfe keltischer Provinenz zum Vorschein, die vermutlich zu einem örtlichen Heiligtum gehört hatten oder von einer Auxiliareinheit vom Kontinent hierhergebracht worden waren.[32]
9 Castle Chapel-House Der Standort des MK ist noch als leichte Erhebung im Gelände erkennbar. Es liegt im Stadtteil West Denton (Newcastle upon Tyne), 270 m von der Chapel-House-Farm entfernt. Der nördliche Teil des Kastellareals wird von der A69 durchschnitten. Das MK zählte zum Bautyp II.[33] Die Wehrmauer des MK umfasste ein Areal von ca. 14.88 m x 18 m und war an ihren Ecken abgerundet. Die Langseite war 2,7 m dick, die Durchfahrt der Tore a. 2,7 m breit. Die Seitenmauern bestanden aus einem Kern lehmgebundener Bruchsteine und einer Verschalung aus vermörtelten Quadersteinen, ab der siebenden Steinreihe waren auf einigen der Blöcke römische Zahlen zu erkennen (fünf mit VIII, einer mit VIIII und einer mit IX). Es ist möglich, dass sie in den Steinbrüchen eingemeißelt wurden.[34] Der Kasernenblock war relativ klein. Die Besatzung bestand in der Frühzeit vermutlich nur aus 8 Mann, wesentlich niedriger als bei anderen MK. Die in Steinbauweise ausgeführten Kasernen wurden im 3. Jahrhundert auf Räume für etwa 32 Mann erweitert. Im Westen wurde zur gleichen Zeit zwei Gebäude unbekannter Funktion errichtet. 1951 wurde das Nordtor (Typ IV) aufgedeckt.

1840 berichtet der Priester John Hodgson, dass um 1790 beim Chapel House massive Fundamente zum Vorschein kamen (“...on the site called Chapel"), 1858 berichtet Henry MacLauchlan dass Chapel House mittlerweile zerstört ist.[35] 1929 konnten die Überreste des Nord- und des Südwalles entdeckt und die Ausmaße des MK und des Südtores bestimmt werden.[36] Im westlichen Teil des Areals wurde ein Pfostenloch beobachtet, vielleicht ein Hinweis auf eine frühere Holzkonstruktion. Auch die am MK vorbeiführende von Ost nach West verlaufende, 9,8 m breite Militärstraße und der Torweg konnten aufgedeckt werden. 1966 war ein Teil des MK dem Straßenbau zum Opfer gefallen, nur der Südteil war noch erhalten. Militärstraße und Torweg waren ebenfalls zerstört. In den späten 1990er Jahren waren die Reste des MK durch die Landwirtschaft erheblich gefährdet und das Areal musste durch English Heritage unter Schutz gestellt werden. 2000 wurden in der SO-Ecke wieder Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass das MK über einem älteren Vorgängerbau errichtet worden war. Östlich des MK konnte auch ein Graben beobachtet werden, ob er zum MK gehörte ist unklar. Wenn dem so ist, wäre MK 9 eines von fünf Exemplaren am Wall, das nachweislich von einem Graben umgeben war.

Die an diesen Platz gefundenen Keramiken decken das gesamte Zeitspektrum des Walles ab. Zwei hier geborgene Münzen wurden in der Regierungszeit von Tetricus I. und Valentinian I. geprägt, MK 9 ist somit eines der 10 Kastellbauten am Wall die auch noch Fundmaterial aus dem 4. Jahrhundert enthielten. Ein weiterer bemerkenswerter Fund wurde in einem antiken Grab außerhalb des Südwalles gemacht. Es enthielt das Skelett eines 17jährigen Individums (der Schädel fehlte), eines erwachsenen Mannes und einer etwa 20jährigen Frau.

Befunde des MK 9
10 Castle Walbottle Dene Seine Überreste befinden sich nahe der Ortschaft Throckley, County Tyne and Wear. Das MK wurde im Laufe der Zeit durch landwirtschaftliche Aktivitäten fast vollkommen zerstört. Der Großteil des MK liegt heute unter einer Straße, ein Teil des Nordwalles ist im Garten des Dene House zu sehen. Der südliche Teil des MK ist noch als ca. 0,4 m hohe Erhebung auf einem Acker zu erkennen, auch ein Rest seines Wehrgrabens ist noch sichtbar. Das MK zählt zum Bautyp IV.[37][38] Der Hadrianswall ändert hier seine Richtung um 20 Grad bevor er das Dene Valley durchquert und auf den Great Hill bei Heddon-on-the-Wall ansteigt.[39] Die Umwehrung umfasste eine Fläche von 23,83 m (N-S) x 20 m (W-O). Die Mauern waren rund 3 m breit. Die Fundamente des 11 m breiten Nordtores blieben im Garten des Dene House erhalten. Sie bestehen aus 12 Steinplattenschichten, vom aufgehenden Mauerwerk sind noch drei Steinblöcke erhalten. Zwei der Blöcke weisen Löcher für eine Torangel und einer ein sogenanntes „Lewis Hole“ auf, das zur Anhebung und Positionierung des Steines während der Bauarbeiten diente.

Bei den Grabungen konnte vor allem seine Umwehrung lokalisiert werden. 1864 wurden das Nord- und das Südtor ausgegraben, vom aufgehenden Mauerwerk des Nordtores waren noch zwei Steinreihen erhalten. Weiters konnte ein Fragment einer Inschrift geborgen werden (C[ENTVRIA] CAR[…]), der Inschriftenstein befindet sich heute im Black Gate Museum in Newcastle. 1928 wurde der Ostteil des MK das North of England Excavation Committee untersucht, Reste von Innenbauten konnten dabei nicht festgestellt werden. 1966 führten Mitarbeiter der English Heritage eine Feldbegehung durch, 1979 untersuchte die English Heritage einen 6,4 m langen Abschnitt der Fundamente des Nordwalles, 1988 untersucht und vermaß die Royal Commission of the Historical Monuments of England das Mauerwerk. 1999 legte P. Duffy vom Central Archaeological Services zwei Suchgräben an um den Erhaltungszustand des MK festzustellen. Der Ost- und Westwall wurden dabei aber nicht freigelegt, allerdings fand man an der Westseite eine Steinplatte und in der SO-Ecke einen Ofen.[40] 2000 untersuchte die English Heritage den Wallgraben nahe dem MK.

11 Castle Throckley Bank Top Oberirdisch nicht sichtbar, sein Standort wird im Zentrum der Ortschaft Throckley Bank Top, unter oder in der Nähe des Working Men's Club, vermutet. Über den Bautyp des MK ist nichts bekannt. Zwischen 1858 und 2000 wurde zwar wiederholt versucht die Überreste des MK aufzudecken, diese Untersuchungen verliefen jedoch ergebnislos. 1879 konnte etwas weiter nördlich ein Hortfund, bestehend aus 5000 römischen Silbermünzen (244 bis 275 n.Chr.), geborgen werden.[41]
Standort MK 11, Working Man’s Club
12 Castle Heddon-on-the-Wall Oberirdisch nicht sichtbar, die Überreste des MK liegen unter einem Bauernhof, direkt gegenüber dem Wohnhaus.[42] Nur wenig untersucht, der Bautyp des MK ist unbekannt.[43] Um 1746 wurden beim Straßenbau zwei Inschriften aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts gefunden, die über Renovierungsarbeiten der Legio VI Victrix am Hadrianswall berichten (LEG VI V P F REF TER ET SAC COS, Tertullus und Sacerdos waren die Konsuln des Jahres 158 n.Chr.) 1752 wurde ein großer Münzhortfund in einem hölzernen Behälter geborgen, 1820 wurde ein weiterer, kleinerer, Hortfund entdeckt. Sie enthielten Münzen die zwischen der Regierungszeit des Maximian (286 – 305 n.Chr.) und Arcadius (383 – 408 n.Chr.) geprägt wurden. 1926 wurde angeblich das Nordtor lokalisiert, 1928-1929 wieder neue, allerdings erfolglose Untersuchungen. 1966 und 1989 untersucht English Heritage das Areal kann aber keine Spuren des MK entdecken.
Der Hadrianswall bei Heddon-on-the-Wall östlich des MK 12
13 Castle Rudchester Burn Die Reste des MK sind noch als leichte Erhebung südlich der Straße B6318 zu erkennen, bauhistorisch zählt es zum Typ I. Wahrscheinlich wurde es von der Legio II Augusta errichtet.[44] Seine Abmessungen betragen 15.24 m x 17.91 m die Seitenwälle waren 2.34 m breit.[45] Die Schwelle des Nordtores war 23 cm breit, möglicherweise verkleinert man später die Durchfahrt. 1776 wurde in der Nähe ein Topf mit 516 römischen Gold- und Silbermünzen geborgen, die Schlussmünze wurde 168 n.Chr. geprägt. 1930 werden der Bautyp des Tors und die Ausmaße des MK festgestellt.[46]1955 führt die English Heritage eine Feldbegehung durch. Hierbei wurde festgestellt, dass das die Reste des MK noch schwach erkennbar waren. 1989 wird das MK von English Heritage neu vermessen. Die Mauerreste waren noch 0,2 m bis 0,4 m hoch erhalten, im Osten fällt das Gelände um 4 m ab. Die Kastellplattform maß annähernd 20 m an der Ost-West-Seite und rund 13 m an der Nord-Süd-Seite.
14 Castle March Burn Seine Überreste liegen auf einer ca. 0,4 m hohen Erhebung, südlich der Straße B6318 und ca 1 km westlich der Anschlußstraße zur Rudchester-Farm.[47] Das MK zählte zum Typ I. Die Bauart des Nordtores ist unbekannt, es ähnelte vermutlich dem Tor von MK 37 und wurde später zugemauert. Die Befestigung war relativ groß, seine Längsachse war 18.29 m lang. An der Westseite konnte eine 5,11 m breite Kaserne beobachtet werden. 1930 wurde der Standort des MK durch einen Landschaftsfotografen erkannt. 1946 ermittelt Stevens die Ausmaße der Befestigung und untersuchte das Nordtor, vom Südtor konnten keine Überreste gefunden werden. 1966 und 1989 untersuchte English Heritage das Areal, es konnten daraus aber keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden.
15 Castle Whitchester Oberirdisch nicht sichtbar, nur wenig untersucht, Ausgrabungen wurden keine durchgeführt. Das MK lag auf einer leicht abschüssigen Terrasse südlich der B6318, ca. 3 km westlich der Kreuzung mit der A69.[48] Es zählte zum Typ II, die Machart der Tore ist unbekannt. Befestigungen dieser Bauart wurden am Hadrianswall entweder von der Legio VI Victrix oder der Legio XX Valeria Victrix errichtet.[49]1958 wurde die Umrisse des MK auf einem Luftbild der RAF erkannt, 1966 gelang es English Heritage bei einer Feldbegehung den Bautyp des MK ermitteln. 1989 vermisst English Heritage den Standort des MK, die Terrasse ist ca. 1 m hoch, im Westen, Osten und Süden war sie von einem Graben umgeben.
16 Castle Harlow Hill Oberirdisch nicht sichtbar, nur wenig untersucht. Das MK liegt im County Northumberland, südlich der B6318. Es stand vermutlich auf einer Terrasse (Länge der Nord-Süd-Achse ca. 23 m) am Kamm des Harlow Hill von wo aus die Besatzung eine gute Sicht auf das Umland hatte. Über Baudetails oder -typ ist nichts bekannt. Der Hadrianswall wurde an diesem Abschnitt durch den Bau der B6318 fast vollständig abgetragen.[50] 1732 untersucht John Horsley erstmals die Fundamente des MK, bei Ausgrabungen in den 1920er Jahren können keine Überreste entdeckt werden, 1930 wird versucht die genaue Position des MK festzustellen, in den 1950er Jahren führen die beiden Archäologen Hepple und Richmond am Areal noch einmal Grabungen durch.
17 Castle Welton/Whittle Dene Das MK vom Bautyp I ist noch als leichte, 14.93 m x 17.68 m messende Erhebung im Gelände zu erkennen. Es liegt nahe der Ortschaft Welton, County Northumberland, rund 200 m von den Whittle Dene Reservoirs entfernt. Seine Ost-Westseite war 16 m, die Nord-Südseite 15 m lang, die Seitenwälle hatten eine Breite von 2,41 m. Die Ausgrabungen brachten zahlreiche Funde zutage die eine nachrömische Nutzung bewiesen. Die benachbarten Wachtürme liegen direkt an der B3618. Landwirtschaftliche Tätigkeit hat die Überreste des MK fast zum Verschwinden gebracht. Nur an der Ostseite sind heute noch einige verstreute Bausteine der Umwehrung zu sehen.

174 m westlich des MK ändert sich die Bauart des Hadrianswalles. Vermutlich begann hier der Bauabschnitt einer anderen Legion. 1931 stellte man hier fest, dass sich östlich des MK die Breite der Wallfundamente änderte, westlich der Befestigung wurden etwas kleinere Bausteine für die Mauer verwendet. Weiters hatten die östlich gelegenen Wachtürme bis WT 12A die Eingänge im Osten und dickere Wände, bei den westlichen bis WT 21A hingegen lagen sie im Westen und die Wände waren schmäler. Ein nahe des MK entdecker (heute verschollener) Meilenstein stammte aus dem Jahr 213 n.Chr. und nennt in seiner Inschrift den Statthalter Gaius Julius Marcus. Sein Name ist für Britannien nur von diesem Exemplar bekannt, da er unter Kaiser Caracalla in Ungnade fiel und sein Name aus den Inschriften eradiert wurde.[51] Der Historiker Guy de la Bédoyère nimmt an, dass Marcus arretiert, des Hochverrats angeklagt und danach hingerichtet wurde.

1732 wurde das MK von John Horseley lokalisiert, 1931 wurde der nördliche Teil des MK vom Archäologen Hepple untersucht und sein Bautyp festgestellt. Teilweise wurden dabei auch die Überreste (0,8 m hoch, 3,3 m breit) der Nordmauer freigelegt. Im gleichen Jahr erforschten Birley, Brewis und Simpson den schmäleren Abschnitt des Hadrianswalles und vermessen den Umfang des MK. Das Nordtor war noch gut erhalten, ein Stück der Auskleidung der Torangel wurde geborgen und nach Newcastle in das Black Gate Museum gebracht. Am 14 Juli 1997 wird das Areal des MK unter Schutz gestellt. Das Centre for Archaeology führt 1999 im gleichen Jahr eine Untersuchung des MK durch. Dabei werden zwei Suchgräben ausgehoben von denen einer die westliche Umwehrung kreuzt. Es wurde festgestellt, dass das Areal unter einer dicken Schwemmsandschicht begraben war. Außerhalb der Wälle wurde eine römerzeitliche Sickergrube entdeckt. Im inneren des MK stieß man hauptsächlich auf poströmische Mauerreste und Funde, wahrscheinlich wurde es nach Abzug der Besatzung als Viehpferch genutzt. Die Mauern stammten wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert, da sie in früheren Berichten nicht erwähnt werden. [52]

Der Hadrianswall nahe dem MK 17, Whittle Dene Reservoirs
18 Castle East Wallhouse Wenig untersucht. Das MK liegt in der Nähe einer Farm, Untersuchungen westlich der Befestigung brachten die Reste einer Straße zu Tage, die zum Südtor führte.[53]
19 Keine Daten.
20 Castle Halton Shields Nicht untersucht, das MK wird unter den Gärten von drei Häusern im Osten des Weilers Halton Shields (Northumberland) vermutet.[54]
Standort des MK 20 in Halton Shields
21 Castle Down Hill Das MK wurde durch Bodenradarmessungen nachgewiesen, sichtbare Überreste sind durch die Verwendung des Baumaterials zur Pflasterung einer Straße und den nahegelegenen Steinbruch keine mehr vorhanden. Sein Areal liegt teilweise unter einer Weide und einer Straße. Der Bautyp ist nicht bekannt. 1966 und 1989 nimmt die English Heritage Feldbegehungen vor, Überreste können dabei aber keine entdeckt werden.
Der aufgelassene Steinbruch beim Standort des MK 21
22 Castle Portgate Das MK liegt auf einer flachen, mit Torf bedeckten Terrasse, 200 m westlich des Portgate Kreisverkehrs, die Verbindung zwischen der A68 und der B6318. Die Terrasse ist an der Ostseite ca. 5 m hoch. Das Kastell wurde zwischen 1966 und 1992 mehrmals untersucht. Vermutlich zählte es zu den MK des Bautyp III die von der Legio VI Victrix aus Eboracum erbaut wurden.[55] Die Querachse des MK misst 16.76 m, die Maße der Längsachse konnte nicht ermittelt werden. Das MK entstand gleichzeitig mit der verkleinerten Version des Hadrianswalls. Der Wall war im Bereich des MK 3,05 m breit.[56] Einige Zeit nach seiner Fertigstellung wurde das Nordtor mit einer 1 m dicken Mauer verschlossen. Dies stand vermutlich mit Einrichtung des nahegelegenen Portgate als einzigen Grenzübergang an diesem Wallabschnitt im Zusammenhang (siehe dazu auch Abschnitt "Kastelle, Sicherungsanlagen und Verteidigungsstrategie"). 1930 wurde der Querschnitt des MK sowie die Breite seiner Seitenmauern ermittelt (2,4 m), der Nordwall maß 2,7 m. Das aufgehende Mauerwerk des Südwalles war teilweise noch fünf Steinreihen hoch.
Areal des MK 22 in der Nähe von Halton
23 Castle Stanley Das MK ist noch als ca. 1 m hohe Geländeerhebung auf einer Weide südlich der B6318, rund 1,5 km westlich der Kreuzung mit der A68, erkennbar. Es wurde durch landwirtschaftliche Tätigkeit fast vollständig abgetragen. Als oberflächliche Spuren haben sich nur Reste eines umlaufenden Grabens im Süden und Osten erhalten. Es zählte vermutlich zum Bautyp III oder IV (Langachse).[57] Seine Querachse mißt 15,24 m und hat relativ breite Ost- und Westmauern, auch der Hadrianswall wird an dieser Stelle wieder breiter). Die Dimensionen der MK-Südmauer sind unbekannt.[58] Der Graben des Hadrianswall weist in diesem Abschnitt ein etwas vom üblichen Standard abweichendes Sohlenprofil auf. Zusätzlich findet sich hier eine 8 m breite Unterbrechung, vermutlich die Überreste eines – später entfernten – Dammweges. 1930 lokalisierte T. Hepple das MK und identifizierte seinen Bautyp. 1952 werden der Graben und der Dammweg untersucht. 1966 und 1989 führte English Heritage zwei Geländebegehungen durch.
Areal des MK 23
24 Castle Wall Fell Seine Überreste sind noch als kleine Geländerhebungen erkennbar. Es liegt südlich der B6318, rund 3 km westlich der Kreuzung mit der A68. Bautechnisch gehört es wahrscheinlich zum Langachsentyp, die Konstruktionsart des Nordtores ist nicht bekannt.[59] Die Querachse des MK maß 15,24 m und hatte relativ breite Seitewälle. Der Hadrianswall an diesem Punkt ist hier ebenfalls wieder breiter ausgeführt. Veränderungen im Pflanzenbewuchs am Grabenabschnitt des Südtores lassen hier einen Grabenübergang (Dammweg) vermuten der später offensichtlich entfernt wurde. Das MK wurde 1879 von James Irwin Coates erstmals untersucht und beschrieben.[60]1930 konnte der exakte Standort und einige Konstruktionsdetails ermittelt werden. 1966 untersuchte English Heritage das Areal. Dabei konnte seine Position neuerlich bestätigt werden. Die Umwehrung war noch als 0,5 m hohe Erhebung erkennbar, im NO waren Spuren von Mauerwerk nachweisbar. 1989 stellte English Heritage bei einer weiteren Feldbegehung Anzeichen einer Raubgrabung fest.
Die Überreste des MK 24
25 Castle Codlaw Hill Das MK liegt etwa 3 km von der Ortschaft Low Brunton ( Northumberland) südlich der B6318, 5 km westlich der Kreuzung mit der A68, entfernt. Seine Übereste sind noch als ca. 1 m hohe, mit Gras bewachsene Erhebung im Gelände auszumachen. Es zählt zum Langachsentyp und wurde deswegen vermutlich von der legio VI Victrix erbaut.[61] Das MK wurde 1930 erstmals lokalisiert und anschließend von T. Hepple untersucht. 1946 fertigte die Royal Air Force Luftaufnahmen des Kastellareals an. 1966 führte die English Heritage eine Feldbegehung durch bei der aber keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Die Querachse der Befestigung mißt 15,24 m, die West- und Ostwälle sind relativ breit konstruiert, gleich wie der Hadrianswall an diesem Abschnitt. Nordtor und Nordwall liegen heute unter der Straße.[62]. Im Süden konnten Spuren des rückwärtigen Wehrgrabens nachgewiesen werden, von der hinter dem Grenzwall verlaufenden römischen Militärstraße konnten bislang keine Reste entdeckt werden. Wahrscheinlich sicherte das MK hier einen Grenzübergang.
Standort des MK 25 bei Low Brunton
26 Keine Daten.
27 Wenig untersucht, keine Reste des MK oder des Walles oberirdisch sichtbar. Der Standort des MK liegt westlich der Ortschaft Low Brunton, auf einer Viehweide nahe der - heute aufgelassenen - Bahnstrecke der Border Counties Railway und der römischen Brücke beim Kastell Chesters.
Areal um das MK 27
28 Keine Daten.
29 Keine Daten.
30 Keine Daten.
31 Keine Daten.
32 Keine Daten.
33 Keine Daten.
34 Keine Daten.
35 Keine Daten.
36 Keine Daten.
37 Keine Daten.

Literatur

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  • Tony Wilmott: The Hadrian's Wall Milecastle, Project:1999-2000, English Heritage 2010.
  • W. P. Hedley: A Record of Milecastle 18 (East Wallhouses) in 1687, Proceedings of the Society of Antiquaries of Newcastle upon Tyne 1947.
  • Grace Simpson: Excavations on Hadrian's Wall between Heddon-on-the-Wall and North Tyne in 1930, The Society of Antiquaries of Newcastle upon Tyne, 1931, S. 308, 317–319.

Elektronische Medien

  • Historic Scotland, English Heritage, The Countryside Agency, University of Glasgow: DVD Roms nördliche Grenzen, Hadrianswall/Antoninuswall. Deutsch und Englisch, Theiss, LZ 45 min, ISBN 3-8062-2055-7.

Weblinks

 Commons: Hadrianswall – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. = Ordnungsnummer, Nummerierung der MK in dieser Tabelle gemäß der Publikation von Peter Hill: Archaeologia Aeliana: or miscellaneous tracts relating to antiquity (5th Series - Vol. 29 - 2001) Society of Antiquaries of Newcastle upon Tyne 2001, Aufzählung erfolgt von Ost nach West.

Einzelnachweise

  1. Margot Klee: 2006, S. 14.
  2. Historia Augusta, Hadriansvita 11, 2. Diese Notiz in der spätantiken Sammlung von Kaiserbiographien stellt den einzigen erhaltenen Verweis auf die Errichtung des Walles in der literarischen Überlieferung dar.
  3. Cassius Dio 72, 8, 1-2
  4. Roman Inscriptions of Britain 1909
  5. Doel, Doel, Lloyd: 2000, S. 16.
  6. Ammianus Marcellinus 27, 8, 1-6
  7. Roman Inscriptions of Britain 721
  8. De excidio 18.1
  9. Doel, Doel, Lloyd: 2000, S. 16–31
  10. Prok. Hist. 8,20,42; vgl. H. Börm, Prokop und die Perser, Stuttgart 2007, S. 217f.
  11. Gisela Graichen, 2009, S. 40.
  12. a b G. Graichen, 2009, S. 51.
  13. Margot Klee: 2006, S. 11.
  14. David J. Breeze: Hadrian's Wall. London 2003.
  15. Margot Klee: 2006, S. 15.
  16. Margot Klee: 2006, S. 16–17
  17. Margot Klee: 2006, S. 20.
  18. Roman Inscriptions of Britain 1932
  19. Roman Inscriptions of Britain 2014
  20. Gisela Graichen: 2009, S. 49.
  21. Eric Birley: Research on Hadrian’s Wall, Titus Wilson & Son, Kendal 1961
  22. Margot Klee: 2006, S. 15–16
  23. Stephen Johnson: 2004, S. 31–32
  24. Margot Klee: 2006, S. 16.
  25. Margot Klee: 2006, S. 18–19
  26. G. Graichen, 2009, S. 50.
  27. Notitia Occ. XL
  28. Notitia: Item per lineam valli
  29. Peter Hill: 2001
  30. Frank Graham: 1974
  31. David Breeze: 2006, S. 158.
  32. David Breeze: 2006, S. 162.
  33. David Breeze: 1976, S. 14–15
  34. David Breeze: 2006, S. 162–164
  35. Henry MacLauchlan: S. 14.
  36. Eric Birley: 1930, S. 152–174
  37. Charles Daniels: 1979, S. 362.
  38. David J. Breeze, Brian Dobson: 1976, S. 14–15
  39. David J. Breeze, Brian Dobson: 1976, S. 164.
  40. Britannia 2000, S. 389.
  41. David J. Breeze: 2006, S. 165.
  42. Madeleine Hope-Dodds: 1930, S. 537.
  43. David J. Breeze: 2006, S. 166–167
  44. David J Breeze/ Brian Dobson: 1976, S. 14–15
  45. David J.Breeze: 2006, S. 167–172
  46. F.G.Simpson: 1931, S. 305–327
  47. David J. Breeze: 2006, S. 172–173
  48. David J. Breeze: 2006, S. 173.
  49. David J. Breeze/ Brian Dobson, 1976, S. 14–15.
  50. David J. Breeze/Brian Dobson: 1976, S. 173.
  51. Guy de la Bédoyère: People of Roman Britain, 2010
  52. CfA Reports from 1999, Centre for Archaeology, 2010 und Tony Wilmott: 2010
  53. W. P. Hedley: 1947, S. 50-63.
  54. John Collingwood Bruce: Handbook to the Roman Wall" (14.Ausgabe)
  55. David J. Breeze, Brian Dobson: 1976, S. 14-15
  56. David J. Breeze: 2006, S. 184-185
  57. David J Breeze und Brian Dobson: 1976, S 14-15
  58. David J Breeze: 2006, S.185–186
  59. David J. Breeze/Brian Dobson: 1976, S.14–15
  60. Tony Wilmott: 2009, S. 16
  61. David J Breeze/ Brian Dobson: 1976, S. 15
  62. F.G. Simpson: 1931, S. 317–319

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